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Originally Posted by Schweige
Originally Posted by Lurker
Klingt nach "Aventurischer C-Promi landet im DSA-Dschungelcamp" wink


smirk ... fast getroffen ... confused
aber ...
schau mal ...
Wie gesagt: fast.
aargh


War ja nicht ernst gemeint wink

Aber als Frauenkenner par excellence dieses Forums durchschaue ich natürlich fast jede Frau auf den ersten Blick ... und fast jede weibliche Romanfigur auf die ersten Zeilen grin

Geringfügige Abweichungen von meiner Einschätzung sind selbstverständlich vernachlässigbar ... oder werden mit Charme beseitigt wink

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IM SCHATTEN DER DORNROSE von Bernard Craw:

Vor ein paar Jahren: Während sich das zwölfgöttertreue Aranien und das dämonische Moghulat Oron erbittert bekriegen, steht das kleine, neutrale Beyrounat Gwerrat zwischen den Fronten. Zwar wird es von einem mächtigen Dschinn beschützt, doch im Zweifelsfalle könnte dieser wohl kaum die aranische oder oronische Streitmacht aufhalten. Also soll die Verheiratung des Erbprinzen Rengun entscheiden, zu welcher Seite Gwerrat künftig halten wird. Da beide Parteien großes Interesse am strategisch günstig gelegenen Gwerrat haben, werden Delegationen in das Beyrounat geschickt, die Rengun eine Braut aus ihrem Land schmackhaft machen sollen. Doch während die aranische Auswahl von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, hat Oron nur eine einzige Vertreterin geschickt, die übermenschlich schöne und mysteriöse Layla. Sie fordert Rengun auf, unter ihrem Schutz mit nach Oron zu reisen, um dort die für ihn auserkorene zukünftige Braut kennenzulernen - und dabei auch die Vorzüge des Moghulats, das der Herrin der Blutigen Ekstase huldigt ...

Bereits bei Craws erstem DSA-Roman "Todesstille" hatte mich der Stil des Autors an den von H.P. Lovecraft erinnert. "Im Schatten der Dornrose" festigt diesen Eindruck. In der Tat ist die wohl größte Leistung dieses Romans, daß es Craw gelingt, die Athmosphäre des grausamen Moghulats überzeugend rüberzubringen, indem man sich im ständigen Gefühl einer nicht wirklich greifbaren Gefahr befindet. Irgendwie hat mich das sehr an Hans Zimmers grandios eingesetztes Ein-Ton-"Joker"-Thema in "The Dark Knight" erinnert. Das beklemmende Panik-Gefühl läßt den Leser kaum einmal los, stets erwartet man, daß auf den nächsten Seiten etwas Schlimmes passiert.
Ja, das erinnert tatsächlich wiederum sehr an Lovecraft und speziell Geschichten von ihm wie "Stadt ohne Namen". Dafür also großes Lob.

Leider krankt das Werk dafür an einigen anderen Stellen. Gerade im Vergleich zum wirklich guten "Todesstille" muß ich konstatieren, daß sowohl Charaktere als auch Handlung hier deutlich schwächer ausfallen. Bei den Charakteren liegt es wohl vor allem daran, daß zu viele Hauptfiguren existieren, aus deren wechselnder Perspektive die Story mehr oder weniger gleichberechtigt erzählt wird. Das funktioniert nicht wirklich, zumindest bei mir konnte kein einziger dieser Charaktere allzu großen Eindruck hinterlassen oder gar eine emotionale Verbindung zum Leser aufbauen, zudem gibt es immer wieder für den Leser nur schwer nachvollziehbare Handlungsweisen. In Verbindung mit einer Handlung, die beinahe wie ein (sehr düsteres) Road-Movie funktioniert, aber inhaltlich relativ dicht an der Oberfläche bleibt und zum Schluß auch noch mit einem Twist nervt, dem das Kunststück gelingt, gleichzeitig vorsehbar und klischeehaft, aber auch relativ unglaubwürdig, da schlecht vorbereitet zu sein, ist das nicht gut.

