Die Rückkehr
© Text: Dietmar Müller / ArisEiswind
© Bilder : Marian Arnold
Epilog:
300 Jahre sind vergangen seit dem großen Krieg auf dessen Höhepunkt der Weltstein zerstört wurde.
Dieser Stein hielt das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse auf der Erde aufrecht.
Baal hatte den Stein infiziert. Seine Aura verdarb ihn. Die Dämonen begannen in die sterbliche Welt einzudringen. Sie nahmen Besitz von den Menschen, sie verwüsteten ganze Städte.
Der Erzengel Tyrael wollte den Menschen weiteres Leid ersparen.
Mit seinem Schwert zerteilte er den Stein. Die Kraft des Lichts war so gewaltig, dass der ganze Stein auseinandergesprengt wurde. Viele tausende Bruchstücke drängten nach draußen an die Oberfläche.
Die Erde konnte dieser freigesetzten Energie nicht standhalten, sie zerbarst. Neue Reiche und neue Bewohner entstanden.
Die einst mächtige Magie des Steines, die sogar die Portale zum Reisen durchströmte, war in den Bruchstücken immer noch vorhanden.
Die Bewohner hatten gelernt, sich diese Bruchstücke zu nutzen zu machen.
Die Magie wurde mächtiger und bestimmte bald den Alltag.
1 . Kapitel : Erwachen
Andor fühlte das etwas nicht stimmte.
Seit er heute morgen die Bibliothek betreten hatte, wusste er dass sich eine Veränderung anbahnte.
Es lag ein leichtes vibrieren in der Luft kaum wahrnehmbar und dennoch spürte er es.
„Ich werde dieser Sache auf den Grund gehen müssen“.
Die Bibliothek barg uralte Schriften die von allen enden der Welt gesammelt wurden. Viele dieser Schriften stammten aus einer Zeit vor dem großen Krieg.
Sie enthielten Reiseberichte, Abenteuer, Händlerlisten und vieles andere mehr. Aber diese Sachen interessierten ihn heute nicht. Das vibrieren ging von dem Keller aus wo die magischen Schriften gelagert wurden. Andor ging zum Obersten Schriftgelehrten und bat ihm um Erlaubnis den Keller betreten zu dürfen. Der Codex besagte, dass sich immer nur ein Schriftgelehrter in dem Raum aufhalten und nie das gelesene laut aussprechen durfte. Andor hatte diesen Codex mitverfasst nachdem es vor 15 Jahren einen Zwischenfall gegeben hatte. Damals hatten sich 2 Novizen einen spaß daraus gemacht einen Dämon zu beschwören. Er entglitt ihrer Kontrolle und tötete sie.
Zum Glück weilte Tryn o' Gon, eine befreundete Zauberin zu Besuch bei ihnen. Sie konnte den Dämon bannen, anschließend wob sie ein Schutzfeld um diesen Keller. Sie beschwor noch 2 Geister die jeden daran hindern würden der so was erneut zu versuchen wagte.
Andor ging die Treppen herunter als er plötzlich ein flimmern in der Luft wahrnahm.
" Guten morgen, Meister Andor"
" Was machst du hier. Wo ist der andere Geist und wer bewacht den Raum? "
" Ich wollte dich warnen, ein Buch ist erwacht."
Andor starrte den Geist verwirrt an. Noch nie in seinem Leben hatte er von so einer Begebenheit erfahren.
" Wie meinst du das, ein Buch sei erwacht?"
" Ich weiß nicht wie ich’s dir beschreiben soll, Meister Andor, zuerst war es nur ein leichtes zittern was von im ausging, jetzt fängt es an zu leuchten:"
" Welches Buch ist es?"
" Kommt mit und seht es euch selbst an."
Andor folgte dem Geist weiter hinunter.
Die Tür verschwand als er sich ihr näherte. Sofort viel Andor der leichte grüne Schimmer in der mittleren Regalreihe auf. Noch bevor er das Buch sah wusste er welches gemeint war.
Er hatte das Buch auf einer seiner Reisen gefunden. Es lag in einer Ruine, Andor wollte sich grade sein Nachtlager aufschlagen als ihm das Buch auffiel.
Es war reich verziert mit magischen Symbolen, jedoch gelang es keinem der Schriftgelehrten diese jemals zu entschlüsseln und so gelangte das Buch zu den anderen ohne seine Geheimnisse preisgegeben zu haben.
Andor wandte sich an den Geist.
