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#211867 19/05/07 10:02 PM
Joined: Nov 2003
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Stone Offline OP
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Stone lässt sich von den Männer hochhelfen, dankbar nickt er der Elfe zu.
"Danke Big Claw, alleine wäre ich hier wohl nicht mehr weggekommen." Dann wendet er sich an ein paar der Männer, "Dies dort ist Schwarzbart. Nehmt ihn mit, dann werden die Bürger Rechems sehen das sie von nun an nicht mehr um ihre Männer fürchten müssen die zur See hinaus fahren. Und die Piraten sollen sehen das sie alle ihre gerechte Strafe erhalten." Eifrig kommen die Männer Stone anweisung nach, dabei erzählen sie sich die ersten Varianten wie dieser junge Krieger den Schrecken des Meeres vernichtend geschlagen hat.
Stone lächelt, wenn sie die Wahrheit wüßten? Vermutlich würden sie ihren Enkeln doch eine andere version erzählen, niemand würde berichten wollen wie er den von Erbrochenem gerichteten Schrecken der Meere in ein kleines Boot gehievt hatte.

Die Flammen schlagen immer höher, so verlässt die Gruppe eiligst das Schiff und legt ab.
Vereinzelt hört man noch das geräusch von Menschen welche auf dem Wasser aufschlagen, Stone schaudert wenn er an die Temperatur des Wassers denkt. Aber vielleicht ist dies für die Piraten ein gnädigerer Tod als der welcher sie in Rechem erwarten würde. Zumindest gnädiger als der welche die Piraten heimsucht welche nicht schwimmen können und die sich nicht trauen über Bord zu springen.
Lange noch hallen die Schreie aus dem brennendem Schiff über das Meer.


Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile(Aristoteles)
Aber wenn man das einzelne nicht mehr beachtet, hat das ganze keinen Sinn mehr (Stone)
#211868 21/05/07 10:58 AM
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Mitten in Glances Überlegungen birst plötzlich die Tür eines der Häuser seitlich von ihm auf, etwa ein halbes Dutzend Gestalten brechen hervor und rennen zielstrebig auf das Wasser zu. Glance erkennt Big Claws schlanke Gestalt, die, den Kämpfenden geschickt ausweichend oder sie abwehrend, die Truppe zu führen scheint.
Doch sein Ruf verhallt ungehört in dem allgemeinen Getümmel.

Das Artefakt in Glances Hand vibriert, es hat schon Blut geschmeckt am heutigen Tag - oder 'gekostet' im doppelten Sinn des Wortes, fährt es Glance durch den Kopf - aber Glance beherrscht sich, er fühlt, dass er dem Drängen des Artefakts nicht nachgeben sollte, sei es auch nur, weil er nicht fremdbestimmt sein mag.

Es ist nur eine leichte Irritation der Kämpfenden, die das Durchqueren des Kampfgetümmel durch Big Claws Truppe verursacht - und doch ist es eine Ablenkung, die die Aufmerksamkeit weg von der Häuserzeile lenkt, vor der Glance mit seinen Leuten steht. Es ist eine Chance...



In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211869 05/06/07 01:38 PM
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Alrik ist inmitten einiger Kämpfe stecken geblieben. Sein Versuch, zusammen mit diesem Oskar, dem Wächter, und dem Hühnen, der der Meister der Bogenbauer-Gilde ist, zu Big Claw vorzudringen, wurde jäh von einem weiteren Kontingent aggressiv angreifender Piraten gestoppt. Diese versuchen nämlich, sich in die Seitengassen zu verteilen, wahrscheinlich, weil sie so glauben, besser flüchten zu können, denkt sich Alrik. Einige davon haben Seelöwen auf ihre Kleidung gestickt, andere wiederum tätowiert. Ein paar dieser Piraten sind gänzlich ohne Auszeichnung. Der Meister der Bogenbauer-Gilde folgt einem Piraten in eine Seitengasse, wo er sich mit ihm einen scheppernden und klirrenden Zweikampf liefert. Anschließend befreit er ein Haus von einem weiteren Piraten, der dort zu plündern versucht.

Es stellt sich heraus, daß Alrik und Oskar gut zusammenarbeiten müssen, um aus diesem Tohuwabohu herauszukommen. Der Name dieser Stadt ist legendär, und im Moment erinnert ihn Rechem sehr stark an die Märchen, die man sich von der Stadt mit diesem seltsam klingenden Namen erzählt.

Im Moment stehen sie einem sich mit dem Mut der Verzweiflung verteidigenden Wächter bei. Dieser ist von drei Piraten in eine ecke gedängt worden, und sieht nun in den blitzendeln Säbeln und Schwertern den eigenen Tod vor Augen.
Oskar und Alrik kommen gerade noch rechtzeitig, um den stark blutenden Wächter aus seiner Bedrängnis zu befreien. Ein paar Schläge mit ihren Waffen, und die Piraten stürzen mit einem Aufschreien tödlich getroffen zu Boden.
Der blutende Wächter zittert am ganzen Leibe wie Espenlaub, und kann sich gar nicht mehr für seine Befreiung bedanken.

Oskar sieht in der Entfernung das Glänzen einer Ritterrüstung. "Das muß ein Paladin sein !" ruft er aus, "Ich werde versuchen, ihn hierhin zu rufen !" Damit rennt er davon.
Alrik hilft den schwer verletzten Wächter, sich langsam auf den Boden zu setzen. Einen weiteren Angriff würde dieser sowieso nicht überstehen. Das Einzige, was ihm im Moment einfällt, ist, aus einer luftdicht verschlossenen Dose ein Blatt eines Heilkrauts herauszufriemeln, und ihm das auf die am stärksten blutenden Wunden zu drücken. Der Wächter ist kurz davor, in Ohnmacht zu fallen.

Glücklicherweise kommt Oskar schnell wieder zurück, neben ihm zwar kein Ritter, dafür aber ein junger Priester, der sehr gut auf den Beinen ist. Vom persönlichen Leid dieses Verletzten getroffen, intoniert dieser junge Priester schnell ein paar Heilsprüche, und zerstäubt ein feines, weißes Pulver auf dessen Wunden. "Mehr kann ich nicht tun," erklärt der Priester entschuldigend, "aber das weiße Pulver, das ihr gesehen habt, wird seine Wunden schließen. Was er jetzt vor Allem braucht, ist Ruhe."
"Oskar, du läufst weiter zum Stadtinneren und rufst ein paar Träger von der Bogenbauer-Gilde zusammen ! Wir müssen diesen Mann in Sicherheit bringen !" Und während der Wächter davonläuft, übergibt Alrik dem jungen Priester einen seiner erbeuteten Säbel. "Damit werdet ihr mit etwas Glück in der Lage sein, euch selbst und diesen Mann hier," damit zeigt er auf den Verletzten", "zu verteidigen. Möge Undar mit euch sein !
Ich jedenfalls habe noch ein paar andere Dinge zu erledigen. Ich werde am Hafen gebraucht." Damit nicht der junge Priester, gleichwohl er den Säbel nur mit Widerwillen annimmt. "Wir sind keine Leute des Kampfes, sondern des Glaubens, aber der Glaube wird sich nicht weiter verbreiten können, wenn wir alle tot sind." Damit erkennt er nickend die Notwendigkeit einer Selbstverteidigungswaffe an.

Gerade, als Alrik zum Hafen davonlaufen will, kommt Oskar mit einer kleinen Gruppe von Männern und Frauen, und hebt den schwer verletzten hoch, um ihn abzutransportieren. Der Priester folgt der Gruppe, weil er annimmt, daß sein Beistand auch hier benötigt wird. Sein Säbel wird später in den Händen eines der wenigen Rechemer Zwerge am Hafen wieder auftauchen, und blutige Ernte inmitten der Piraten halten.

Sodann bewegen sich Oskar und Alrik wieder zum Hafenzentrum zu, weiter auf er Suche nach Big Claw.


Als sie sich weiter dem Hafen nähern, fällt Alrik auf, wie verwüstet hier alles schon ist. Als er den Blick nach oben wendet, sieht er schwarzgebrannte Stümpfe von Dachfirsten, Lagerhäusern, qualmende Rauchwolken, die einen stechenden Geruch produzieren, in der Entfernung saust eine Flammenkugel in das Stadtzentrum hinein, Schreie ertönen. Einige Menschen versuchen, die Flammen zu löschen, und in einer Seitenstraße sieht er einen Piraten, der gerade aus einem Hausfenster hoch über ihm mit einem Topf heißen Öl-Wassers übergossen wird. Schreiend rennt dieser davon.
Alrik schüttelt nur den Kopf, teils, weil dieses Wasser woanders hätte besser gebraucht werden können, teils, weil diese ungewöhnliche Tat doch zu einem gewünschten Ergebnis geführt hat.

Als er wieder nach vorne schaut, siet er einen Ritter, der von mehreren Piraten umringt wird, und Oskar, der mit einem davon kämpft. Kopfschüttelnd denkt er "es geht weiter" und begibt sich in den Kampf.

Im Seitenwinkel sieht er eine kleine Truppe aus einem der Häuser stürmen, und in Richtung Hafen laufen. er registriert nur halb die große, hochgewachsene Gestalt ...
Gestikulierend läuft Oskar auf Alrik zu. "Das ist sie ! Die Elfenprinzessin ! Sie läuft mit unseren Männern zum Hafen !"

Während Alrik nickt, kommt der Hüne hinzu, der Meister der Bogenbauer-Gilde. "Habe ich euch endlich wieder gefunden !" ruft er dröhnend, und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. daß seine Kleidung an einigen Stellen zerfetzt ist, und er an mehreren Stellen blutet, bemerkt er gar nicht.

Last edited by AlrikFassbauer; 05/06/07 04:45 PM.

When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch
#211870 08/06/07 11:59 AM
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Der kleinen, bereits stark geschrumpften Schar von Milizionären unter Dranner und Frollo bleibt nach dem plötzlichen Verschwinden des Piratenanführers nur wenig Zeit zum Atemholen. Noch immer wird ringsum erbittert gekämpft. Viele Piraten sind inzwischen nur noch bestrebt, dem tödlichen Kessel, zu dem der Hafen inzwischen geworden ist, zu entkommen. Etliche jedoch scheinen nicht gewillt zu sein, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Beherrscht vom Blutrausch und einer unbändigen Mordgier hauen und stechen sie ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben auf die Verteidiger ein, um so viele der Rechemer wie möglich mit in den Tod zu nehmen. Die zum Teil völlig erschöpften Verteidiger haben zunehmend Mühe, sich gegen diese tierhaft brüllenden und konditionsstarken Gegner, in deren Augen pure Mordlust brennt, zu behaupten, und können daher kaum Vorteile aus der allmählich abnehmenden Zahl der Angreifer ziehen.

Müde wischt sich Feldwebel Dranner mit einer fahrigen Geste Schweiß und Blut aus der Stirn. Die Arme des Wächters schmerzen von der Anstrengung beim Umgang mit der ungewohnten Waffe, die Augen brennen vom Rauch und Schweiß und der Gestank nach Blut und Fäkalien peinigt die Nase. Immerhin ist er noch am Leben. Der Vorstoß hatte mehreren Milizionären das Leben gekostet und wäre vermutlich gescheitert, wenn die in diesem Bereich kämpfenden Piraten nicht verzweifelt bemüht gewesen wären, in das Innere der Stadt zu entkommen und dadurch nur das nötigste an Gegenwehr geleistet hätten. Nur eine kleine Gruppe um den offensichtlichen Anführer der Einheit hatte sich dem Vorstoß verbissen entgegengestellt und damit vielen ihrer Kameraden den Durchbruch ermöglicht. Obwohl Dranner angesichts dieses Opfermuts widerwillig eine gewisse Achtung empfindet, so bleiben die Entkommenen doch immer noch Halunken und Halsabschneider, Mörder und Vergewaltiger, und nur die Götter mochten wissen, was sie jetzt im Inneren der Stadt für ein Unwesen trieben. Jetzt galt es, die Lücken in der Verteidigung, die das unsinnige und unüberlegte Vorpreschen Frollos gerissen hatte, so schnell wie möglich zu schließen und alle weiteren Durchbruchsversuche zu vereiteln, um die ungeschützten Stadtbereiche und ihre Bewohner keiner weiteren Gefahr auszusetzen.

Mit einem schnellen, geschulten Blick verschafft sich der Veteran zahlreicher Schlachten einen Überblick über die gegenwärtige Situation. Es sollte eigentlich möglich sein, die kleine Gruppe durch einen schnellen, geordneten Rückzug zu den eigenen Linien aus ihrer exponierten Position herauszubringen. Noch hat sich die Lücke, die der Kampf gegen den Piratenanführer und seine Männer gerissen hat, nicht vollständig wieder geschlossen, und viele der Angreifer kümmern sich nicht um die wenigen Milizionäre, die den schmalen Streifen offen halten sondern stürmen blindlings gegen die eigentliche Verteidigungslinie der Wächter und Bürger an.