Somit wäre "Im Schatten der Dornrose" insgesamt ein durchschnittlicher DSA-Roman, über den man nicht mehr viele Worte verlieren müßte.
Eigentlich.
Denn wie ein Blick zu den Leserbewertungen bei alveran.org zeigt, scheinen Craws Beschreibungen der Grausamkeiten von Oron die Leserschaft zu spalten. Auf der Übersichtsseite gibt es momentan drei Bewertungen - zweimal 0 Punkte, einmal 3! Und diese Bewertungen beziehen sich vor allem auf die Darstellung "sexueller Perversionen", die angeblich sogar jugendgefährdend seien! Nunja, im dazugehörigen Forum wird das ganze differenzierter gesehen, es gibt auch etliche positive Bewertungen des Buches und viele sind der Meinung, daß die Empörung einzelner deutlich übertrieben ist. Ich teile diese Meinung.
Zwar ist einiges von dem, was Craw beschreibt, schon ziemlich heftig - allerdings geht er dabei nie allzu sehr ins Detail, sondern beläßt es meist bei Andeutungen. Der Rest bleibt der Phantasie überlassen. Nunja, ich kann schon trotzdem verstehen, daß etliche DSA-Fans mit solch einer Handlung absolut nichts anfangen können (und sich deshalb nicht zu Unrecht auch über den Klappentext des Romans beschweren, der nur sehr andeutungsweise auf den Inhalt vorbereitet) - ein Skandal ist "Im Schatten der Dornrose" aber mit Sicherheit NICHT. Es geht nunmal um ein Land, dessen Bewohner Belkelel dienen, der Erzdämonin und Gegenspielerin Rahjas, der "Herrin der Blutigen Ekstase". Eine Beschreibung dieses Ortes kann niemals glaubwürdig sein, wenn sie nicht drastisch ausfällt! Als DSA-Spieler muß man das eigentlich wissen und ich wage zu bezweifeln, daß viele Nicht-DSA-Kenner die Romane lesen ...
Zudem: Wer schon mal Horrorfilme wie "Evil Dead" gesehen hat (ganz zu schweigen von "Hostel" und ähnlichem), der wird von "Im Schatten der Dornrose" kaum schockiert werden können.

Im Grunde war "Todesstille" außerdem in der Schilderung einiger Tötungsszenen weit drastischer als "Im Schatten der Dornrose", aber offenbar sind für manche "sexuelle Perversionen" ein viel roteres Tuch als rein "gewalttätige Perversionen". Hängt vielleicht mit der Erziehung zusammen, wer weiß? Übrigens ist der Autor des Buches Katholik, das sei nur am Rande erwähnt. grin

Fazit: "Im Schatten der Dornrose" ist ein vor allem vom Setting her ungewöhnliches und interessantes Buch, das von der bedrohlichen Atmosphäre lebt, die der Autor kunstvoll geschaffen hat, aber zugleich unter zu schwach entwickelten Charakteren und einer mittelmäßigen Handlung leidet. Note 3+.

P.S.: Achja, eines kann ich aber mit Sicherheit sagen: Für Alrik ist dieser DSA-Roman definitiv NICHT geeignet!

Last edited by Ralf; 17/01/10 03:40 PM.
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Originally Posted by Ralf
IM SCHATTEN DER DORNROSE von Bernard Craw:
...

P.S.: Achja, eines kann ich aber mit Sicherheit sagen: Für Alrik ist dieser DSA-Roman definitiv NICHT geeignet!


*LOL* hahaha
Definitiv! smirk

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Ich lese ehrlich gesagt sowieso kaum DSA-Romane. Es hat mich bisher noch keiner zum Lesen genügend angesprochen.

Es ist einfach nicht mein Stil. Da schreibe ich lieber selbst.


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Alrik, es gibt DSA-Romane von MEHREREN DUTZEND verschiedenen Autoren! Ich garantiere dir, da ist auch mindestens einer dabei, der "deinem Stil" entspricht. Das Problem wäre nur, ihn zu finden ... wink

Im übrigen meine ich mich durchaus an ein paar DSA-Roman-Rezensionen von dir erinnern zu können.

P.S.: "Lesen" und "Schreiben" ist übrigens kein Widerspruch in sich. grin

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Ich lese meist nur die DSA-Romane, die hier in diesem Thread als wirklich gut eingestuft werden (in diesem Sinne auch mal ein Dankeschön für die Mühen vor allem an Ralf und Kunar) und fühle mich eigentlich sehr gut unterhalten.