"Könnt ihr bitte Tryn informieren. Ich erwarte sie bei unserem Oberen Schriftgelehrten."
Mit den Worten eilte Andor davon. Es mussten jetzt wichtige Entscheidungen getroffen werden.
2. Kapitel : Reise
Andor kam deutlich abgehetzt im Zimmer von Ranmar dem obersten Schriftgelehrten an.
Das Zimmer lag in der 10. Etage der Bibliothek.
“Nun Andor, was haben deine Nachforschung ergeben?”
“Lass mich erstmal zu Atem kommen, ich bin den ganzen Weg hochgerannt.”
Ranmar lächelte und ging an einen dunklen Schrank der hinter ihm stand und holte ein Karaffe und 2 Gläser raus.
“Lass uns einen Tropfen zakarischen Wein genießen.”
Dieser Wein wurde in den Ebenen von Zakarum hergestellt. Die Priester bauten ihn an.
Er hatte eine tiefrote Farbe und war etwas dicker. Der Wein musste mindestens 10 Jahre reifen um seinen vollen Geschmack zu entfalten.
Andor nahm ein Schluck.
“Es ist das unbekannte Buch.”
Er erzählte kurz von dem leuchten des Buches und der leichten Vibration die von ihm
ausging. Jetzt wo er davon erzählte fiel ihm noch etwas ein.
“Die Symbole haben sich verändert”
Ranmar starrte Andor ungläubig an. “Stellt es eine Gefahr für uns dar?”
“Das kann ich noch nicht sagen. Ich konnte keine Gefahr erkennen, aber wir sollten dennoch vorsichtig sein. Ich habe einen der Wächter entsandt und ihn gebeten Tryn zu uns zu schicken.”
“Oh, na hoffentlich passiert da nicht wieder etwas Unvorhergesehenes.
Tryn scheint das Unglück ja anzuziehen.”
“Huh.”
Ranmar und Andor schraken zusammen. Andor ließ sein Glas fallen.
“Tryn.”
Tryn lächelte. Sie bewegte kurz die Finger. Augenblicklich schwebte das Glas in der Luft und flog auf ihre Hand zu.
“Ihr wolltet mir doch grade ein Gläschen von Eurem zakarischen Wein geben.”
“Warum kannst du nicht wie jede andere auch die Strasse benutzen. Schwupps" Andor schnippte mit dem Finger " und du tauchst hier einfach auf.”
Er mochte ihre Späße überhaupt nicht. Er hatte Respekt vor ihren magischen Fähigkeiten und wenn er genau nachdachte fürchtete er sich auch davor.
“Der Wächter erschien bei mir und bat mich zu euch zu kommen, hier bin ich also.”
Ranmar wirkte amüsiert und holte noch ein drittes Glas aus dem Schrank.
Sie erzählten Tryn kurz von dem Auffinden des Buches, und den missglückten Versuchen die Schriftzeichen zu entschlüsseln.
“Heute morgen fing das Buch dann an zu leben” schloss Andor seine Ausführungen.
“Ich werde mir das gleich mal ansehen”. Mit diesen Worten verschwand Tryn.
Tryn kam in der Kammer an. Plötzlich erstrahlte das Buch in einem goldenen Glanz.
Es zog sie förmlich an. Tryn war nicht in der Lage irgendwelche Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.
Sie wurde umhüllt von diesem Glanz, aber sie verspürte keine Angst.
“Tryn du musst ins Eisige Hochland reisen und Gultom den Magier finden. Sein Anwesen liegt auf einem kleinen Plateau in der Nähe der großen Säulen.”
“Was bist du und warum soll ich den Magier finden?“
“Gultom ist ein Halbwesen. Er muss dieses Buch unbedingt erhalten. Euch drohen große Gefahren."
"Das ist nur ein Teil meiner Frage. Warum sollte ich dir vertrauen?"
"Ich bin der Geist dieses Buches, sein Beschützer. Dunkle Mächte greifen nach mir und versuchen sich meiner zu bemächtigen. Ich kann diesen Kräften nicht mehr lange standhalten. Gultom wird euch alles erklären. Geht jetzt, ihr habt nicht mehr viel Zeit."
Der Glanz erlosch.
"Jetzt muss ich hier den Boten für ein sprechendes Buch spielen."
Tryn nahm das Buch an sich und teleportierte sich umgehend zu Ranmar und Andor zurück.
"Was hast du herausgefunden?" wollte Andor wissen.
