OFFENER BRIEF AN DIE ENTWICKLER VON SACRED
Einhörner ?
Hallo, zusammen, ich habe mir gestern das Video zu Sacred in der PC Games 12/2002 angeschaut.
Dort sah ich etwas wunder-bares : Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen ! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/eek.gif" alt="" />
EINHÖRNER ???
Sollte es wirklich und wahrhaftig so sein, daß es in dem Spiel Einhörner gibt, die dem Spieler sogar helfen,
dann habt ihr mir einen großen Wunschtraum erfüllt. Danke.
Tief ergriffen gilt euch mein Dank, und ich verbeuge mich tief vor jenen, die mir diesen Wunschtraum erfüll haben.
Denn dies ist schon lange mein Traum gewesen : Rollenspiel mit Hilfe von Wesen, die man nicht bekämpfen muß, sondern die einem sogar helfen. Und ich meine damit nicht nur Monster, sondern auch Tiere und gerade Einhörner.
Mein Traum ist ein Rollenspiel, in dem das häßliche auch hilfreich sein kann, ein Rollenspiel, in dem Monster nicht nur als "Kanonenfutter" dienen, sondern auch gut und hilfreich sein können - wie der Glöckner vo Notre Dame.
Denn wer kann schon hinter die Fassade schauen, und sehen, ob sich hinter dem Gesicht eines Monsters nicht ein Herz aus Gold bewegt (bitte nicht wörtlich nehmen <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> ), und hinter dem Liebreiz einer Schönheit nicht vielleicht ein Herz aus Eis oder Stein ?
Wer kann schon ergründen, aus welchen Motiven ein Monster agiert, welche Kultur, welche Antriebe, Glaubensbekenntnisse und Philosophien sich hinter den Handlungen einer scheinbar monströsen Gestalt verbergen ?
Können nicht auch Monster ihre eigene Kultur haben, ihre eigene Meinung zur Welt, in der vielleicht die sich schnell vermehrenden und besitz-ergreifend - um sich greifenden Menschen nur als Zerstörer einer äonen langen Ordnung, eines fragilen Gleichgewichtes gesehen werden ?
Kann es nicht auch sein, daß in einer Kultur ein Ork eine Familie vor menschlichen Häschern schützt, weil in seinem Glaubensbekenntnis die Liebe zur Familie und der Schutz von Kindern und Schwächeren ganz oben steht ?
Ist es nicht auch möglich, daß in einer Welt, die erst noch erschaffen werden muß, der Mensch als grausames Tier erscheint, die göttliche Ordnung der "anderen Völker" sträflich mißachtend oder/und ausnutzend ?
Wo Tiere aufgrund ihrer Eigenschaften gejagt werden, und Magie ausgerottet werden soll (wie in Age of Wonders : Shadow Magic gesehen), und äonen alte Spezies um ihr Überleben kämpfen müssen ?
Denn das ist für mich Rollenspiel : Die Antriebe, Aktionen und Philosophien hinter Wesen und Kreaturen zu erfahren. Interaktion in dem Sinne, als daß Wesen nicht nur Feinde sind, einfach nur so, wie Kanonenfutter, das man ohne nachzudenken abschlachten kann, sondern Feinde, weil sie einenGrund dafür haben.
Rollenspiel bewegt sich oft in einem Fantasy-Universum. In einem Universum also, in dem alles ein wenig anders ist.
Warum dann nicht auch die Beweggründe von Wesen ändern ? Es muß ja nicht alles so sein, wie es ein Klischee vorgibt.
Trotzdem gibt ein Rollenspiel auch oft - wenngleich indirekt - die Realität wieder. Und da der Mensch sich in dem Zustand der größten Artenverfolgung und - vernichtung seit Bestehen der Erde befindet, und das Wesen ist, daß sich allzu vielen Tieren als der ärgste Feind darstellt, ist dies eine Möglichkeit, den Spielern aufzuzeigen, wie undankbar und untolerant Menschen oftmals gegenüber der Natur sind - indem zum Beispiel die Zerstörungskraft der Menschen aufgezeigt wird, andererseits aber auch, indem aufgezeigt werden kann, wie hilfreich andere Wesen (Tiere, Monster, Einhörner) gegenüber dem Menschen sein können, wenn dieser es nur zuläßt ("erst schießen und hinterher fragen" -> "erst fragen und dann schießen").
Die Arroganz und Dominanz des Menschen, die dieser gegenüber der Natur, aber auch gegen Mitmenschen zu Tage legt, erstreckt sich allzu oft sogar in ganze Fantasy-Universen und Science-Fiction-Universen hinein. Ich denke, daß das nur die Realität in der Art wiederspiegelt, in der der Mensch unachtsam mit der Welt, in der er sich befindet, umgeht.
Ich sehe es als eine Art Aufgabe, dem Menschen zu zeigen, was für Reaktionen seine Aktionen auslösen können, was für Folgen der Tod eines Monsters oder eines Tieres oder magischen Wesens haben kann. Denn genauso, wie wir uns in einem komplexen Ökosystem befinden, in dem jedes von jedem in irgendeiner Weise abhängt, ja verbunden ist, und in dem sich der Mensch wie mit einem Buschmesser oder einer Machete seinen Weg bahnt - ohne Rücksicht auf Verluste - genauso sind die Verbindungen, Abhängigkeiten und Strukturen in einer Fantasy-Welt dem Menschen größtenteils unbekannt.
Und so bahnt sich der Mensch weiter seinen Weg, sich bahnend, den eigenen Weg, nicht achtend die Verbindungen, die fein gesponnenen Fäden, die zwischen ihm und seiner Umwelt verlaufen, dabei zerstörend, aus Unwissenheit, Dummheit oder Machtkalkül. Wie die Abholzung der Regenwälder in Mittel- und Südamerika.
Meine Idee ist es, dem Menschen aufzuzeigen, in welcher art von feinem Gespinst zwischen den verschiedenen Entitäten im Universum er sich befindet. Und daß sein Vorurteil, Arroganz , Machtkalkül und Dummheit Dinge verloren gehen läßt, um die er vielleicht später jammert oder gar klagt. (Tasmanischer Beutelwolf, von goldgierigen Eroberern eingeschmolzene Goldkunstwerke der Azteken, in Kalkwerken verbrannte Teile des Pergamon-Altars, von Nazis als "entartet" verachtete, aber für viel Geld verkaufte Kunstwerke, Arzneistoffe aus abgeholzten Regenwäldern, usw. usw. ).
Ich möchte eine Welt aufzeigen und erschaffen, in der Menschen sich des feinen Gewebes in seiner Umwelt bewußt ist, in dem Menschen achtsam und verantwortugsvoll, andächtig, verehrend, wahrhaftig und vorsichtig mit den verschiedensten Wesen um ihn herum umgeht.
Eine solche Welt wird bereits niedergeschrieben : In meinen eigenen Geschichten.
MFG, Alrik Fassbauer.