Ich schreibe selber auch und habe überhaupt nicht das Gefühl, dass andere Romane unbedingt meinem Stil entsprechen müssten - ganz im Gegenteil, ich lese sehr gerne etwas, das nicht unbedingt meinem Stil entspricht.

Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit zu lesen aber so lese ich eben vor allem das, was mir hier empfohlen wird.

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Ich empfehle "Zwergenmaske". grin


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Hm, nein, was ich damit meine, ist eigentlich, daß - von denen, die ich kenne - ALLE irgendwie etwas düster sind - Westwärts, Geschuppte vielleicht ausgenommen. Es geht immer irgendetwas zu Bruch oder es werden Menschen, Zwerge etc. getötet ... Das hört sich jetzt banal an, aber irgendwie fehlt mir in den Romanen das Leichte, das leichtfüßige Element ... Selbst in den düstersten Romanen von Terry Pratchett gibt es zumindest immer etwas zu lachen (The Monstrous Regiment ist mein ganz persönlich düsterster Roman bisher), aber irgendwie fehlt mir das Auflockernde in den DSA-Romanen, die ich bisher kenne.

Das heißt nicht, daß ich nicht welche gut finden würde. "Das Gesicht am Fenster" hat mir zum Beispiel ziemlich gut gefallen (ich habe es auch signiert wink ), aber ... ach, es ist so schwer, in Worte auszudrücken, was ich meine ... Es scheint nur Intrigen und Kriege zu geben ...

Den neuen Roman von Schweige werde ich mir vielleicht deswegen holen, weil er mal etwas ganz anderes darstellt, und mit dem Klischee bricht. Sofern er nicht auch wieder ein garstiges Ende hat ...

Ich kann mich zum Beispiel an gar keinen Roman mit "Happy End" erinnern,. oder zumindest hatten die, die ich las, immer einen schalen Beigeschmack, wenn das Ende gut war. So, als hätte eine Kommission von Autoren entschieden, daß es kein Friede Freude Eierkuchen geben dürfte - zumindest nicht am Ande.

Ich finde, Spannung und Tragik kann auch anders erzeugt werden als mit Dunklen Gähaimnissen (TM) und Intrigen. Insofern finde ich die "Abenteuerfahrt" von dem oben erwähnten Roman mal etwas anders.

Irgendwie wird auch dieses "Feeling", das DRakensang zum Beispiel entwirft, dieses großartige, diese Stimmung, nirgendwo in den Romanen transportiert. Es fehlt das Epische, das Saga-hafte, das Tolkienesque.

Oder wähle ich nur die falschen Bücher aus ? Lese ich die falschen Rezensionen ?

Wie würde eine Komödie in Aventurien ausschauen ? Wäre so etwas angesichts des Settings überhaupt machbar ? Denn momentan ist ja in Aventurien alles etwas ... düster.



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Hm, eigentlich gibt es schon viele DSA-Romane mit Happy Ends (ich würde sogar sagen: deutlich mehr als die Hälfte) und auch einige mit einer "leichteren" Stimmung. Allerdings herrscht bei den meisten in der Tat eine authentisch-düstere Stimmung vor.

Humoristische DSA-Romane sind vor allem alle von Karl-Heinz Witzko (allerdings muß man seinen Humor auch mögen), dazu fällt mir spontan "Der letzte wird Inquisitor" ein, auch "Khunchomer Pfeffer" und es gibt auf jeden Fall noch ein paar mehr. Ob die jetzt komplett ohne Tote auskommen, weiß ich allerdings nicht mehr. Wohl eher weniger.

In den letzten Monaten dominieren aber tatsächlich die DSA-Romane mit Grusel-/Horror-Stimmung, weshalb ich auch hoffe, daß die nächsten Bände mal wieder in eine etwas andere Richtung gehen ...