"Wir ziehen uns zu unseren Männern zurück! Bleibt zusammen!" schreit Dranner. Einige der umstehenden Milizionäre, die in kleinere Geplänkel verwickelt sind, nicken und versuchen, dichter zusammenzurücken, um im Schutze der Gruppe allmählich geordnet zurückzuweichen. Nur Frollo zeigt keine Reaktion. Mit blutunterlaufenen Augen sucht er das Schlachtfeld nach seinem so plötzlich verschwundenen, todwunden Gegner ab.

"Die feige Sau! Wo ist er hin! Ich hack' ihn in Stücke und verfüttere sein Herz an die Hunde!" tobt er unbeherrscht. "Ich werd' ihm zeigen, was es heißt, einfach so zu verschwinden!"

"Wir müssen zurück!" drängt der Feldwebel, der mit Sorge beobachtet, wie der Druck der Angreifer gegen die Milizionäre zunimmt und der Korridor, der ihren Rückzug ermöglicht, immer schmaler wird. Hart packt er den Hauptmann an der Schulter und reißt ihn herum.

"Lass mich, du Hund!" faucht dieser wie von Sinnen. "Ich werde das feige Schwein kriegen, und wenn dabei die ganze Stadt zugrunde geht!" Mit einer kräftigen Bewegung schüttelt er die Hand des Feldwebels ab und fast scheint es, als wolle er in seiner blinden Raserei die Waffe gegen ihn erheben.

Die Worte des Hauptmanns lassen in dem altgedienten Feldwebel den letzten Respekt vor seinem ehemaligen Vorgesetzten zerbrechen.

"Hast du der Stadt nicht schon genug angetan?" schreit er ihn an. "Du hast mit den Piraten paktiert, die eigenen Männer niedergeritten und willst jetzt auch noch alle für irgendeine persönliche Befriedigung opfern! Du wirst mit uns zurückgehen – und wenn diese Schlacht vorbei ist und wir noch leben, werde ich dich persönlich vor den Richter bringen!"

Der Feuerschein der Brände spiegelt sich in der zunehmenden Dunkelheit auf dem von Schweiß und Blut nassen Gesicht des Feldwebels und lässt dessen Augen in einem eigentümlichen Glanz erglühen. In den flackernden Lichtreflexen versprüht der Veteran den Nimbus eines von gerechtem Zorn erfüllten überirdischen Richters. Frollo ist kein besonders gottesfürchtiger Mann, doch der Anblick der in eine Aura aus rotem Licht getauchten, über und über mit Blut bespritzten Gestalt bringt selbst ihn schlagartig zur Besinnung. Obwohl er den Feldwebel um fast eine Haupteslänge überragt und dem wesentlich älteren Mann körperlich in fast jeder Hinsicht überlegen ist, weicht er zurück und hebt in einer Geste der Hilflosigkeit abwehrend die Hände.

"Ich bin Hauptmann der Miliz..." wendet er schwach ein, wird jedoch von Dranner harsch unterbrochen, bevor er fortfahren kann:

"Du hast hier keine Befehlsgewalt mehr, Herr Frollo! Und ich werde dich vor den Richter bringen!"

#211871 09/06/07 08:50 PM
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Sorgfältig untersucht die Elfe den Krieger. Schwerste oder gar lebensbedrohende Verletzungen kann sie, zum Glück, nicht finden. Es sind die vielen kleinen Wunden die Stone so schwer zu schaffen machen. Hinzu kommt noch seine Erschöpfung durch die harten Kämpfe.

Big Claw legt ihre Hände auf den Körper des Kriegers und sinkt in Trance. Sie spürt wie ihre heilenden Kräfte in die Wunden Stones fließen. Eine nach der Anderen schließt sich. Allein die Übelkeit kann sie nicht bekämpfen.

Mit einem Ruck löst sie ihre Hände. „Stone, jetzt solltet ihr euch besser fühlen. Eure Verletzungen sind geheilt, leider müsst ihr selbst gegen die Übelkeit ankämpfen. Da konnte ich nichts machen.“

Langsam setzt Stone sich auf, tastet seinen Körper ab. Die Elfenprinzessin hat es tatsächlich geschafft. Seine Schmerzen sind weg und es sind auch keine Narben zu sehen. Gerade als er sich bedanken will überkommt ihn wieder diese Übelkeit. Zum Glück ist sein Magen mittlerweile leer. Mühsam, einen Brechreiz unterdrückend, kann er nur stammeln, „vielen … Dank … Big … Claw.“ Stöhnend sinkt er zurück.

Karlchen und seine Männer haben das Ganze mit aufgerissenen Augen verfolgt. Ehrfürchtig schauen sie die Elfe an. „Mann, oh Mann, Prinzessin, was ihr so Alles könnt. Da könnten sich unsere Heiler noch eine Scheibe von abschneiden“, Karlchen fasst sich als Erster wieder.

Big Claw senkt den Kopf, „Danke, aber wie schon erwähnt, es ist eine lange Geschichte.“

Sie sieht auf den toten Körper von Schwarzbart und wendet sich an Karlchen. „Wollt ihr wirklich den Kerl mit an Land nehmen?“ Karlchen überlegt. „Eine gute Frage. Hm, so in einem Stück muss er nicht mit. Als, nujaa, sagen wir mal, als Andenken würde sein Kopf sicher auch reichen. Was meint ihr Prinzessin, Herr Krieger, Männer?“ Fragend schaut Karlchen in die Runde. Sofortige Zustimmung kommt von seinen Männern, die froh wären, diesen Abschaum nicht tragen zu müssen. Von Stone kommt ein Gebrummel mit einem Kopfnicken. Dann richten sich aller Augen auf die Elfe. Big Claw, die in Rechem zum ersten Mal richtig gekämpft hatte, muss schlucken. Es ist schon ein Unterschied, sich und Andere zu verteidigen oder einem menschlichen Ungeheuer den Kopf abzutrennen. Nach kurzem Überlegen stimmt sie aber zu. „Ja, sein Kopf müsste reichen, damit die Bürger von Rechem sehen, dass sie jetzt in Frieden leben können.“ Karlchen und seine Männer machen sich an die Arbeit. Den Körper Schwarzbarts werfen sie über Bord.

„Prinzessin, ich habe eine große Bitte an euch“, räuspernd beginnt Karlchen seinen Satz. „Wie ihr wisst, ist das Verhältnis zwischen den Elfen und den Menschen in Rechem nicht besonders gut. Und da, da habe ich mir gedacht, wenn ihr den Kopf von diesem, diesem Monster an Land tragen würdet…. Ich, ich weiß, das ist ziemlich viel verlangt, aber so würden die Rechemer sehen, dass ihr Elfen, ähm, euer Volk auf der Seite der Bürger steht.“ Entsetzt sieht Big Claw Karlchen an, „ich soll…… Aber ihr habt Recht, wenn es die Beziehungen zwischen unseren Rassen verbessert, dann sollte ich es wohl tun.“ Ein Schauder rinnt der Elfe bei diesem Gedanken über den Rücken, aber sie hat ihr Wort gegeben.


Genieße Dein Leben ständig, denn Du bist länger tot als lebendig.
#211872 12/06/07 08:20 AM
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Unbemerkt von den Kämpfenden treffen die dicken, schwarzen und heißen Rauchwolken von den brennenden Schiffen und Häusern auf die vom kalten Seewind getriebenen, dunkelgrauen Regenwolken, die vom Horizont aufgezogen waren. Im Getümmel bemerkt kaum einer den heftigen Windstoß, doch alle zucken zusammen als ein gleißender Blitz das Schlachtfeld scheinbar zu einem Standbild erstarren lässt und ein ohrenbetäubendes Donnern hallt!

Und dann trifft es Alle wie ein Hammer - Taubeneigroße Hagelkörner prasseln auf die Stadt herab. Die schmerzhaften Geschosse des Himmels verunsichern die Kämpfenden im Hafen. Manche machen Anstalten sich in geschützte Bereiche zurückzuziehen, Andere versuchen sich mit Schilden oder Kapuzen zu schützen und gleichzeitig die Gegner im Auge zu behalten. Die Piraten scheinen unschlüssig, ob sie weiter Angreifen, oder lieber die Gunst der Stunde zur Flucht nutzen sollen.

Wo das Eis auf die Brände trifft ertönt ein fauchendes Zischen, das sich mischt mit den prasselnden Schlägen auf den Steinen des Kais und vereinzelten Schmerzensschreien. Der Himmel hat sich verfinstert und die Sicht durch den Hagel noch weiter eingeschränkt. Zersplitterte und tauende Hagelkörner bedecken den Boden und erschweren das Laufen. Zuckenden Blitze und hallende Donnerschläge lassen manch Einen den Zorn der Götter fühlen.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211873 13/06/07 12:44 PM
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In der schmalen Gasse, in der die oberen Stockwerke so dicht gegenüber liegen, dass sie sich fast zu berühren scheinen, ist es inzwischen so finster, dass man kaum die Hand vor den Augen erkennen kann. Normalerweise werden über vielen Hauseingängen in den Dämmerungsstunden kleine Laternen entzündet, aber heute sind alle Laternen dunkel und die enge Straße ist in tiefe Schatten getaucht. Nur oben, zwischen den Dachkanten der einfachen, zweistöckigen Häuser schimmert der durch die in der Stadt wütenden Brände rötlich gefärbte Abendhimmel in die Gasse.

Mehr stolpernd als laufend und leise wimmernd hastet der junge Magierlehrling durch das Gässchen. Immer wieder strauchelt er über Unebenheiten in dem nur grob verarbeiteten Pflaster, die teure Robe ist völlig verdreckt und an mehreren Stellen sogar gerissen. Knie und Handgelenke sind von Stürzen aufgeschürft, und das sorgfältig gepflegte Haar klebt in der Stirn oder hängt zerzaust herab. Ein einfacher Lichtzauber, wie ihn jeder Adept der Magie bereits in den ersten Wochen seiner Ausbildung erlernt, könnte dem jungen Mann seinen Weg erheblich erleichtern. Doch inzwischen hat Galef die Vorteile der Dunkelheit zu schätzen gelernt: Mehrere Male kann er sich in engen Nischen oder Hauseingängen vor vorbeilaufenden Piraten verbergen, was ihm mit einem aktiven Lichtzauber unmöglich wäre. Und für eine weitere Illusion wie vorhin hat er momentan nicht die Nerven. Zu sehr hat ihn das Gemetzel entsetzt, das sein kleiner Zauber ausgelöst hatte.

Anders als die erste, randalierende Gruppe, auf die der Magierlehrling getroffen war und die die umliegenden Häuser plünderte, scheinen die meisten der Gestalten, denen er jetzt begegnet, kein Interesse an den zweifelhaften Reichtümern der Bewohner der einfachen Häuser zu haben. Zielstrebig laufen sie den Weg tiefer in die Stadt hinein, ohne auf ihre Umgebung zu achten. Da sie sich keinerlei Mühe geben, dabei leise zu sein, kann Galef den kräftigen Männern rechtzeitig aus dem Wege gehen, ohne selbst entdeckt zu werden. Wer vermochte schon zu sagen, ob sie nicht ganz beiläufig ein Entermesser schwingen würden und ihm den Kopf abschlugen, wenn sie ihn bemerkten? Nur einmal wäre er beinahe mit einer unvermittelt vor ihm aufragenden Gestalt zusammengeprallt, die ihn aber kurzerhand beiseite stieß und ihren Weg hastig fortsetzte, als wäre sie vor irgendetwas auf der Flucht.

Endlich steht der junge Magierlehrling vor dem etwas schiefen Haus, hinter dessen Lehmwänden Ernestines Eltern eine kleine Kammer bewohnen und wo er seine Geliebte vermutet. Die Gasse ist hier etwas breiter und die Schatten weniger tief. Vom nahen Hafen dringen Geschrei und Waffengeklirr herüber. Ein plötzlicher Blitz taucht die Umgebung sekundenlang in gespenstiges Licht. Unheilverkündend rollt fast augenblicklich ein krachender Donnerschlag durch die Gasse und lässt den Adepten vor Schreck erbeben. Die Tür hängt schief in den Angeln, der innere Riegel ist zerborsten. Der Eingang und die dahinter liegende, steile Stiege, die zu der Kammer führt, liegen in völliger Finsternis. Entsetzt fährt Galef zurück. Die gähnende Schwärze hinter der Tür erweckt den Eindruck eines drohenden, unersättlichen Schlundes und birgt die fast greifbare Gewissheit eines unbeschreiblichen Grauens, das in den undurchdringlichen Schatten lauert.