Tryn erzählte ihnen von der kurzen Begegnung.
"Das Buch sagte irgendetwas von einem Halbwesen, wisst ihr etwas darüber?"
Andor und Ranmar wurden bleich. "Also gibt es sie doch. Bisher hielten wir diese Wesen immer für Legenden, für Geschichten die man kleinen Kindern erzählt um sie abzuschrecken oder ihnen Angst einzujagen." In den alten Schriften waren Berichte darüber aufgetaucht. Sie gehörten zu den neuen Bewohnern. Als die Erde auseinander brach, befanden sich einige Leute auf dieser Bruchlinie. Ein Teil ihres Körpers blieb menschlich, ein anderer Teil veränderte sich. Er wurde von einer Dunkelheit umhüllt. Wenn man diese Dunkelheit genau betrachtete, erhielt man das Gefühl in die Unendlichkeit zu blicken. Es waren viele kleine Lichter zu sehen, die an einen sternenübersäten Himmel erinnerten.
" Hmm. Wie gefährlich können diese Halbwesen werden."
Andor versuchte sich daran zu erinnern was er darüber gelesen hatte aber es gelang ihm nicht.
Ranmar räusperte sich. "Nunja, viel ist es nicht was wir wissen. Die Halbwesen sind sehr stark, den meisten wird eine überwiegend böse Natur nachgesagt. Sie sollen sich von den Seelen ihrer Opfer ernähren. Sie verfügen über große magische Fähigkeiten. Es gibt allerdings nur wenige glaubwürdige Berichte von diesen Kreaturen, in einem Bericht war mal zu lesen, das sie ihren Körper teilen könnten aber der Autor verfiel dem Wahnsinn und stürzte sich von einem Felsvorsprung in die Tiefe. Reisende fanden seinen Leichnam mit den zerfledderten Notizen."
"Das klingt nach Ärger." Tryn atmete aus.
"Ich denke ihr solltet zu Arcadius dem Hafenmeister gehen. Er wird Euch ein Schiff zur Verfügung stellen. Andor, du wirst Tryn begleiten. Wenn dieser Magier lebt, dann könnte sein Wissen für unsere Bibliothek nützlich sein. Ach ja bevor ich's vergesse, geht auch noch zu Noralin. Sie wird Euch mit guten Rüstungen und Waffen versorgen.“
Andor und Tryn machten sich auf den Weg zum Hafenmeister. Auf den Strassen herrschte geschäftiges Treiben, heute war Markttag und viele Leute boten ihre Waren feil.
Von weitem sah man schon die gewaltigen Segel in der Sonne leuchten.
Nachdem viele Wegpunkte nicht mehr funktionierten suchten die Handelsreisenden nach neuen Möglichkeiten um ihre Waren zu transportieren. Sie trafen sich mit den besten Schiffsbauern und zusammen mit den Magiern entstanden so diese neuen Schiffe. Den Magiern gelang es die Kristalle des zerstörten Weltsteinturmes mit der Struktur des Schiffes zu verschmelzen. Die Schiffe waren dadurch in der Lage in der Luft zu schweben oder sich gegen magische Angriffe zu schützen. Sie waren aus dunklem Holz gefertigt und mit einer Vielzahl von Symbolen versehen.
Dem Kapitän wurde kurz vor der Fertigstellung etwas Blut entnommen. Durch Ritualmagie verband sich sein Blut mit dem Schiff, welches nur noch die Befehle des Kapitäns befolgen würde. Es ließ sich von seinen Gedanken steuern. Wenn der Kapitän starb kehrte das Schiff selbstständig in seinen Heimathafen zurück. Dadurch wurden die Anfangs häufigen Übergriffe von marodierenden Räuberbanden unterbunden. Das Ritual musste wiederholt werden wenn ein neuer Kapitän anheuerte. Lediglich der Hafenmeister war in der Lage alle Schiffe zu steuern.
Arcadius überwachte von seiner Terrasse aus die Arbeiten an den Schiffen. Schon von weitem sah er die beiden auf sich zukommen und ging ihnen entgegen. Er erkannte sie sofort.
„ Seid mir gegrüßt. Was führt Euch hierher?“
„Wir brauchen ein Schiff von dir.“
„Schickt dich Ranmar mal wieder auf die Suche nach seltenen Schriften?“
„Diesmal nicht. Wir sollen einen Magier finden. Noralin erwartet uns auch schon.“
„Dann rechnet ihr mit Schwierigkeiten? Ich werde alles vorbereiten. Wenn ihr Eure Geschäfte bei Noralin beendet habt, könnt ihr aufbrechen.“
Kloink, Kloink, laut tönte der Schmiedehammer durch die Gasse.