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DRAKENSANG - AM FLUß DER ZEIT: DAS FERDOKER PERGAMENT von Florian Don-Schauen:

Der begleitende Roman zum zweiten "Drakensang"-Computerspiel erzählt seine Geschichte größtenteils aus der Perspektiver dreier unterschiedlicher Hauptpersonen/-gruppen:
Da wäre einmal Gwidion, ein junger Havener Dieb, der seiner "Chefin" Mora beim Diebstahl eines mysteriösen Dokuments direkt aus dem Havener Fürstenpalast hilft, für das ein mindestens ebenso mysteriöser Auftraggeber sehr viel Geld bietet.
Als zweites haben wir die junge Hesinde-Geweihte Swanja, die durch Zufall Zeugin des Diebstahls besagten Ferdoker Pergaments wird und sich aufgrund ihrer göttingegebenen Neugierde selbst immer stärker in das undurchsichtige Geschehen verstrickt.
Und schließlich folgen wir der Magierin Frau von Sperberling, die im Auftrag der KGIA als magische Ermittlerin bei besonders komplizierten oder bedeutenden Verbrechen tätig ist und von ihrem gutherzigen, tierliebenden Diener Tugol begleitet wird.

Wie man erahnen kann, dreht sich die ganze Geschichte um das "Ferdoker Pergament", das sich als sehr gefährlich erweist. Wie man es von Geschichten mit einem derartigen Aufbau gewohnt ist, treffen die drei Haupthandlungsstränge irgendwann aufeinander - ungewohnt ist jedoch, daß sie ab dieser Stelle keineswegs gemeinsam vorgehen. Tatsächlich ist es so, daß sich die Wege der verschiedenen Gruppen immer wieder kreuzen, einige Personen vorübergehend auch gemeinsam ihres Weges gehen, insgesamt jedoch bis zum Ende niemals eine Einheit werden. Das ist einerseits eine sehr interessante und spannende Vorgehensweise, da sie relativ ungewöhnlich ist und viele Möglichkeiten der weiteren Handlungsentwicklung offenläßt. Andererseits ist es für den Leser aber mitunter etwas irritierend, da es schwierig ist, jederzeit den Überblick darüber zu behalten, wer gerade mit wem wo und warum unterwegs ist (was durch gelegentliche Namensverwechslungen des Autors auch nicht erleichtert wird) ... wink
Insgesamt funktioniert die Vorgehensweise des Autors jedoch ziemlich gut.

Davon abgesehen ergeben sich die üblichen Vor- und Nachteile einer solchen Perspektiven-Aufteilung. Hauptnachteil ist der schleppende Beginn, der angesichts der Vielzahl an wichtigen Figuren, die dem Leser nahezubringen sind, wohl fast unvermeidlich ist. Hauptvorteil ist, daß eine solche Erzählkonstruktion natürlich ein viel komplexeres und vielschichtigeres sowohl Handlungs- als auch Beziehungsgeflecht der handelnden Figuren untereinander ermöglicht. Tatsächlich erfreut die überwiegend sehr glaubwürdige und nur selten klischeehafte Zeichnung der Charaktere und ihrer Beweggründe und tröstet größtenteils erfolgreich darüber hinweg, daß die eigentliche Schnitzeljagd-Handlung doch recht dünn ist und auch bis zum Ende bleibt. Das ist auch der Hauptgrund dafür, daß "Das Ferdoker Pergament" kein sehr guter DSA-Roman geworden ist - aber immerhin ein guter. Ein Kritikpunkt trifft allerdings auch das ziemlich antiklimaktische Finale: Da wird man mehr als 400 Seiten lang auf einen großen Showdown vorbereitet - und dann wird der in nicht mal 20 Seiten abgehandelt. Da hatte ich mir mehr erwartet ...

Die Verknüpfung mit "Drakensang - Am Fluß der Zeit" ist übrigens relativ überschaubar. Die beiden Diebe Cuano und Mora spielen Nebenrollen, was aber lange Zeit die einzige echte Verbindung zu sein scheint. Erst auf den letzten etwa 100 Seiten gibt es eine Reihe von Anspielungen auf die Handlung des PC-Spiels und auch ein paar "Cameos" von "Drakensang"-Figuren.
Da "Das Ferdoker Pergament" als Begleitbuch zum PC-Spiel nicht innerhalb der normalen DSA-Roman-Reihe erscheint, hat es ein größeres Format, eine deutlich edlere Aufmachung und in der Buchmitte einige gelungene (wenn auch teilweise etwas klischeehafte) Porträts der Hauptfiguren sowie Karten der im Buch besuchten Orte. Ob das den im Vergleich zu den normalen DSA-Romanen doppelten Preis rechtfertigt, weiß ich nicht - aber im Bücherregal macht sich das Buch optisch durchaus gut. smile