Tinchen! verzweifelt Galef, der jetzt, wo er sein Ziel erreicht hat, nicht den Mut aufbringt, in die bedrohliche Dunkelheit des Hausflures einzutreten. Die Fantasie des jungen Magierlehrlings zeichnet grausame Bilder, die er hinter der aufgebrochenen Tür zu finden glaubt. Ein Schluchzen schüttelt den schmächtigen, fast noch knabenhaft anmutenden Körper. Sie werden doch nicht... Das darf doch nicht sein! Das ist doch nicht möglich! denkt er und versucht, mit seinen Augen die Schatten zu durchdringen. Einen kurzen Augenblick flammt in dem Jüngling die Hoffnung auf, dass die junge Frau noch gar nicht bei ihren Eltern sondern irgendwo in der Stadt in Sicherheit ist. Allerdings will ihm derzeit kein Ort einfallen, an dem sie sich üblicherweise aufhält und der unter diesen Umständen sicher wäre. Ein plötzliches Poltern aus dem Obergeschoss lässt ihn erneut zusammenfahren, und als der spitze Schrei einer Frau und der zornige Fluch eines Mannes an seine Ohren dringen, verlieren seine Ängste und Hoffnungen schlagartig an Bedeutung. Mit einem Satz taucht er ohne nachzudenken in die Dunkelheit des Hausflures ein, nur noch beseelt von dem Gedanken, zu seiner Ernestine zu eilen und ihr in ihrer Not beizustehen. Stolpernd stürmt er die steile Stiege ins Obergeschoss hinauf, dabei mehrere Stufen mit einmal nehmend. Immer wieder verfehlt er in der Finsternis die schmalen Holzstufen und schlägt der Länge nach hin, während von oben der Lärm umstürzender Möbelstücke zu hören ist. Die Augenblicke nach einem Sturz, in denen er hilflos auf den Stufen liegt und nach unten rutscht, werden zu einer nicht endend wollenden Tortur, in denen sich der Adept fühlt, als würde ihm kurz vor dem Ziel der Boden unter den Füßen weggerissen. Schließlich jedoch, nach einer schier endlosen Ewigkeit, erreicht er schluchzend vor Angst und Verzweiflung das Obergeschoss. Die Tür zu der von Ernestines Eltern bewohnten Kammer ist nur angelehnt. Durch den schmalen Spalt sickert etwas Licht. Ohne länger zu zögern stößt Galef die Tür auf und stürmt in den Raum. In dem kleinen Ofen in der Ecke flackert nur ein schwaches Feuer und taucht die Kammer in ein mattes, warmes Dämmerlicht. Ernestine steht hinter dem schlichten Tisch vor dem Fenster, das mit einem schweren Segeltuch verhangen ist. Von ihren Eltern ist nichts zu sehen; vermutlich sind sie bei ihrem Tagesgeschäft von den Ereignissen noch in der Stadt überrascht worden, und nur die Götter mochten wissen, wo sie jetzt waren oder ob sie überhaupt noch lebten. Das Haar der jungen, hübschen Frau ist zerzaust, ihre Augen weit geöffnet und voller Zorn. In den Händen hält sie drohend einen Schürhaken. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Tisches befindet sich ein ungepflegt wirkender Mann, der Galef den Rücken zuwendet und das Erscheinen des jungen Mannes noch nicht bemerkt zu haben scheint.

"Hab' dich nich' so, du Luder! Sonst muss ick dich wehtun!" dröhnt er gerade gackernd und will sich angesichts des gegen ihn gerichteten Schürhakens und der wehrhaften Schönheit fast ausschütten vor Lachen.

Mit einem Wutschrei springt Galef dem Grobian in den Rücken. Der Aufprall ist heftig genug, um den völlig überraschten Piraten aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hilflos rudert er mit den Armen in der Luft, während der Magierlehrling mit seinen zierlichen Fäusten wahllos auf den drahtigen Mann eintrommelt. Schließlich gelingt es dem Piraten, wieder festen Halt zu gewinnen und den so unvermittelt aufgetauchten Angreifer von sich zu stoßen.

"Was bist'n du für einer?" will er eher verblüfft als verärgert wissen und beäugt den Magierlehrling neugierig. "Der große Held, eh? Retter aller Schlampen, wie?" Dröhnend rollt das Gelächter des Mannes ob seines vermeintlich erstklassigen Witzes durch den Raum.

Mit einem erneuten Zornesschrei stürzt sich Galef wie von Sinnen auf den Piraten, jede Vorsicht und Furcht außer Acht lassend. Doch obwohl seine Hiebe hageldicht fallen und seine Fäuste ein rasendes Staccato auf den muskulösen Oberkörper seines Gegners trommeln, richten die Schläge des untrainierten Adepten kaum Schaden an. Mühelos packt der Pirat, der sich inzwischen wieder vollkommen von seiner Überraschung erholt hat, beide Handgelenke seines rasenden Angreifers und versetzt ihm einen harten Stoß mit seinem Schädel. Blut spritzt aus der Nase des zurücktaumelnden Lehrlings und erstickt dessen Schrei. Der an Raufereien gewohnte Pirat setzt sofort nach, legt seine Hand um den Nacken des Magierlehrlings und zieht ihn zu sich heran, um ihm sein Knie in die Magengrube zu rammen. Als der Getroffene ächzend und nach Luft schnappend nach vorne klappt, packt er ihn an den Schultern und schleudert ihn mit Schwung nach vorne. Krachend prallt Galef mit voller Wucht gegen die Anrichte und sackt zusammengekrümmt und stöhnend zu Boden. Blut sickert aus einer Platzwunde an der Stirn und der gebrochenen Nase, und die Kammer dreht sich vor den Augen des Lehrlings, als er versucht, wieder in die Höhe zu kommen, aber kraftlos mit dem Rücken an der Wand wieder zurücksinkt.

Was habe ich mir nur dabei gedacht! durchzuckt es ihn. Warum habe ich nicht meine Magie benutzt!

"Zeit für 'n Heldentod, Bursche!" kichert der Pirat amüsiert, der breitbeinig unmittelbar vor Galef steht und jetzt langsam und genüsslich einen kurzen Dolch aus dem Gürtel zieht.

#211874 13/06/07 01:35 PM
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Die Konfrontation zwischen Dranner und dem stark verunsicherten Frollo wird durch die gleich Geschossen aus dem Himmel stürzenden Hagelkörner jäh beendet. Der Feldwebel glaubt zuerst an eine neue Teufelei der Piraten, als einer der Milizionäre stöhnend zu Boden geht. Erst als auch von den Gegnern immer mehr Schmerzensschreie zu hören sind, wird ihm die Ursache des plötzlichen Bombardements klar. Wenigstens scheinen beide Parteien in gleicher Weise beeinträchtigt und somit sind die Piraten nicht in der Lage, einen unmittelbaren Vorteil aus der Situation zu ziehen.

Dem Feldwebel entfährt ein leiser Schmerzenslaut, als er von einem mehr als taubeneigroßen Eisbrocken an der Schulter getroffen wird. Die Wucht des Treffers ist groß genug, um ihn taumeln zu lassen. Für einen Augenblick ist er abgelenkt. Zu spät, um noch rechtzeitig ausweichen zu können, sieht er aus den Augenwinkeln etwas metallisch Blinkendes auf sich zurasen. Ein helles Klirren ertönt, dann trifft den Feldwebel ein harter, beißender Schlag ins Gesicht und reißt ihn zu Boden. Im Kopf des Wächters explodiert eine gleißende Sonne und überdeckt mit einer Welle sengenden Schmerzes seine Wahrnehmung. Die Welt um ihn herum, der Hagel, die Kämpfenden, die brennende Stadt - alles wird durch das blendende Licht ausgelöscht. Da ist nichts mehr außer diesem entsetzlichen Schmerz und der unmenschlichen Helligkeit. Dranner versucht das Licht abzuschirmen und gegen den Schmerz anzukämpfen. Es gelingt ihm für einen kurzen Moment wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden, die jedoch merkwürdig verzerrt und von einem roten Schleier überdeckt ist. Die Umstehenden wirken verschwommen und scheinen unentwegt ihre Gestalt zu ändern, und die Kampfgeräusche klingen dumpf, als wären sie weit entfernt oder hinter einem Hindernis. Stöhnend hält sich der Feldwebel die Hände vor das Gesicht, um die unerträgliche Pein allein mit dem Druck seiner Finger zu lindern, zwischen denen eine warme Flüssigkeit hervorquillt. Noch einmal versucht er auf die Beine zu kommen. Eine Welle aus Übelkeit und Schwäche flutet durch seine strapazierten Muskeln, und gleich tosenden Wassermassen, die einen Damm brechen, nehmen der Schmerz und das Licht nun endgültig überhand, verdrängen sein Bewusstsein und reißen seinen Willen nieder und spülen seine Existenz in einen privaten Kosmos, in dem es nur sie und nichts anderes mehr gibt.

Dranner spürt nicht mehr, wie er erneut zu Boden geht, er hört nicht mehr den schrillen Aufschrei des jungen Korporals, dem er das Kommando über die Verteidigungslinie übergeben hat und der den Fall des Feldwebels gesehen hat. Er sieht auch nicht mehr das fassungslose Gesicht des Hauptmanns, der entgeistert sein Schwert anstarrt und die blutige Waffe von sich hält, als wäre es eine bissige Schlange. Schließlich legt sich gnädige Dunkelheit wie ein weiches Tuch über sein gemartertes Gesicht, schirmt den gleißenden Feuerball aus Schmerz ab und verdrängt ihn endlich ganz, bis außer der kühlen Dunkelheit nichts mehr zu existieren scheint.

#211875 13/06/07 06:13 PM
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Als sich der wuchtige Pirat mit gezücktem Dolch über Galef stellt, merkt er gar nicht den Pfeil, der sich in seinen Brustkorb bohrt. Er hebt die scharfe Klinge hoch, will zustecken ... dann bemerkt er plötzlich den stechenden Schmerz in seiner Brust.

Und einen Schatten in der Türe.

"Du hast genug Unheil unter den Rechemer Frauen angerichtet !" ruft eine weibliche Stimme scharf zu ihm herüber.

"Was ...?" stammelt der Pirat, als er einen zweiten Pfeil in seine Brust gejagt bekommt. Dorthin, wo es nicht lebensgefährlich ist.

In das wenige Licht, das sich in der Kammer ausbreitet, fällt auf eine Frau, die mit Pfeil und Bogen in den Händen einen Schritt in den Raum hereingetreten ist. Ihr Gesicht ist von Abscheu überzogen.

Und von noch etwas anderem ... Sie war einst eine schöne Frau, eine stolze Frau, die schönste Frau, die das Bordell zu bieten hatte. Bis auf jene unsägliche Nacht mit diesem Piraten ...

Als sie einen weiteren Schritt in den Raum hinein macht, schreit Ernestine auf. Nie hätte sie es für möglich gehalten, daß das Gesicht einer Frau so entstellt sein könnte.

An die Narben hat sich Kira längst gewöhnt. Sie kann ihr Gesicht wieder in einem Spiegel sehen, ohne sich vor sich selbst zu erschrecken.

Aber die Narben, die das Feuer in ihrer Seele hinterlassen haben, sie sind immernoch frisch wie am ersten Tag.

Der Pirat dreht sich zu Ernestine um, und herrscht sie an : "Sei du bloß still, blödes Weib !" Dann dreht er sich wieder zurück zu Kira, und spürt nun, wie das Blut aus seinen Peilschüssen sickert.

"Du hast mich vergewaltigt ! Und nicht nur das, du hast auch meine gesamten Tageseinnahmen gestohlen ! Und damit ich dir niemals etwas anhaben kann, hast du das hier gemacht !" Damit zeigt Kira wutentbrannt auf ihr Gesicht.

"Mich vergewaltigen, bewußtlos schlagen, mit meinem Geld abhauen, und dann das Zimmer anzünden ! Du hättest es beinahe geschafft ! Ich hatte mehr Glück als Verstand, daß mich ein paar Freier da rausziehen konnten !"

Blind vor Wut jagt sie ihm einen weiteren Pfeil in die Brust, dem Herz etwas näher.

"Es hat Monate gedauert, bis der Schmerz vorbei war ! Ich konnte mir keinen Heilmagier leisten, und für meine Chefin war ich nur noch wertloses 'Katzengold' ! Es hat Jahre gedauert, bis ich meinen eigenen Anblick wieder ertragen konnte !

Jahre, an denen ich nur an eines gedacht habe : An Rache ! Es verging keine einzige Minute mehr in meinem Leben, in der ich nicht an dich und wie ich dich loswerden könnte, gedacht habe, Gauner !

All diese verloreenen Jahre, der Schmerz, der Abstieg, von der gefeiertsten Hure bis zur kleinsten Abfallfrau !

Dir ist gar nicht bewußt, was du mir angetan hast !
Ich mir dafür umso mehr !

Und dafür wirst du jetzt büßen, Halunke !"

Damit jagt sie ihm einen letzten Pfeil in den immernoch grimmig dreinblickenden Piraten - in sein Herz. Mit einem letzten Versuch, seinen Dolch nach Kira zu schleudern, bricht dieser zusammen. Seine letzten Worte sind ein Schwur an Seelöwe.

Der Dolch steckt in der Türe neben Kira. Doch diese ist wieder fort.


Dann erst geht Ernestine weinend zu Galef hin, und hilft ihm auf.