Noralin liebte ihre Arbeit. Mit ihren Händen schuf sie die schönsten Waffen und Rüstungsgegenstände, ihre Kunst war sogar weithin in den entlegensten Gebieten bekannt.
Manchmal wünschte sie sich allerdings ein paar freie Tage, aber die Nachfrage war groß und trotz ihrer 3 Gehilfen war die Arbeit kaum zu schaffen.
„Hallo Noralin.“ schrie Andor über den Schmiedelärm hinweg.
Noralin unterbrach ihre Arbeit.
„Hallo Tryn und Andor. Wie ich sehe braucht ihr mal wieder was von mir.“ Sie kannte die beiden schon seit längerer Zeit. Sie wussten ihre Arbeit zuschätzen und zahlten immer gutes Geld dafür.
„Uns interessieren deine Spezialanfertigungen.“
„Hmm. Kommt mit in den hinteren Teil.“
Andor suchte sich eine mattschwarze verzierte leichte Rüstung aus. Er wollte nicht gleich auffallen wenn er das Hochland betrat. Dann entschied er sich noch für ein kurzes Schwert, er war nicht so
bewandert in den Kampfkünsten und dieses hier, so hoffte Andor, würden ihm ausreichende Dienste leisten.
Tryn suchte sich ein bläulich schimmerndes Kettenhemd aus. Unter ihrer Robe würde das ausreichend Schutz bieten. Auf Waffen verzichtete sie da sie lieber ihre Hände frei hatte wenn sie zaubern musste.
So eingedeckt wollten sich Andor und Tryn auf dem Weg machen, als Noralin sie zurückhielt.
„Ich möchte mit Euch Reisen.“
„Noralin das geht nicht, wir wissen nicht einmal was uns genau erwartet.“
„Mir tut ein bisschen Abwechslung mal gut, ich habe solange nur diese Schmiede gesehen.
Vielleicht könntet ihr ja noch einen zusätzlichen Schwertarm gebrauchen.“
„Du könntest ums Leben kommen, wir müssen einen Magier im eisigen Hochland finden. Unsere Reise kann sehr gefährlich werden, niemand weiß ob wir jemals wieder hierher kommen werden.“
„Bitte. Ich verlange ja keine Bezahlung, ich möchte Euch nur begleiten.“
Andor schaute kurz zu Tryn hinüber.
„Lass sie mit uns kommen, dann hab ich auch etwas Gesellschaft.“
„Frauen unter sich “ murmelte Andor leise „ Na gut, dann hole noch deine Sachen.“
Ein kleiner Blitz traf ihn. „Das mit den Frauen habe ich genau gehört.“ Tryn’s Lippen umspielte ein lächeln, kleine blaue Funken zuckten noch zwischen ihren Fingern.
Noralin schnappte sich einen dunklen Kasten. „Ich wäre dann soweit, alles was ich brauche ist hier drinnen.“
In der beginnenden Dämmerung kamen die drei wieder am Hafen an.
Arcadius wartete schon auf Sie.
„Ah wie ich sehe habt ihr noch ein Gast mitgebracht. Wir haben genug Proviant an Bord.
Dann können wir ja aufbrechen.“
„Wir ? Du kommst auch mit?“ wollte Tryn wissen.
„Ich rieche ein großes Abenteuer und habe dem Kapitän gesagt dass er nicht lebend zurückkehren wird.“ Arcadius lachte lauthals los.
„Ich wollte euch einfach begleiten. Lasst uns an Bord gehen.“
Das Schiff segelte in die Nacht hinaus. Unter ihnen glitten die Berge, Täler und Wälder dahin.
Die Seen und Flüsse schimmerten silberfarben im fahlen Mondlicht.
Jeder hatte sich ein Plätzchen an Deck gesucht und hing seinen eigenen Gedanken nach.
Je näher sie dem Hochland mit seinen teilweise schneebedeckten Ebenen kamen desto kälter wurde es auf dem Schiff.
Arcadius saß in seinem Häuschen und wirkte wie in Trance. Er gab dem Schiff ein paar kurze Befehle.