Fazit: Ein schöner, atmosphärischer DSA-Roman, dessen Hauptstärke die glaubhafte und sympathische Figurenzeichnung ist. Außerdem durchzieht ein gewisser (im Buch schließlich sogar schlüssig erläuterter) märchenhafter Hauch die gesamte Geschichte, was gerade Alrik gut gefallen dürfte ... wink
(Knapp) Note 2.

Last edited by Ralf; 27/06/10 09:42 AM.
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... Steht schon seit ein paar Monaten auf meiner Einkaufsliste ... wink


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KAMALUQS SCHLUND von Stefan Schweikert:

Die Koscher Junkerstochter Elanora von Wilderklamm macht sich in die Dschungel Aventuriens auf, um ihren verschollenen Vater und ihre beiden Brüder zu finden, die von einer ihrer regelmäßigen Expeditionen in den Süden nicht zurückgekehrt sind - und da gemäß der Tradition nur ein männlicher Nachkomme das Erbe antreten darf, stehen Elanora und ihre kranke Mutter kurz davor, ihre Heimat zu verlieren, wenn Elanora nicht zumindest einen der Vermißten lebendig findet. Im verruchten Chorhop sucht sich Elanora eine bunte Truppe zusammen, mit der sie die Spur der Vermißten aufnimmt und etliche gefährliche Begegnungen erlebt ...

Für einen Aventurien-Roman ist das eine originelle Handlung, global betrachtet aber natürlich eine sehr klassische. Tatsächlich fühlte ich mich die ersten etwa 200 Seiten lang verdächtig an einen alten Tarzan-Film erinnert, was die Erlebnisse betrifft, die auf Elanora und ihre Begleiter warten. Das ist nicht unbedingt negativ gemeint, aber wirklich Überraschendes oder Spektakuläres geschieht in der ersten Buchhälfte eigentlich nicht, weshalb ich mich gedanklich schon fast mit einer glatten 3 als Note angefreundet hatte. Zumal ich mit der Hauptfigur Elanora nicht so richtig warm wurde. Doch erfreulicherweise war das voreilig, denn speziell auf den letzten 150 Seiten haut der Autor dem zunehmend faszinierten Leser eine überraschende (und doch stets weitgehend glaubwürdige) Storywendung nach der anderen um die Ohren, daß es eine wahre Freude ist. Das Tempo ist hoch, die Spannung noch höher, die meisten Genre-Klischees werden elegant umschifft oder sogar ad absurdum geführt - prima! up

Überhaupt muß die Charakterzeichnung lobend hervorgehoben werden. War beim letzten Roman des Autors, "Über den Dächern Gareths", noch der arg klischeebehaftete Bösewicht das Hauptärgernis (und einziger Grund für das Minus bei meiner Bewertung mit einer 2-), sind die Figuren in "Kamaluqs Schlund" weit glaubwürdiger und differenzierter (naja, abgesehen vielleicht vom letztendlichen Auslöser von Elanoras Queste, aber der spielt innerhalb der Geschichte sowieso kaum eine Rolle, weshalb das nicht stört). Zwar bleibt die Beschreibung mancher Charaktere etwas oberflächlicher als die von anderen, aber das läßt sich angesichts der Fülle von wichtigen Personen innerhalb des Storyverlaufs wohl nur schwerlich vermeiden.

Insgesamt könnte "Kamaluqs" Schlund gegenüber dem bereits guten "Über den Dächern Gareths" also noch einen Schritt vorwärts bedeuten, zumal gerade die wenigen Schwachpunkte des Vorgängers konsequent ausgemerzt wurden. Leider gibt es jedoch auch bei "Kamaluqs Schlund" einen Faktor, der mich von einer höheren Bewertung abhält - diesmal ist es, wie bereits angedeutet, die Hauptfigur Elanora von Wilderklamm. Ich will nicht behaupten, daß sie mir unsympathisch ist, aber so richtig mit ihr identifizieren kann ich mich einfach nicht. Da war "Li" aus "Über den Dächern Gareths" mir doch wesentlich lieber. Außerdem hat mich gerade im späteren Handlungsverlauf wirklich gestört, daß Elanora im Grunde genommen bei jedem männlichen Wesen, das auch nur zwei Worte mit ihr wechselt, spitz wie Nachbars Lumpi wird! wink
Ganz ehrlich, auf Dauer fand ich das einfach nervig und unglaubwürdig und fühlte mich irgendwie an das Klischee der ständig sexlüsternen Klosterschülerin erinnert ...