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#211876 10/07/07 08:08 PM
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Ein schmerzhafter Schlag auf den Kopf vertreibt den Nebel vor Liajus Augen. In das Knistern und Krachen des Feuers mischt sich ein gänzlich anderes Prasseln. Etwas trifft die Balken des brennenden Hauses und die Steine des Straßenpflasters. Zwei weitere große Hagelkörner prallen an Liajus Körper ab.

Mit einem Mal wird der jungen Magierin die Gefahr klar, in der sie schwebt. Die Erinnerung durchzuckt sie wie ein Blitz: Sie ist in das Haus gelaufen, um die Flammen zu löschen, aber es war nicht mehr genug von dem konzentrierten Wasser übrig. In der Begeisterung über die Wirksamkeit von Nimues Destillat hat Liaju ihre Vorsicht vergessen. Ein einstürzender Balken hat ihr den Rückweg abgeschnitten. Der Rauch wurde dichter ... sie muss das Bewusstsein verloren haben.

Entsetzt bemerkt Liaju den Gestank nach Verbranntem, der ihren Verstand im selben Augenblick erreicht wie der heftige Schmerz in ihrem Rücken. Wild mit den Armen rudernd, versucht sie sich aufzurappeln. Es gelingt nicht. Ringsum tanzen die Flammen, vom Hagel nur geringfügig beeinträchtigt. Zischend zerschmelzen die Hagelkörner im knisternden Feuer. „Wir holen dich! Wir holen dich!“, scheinen sie Liaju hämisch zuzuraunen. Todesangst packt die Magierin und hält sie mit eisernem Griff fest. Das Feuer, der alte Feind ... die unbestimmte Furcht ihrer Kindheit steigt in ihr auf. Liaju kann nichts weiter tun, als in die Flammen zu starren, die sie gleich verschlingen werden.

Da ist plötzlich eine Stimme zu hören. „Liaju?“, ruft sie fragend.

Hoffnung durchbricht Liajus Angst wie schwellendes Wasser einen alten Damm. „Hier! Hier bin ich! Hilfe!“, schreit sie, so laut sie kann. Das Quietschen und Sirren ihrer Heimatsprache schallt durch das brennende Haus, aber das fällt Liaju nicht auf. All ihre Sinne sind nun einzig und allein darauf ausgerichtet, von hier wegzukommen, so schnell wie möglich weg aus dem Feuer.

Einige Momente vergehen. Schritte ertönen, jemand bahnt sich einen Weg durch die brennenden Trümmer. Wasser zischt, die Flammen weichen zurück, und dann taucht Meoros rußverschmiertes Gesicht im flackernden Feuerschein auf. Zum ersten Mal ist Liaju aus ganzem Herzen froh, dieses Gesicht zu sehen. Seit sie einander begegnet sind, sucht der Magierlehrling beharrlich ihre Nähe, wann immer er kann – obwohl sie ihm mehrmals deutlich zu verstehen gegeben hat, dass ihr nicht an seiner Gesellschaft liegt. Schließlich ist sie an die Akademie gekommen, um zu lernen, nicht um Kontakte zu knüpfen, noch dazu solche.

Seltsamerweise starrt Meoro sie erst einmal überrascht an. „Was schaust du so komisch? Hilf mir!“, fordert Liaju ihn ungeduldig auf, doch auf der angespannten Miene des jungen Mannes wird das Erstaunen nur durch abwartende Besorgnis abgelöst.

Jetzt erst begreift Liaju, dass die von ihrer Mutter gewobene Illusion zusammengebrochen ist, angefressen oder verzehrt von den überall orangerot züngelnden Mäulern des alten Feindes. Liaju wirkt auf Meoro nicht mehr menschlich – er kann ihre wahre Gestalt erkennen. Ihre Stimme gleicht nicht mehr der einer Frau, der Duft ihres Körpers wird nicht mehr überdeckt. Meoro sieht Liajus gegliederten Leib, ihre vier Arme, ihre Mandibeln und Facettenaugen. Er sieht die Kentru-Prinzessin.

Wieder wallt Angst in Liaju empor wie der Qualm des Feuers, der rings um sie aufsteigt und sie zu ersticken droht. Den meisten Menschen sind die Kentru unheimlich. Viele behandeln sie wie geistlose Monster, die man vernichten sollte, um vor ihnen sicher zu sein. Vor über zweihundert Jahren wurden drei der fünf Kentru-Dynastien von Menschen ausgelöscht, die sich ohne Grund bedroht fühlten ... ein Verbrechen, welches das Insektenvolk nicht vergessen hat. „Es ist falsch, von Mördern zu lernen.“, wandten zu Hause mehrere Stimmen ein, bevor Liaju nach Rechem aufbrach. Verzweifelt versucht die junge Kentru allem zu entfliehen, dem Menschen und dem alten Feind. Ihr hilfloses Zappeln bringt sie jedoch nicht vom Fleck.

Meoro hat derweil offenbar eine Entscheidung getroffen. Entschlossen kommt er auf Liaju zu. Ein einfacher Lehrling wie er gehört natürlich nicht zu den wenigen an der Akademie, die in Liajus Geheimnis eingeweiht sind. Jetzt hat er es durchschaut. Er weiß, dass er von einer Illusion genarrt worden ist, dass er sich von etwas angezogen gefühlt hat, das gar nicht existiert. Sicher ist er wütend, so getäuscht worden zu sein. „Hilf mir ... bitte!“, will Liaju schwach hervorstoßen, aber ihrem Mund entringt sich nur ein klägliches Zirpen.

Wortlos drückt Meoro den schweren Holzbalken beiseite, der auf Liajus Rücken gestürzt ist, und schiebt seine Arme unter ihren Körper. Dann hebt er sie an, trägt sie aus dem Haus auf die Straße und legt sie behutsam in einer wettergeschützten Nische ab. Sonst ist weit und breit niemand zu sehen. Sanft streicht er ihr über die Schultern.

Wild zucken die verrücktesten Gedanken durch Liajus Kopf. Der Schmerz in ihrem Rücken ist nicht mehr ganz so heftig, aber sie weiß nicht, wie sie der ungebrochenen Zuneigung ihres Retters begegnen soll. Und die Mäuler des alten Feindes zischen und brausen noch immer auf der ganzen Länge der Straße.

„Wir dürfen nicht ausruhen!“, keucht sie und versucht erfolglos, wieder aufzustehen, „Die Stadt brennt. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie sie ein Raub der Flammen wird!“

Meoro berührt zärtlich die Stirn der geschwächten Kentru. „Wir haben zumindest das Gebiet rings um die Akademie gerettet. Jetzt haben wir beide kein konzentriertes Wasser mehr. Wir haben getan, was wir konnten. Und du bist schwer verletzt. Du kannst hier niemandem mehr helfen, du brauchst selbst Hilfe.“

Das Gefühl, dass Meoro diese Situation gar nicht so unangenehm ist, beschleicht Liaju. Aber bevor sie protestieren kann, beginnt er einen einfachen Heilzauber zu wirken – eines der wenigen Dinge, die der als Tagträumer verschriene Zauberschüler in seiner Zeit an der Akademie gelernt hat. Wohlige Kühle breitet sich in Liajus Rücken aus; der Schmerz lässt weiter nach. Allmählich beruhigt sich auch Liajus Verstand ein wenig und gibt Meoro Recht: In dieser Verfassung wäre sie, die entkräftete Kentru, sicherlich niemandem eine Hilfe.

Am Rande ihrer Wahrnehmung, mehr wie ein fernes Wetterleuchten, bemerkt Liaju, dass sich die Magie, in die ihre Mutter sie schützend gekleidet hat, langsam regeneriert. Für jemanden, der die Straße entlangkommen sollte, dürfte sie wieder wie ein Mensch wirken. Auf Meoro dagegen hat der Zauber wohl kaum einen täuschenden Einfluss.

„Danke.“, sagt sie leise, aber es klingt irgendwie abweisend. Er lächelt freundlich und fährt sacht, halb verwundert und halb fürsorglich, mit den Fingerspitzen über ihren grüngrauen Rücken.

Liaju hat die menschliche Angewohnheit, sich ständig gegenseitig zu berühren, seit ihrer Ankunft in der Akademie gehasst und nach Möglichkeit vermieden. Berührungen erhöhten nur die Gefahr, dass ihre Illusion durchschaut wurde. Zudem spürt ihr gepanzerter Körper Berührungen nicht einmal halb so gut, wie es die weiche menschliche Hülle offenbar vermag. Ständig war sie in Sorge, versehentlich zu fest zu drücken oder ein leichtes Antippen nicht zu bemerken. Vielleicht liegt es an ihrer Rückenwunde, dass sie Meoros Streicheln jetzt so deutlich spürt? Es fühlt sich seltsam an ... Liaju erzittert und gibt unwillkürlich einen Laut von sich, in dem sich die widerstreitendsten Gefühle mischen: Angst und Erleichterung, Dankbarkeit und Widerwille, Schmerz und ... und Genuss?

Meoro ergreift sie bei den Schultern und sieht ihr in die Augen. „Ich bin sehr froh, dass ich dich noch rechtzeitig gefunden habe.“, sagt er ruhig und will sie näher an sich ziehen, doch sie wehrt ihn ab. Ein Schauder läuft ihr über den Rücken – etwas, das ihr noch nie passiert ist. Hat sie schon zu lange unter den Menschen gelebt? Sie will den jungen Mann, der ihr das Leben gerettet hat, nicht vor den Kopf stoßen, aber vielleicht muss sie es tun, wenn er nicht erkennt, was für jeden sonst offensichtlich ist. „Verstehst du denn nicht ...“, sagt sie mit brüchiger Stimme, die für sie selbst einen halb menschlichen Klang hat, „dass diese ...“ – sie stockt und sucht nach einem anderen Wort, aber dann benutzt sie es doch – „dass diese Liebe völlig aussichtslos ist?“

Er schüttelt traurig den Kopf. „Wahre Liebe kann jedes Hindernis überwinden. Ob Elf oder Ork, ob Echsenmensch oder irgendein anderes Volk: Ich liebe dein Wesen, ganz gleich, welche äußere Gestalt du besitzt. Für dich würde ich den höchsten Berg erklimmen, das tiefste Tal durchwandern. Ich würde mich den Piraten entgegenstellen, damit du fliehen kannst, und ich würde jederzeit noch einmal in ein brennendes Haus hineinstürmen, um dich dort herauszuholen.“

Ein eigenartiges, unbekanntes Gefühl drängt sich Liaju auf. Dieser Tagträumer und Spinner meint wirklich ernst, was er sagt. Wäre es tatsächlich möglich, jedwedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, wenn man nur von dem überzeugt ist, was man vor Augen hat? Es ist eine seltsam reizvolle Vorstellung, jemanden dauerhaft an seiner Seite zu haben, der immer zu einem hält. Bei den Kentru werden Männer nicht alt. Wenn sie mit den Königinnen für Nachwuchs gesorgt haben, sterben sie. Liajus eigene Mutter hatte schon Dutzende von Gemahlen. Um die meisten hatte niemand in der Familie auch nur kurze Zeit getrauert.

Verwirrt sieht die Prinzessin ihren Retter an. Traditionen sind den Kentru sehr wichtig. Mit einem Menschen nach Hause zurückzukehren, wäre ein Tabubruch ... aber Liaju hatte immer schon ihren Spaß daran, daheim gegen die vielen Bräuche und Regeln zu verstoßen.

Es fällt ihr schwer, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, in die vielen Möglichkeiten, die sie sich plötzlich auszumalen vermag. Die Zukunft, die ihr am Hof ihrer älteren Schwester, der Kronprinzessin, deutlich vorgezeichnet erschien, verschwimmt mehr und mehr. Vielleicht wäre es nicht nur denkbar, sondern sogar aufregend, aus dieser Rolle auszubrechen? Was sie möchte und was sie empfindet, das ist ihr selbst nicht ganz klar, aber in einem ist sie sich recht sicher: Wenn Meoro jetzt den Tod fände, wäre sie traurig.

Eine gute Erwiderung auf Meoros kurzen Vortrag über die wahre Liebe fällt ihr nicht ein. „Danke.“, sagt sie deshalb erneut, und diesmal klingt es deutlich wärmer, „Danke, dass du mich gerettet hast. Deine ... Liebe scheint dich zu einem richtigen Helden gemacht zu haben.“

Meoro schmunzelt. „Es war nicht weniger heldenhaft von dir, in so viele brennende Häuser zu laufen und die Flammen zu löschen.“, entgegnet er, und aufrichtige Bewunderung schwingt in seiner Stimme mit. Dass jemand ihr Verhalten als heldenhaft ansieht, überrascht Liaju. Sie hat doch nur getan, was zum Wohl der Allgemeinheit getan werden musste. Oder denkt sie auch darin zu sehr wie eine Kentru?

Vom Hafen her treibt der Wind Kampflärm und Schreie durch die Straße. „Wie es scheint,“, sagt Meoro mit einem grimmigen Lächeln, „bringt der heutige Tag viele Helden und Heldinnen hervor.“

#211877 13/07/07 05:04 AM
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Sarina hatte das Boot gerade mühevoll an die Steilwand gezogen, als sie bemerkt, dass die Wolken immer dichter werden und ein kräftiger Wind weht.
Mit den Wetterunbilden am Meer vertraut schaut sie sich besorgt um. Hoffentlich kam kein Unwetter!