An der Außenwand leuchteten ein paar Symbole auf, eine unsichtbare Hülle breitete sich um das Schiff aus. Die Planken des Schiffes erwärmten sich, das würde für ein wohligeres Gefühl sorgen.
Die Stunden vergingen, mittlerweile schliefen fast alle auf dem Deck, als eine Erschütterung das Schiff durchlief.
Noralin war die erste die erwachte. Sie dachte dass sie einen der eisbedeckten Felsen gestriffen hatten und warf ein kurzen Blick über die Rehling. Das Schiff schwebte noch immer.
Sie ging zu Arcadius. „ Was war das für ein ruckeln.“
„ Das weiß ich nicht, ich hatte das Gefühl als würde sich etwas Schweres auf dem Bug niederlassen.“ Arcadius konnte in seinem Zustand das Schiff steuern und trotzdem noch seine Umgebung wahrnehmen.
Eine zweite Erschütterungswelle durchlief das Schiff. Die Spitze neigte sich jetzt stärker dem Boden zu.
„ Ich verliere die Kontrolle, irgendetwas drückt den Bug nach unten, aber ich kann nichts erkennen.
Selbst die Abwehrmagie des Schiffes kann nichts erkennen.“ Regelmäßige Wellen ließen das Schiff jetzt beben.
Inzwischen waren alle an Deck erwacht, ratlos standen sie da und versuchten die Ursache für diese Störungen herauszufinden. Die Crew rief aufgeregt durcheinander.
Ein plötzlicher Schrei ertönte. Einer der Crewmitglieder sackte leblos zusammen. Ein flüchtiger Schatten wurde über ihm sichtbar, er hatte die Gestalt eines Drachen.
Tryn fing an ein paar Zauberformeln zu sprechen. Aus ihrer Hand schossen kleine Kugeln hervor,
die kurz über dem Kopf des Drachens explodierten und einen kleinen Goldregen auf ihn niederprasseln ließen.
„Jetzt können wir dich wenigstens sehen.“ Ihr stockte der Atem. Riesengroß stand ein Drache am anderen Ende des Schiffes mit ausgebreiteten Flügeln, sein ihn umhüllender dunkler Nebelschleier war verschwunden. Ein tiefer Laut drang aus der Kehle des Drachens.
Die Crew hatte ihren ersten Schock überwunden. Sie griffen zu den Waffen. Die ersten Pfeile flogen, sie zeichneten gelbe Spuren in die Luft aber sie schienen dem Drachen kein Schaden zuzufügen. Ein paar nahmen Speere und Schwerter zu Hand. Sie versuchten den Drachen einzukreisen.
Der Drache hob seinen Schwanz und ließ ihn nach vorne schnellen. Er verfehlte nur knapp einen der Heranstürmenden. Sein Schwanz schlug aufs Deck nieder und riss ein kleines Loch in den Boden. Langsam bewegte er sich nach vorne, diese Menschen würden ihm keine Schwierigkeiten machen können, mit seinen Krallen zerstörte er einen Segelmast, der der Länge nach auf das Deck schlug. Das Segeltuch fiel langsam zu Boden.
Andor zitterte vor Schreck. Er musste die Ablenkung ausnutzen. Noch nie in seinem Leben hatte er eine so schreckliche Kreatur gesehen.
Er zog sein Schwert, es glitzerte rötlich von dem jetzt umgebenden Flammenschleier. Mit einem gewaltigen Hieb durchtrennte er den Schwanz des Drachen. Ein klebriger Strahl schwarzen Blutes schoss auf ihn herab. Ein paar Tropfen fanden den Weg in seinen Mund und hinterließen einen metallischen Geschmack. Mit dem Stumpf fegte der Drache Andor von den Füßen, er wurde bis an die Außenwand geschleudert und verlor das Bewusstsein als er mit dem Kopf dagegen prallte.
Mit einem lauten Schrei öffnete der Drache seinen Rachen und stieß eine dunkle Rauchwolke aus.
Sie umhüllte einen Teil der Crew die mittlerweile nahe genug an ihn rangekommen war.
Augenblicklich sackten sie zusammen, das Fleisch löste sich von ihren Knochen. Die Laute verstummten auf den Lippen. Zurück blieben nur noch ein paar klägliche Überreste.