Davon abgesehen jedoch wiederum ein gelungener DSA-Roman von unserem Schweige. Glückwunsch! Wegen der etwas schwächeren ersten Buchhälfte und meiner Probleme mit Elanora gibt es erneut eine 2-.

P.S.: Ist eigentlich schon eine Fortsetzung in Arbeit oder geplant?

Ralf #416600 24/07/10 10:46 AM
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Hallo Ralf,

ich habe ja schon so bange wie sehnsüchtig auf deine Rezension gewartet. Immerhin hast du ja schon bei den "Dächern Gareths" treffsicher die Schwachstellen in der Geschichte bloßgelegt. Darauf konnte ich mich auch dieses Mal verlassen.

Interessant ist, dass du dich nicht an eventuellen und offensichtlichen Unstimmigkeiten zur aventurischen Setzung störst. Das war immerhin das dickste Minus, das man mir bei den beiden Alveran-Rezis verpasst hat. Wobei der eine Fehler - ein falscher Zauberspruch - tatsächlich das Resultat extremster Betriebsblindheit war. Ich wusste, dass da noch ein Fehler drin ist, - eine Art Platzhalter, der ausgemerzt werden muss - und ich hab es schlicht vergessen ...

... aber das ist eine andere Seite ...

Danke, dass du Spannung und Tempo lobst, das sind Punkte dich ich als Schreiberling bei eigenen Texten noch schlechter Beurteilen kann, als das Vorhandensein von Rechtschreib- und Grammatikfehler.

Zu Tarzan: Ich gestehe, dass ich während des Schreibens überlegt habe, mein 30 Jahre altes "Tarzan" Buch von Edgar Rice Burroughs auszugraben. Ich habe es dann doch bleiben lassen, - übrigens ebenso wie eine nochmalige Lektüre von T.C. Boyles "Wassermusik". Das einzige was ich "inspirierend" nachgelesen habe, war eine Szene aus Douglas Adams "Der elektrische Mönch", die eine sehr stimmungsvolle Dschungelatmosphäre besitzt. Und dann natürlich ein mehrfaches ansehen der Dokumentation "Tropenfieber II, Folge 3: "Wagnis im Dschungel - Mary Kingsley unter Kannibalen".

Ich habe diese großartige Frau hoffentlich nicht zu sehr verunglimpft, weil ...
Originally Posted by Ralf

... Elanora im Grunde genommen bei jedem männlichen Wesen, das auch nur zwei Worte mit ihr wechselt, spitz wie Nachbars Lumpi wird!

Ehrlich, ich hatte bei Elanora keine "ständig sexlüsternen Klosterschülerin" vor Augen. (Zumindest nicht allzu oft wink hug silence ).
Eigentlich wollte ich Elanora eine kleine Romanze gönnen, leider erwies sich der dafür ausersehene Herr als ungeeignet. Also ließ ich sie sich ein wenig umschauen ... nun, vielleicht hätte ich das am Schluss noch entrümpeln müssen.
Damit muss ich jetzt leben ... opa shame ... ich gelobe Besserung!

Wie gesagt: Vielen Dank für deine Rezi, aus der ich auf meiner HP schamlos - und ohne "ständig sexlüsternen Klosterschülerin" - zitieren werde.