Kurz entschlossen nimmt sie alle Sachen aus dem Boot und stabilisiert dessen Lage mit großen Steinen.
Dann baute sie aus Boot, den Rudern und dem Segeltuch eine Art Zelt zwischen der Bootswand und der Steilwand. Sie befestigt das Ganze mit den Kisten aus dem Boot. Nachdem sie alles was sonst noch im Boot war unter der Plane verstaut hat winkt sie Lu, dass er sich unter dem Zelt einen Platz suchen sollt. Die Tigerkatze hatte es sich schon längst in der wärmsten Ecke bequem gemacht.
Sarina wickelte sich in ein Stück Segeltuch ein und will sich gerade im provisorischen Zelt verkriechen, als ein entfernter Blitz die Dunkelheit kurz aufhellt. Regentropfen treffen das Dach. Besorgt schaut sie sich um. Über der Stadt ist der Himmel schwarz von Wolken, die durch die Feuer zum Teil rötlich leuchten. Zusammen mit dem Rauch und den Feuern der brennenden Häuser ergibt sich ein unheimlicher Anblick, des Sarina erschaudern läßt.

So wie der Wind steht wird das Unwetter ihren kleinen Unterschlupf nur am Rand steifen, aber die Vorstellung wie es am nächsten Tag in Rechem aussehen wird läßt Sarina nicht los. Es ist ihre Heimatstadt, auch wenn keiner ihrer Verwanden mehr lebt. Die Tränen auf ihrem Gesicht mischen sich mit dem immer stärker werdendem Regen. Eingehüllt in das Segeltuch steht Sarina erstarrt und schaut auf die brennende Stadt über der die Blitze zucken, als wollten die Götter selbst in den Kampf eingreifen.


Alixdragon -==(UDIC)==-
Der einzige Mensch, der Dir im Weg steht, bist Du.
#211878 15/07/07 09:34 PM
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Die kleine Gruppe ist noch einige Ruderschläge vom Kai entfernt, als ein kräftiger Windstoß das kleine Boot mächtig schwanken lässt. Bei Stone kommt eine neue Übelkeit hoch, die er aber im letzten Moment unterdrücken kann.

Besorgt schaut Karlchen zum Himmel. Genau in dem Moment lässt ein Blitz die Stadt und auch den Hafen taghell erscheinen, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donner. Big Claw und die Männer zucken zusammen. Doch Zeit zum Durchatmen bleibt nicht. „Autsch“, Karlchen reibt sich den Kopf, „was is’n nu los?“ Als Antwort kommen riesige Hagelkörner. So gut es geht versuchen sich Alle zu schützen. Ohne großen Erfolg. Hilflos sind sie dem Hagel, dem immer wiederkehrenden Donner, den Blitzen und dem Schaukeln des Bootes ausgeliefert. „Wir müssen versuchen so schnell als möglich in den Hafen zu kommen“, schreiend wendet sich die Elfe an Karlchen. Dieser nickt, „Männer, rudert was ihr könnt. Hier finden wir den sicheren Tod.“ Trotz der schmerzhaften Einschläge der Hagelkörner legen sich die Männer noch einmal ins Zeug. Zügig kommen sie dem Kai näher. Und endlich ist es geschafft.

Die Männer helfen Stone und Big Claw von Bord und Karlchen drückt der Elfe Schwarzbarts Kopf in die Hand. „Tschuldigung Prinzessin, aber so war es ausgemacht und da kann mich auch der Sturm nicht von abhalten.“ Big Claw nickt stumm.

Der Hagel hat aufgehört, während das Gewitter weiter tobt. Die Gruppe geht in Richtung Stadt, an ihrer Spitze Big Claw, den Kopf des Piraten erhoben vor sich hertragend. Dabei müssen sie aufpassen nicht auf den Hagelkörnern auszurutschen oder über die Toten und Verwundeten zu stolpern. Sie nähern sich den noch immer Kämpfenden, als erneut ein Blitz die Gruppe in einem gleißenden Licht erscheinen lässt.


Genieße Dein Leben ständig, denn Du bist länger tot als lebendig.
#211879 08/08/07 08:58 AM
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“Jetzt oder nie!“ durchzuckt es Glance, und laut ruft er, „Angriff!“ Sofort setzt sich die dünne Kette der Elfenkämpfer in Bewegung und peitscht in die Flanke der Piraten. Was war dieser Regenschauer im Vergleich zu einem tosenden Sturm auf einem schwankenden Deck? Elfen wie Piraten verbeissen sich schnell in eine Reihe Einzelkämpfe, die allerdings den Druck auf die Stadtwachen und Tempelkämpfer deutlich verringern.

Glance schwingt seine Waffe in einem weiten Bogen gegen zwei Angreifer, die daraufhin schnell zurückweichen – ein schneller Stoß mit dem stumpfen Ende gegen den Einen, ein Wirbeln und ein Stich in den Leib des Anderen, ein Schlag in das Gesicht des Ersten verschaffen ihm Luft sich kurz umzusehen.

Zu seiner Überraschung scheint die Linie der Stadtwachen wie erstarrt.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211880 10/08/07 01:49 PM
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So unvermittelt wie er eingesetzt hat, ist der Hagelschauer wieder vorbei. Mit ausdruckslosem Gesicht betrachtet Frollo den zu seinen Füßen in einer Blutlache liegenden Feldwebel Dranner. Der Fall des Wächters hat ihm nicht die erwartet Befriedigung gebracht. Der eigentlich auf den Hals gezielte Hieb war durch irgendetwas abgelenkt worden, und obwohl dem Hauptmann der Treffer schwer genug zu sein scheint, um den Feldwebel in die jenseitige Welt zu schicken, ist er für einen kurzen Augenblick versucht, dem hilflos am Boden liegenden mit seiner Klinge die Brust zu durchbohren - nur um wirklich sicher zu gehen. Schon hebt er die Hand, bereit zuzustoßen, da erinnert er sich im letzten Augenblick an die umstehenden Milizionäre. Einige der Männer haben den kurzen Disput zwischen dem Feldwebel und ihm mitbekommen und starren nun fassungslos auf den blutüberströmten Körper des alten Wächters hinab. Unter ihren ungläubigen, entsetzten Blicken lässt der Hauptmann den zum Stoß erhobenen Arm mit der blutigen Klinge langsam wieder sinken.

"Er hat sich mir entgegengestellt!" versucht er sich mit heiserer Stimme zu rechtfertigen. "Ich bin Hauptmann der Miliz und ihm vorgesetzt! Er hat mir den Gehorsam verweigert!" Erneut flammt Unsicherheit in ihm auf.

Ganz allmählich kommt Bewegung in die Milizionäre. Sie wenden sich dem Hauptmann zu, als würden sie nun Front gegen ihn machen. Bei so manchem werden die Augen zu schmalen Schlitzen, die Fingerknöchel der Hände, die die Waffen fest umspannen treten weiß hervor. Dann übertönt ein schriller Wutschrei den Lärm der Schlacht und lenkt die Soldaten für einen kurzen Moment ab. Über die Kämpfenden hinweg, deren erbittertes Ringen durch den kurzen Hagelschauer für einen Moment nachgelassen hat, trifft Frollos Blick den des jungen Korporals, dem Dranner das Kommando über die Verteidigungslinie übergeben hatte. Die Augen des Wächters sprühen vor Zorn und scheinen den Hauptmann regelrecht zu durchbohren, nageln ihn fest und verheißen sicheren Tod.

"Er hat Dranner getötet!" hört der Hauptmann den jungen Mann brüllen und sieht, wie dieser mit dem ausgestreckten Arm in seine Richtung deutet.

Nun, wo die Ereignisse laut beim Namen genannt wurden, steigt Panik in Frollo auf. Gehetzt rast sein Blick vom Korporal zu den in seiner Nähe stehenden Milizionären, deren Haltung ihm gegenüber immer drohender wird. Langsam weicht er zurück, stolpert über einen hinter ihm liegenden Körper, kann sich aber gerade noch fangen.

Von der Linie der Verteidiger steigt ein vielstimmiger Schrei auf: "Der Feldwebel ist gefallen! Dranner ist tot!" Bestürzt klingen die Stimmen herüber.

"Es… es war mein gutes Recht!" stammelt Frollo. Im Gesicht des grobschlächtigen Hünen steht blankes Entsetzen geschrieben, während er vor den langsam vorrückenden Milizionären weiter zurückweicht. Die Augen der Männer blicken hart und gnadenlos. Abwehrend hält der Hauptmann das blutverklebte Schwert vor sich. Ein Schauder überläuft ihn, als sein Blick auf das frische Blut an der scharfen Klinge fällt.

Immer lauter werden die Rufe unter den Verteidigern, werden von anderen aufgenommen und weitergegeben. Sie klingen jetzt zornig und voller Wut, und allein die Kraft, die in ihnen steckt, lässt die Piraten in ihrem blutigen Gemetzel innehalten und zurückweichen.

Als die Linie der Verteidiger aus ihrer Position wie ein einziger Mann hervorbricht und die entsetzten Piraten, die zwischen ihnen und Frollo stehen, regelrecht zur Seite fegen, wendet sich Frollo um und flieht in panischem Entsetzen vor dem entfesselten Zorn der Wächter und Milizionäre, dem nichts und niemand jetzt noch zu trotzen vermag. Das Grauen setzt übermenschliche Kräfte in dem frischgebackenen Hauptmann frei, und blindlings, ohne auf seine Gegenüber zu achten, bahnt er sich mit wuchtigen Schlägen eine Bahn durch die überraschten Piraten, dicht gefolgt von den Wächtern und Milizionären. Als sei er gegen den Stahl der Piratenwaffen gefeit wirft er sich verzweifelt vorwärts, seine Verteidigung völlig missachtend. Wohl wird er getroffen, gerät ins Taumeln, doch die sich stetig nähernden Rufe hinter ihm, die ihm sicheres Verderben verheißen, treiben ihn immer wieder voran. Verzweifelt pendelt sein Schwert hin und her, so manchen Piraten niederstreckend. In seiner rasenden Angst hört er nicht den Jubel der verstreut kämpfenden Verteidiger und Tempelritter, die von den Ereignissen um ihn und Dranner nichts mitbekommen haben, und ihn nun im Glauben, er würde die Wächter zu einem letzten, entscheidenden Sturmangriff selbstlos und todesmutig anführen, hochleben lassen und neuen Mut fassen. Nur fort, nur fort! Fort von dem blutigen Körper des Feldwebels, fort von dem Zorn seiner Rächer, fort von dem brennenden Blick des Korporals. Vielleicht konnte er alles ungeschehen machen, wenn er nur schnell genug weit weg von diesem verfluchten Ort käme!

#211881 10/08/07 04:54 PM
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Glance sieht von der Seite, dass ein großer Krieger in Uniform mit den Abzeichen eines Offiziers plötzlich heldenmütig, nein, eher selbstmörderisch, auf eine Gruppe Piraten zu prescht, die zu Glances Erstaunen auch noch zurückweichen. Die Linie der Verteidiger, die eben noch starr stand, setzt sich unaufhaltsam in Bewegung. Die Aufmerksamkeit des gesamten Zentrums konzentriert sich auf den Mann in der Mitte.

Glances Truppe braucht gar nicht weiter anzugreifen, nur die Piraten, die von der Wucht des Angriffs auf die Seite gedrängt werden, abzufangen und unschädlich machen. Erbarmungslos werden diese niedergestreckt, die Zahl wird immer kleiner und kleiner. Glance tritt zurück um nicht den Überblick zu verlieren - es ist ganz offensichtlich - die Schlacht ist gewonnen, der Kampf im Zentrum verebbt, kein nennenswerter Widerstand stellt sich dem berserkerhaften Krieger entgegen. An den Rändern des Geschehens jedoch verdichtet sich der Widerstand einzelner Gruppen, die mit dem Mut der Verzweiflung noch Manchen der Rechemer Kämpfer mit in den Tod nehmen.

Der Schwung seines Schwertes, das mangels Gegner ins Leere haut, reisst den voranstürmenden Offizier herum. Er blickt auf die ihm Folgenden, die immer noch, scheinbar unaufhaltsam, zu ihm vordringen. Mit einem wilden, unartikulierten Brüllen dreht er sich um, obwohl eigentlich gar kein Gegner mehr vor ihm steht. Plötzlich scheint der Mann sich zu versteifen, sein Gesicht verzerrt sich zu einer hässlichen Fratze, und langsam, wie ein gefällter Baum, fällt er vornüber.

In seinem Rücken steckt ein Armbrustbolzen.

Fassungslos starrt Glance auf die vordringenden Milizsoldaten und Stadtwachen, die jetzt wie ein Mann zum Stillstand kommen. Der Schuss konnte nur aus ihren Reihen gekommen sein.

Last edited by GlanceALot; 11/08/07 10:51 AM.

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#211882 11/08/07 10:21 AM
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Da rennen welche weg. Uniformierte. Die Stadtwachen ?

Da liegt ein Toter. Wer ist das ? Auch eine Stadtwache ?

Warum liegt da einer und die anderen laufen weg ? Und warum läuft denen jemand voraus ?

Nathaniel wundert sich. Er ist der jungste der Studenten der Magierakademie, und hat gerade erst ein paar Heilzauber gelernt. Das allererste, was Studenten hier lernen, sind Heilzauber, hat er gehört.
Seine Heimat sind die endlosen Wälder der Gebirgstäler, einer Gegend, in der es viel Holz, aber wenig anderes gibt. Dörfer bestehen aus Blockhütten, Felder hängen sich an den Hängen herauf, auf der Suche nach Licht, daß das Getreide reifen lassen könnte.

Es gibt nur wenige Dörfer dort, wo er herkommt, und man lebt aus purer Notwendigkeit im Einklang mit der Natur - denn nur so läßt es sich in den kargen, harten Weiten des Gebirges überhaupt überleben. Schäfer und Senner sind für die Tiere zuständig, Holzfäller suchen das kostbare Holz, das in die Regional- und Provinzstädte gebracht wird ... und einige Zwerge suchen nach kostbaren Metallen und Edelsteinen. Zwerge sind häufiger im Gebirge zu finden, als Menschen. Felder mit Weizen sind an den Hängen so selten, daß ein Bauer dort etwas Besonderes ist. Im Tal sieht es dagegen etwas besser aus.

Was nun ? Nathaniel hört auf, sich zu wundern, und steht alleine da. Alle um ihn herum sind weggelaufen, hier und da hört er das Scheppern von Metall. Blut fließt aus den Wunden des Toten da.

Mal sehen ... ein paar Heilzauber habe ich gerade erst gelernt, denkt Nathaniel. Es liegt zwar erst ein paar Tage zurück, aber ...

Umständlich fummelt er das Pergament aus seiner Mantelinnentasche hervor. Darauf geschrieben steht der Zauber. Er muß ihn nur noch rezitieren. Dann hockt er sich über den Mann.

Scheu und verunsichert schaut er sich um. Er hört Geschrei in der Entfernung. Leise hebt er eine Hand über den Körper, ständig in der Furcht, er könne bei seiner Tat überrascht werden.

"IM NOTICUS QUARRANENSIS BAK'T" intoniert er leise, scheu, und verunsichert. Er hat dieses frische Pergament erst vor wenigen Tagen von seinem Lehrmeister bekommen, und er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, es auszuprobieren. Was ist, wenn es schief geht ?

Während er mit der freien Hand einige Gesten macht, leicht und unsicher, ob dies auch wirklich die richtigen sind, schaut er ständig auf das Pergament in der anderen Hand. Hoffentlich mache ich alles richtig ! denkt er.

Er glaubt, kleine, blaue Flämmchen von seiner Hand ausgehend zum leblosen Körper wabern zu sehen, aber das muß eine Einbildung sein. Das kann nur eine Einbildung sein, denn er hat noch nie von so etwas gehört.

Das geht mehrere, bange Minuten so, wobei Nathaniel ständig in der Furcht lebt, er könnte entdeckt werden. Wie ein Reh auf der Furcht vor einem Jäger, wie ein gehetzter Flüchtling, ja wie ein Verbrecher, der wegen "verbotener Experimente an Wehrlosen" in den Kerker gebracht oder sogar zum Tode verurteilt werden könnte, schaut er sich ständig um, schwitzt, tritt bald von einem Bein aufs andere.

Dann, hört er ein Geräusch.

Als er das Krächzen und Stöhnen eines sich nähernden Bettlers vernimmt, hält es Nathaniel nicht mehr aus. Hastig rafft er sein Pergament zusammen und rennt wie von einem Piraten verfolgt hinter die nächste Hausecke. Von dort aus ist er sicher, kann er das "Geschöpf", das er da zu Stande gebracht hat, sehen, in sicherer Entfernung.



Dranner fühlt Schmerzen. Heftige Schmerzen. Wo war ... Es ist so still um ihn herum ...

Gerade, als er wieder vom Schmerz überwältigt zu Boden sinken will, stützt ihn ein Bettler ab.
"Ruhig, ruhig, Ihr habt schwere Wunden dort ..." hört Dranner, wie der Bettler mit ihm spricht. "Ich werde Euch helfen, aber dazu brauche ich meine Freunde ..." bricht eine rauhe, fast tonlose, gebrochene Stimme in seine Aufmerksamkeit ein.

Der Bettler, ein mittelalter Mann mit kurzem grauem Haar, der in Lumpen gehüllt ist, winkt ein paar Leuten zu, die ähnlich abgerissen aussehen, wie er. In ihren dunkelgrün-braunen Lumpen sehen sie eher wie Rattenwesen aus als wie Menschen. Gemeinsam ziehen sie Dranner vorsichtig in eine geschützte Ecke.

Als der Bettler Nathaniel entdeckt, winkt er ihm zu, aber der Junge ist schon davongelaufen. Traurig schüttelt der Alte den Kopf. Vielleicht hätte der Junge dem verletzten Mann hier helfen können, aber nun ist es zu spät. Sie müssen gemeinsam versuchen, ihn zu verarzten, so gut es geht. Denn es sieht nicht gut aus mit ihm, trotz allem.

Dranner ist wieder ohnmächtig geworden und merkt nicht, wie er in den kühlen Schutz eines Hauses gebracht wird ...

Last edited by AlrikFassbauer; 12/08/07 10:21 AM.

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#211883 12/08/07 02:15 PM
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Allmählich schälen sich aus der Dunkelheit Konturen und die Finsternis weicht einem angenehm warmen Licht. Noch sind keine Einzelheiten zu erkennen; alles wirkt verschwommen und wie mit einem Nebelschleier überdeckt. Dranner erinnert sich an das Gewimmel einer Schlacht, an Schiffe, die brennend auf dem Wasser treiben, an vom Himmel herabregnendes Eis und eine Stimme, die beruhigend auf ihn einredet, doch es gelingt ihm nicht, einen Zusammenhang zwischen diesen Erinnerungsfetzen und sich selbst herzustellen. Dann setzt unvermittelt ein bohrender Schmerz in der Augenhöhle ein, pochend und zugleich brennend, als bestünde der Augapfel aus einer Kugel glühenden Eisens.

Dranner stöhnt auf und will mit der Hand nach der schmerzenden Stelle greifen, doch sein Arm wird durch eine weiche Hand gepackt und sanft, aber unnachgiebig nach unten gedrückt.

"Das würde ich an deiner Stelle nicht tun." ertönt eine rauchige, eindeutig weibliche Stimme neben ihm. "Die Wunde ist gereinigt und fürs erste versorgt, aber wenn du dran rumfummelst, bricht sie wieder auf. Außerdem könntest du Dreck reinbringen, wenn du den Verband verschiebst, und das würde dir ganz sicher nicht gefallen, ganz und gar nicht gefallen würde dir das."

Dranner versucht, den Schleier vor seinen Augen wegzublinzeln. Eine Welle von Schmerz jagt von seiner linken Gesichtshälfte durch den Körper. Sein Blick klärt sich zwar, aber der Umgebung mangelt es an Tiefe und außerdem ist sein Blickfeld erheblich eingeschränkt. Irgendetwas scheint sein linkes Auge zu bedecken und er muss den Kopf drehen, um die Frau an seiner Seite betrachten zu können. Die Bewegung fällt ihm unerwartet schwer und löst neben dem bohrenden Schmerz auch einen Anflug von Schwindel in ihm aus. Neben ihm hockt eine auf eine anrüchige Art attraktive Frau, deren Kleidung mehr von ihrem üppigen Busen sehen lässt, als der Anstand erlaubt.

"Du bist..." hebt Dranner an, doch anstelle der Worte kommt nur ein Krächzen aus seiner Kehle. Die Bewegung spannt seine Gesichtshaut und Dranner hat das Gefühl, als würde sie zerreißen. Sekundenlang wartet er mit zusammengebissenen Zähnen, bis der Schmerz wieder abklingt, dann wagt er einen neuen, vorsichtigeren Versuch.

"Du bist eine... eine... " stammelt er kaum verständlich, bemüht, den Mund nicht weiter zu öffnen als unbedingt erforderlich.

"Ja?" Die Frau beugt sich etwas vor, um die Worte des Schwerverwundeten besser verstehen zu können. Sie scheint nicht zu bemerken, dass sie dabei einen tiefen Blick in ihr Dekolleté freigibt.

Dranner gibt auf. Er wollte eigentlich "jemand, bei dem man käuflich Liebe erwerben kann" sagen, um nicht eines der üblichen, eher geringschätzigen Wörter gebrauchen zu müssen, das ihm in der gegenwärtigen Situation irgendwie unangemessen erscheint. Doch die Worte kommen ihm momentan viel zu kompliziert vor, um sie in seinem Zustand formulieren zu können.

"Du bist eine Dirne." haucht er stattdessen kaum hörbar.

"Tatsächlich? Was du nicht sagst!" lacht die Frau, ohne sich an der abwertenden Bezeichnung zu stören. "Ja, bei mir kann man eine Menge Spaß für wenig Geld haben – und ich garantiere dir, dass es jedes Kupferstück wert ist!"

Angesichts des Gesichtsausdruckes des Feldwebels lacht sie laut auf.
"Das interessiert dich wohl nicht, was? Oh nein – Feldwebel Dranner hat es nicht nötig, sich mit einer Hafenhure abzugeben und womöglich noch Geld bei ihr zu lassen, nicht wahr? Huren machen doch nur Ärger, und am liebsten würde ein Mann wie er das ganze anrüchige Pack aus seiner sauberen Stadt werfen."

Dranner will den Kopf schütteln und etwas erwidern, doch die Frau legt ihm ihren weichen, zarten Finger auf die Lippen und vereitelt so jeden Versuch einer Rechtfertigung.

"Tja, mein lieber Feldwebel, dich hat's ganz schön erwischt. Die haben dir da draußen eine gehörige Tracht Prügel verpasst und dir das halbe Gesicht aufgeschnitten. Dein eines Auge ist futsch, und für die nächste Zeit wirst du dich wohl mit dünner Suppe begnügen müssen. Aber mach dir keine Gedanken wegen der scheußlichen Narbe, die du garantiert behalten wirst – bei einem Mann wie dir wirkt ein halbiertes Gesicht nicht abschreckend, sondern interessant – mit so einer Narbe wirst du noch der Schwarm aller Frauen werden!" Die Frau lacht leise – ein angenehmes, warmes Lachen, das nicht den Eindruck erweckt, als würde sie den Verwundeten verspotten wollen.

Erneut tauchen einzelne Erinnerungsfetzen vor Dranners innerem Auge auf. Die Schreie von Verwundeten, das Klirren von Waffen. Reiter, die in die Reihen der Kämpfenden hineinpreschen. Offenbar war er in dieser Schlacht verwundet worden und hatte ein Auge verloren – mal abgesehen von seinem lückenhaften Gedächtnis, was sicherlich auf den Schlag auf seinen Kopf zurückzuführen ist; aber gegen wen hatte er gekämpft, und warum?

"Was... ist die gute Nachricht?" stöhnt Dranner säuerlich und bemüht sich fieberhaft, Ordnung in seine vagen Erinnerungen zu bringen und die zahlreichen noch fehlenden Puzzlesteinchen aufzudecken.

"Die gute Nachricht?" Das Lachen der Frau klingt ehrlich und aufrichtig. "Du scheinst dich wirklich zu erholen, nicht wahr? Nun denn, die gute Nachricht ist: Wenn mal gar kein Weib dein Narbengesicht anschauen will, dann kommst du einfach zu uns! Vielleicht bekommst du sogar einen Rabatt..." Erneut lacht sie, während sie Dranner vorsichtig und behutsam und mit offensichtlicher Fachkenntnis mit einem feuchten Tuch über die Stirn wischt.

Resignierend verdreht Dranner das gesunde Auge. Wollte sie sich über ihn lustig machen? Aber ihre Berührung ist angenehm und erfrischend, und der Schmerz in seiner gemarterten Gesichtshälfte ebbt unter den weichen, erfahrenen Händen rasch auf ein zwar permanentes, aber erträgliches Maß ab. Offenbar ist sie nicht nur in der Wundbehandlung erfahren sondern auch ernsthaft an seiner Genesung interessiert.

"War gar nicht so einfach, dich von da draußen hier rein zu holen." fährt die Frau in einem so belanglosen Ton fort, dass sich Dranner für einen kurzen Moment in das Plauderstündchen eines Kaffekränzchens versetzt fühlt.
"All die Kämpfenden und die Wächter, die deinen Namen brüllten und sich auf die Piraten stürzten, als wollten sie sie mit bloßen Händen zerfetzen, und mitten dazwischen du, am Boden liegend. Und du bist ganz schön schwer, das kann ich dir sagen. Scheinst kein Kostverächter zu sein und ein paar Reserven für schlechte Zeiten angespart zu haben. Die Jungs haben mächtig geächzt, als sie dich hier rein bugsiert haben. – Tja, ich dachte halt, es wäre eine gute Idee, einen Wächter zum Freund zu haben. So was könnte sich sehr belebend auf das... Geschäft auswirken." Ebenso kokett wie verschwörerisch blinzelt sie Dranner zu.