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Und zu deiner Abschlussfrage: Nein. Keine Fortsetzung ist geplant. Ich lasse gerne noch ein paar (unwichtige?) Handlungsstränge offen (auch in "ÜddG"). Am Ende des Buches gehört die Geschichte dem Leser, der sie sich fortträumen darf. (Ich habe mich selten mehr über ein Ende geärgert, wie das "9 Jahre später" Kapitel im letzten Harry Potter ...) Und immerhin ist Aventurien eine Rollenspielwelt, wenn ein Spieler/Meister eine meiner Figuren oder Geschichten aufgreifen will, so ist das mir eine Ehre.
Aber es heißt ja: "Sag niemals nie". In meinem Bekanntenkreis fordern sie ein Fortsetzung der "ÜddG/Li"-Geschichten. Mir fällt nichts ein, also habe ich gesagt "Wenn ihr Ideen habt ..." Und immerhin gibt es ja in KS in Chorhop eine Szene ...
Einen Faden den ich jetzt aufgenommen habe, ist die Figur der Hauptmann Geronius Bosko aus "ÜddG". Von Fanpro habe ich einen vorläufigen "Daumen hoch", aber ich bin eh ein Langsamschreiber und zur Zeit komme ich garnicht voran ...

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Übrigens: Nach dem ich das erste Halbjahr 2010 damit verbracht habe, mich durch Tad Williams "Otherland" zu kämpfen, habe ich jetzt beim Lesen der Aventurienromane kräftig aufgeholt. Z.Z. lese ich "Nachtrichter". Gefällt mir bislang ganz gut ... vielleicht solle ich es doch mal wieder mit einer Rezi hier versuchen ... zumindest über die Bücher, die mir gefallen haben.



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Originally Posted by Schweige

Interessant ist, dass du dich nicht an eventuellen und offensichtlichen Unstimmigkeiten zur aventurischen Setzung störst. Das war immerhin das dickste Minus, das man mir bei den beiden Alveran-Rezis verpasst hat. Wobei der eine Fehler - ein falscher Zauberspruch - tatsächlich das Resultat extremster Betriebsblindheit war. Ich wusste, dass da noch ein Fehler drin ist, - eine Art Platzhalter, der ausgemerzt werden muss - und ich hab es schlicht vergessen ...


Um solche Dinge zu beurteilen, fühle ich mich einfach nicht mehr genug "drin" im Regelwerk, da ich ja seit Jahren nicht mehr aktiv spiele und mindestens eine umwälzende Regelreform "verpasst" habe.
Die Sache mit dem Zauber war mir schon aufgefallen, allerdings ging ich einfach davon aus, daß das durch den Einsatz von Lebensenergie regeltechnisch gedeckt sei. Offenbar doch nicht. wink


Originally Posted by Schweige

Ehrlich, ich hatte bei Elanora keine "ständig sexlüsterne Klosterschülerin" vor Augen. (Zumindest nicht allzu oft wink hug silence ).
Eigentlich wollte ich Elanora eine kleine Romanze gönnen, leider erwies sich der dafür ausersehene Herr als ungeeignet. Also ließ ich sie sich ein wenig umschauen ... nun, vielleicht hätte ich das am Schluss noch entrümpeln müssen.
Damit muss ich jetzt leben ... opa shame ... ich gelobe Besserung!


Naja, vielleicht hat es ja auch nur mich gestört. Bei den beiden Alveran-Rezensionen (ich habe sie allerdings nur überflogen) wurde ja nichts in der Richtung erwähnt, glaube ich. Und du weißt ja bestimmt, wie das ist: Wenn man aus welchen Gründen auch immer irgendein sich wiederholendes Detail entdeckt, dann hält man automatisch bis zum Schluß geradezu Ausschau danach, während andere Leser es wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen ...

Originally Posted by Schweige
Und zu deiner Abschlussfrage: Nein. Keine Fortsetzung ist geplant. Ich lasse gerne noch ein paar (unwichtige?) Handlungsstränge offen (auch in "ÜddG"). Am Ende des Buches gehört die Geschichte dem Leser, der sie sich fortträumen darf.