Die Erwähnung der Piraten lässt die ungeordneten und unvollständigen Puzzleteilchen, die Dranner innerlich verzweifelt versucht zusammenzufügen, schlagartig zu einem zusammenhängenden Bild werden.

"Meine Männer!" stöhnt der Feldwebel auf und fährt ruckartig in die Höhe. Sofort bereut er die Bewegung, als seine linke Kopfhälfte in Flammen steht und eine Vielzahl winziger Lichter vor seinem gesunden Auge zu explodieren scheinen. Eine Welle aus Übelkeit steigt in ihm empor und für Augenblicke dreht sich die Umgebung vor ihm in einem wilden Reigen. Ächzend sinkt er zurück und schnappt sekundenlang nach Luft, um die Pein, die von seiner verwundeten Gesichtshälfte ausgeht, zu verdrängen.
"Ich muss... zu meinen Männern! Ihnen beistehen!"

"Sachte, großer Krieger, sachte!" meint die Frau amüsiert aber auch etwas besorgt.
"Du hast eine Menge Blut verloren. Ich wusste gar nicht, dass soviel Blut in einem Menschen steckt, und schließlich kennen wir Frauen uns mit Blut aus! Wie du so bleich und still hier gelegen hast – ich dachte wirklich, dass alles Leben aus dir rausgelaufen wäre."

Mit einer fast zärtlich anmutenden Geste streicht sie dem Feldwebel erneut über die Stirn, bevor sie fortfährt:
"Und außerdem kommen deine Männer ganz gut allein zurecht. Sie jagen die Piraten gerade zurück ins Meer. Ein großer Kerl in Uniform führt sie an und prügelt auf die Halunken ein, als würde er sie alle alleine erschlagen wollen. Wenn du mich fragst, ist das dieser miese Frollo, obwohl ich mich bei dem schlechten Licht natürlich geirrt haben könnte. Na, wenigstens eine gute Tat, die der Mistkerl mal zustande bringt! Wenn er weiter so macht, wird er noch ein richtiger verdammter Held werden."

Benommen schließt der Feldwebel sein gesundes Auge. Er hat keine Ahnung, wem er den fast tödlichen Hieb zu verdanken hat, aber ein verlorenes Auge scheint ihm ein geringer Preis, wenn dafür die Stadt gerettet werden konnte. Und Frollo hat den Angriff angeführt, der offenbar die Schlacht endgültig zugunsten der Verteidiger entschied, und drängt wahrscheinlich gerade eben die letzten Angreifer in das schmutzige und kalte Wasser des Hafenbeckens. Wollte der frischgebackene Hauptmann damit seine Schuld an Rechem wiedergutmachen? Hoffte er darauf, dass Dranner unter diesen Umständen sein Versprechen vergessen und auf eine Entscheidung des Richters verzichten würde? Doch der Feldwebel ist nicht bereit, dem ehemaligen Leutnant zu vergeben. Er fühlt sich nicht zum Richter berufen, doch er würde ihn der Gerechtigkeit übergeben, wenn er die Möglichkeit dazu bekommen sollte. Mochten die Richter seine letzten Taten zu seinen Gunsten auslegen - er, Dranner, würde das nicht tun.

Langsam und diesmal bedeutend vorsichtiger stemmt sich der Feldwebel in die Höhe. Sofort setzt wieder der pochende Schmerz ein, doch diesmal ist er darauf vorbereitet und widersteht ihm mit zusammengebissenen Zähnen.

"Was hast du vor? Du solltest besser hier liegen bleiben." fährt ihn die Frau mit deutlicher Missbilligung in der Stimme an. Sie macht Anstalten, ihn zurückzudrücken, doch ein Blick in sein entschlossenes Gesicht lässt sie zögern. "Die Wunde an deinem Kopf ist…"

"Ich danke dir für deine Hilfe." unterbricht sie der Feldwebel und versucht, den neuerlich aufflammenden Schmerz zu ignorieren.
"Wirklich!" fügt er hastig hinzu, als er das empörte Stirnrunzeln der Frau bemerkt.
"Sieh! Du hast mir vermutlich das Leben gerettet, und ich will nicht undankbar erscheinen…"

Das Sprechen fällt dem Feldwebel schwer, und jedes Wort jagt eine Welle aus Pein durch seine linke Gesichtshälfte. Erschöpft hält er kurz inne, doch als seine Helferin zu einer Erwiderung ansetzt, fährt er ungeachtet der Schmerzen fort: "...aber dort draußen sind viele Männer, die deine Fähigkeiten in der Heilkunst... nötiger haben als ich... oder wenigstens... eine warme Hand halten sollten... für ihre letzten Augenblicke... in dieser Welt..." Dranners Atem geht keuchend, und er spuckt die Worte eher aus, als er sie spricht.
"Mir geht es… gut…" ächzt er, obwohl er sich elend fühlt und davon ausgeht, dass seine Helferin die Lüge sofort durchschauen wird. Die Beine des Feldwebels fühlen sich weich an und sind kaum in der Lage, das Gewicht des Mannes zu tragen. Wellen von Schmerz jagen über das geschundene Gesicht, vor seinem gesunden Auge tanzen Punkte in allen Farben durcheinander. Übergangslos scheint sich die Welt um Dranner plötzlich zu ändern, und verständnislos starrt er in das Gesicht der Frau, die irgendetwas sagt, ohne dass ihre Worte sein Ohr erreichen. Groß und rund wie einer der lustig angemalten Bälle der Straßengaukler hängt es körperlos mitten in der Luft vor ihm, nur um gleich darauf zusammenzufallen und sich unnatürlich in die Länge zu ziehen. Als sich der in einen rötlichen Dunst getauchte Raum zu drehen beginnt, knicken die Beine unter Dranner ein und er fällt kopfüber in eine bodenlose, alptraumhafte Finsternis.

Fluchend versucht die Frau den erschlaffenden, in sich zusammensackenden Körper des alten Wächters zu stützen. Mit Mühe gelingt es ihr gerade noch, den Sturz abzumildern.

"Verdammter Hitzkopf!" flucht sie leise und mustert besorgt die notdürftig versorgte Wunde. Frisches Blut sickert unter dem dicken Verband heraus. Vielleicht war die Verletzung doch schwerer, als sie ursprünglich angenommen hatte. Kopfverletzungen waren tückisch und konnten gefährlicher sein, als sie aussahen. Womöglich war ein Knochensplitter in den Schädel eingedrungen. Das ging über ihre bescheidenen Fähigkeiten hinaus, hier war ein Experte, ein echter Heiler gefragt. Aber… konnte sie es wagen? Dranner ist nicht einfach nur irgendein Wächter, und obwohl er selbst unter jenen, die die Nacht dem Tage vorzogen, durchaus Achtung genießt, so bleibt er doch ein Vertreter für Recht und Ordnung, ein erbitterter Gegner der vielen inoffiziellen Möglichkeiten, die eine Stadt wie Rechem bietet. Dieser Weg würde weit über ihre kleinliche Absicht, sich einen kleinen Bonus bei der Wache zu ergattern, hinausgehen. Unschlüssig blickt die Frau in das aschfahle Gesicht des bewusstlosen Feldwebels.

"Trägst gerade deinen letzten verzweifelten Kampf aus, wie?" flüstert sie leise. "Aber hier kämpfst du gegen einen Gegner, gegen den du nicht gewinnen kannst, Schätzchen! Zumindest nicht ohne Unterstützung."

Mit einer Geste des Bedauerns streicht sie dem Feldwebel behutsam über die Stirn, während sie eine Entscheidung trifft...

#211884 12/08/07 04:36 PM
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Manche nennen es Voodoo, aber Mkele Mbembe nennt es "Zauberei".

Sie ist die unumstrittene Königin der Heiler der Unterwelt Rechems, und sie kennt sie alle, vom armseligsten Bettler bis zum aufstrebenden Ganoven.

In ihre Höhle mit Anschluß an Rechems Abfluß-System liegen bereits mehrere schwer verwundete und einige leicht Verletzte der Schlacht gegen die Piraten.

Hier herrscht ein Feuer aus einem gewaltigen Kessel in der Mitte der Halle, das die Luft trocken und somit keimfrei hält. So wurde es ihr überliefert. Schon ihre Großmutter sagte immer zu ihr, daß trockene Luft besser zur Heilung sei, während feuchte Luft nur das Wachstum von Schimmel und Pilzen begünstige.

Was diese Höhle einmal gewesen sein mochte, weiß niemand hier. Sie ist schon zu alt, aber ihre glatten, erdbraunen, kaum verzierten Steinwände, die an einigen Stellen mit matten, grünen Kacheln gefliest sind,auf denen die flackernden Schatten des Feuers zu sehen sind, und der feste Fußboden zeugen von einer früheren Verwendung. Hier wurden Techniken verwendet, die heutzutage niemand mehr kennt, da sind sich alle einig.

An einer Wand steht ihr Thron, und sie selbst - eine rundliche Gestalt mit schwarzen, zu Zöpfen geflochtenen Haaren und grüner Kleidung - huscht nun von einem Patienten zum nächsten, schaut nach seinem Befinden, und brüllt - wenn nötig - Befehle in den Raum, die pflichtbewußt von einigen Streunern und anderen Unterweltwesen erfüllt werden.

Hier sind sie alle vereint, die von der Rechemer Gesellschaft ausgestoßen wurden : Echsenwesen, pelzige, dunkle Tiiirländer aus der Region Tiiir, die für ihre barbarischen Sitten und seltsamen Bewohner bekannt ist, ehemalige Kurtisanen, Streuner, Bettler, ehemalige Reiche, die mit dem Untergang oder der Kaperung ihres Handelsschiffes alles verloren haben, was sie besaßen, Schiffbrüchige fremder Länder, Waisen, einige Schmuggler, eine junge zauberkundige, die sie einfach "die Hexe" nennt, die aus einer fernen Gegend kam, deren Rand Mkele Mbembe selbst einmal bereist hatte, und gefallene Zauberkundige, manch einer davon ein Dämonologe. Ja selbst Mischwesen und Bastarde stehen unter ihrer Fittiche. Aber keine Verbrecher. Mörder und Halsabschneider duldet Mkele Mbembe nicht.

Sie ist die große Heilerin der Unterwelt Rechems, und jeder muß zu ihr hingehen. Selbst "die Bosse da oben", wie sie die machtgierigen Könige und Kaiser der Unterwelt nennt. Und jeder muß sich in seinem Leben ein Mal vor ihr verbeugen.

Aber nun hat sie andere Sorgen. Es gilt, das Leben derer zu schützen, die in dem Kampf gegen die unseligen Piraten gefallen waren.
Sie hat nie einen Hehl daraus gemacht, daß sie die Piraten nicht mochte. Aarno zum Beispiel hier hatte durch ihren Angriff auf sein vollbesetztes Handelsschiff alles verloren, was er hatte - seine Besatzung hatte sich größtenteils retten können. Er ging, nachdem er seine Schulden nicht mehr bezahlen konnte, in den Untergrund, und einige aus seiner Besatzung gleich mit.

Die Piraten gehören nicht zu Rechem. Für Mkele Mbembe sind sie Parasiten, Aussätzige, Ausgestoßene, die wie Blutegel Rechems Lebensader - den Handel - anzapfen. Darum unterstützt sie den Kampf gegen sie - auf ihre Weise.

Die, die Mkele "die Hexe" nennt, bemüht sich derweil in einer stilleren Ecke der - für Untergrundverhältnisse gewaltigen - Höhle, zusammen mit den Zauberkundigen einen "Kräuterschnaps", wie Mkele ihn immer unter dröhnendem Gelächter nennt, zu brauen. Die Rezeptur stammt von ihr, Mkele, und sie hatte die Hexe und ein paar Streuner ausgeschickt, ihr die dafür nötigen Kräuter zu holen. Was einige Lernprozesse bei den kräuterunkundigen Streunern erforderte. Doch nun ist das Gebräu fast fertig, und kann an die stöhnenden, wimmernden und heulenden Verletzten ausgeschenkt werden.


An der Türe kommt etwas Unruhe auf. Ein Schwerverletzter wird gerade hereingetragen, er scheint ohnmächtig zu sein. Schnell bellt Mkele ein paar Befehle zur nächststehenden Bettlerin, sie solle sich um den Verletzten kümmern, den sie gerade behandelte.
Dann läuft sie - so schnell ihr rundlicher Körper sie trägt - zu dem Neuankömmling hin. "Legt ihn dahinten hin", ordnet sie gleich an, während sie ein paar Gesten macht, die sie von ein paar Hexen gelernt hat. Das soll eine Art Schutzzauber sein, erklärten diese ihr damals auf ihrer Reise.
Sie begleitet den Schwerverletzten, der eine Uniform trägt ... aber das ist nun egal, alle Feinde der Piraten sind jetzt und hier ihre Freunde.