Den offensichtlichsten offenen Handlungsstrang finde ich so völlig okay und ich hatte auch gar nicht das Gefühl, daß es sich um ein klassisches "Fortsetzung folgt"-Ende handeln würde. Aber die "Endsituation" läßt natürlich allen Raum für neue Abenteuer, das weckte dann doch meine Neugier, ob vielleicht schon was geplant ist. Aber ich freue mich natürlich auch, vielleicht sogar noch mehr, auf ein "Gareth"-Spin-Off. wink
"Nachtrichter" liegt bei mir übrigens als nächstes an. Normalerweise lese ich die DSA-Romane ja in der Reihenfolge ihres Erscheinens (außer bei Mehrteilern, die ich bevorzugt erst dann lese, wenn alle Teile erschienen sind - auch wenn mir das Warten gerade bei den Answin-Romanen ziemlich schwer fällt ...) - nur den "Drakensang"-Roman habe ich vorgezogen, weil ich den lesen wollte, solange ich noch das Computerspiel im Gedächtnis habe. Deshalb hat es *etwas* länger gedauert bis zur "Kamaluq"-Rezension. smile

Ralf #416622 24/07/10 04:08 PM
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Ich wundere mich ehrlich gesagt immer wieder, wie man das Schreiben eines Romans durchhalten kann.

Ich habe das bis heute nicht geschafft.

Wahrscheinlich steht mir mein eigener Anspruch im Wege.


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Originally Posted by AlrikFassbauer
Ich wundere mich ehrlich gesagt immer wieder, wie man das Schreiben eines Romans durchhalten kann.

Ich habe das bis heute nicht geschafft.

Wahrscheinlich steht mir mein eigener Anspruch im Wege.


wink Welcher Anspruch? wink
1. - Es zu Ende bringen.
2. - Es das nächste Mal besser machen.

Ernsthaft: Für "ÜddG" habe ich fast sechs Jahre gebraucht. Die meiste Zeit moderte das Manuskript halb geschrieben auf der Festplatte. Ich dachte: "Das wird sowieso nichts." Dazu kam, dass ich in jedem zweiten damals erschienenen DSA-Roman (vermeintliche) Parallelen zu meiner Geschichte zu entdecken glaubte. Aber irgendwie wurde das Buch dann nicht nur fertig, sondern auch noch von Fanpro angenommen.
Bei "Kamaluqs Schlund" waren es dann "nur noch" zwei Jahre.
Mal sehen, ob man vor 2012 mit meinem nächsten rechnen kann.


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Bei mir "modert" auch so einiges vor sich hin. wink

Ein Buch mit gesammelten, verschiedenartigen Kurzgeschichten hätte ich dagegen bereits sehr wohl zusammen, oder sogar zwei. wink


Nein, mit "Anspruch" meinte ich ursprünglich meinen Perfektionismus wink , mir war in dem Moment jedoch das Wort entfallen.

Ich weiß inzwischen wenigstens, daß ich mir damit des öfterem selbst im Wege stehe, auch wenn ich noch keinen Weg gefunden habe, "da drum herum zu gehen".

Ich will immer alles zu genau haben. Das ist das, was ich mit "Perfektionismus" meinte.


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smile War mir schon klar. wink

Ich habe jedoch mein "perfektes Buch", meinen "Magnus Opus", meinen epochalen Roman, meinen "Herr der Ringe", meinen [hier bitte Lieblingsbuch einfügen] auf unbestimmte Zeit verschoben.
Einerseits fällt mir das "fertig werden" schon schwer genug, andererseits gilt auch beim Schreiben das "Learning by dooing", und gerade das "Feedback" von Lesern und Lektorat verändert das Herangehen an die nächste Geschichte.
Ich kann mich übrigens inzwischen kaum noch erinnern, um was es in meinem "Meisterwerk" eigentlich gehen sollte ...
... vielleicht allein schon, weil ich früher (bevor ich das erste Wort geschrieben habe) den "großen Plot" gesucht habe. Heute (er)finde ich Personen, und lasse sie mir ihre Geschichte erzählen. Kleiner, aber wohl eher "meines".


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Ja, so ähnlich mache ich das inzwischen auch. wink
Ein grobes Grundgerüst hilft da aber immer.

Last edited by AlrikFassbauer; 26/07/10 07:45 PM.

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Mir fällt da noch eine Frage zu "Kamaluqs Schlund" ein, Schweige: Entspricht die Elanora vom Titelbild eigentlich deinen Vorstellungen als Autor? Ich muß nämlich sagen, daß ich sie angesichts deines Textes mir anders vorgestellt hätte. Das Titelbild ist zwar insgesamt durchaus gelungen, aber irgendwie ist die Frau einfach nicht die Elanora aus meinem Kopf ... wink

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