Während er abgelegt wird, untersucht sie seine Wunden. Jemand muß auf ihn einen leichten Heilungszauber gesprochen haben, das erkennt sie an der Art, wie sie im Frühstadium der Heilung sind. Trotzdem sie immernoch schwer sind, befindet sich der Unbekannte auf dem Weg der Besserung. Ohne diesen frühen Heilzauber, den Mkele Mbembe vermutet, währe er sicherlich tot, da ist sie sich sicher.

Vorsichtig schneidet sie die Blutdurchtränkte Kleidung an einigen Stellen ab, an denen sie Wunden vermutet. Dann ruft sie "die Näherin" herbei, ein vollkommen gefühlloses Echsenwesen (jedenfalls nach menschlichen Standards), die auf ihr Zeichen hin beginnt, die Schnittwunden mit einem starken Mittel zu reinigen und zu vernähen. "Ein Glück, daß er ohnmächtig ist", denkt Mkele, "so macht er wenigstens keinen Krach." Und in der Tat hat schon so mancher die Arbeit dieser starken Reinigungsflüssigkeit mir lautem Schreien "begrüßt".

Bei einem Blick hinüber zu dem Kessel, in dem der "Kräuterschnaps" brodelt, bekommt sie mit einem Nicken der Hexe die Rückmeldung, daß dieser fertig ist. Schon oft hatte sich Mkele Mbembe darüber gewundert, warum seit der Übernahme dieser Aufgabe durch die Hexe Alkohol ein fester Bestandteil des "Kräuterschnapses" geworden war, aber die Hexe hatte ihr immer erklärt, daß sich die wirklich wichtigen heilungsfördernden Bestandteile in Alkohol besser lösen ließen und haltbarer seien.

Mit einem Nicken zurück gibt Mkele die Erlaubnis, der "Schnaps" zu verteilen und auszuschenken. Sofort ruft die Hexe ein paar Helfer herbei, die Trinkgefäße, Schüsseln und Beccher jedweder Größe tragen, und sich mit einer Kelle füllen lassen. Dann tragen sie sie zu den Verletzten.

Nachdem sie selber ein paar Zaubergesten gemacht und dem Verletzten ein Amulett auf die Brust gedrückt hat, ruft Mkele einen der Zauberkundigen herbei, und bedeutet ihm, auf den Ohnmächtigen einen Heilzauber zu sprechen.
Dieser stutzt erst. "Aber Mkele, weißt du denn nicht, wer das ist ?" fragt er seine Chefin mit trockener, reibeisenähnlicher Stimme. "Nein, warum sollte ich ? Ich habe mit der Oberwelt nichts zu tun," antwortet sie
"Das hier ist ein Wächter der Stadtgarde," erklärt der Zauberkundige mit seiner trockenen Reibeisenstimme, "siehst du nicht seine Uniform ? Irgendetwas muß ihn verdammt schwer erwischt haben. Mag sein, daß wir da einen Gegner wieder ins Leben zurückholen ... Oder meinst du nicht auch, das wäre eine gute Gelegenheit, ihn später mal um einen kleinen Gefallen zu bitten ?" denkt er laut nach.
Mkele findet diese Idee gar nicht mal so uninteressant ... "Könnte sein ..." antwortet sie nachdenklich, "aber nun sieh erstmal zu, daß du deinen Heilzauber sprichst ! Wir können immernoch später darüber reden !" Nickend macht sich der Zauberkundige an's Werk.

Dann geht sie weiter, den Zustand der anderen Verletzten und die Ausgabe des "Schnapses" begutachtend.

Last edited by AlrikFassbauer; 13/08/07 09:17 AM.

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#211885 14/08/07 07:09 AM
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Erneut wird jemand durch die Tür in die Höhle hereingetragen. Vorsichtig und behutsam setzten die Männer die improvisierte Tragbahre ab, darauf bedacht, nach Möglichkeit jede unnötige Erschütterung zu vermeiden. Einer von ihnen blickt sich suchend in der Höhle um, und als er Mkele sieht, läuft er auf sie zu.

"Verzeih, Mkele, wenn ich dich bei deiner Arbeit stören sollte." beginnt er mit einer weichen Stimme. Das Gesicht des Mannes bleibt tief in den Schatten seiner Kapuze verborgen, doch seine Haltung, seine Wortwahl und die erstaunlich gebildete Ausdrucksweise - jemanden wie ihn würde man hier unten eigentlich nicht vermuten. Einst war er ein angesehener Händler in den besseren Vierteln von Rechem, bis ihn eine furchtbare Tragödie entsetzlich entstellte und er vor den Verfolgungen und Anfeindungen seiner Mitmenschen an einen Ort floh, wo jedes Wesen gleich zu sein schien, unabhängig von seiner Herkunft und seinem Aussehen. Trotzdem verbarg er sein monströses Gesicht so gut es ging, denn selbst hier unten wich so mancher vor seiner Erscheinung zurück, wenn er ihn unverhüllt erblickte.

Als die Heilerin aufblickt, fährt er fort:
"Eines der Mädchen aus dem Hafenviertel schickt dir diesen dort." Er deutet auf den Schwerverletzten, der reglos auf der Bahre in der Nähe der Tür liegt.
"Sie hat getan, was in ihrer Macht stand, doch sie fürchtet, dass ihre Fähigkeiten nicht ausreichen, um das Leben dieses Mannes zu retten. Er hat eine schwere Kopfwunde erlitten und steht schon vor dem Tor zur jenseitigen Welt. Er stirbt, wenn ihm nicht schnell geholfen wird."

Dem Mann ist es sichtlich unangenehm, die rundliche Heilerin zur Eile zu drängen. Er wischt sich fahrig über die Stirn, wobei kurz sein fratzenhaftes Gesicht zu sehen ist. Schnell verschwindet es wieder im Schatten der Kapuze.
"Es ist ein Mann des Gesetzes, Mkele, ein Wächter mit großem Einfluss. Ich kenne ihn noch gut aus der Zeit im... von früher. Er ist ganz sicher nicht unser Verbündeter, aber... das Wohl der Stadt kommt für ihn an allererster Stelle. Das Mädchen meint, dass die Stadt besser dran ist, wenn er überlebt. Die ganze Stadt, Mkele, auch... dieser Teil. Und ich glaube, dass sie Recht hat."

#211886 16/08/07 01:28 PM
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Mkele erinnert sich an das Gesicht unter der Kapuze. Sie hat es einmal flüchtig gekannt, als er noch gutaussehend gewesen war, und sie war es gewesen, die ihn von seinen scheußlichen Brandwunden so gut es ging geheilt hatte. Innerlich seufzt sie kurz auf, denn damals hatten sie hier nicht so viele Zauberkundige gehabt, die in der Lage waren, Heilzauber zu sprechen. Sonst hätten sie ihm viel mehr helfen können ...

Aber trotz des Ernstes der Lage lächelt sie ihm kurz zu. Er ist ein guter Mensch, und das, was in seinem Herzen sitzt, macht sich auch durch seine Taten bemerkbar. Sein eigenes Schicksal hat ihn für das Schicksal der anderen sensibilisiert, und das honoriert sie jedes Mal aufs Neue.


Nachdem der Mann geendet hat, nickt sie ihm kurz zu. Sie versteht durchaus den Ernst der Lage. Das hier ist offenbar einer der Wächter, ein Mann des Gesetzes, wie sich der ehemalige Händler ausgedrückt hat, und er benötigt Hilfe.

Nun, so sei es. Er kämpfte gegen die Piraten, und vielleicht hilft es ihnen eines Tages, wenn er ein gutes Wort für ihr "Reich" einlegt. Beziehungen können nützlich sein.

"Wo genau sind seine Verletzungen ?" fragt Mkele den ehemaligen Händler, der daraufhin auf das Gesicht des Verletzten zeigt. Sofort deutet Mkele auf einen besonders exponierten Platz, eine Art steinernen Tisch, den gerade ein Helfer abfackelt, um unerwünschte Pilz- und andere Keime fernzuhalten.

---


Hier sind alle Kräfte Mkeles gefordert. Dies ist eine der wenigen Gelegenheiten, an denen sie selbst ihre Zauberkunst einsetzen muß.

Während der Wächter auf einer Bahre auf dem grauen, uralten, steinernen Tisch liegt, von einem Zaubermittel betäubt, bereitet sich Mkele auf ihren schwierigsten Zauber vor.

Die Hexe und ein weiterer Zauberkundiger assistieren ihr. Mkele setzt sie als eine Art Notfall-Versorger ein, für den Fall, daß etwas schief gehen sollte. Der Zauberkundige konnte ein paar wichtige Heilungssprüche, deswegen war er so wertvoll für sie, obgleich sie ihn nicht näher kannte. Er hatte sich allerdings bereits mehrfach bewährt, weshalb sie ihn erlaubte, hier zu bleiben. Ihm war das recht, denn so brauchte er sich nicht durch die Wildnis zu schlagen, denn er war im Grunde ein gestrandeter Reisender, ohne Geld und ohne Gold. Und damit ohne Überlebensschance in dieser Stadt.

Zuvor hatten sie den Bereich mittels einem Gestellt mit hängenden Tüchern und Decken vom Rest der Halle abgeschirmt, und somit Mkele von den Blicken verborgen, damit sie sich voll und ganz auf diesen Schwerverletzten konzentrieren kann. Sie begibt sich in eine Art Trance.


Vorsichtig dringt ihr Geist in den Kopf des Schwerverletzten ein. Ihr Ziel ist es, die verletzten Strukturen zu "ertasten", damit sie ein Gefühl dafür bekommt, was repariert werden muß. Ob er sein Auge behalten wird, ist dabei noch völlig offen.

Im Schädel findet sie einige winzige Knochensplitter, von denen ein paar haarscharf an wichtigen Blutgefäßen liegen.

Vorsichtig zieht sie sie mit ihrem Geist-Körper heraus, eine Arbeit, die sie enorm anstrengt, vorbei an wichtigen Adern und Blutgefäßen, vorbei an wichtigen, noch gerade intakt gebliebenen Nervenenden, vorbei an den Resten des weitgehend zerstörten Auges ... bis sie am Rande der Augenhöhle heraussickern.
Leider blutet damit die Wunde wieder, aber Mkele weiß, daß sie und die anderen diese Blutung schnell wieder stillen können, daher geht sie dieses Risiko ein.

Nachdem diese Arbeit getan ist, dringt sie mit ihrem Geist noch einmal in den Schädel ein, um die Wunde zu inspizieren ... - offenbar hat die Dirne, die ihn versorgt hat, erstklassige Arbeit geleistet. Mkele ist beeindruckt. Die Wunde ist sauber.

In einer Kurzinspektion nimmt sie mit ihrem Geist ein Gesamtbild des Wächters auf, um festzustellen, ob es noch andere, bisher unentdeckte Wunden gibt, aber diese sind bereits ebenfalls versorgt worden. Auch dies beeindruckt Mkele. Sie beschließt, der Dirne einmal einen Besucht abzustatten, um sie persönlich kennenzulernen.

Dann, nach etwa einer halben Stunde schwierigster, tiefster Konzentration, wacht Mkele Mbembe wieder aus ihrer Trance auf. Erst jetzt bemerkt sie, daß ihr der Schweiß wie Wasser den Rücken herunterläuft. Sie fühlt sich total ausgelaubt.

Mit einer Hand wischt sie sich über die Stirn, ehe sie den beiden Assistenten Bescheid gibt, wie sie plant, weiter vorzugehen :

"Der Mann ist mein persönlicher Patient. Ich möchte, daß ihr ihm all eure Aufmerksamkeit gebt - eure besondere Aufmerksamkeit !
Hexe, ich möchte, daß du ihm einen Heilzauber zur Blutstillung über sein Auge und das ganze Gesicht sprichst. Er hat eine große Wunde dort, und er darf sich keinen weiteren Blutverlußt erlauben !

Ich habe einen anstrengenden Zauber gewirkt, um seine Verletzungen genau untersuchen zu können - jetzt brauche ich Ruhe ! Ich lege mich jetzt schlafen, und ihr weckt mich, wenn der Wächter aufwacht !"

Damit erhebt sich Mkele aus ihrem breiten, fast thronartigen Stuhl, und zieht die Decken und Tücher zur Seite, während der verletzte Wächter auf seiner Bahre von ein paar Helfern herausgetragen und an eine besondere Stelle in der Nähe der Türe zu Mkeles Kammer gelegt wird. Dort spricht die "Hexe" ihren Zauberspruch, bevor sie sich selbst ein wenig ausruht.
Mkele aber verschwindet nach einem prüfenden Blick über die Halle in ihrer Kammer. Sie fühlt sich diesmal wirklich erschöpft, und wird nun ein paar Stunden schlafen. Sie weiß, daß sie den Helfern in der Halle vertrauen kann, denn sie hat sie selbst ausgesucht.


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