Die Restlichen flüchteten in den hintern Teil des Schiffes, erkennend dass sie ohne Chance waren, einige sprangen über die Bordkante in den Tod. Triumphierend stieß der Drache einen lauten Schrei aus, sein Hunger würde heute Nacht gestillt werden, wochenlang war er von seinem Meister nicht mehr mit Seelen versorgt worden. Unter dem Bann war es ihm nicht erlaubt selber danach zu jagen, so lauteten die Befehle denen er zu gehorchen hatte aber jetzt bekam er eine Chance die er sich nicht entgehen lassen durfte.
„Wir müssen uns zurückziehen“ schrie Tryn den anderen zu. Ihre Feuerbälle hatten dem Wesen keinerlei Schaden zufügen können und auch ihre anderen Sprüche erwiesen sich als vollkommen wirkungslos.
„Arcadius kannst du das Schiff stabilisieren und uns an einem sicheren Ort landen lassen?“
„Ich werde es versuchen. Wenn es nicht zu stark beschädigt ist, könnte es klappen. Wo Sind Noralin und Andor?“
„Ich dachte Noralin ist bei dir, Andor liegt draußen und ist bewusstlos.“
„Du musst ihn herbringen. Versuche ihn hierher zu bewegen.“
„Meine Kräfte reichen nicht mehr soweit, ich muss näher rangehen um ihn hierher zu holen.“
Tryn verschwand wieder.
Von den Leichen an Deck stiegen kleine Rauchschwaden auf und flogen direkt auf den immer noch geöffneten Rachen des Drachen zu.
Tryn traute ihren Augen nicht. Das war kein Rauch der von den Toten aufstieg, es waren die Seelen der Verstorbenen.
Sie suchte sich Deckung hinter dem umgestürzten Segelmast. Der Drache kam langsam auf sie zu, während er noch immer die Seelen in sich aufnahm. Tryn nahm eine leichte Bewegung im Rücken des Drachen war. Sie schaute genauer hin und erkannte eine merkwürdige Gestalt. Das musste eines dieser Halbwesen sein von denen Andor und Ranmar in der Bibliothek gesprochen hatten, die Beschreibung passte jedenfalls haargenau.
Auch der Drache verspürte die Gestalt in seinem Rücken. Er dreht seinen Kopf herum und fauchte laut.
Tryn nutzte diese Gelegenheit und sprang aus ihrer Deckung hervor um zu Andor zu eilen. Vielleicht würde die Zeit ja ausreichen. Aber ihre Hoffnung erstarb Augenblicklich. Mit einem Ruck drehte sich der Drachen herum und schlug zu. Tryn stolperte, die Klauen verfehlten sie nur knapp und trafen ihre Ledertasche in der sich das Buch befand. Die Tasche riss auf, das Buch fiel auf den Boden und öffnete sich. Weiße Strahlen erfassten die Klauen und verbrannten ein Teil davon. Hastig zog der Drache seine Klaue zurück.
„Offenbar schadet ihm das Buch. Was mag dahinter stecken.“ dachte Tryn sich, sie musste das Buch wieder in ihre Hände kriegen. Vermutlich konnte sie es gegen den Drachen einsetzen wenn sie es erreichen würde. Durch den Sturz war das Buch von ihr weggeschleudert worden, mit einem schnellen Sprung war sie wieder auf den Füssen. Sie lief auf das Buch zu, aber der Drache hatte ihren Plan durchschaut, er konnte nicht zulassen dass sie ihm noch einmal solche Schmerzen zubereiten würde. Ihre Seele würde er sich besonders schmecken lassen. Seine Klaue schnellte hervor und zerfetzte ihren Rücken, das Kettenhemd hatte diesem Angriff nicht standhalten können und fiel von Tryn herab. Die Zauberin zuckte zusammen und sackte leblos über dem Buch zusammen. Ihr Blut durchtränkte die offenen Seiten.
Arcadius war es inzwischen gelungen den Fall des Schiffes zu stoppen. An der Außenseite schoben sich Flügel aus dem Rumpf und bildeten einen großen Kreis um das Schiff herum. Das verschaffte ihm genügend Auftrieb.
Noralin öffnete ihre Kiste und nahm sich ihr langes rotes Schwert heraus. Es war aus hartem Stahl geschmiedet und 10 fach geschliffen. Der rote Überzug kam von den geschmolzenen Kristallen.
Als das Chaos ausbrach war sie unbemerkt auf einen der Masten geklettert. Sie wartete auf den richtigen Moment um einzugreifen. Von ihrem Großvater hatte sie gelernt, wie man Drachen am besten bekämpfen könnte. Hinter dem Kopf gab es eine ungeschützte Stelle und diese musste sie erwischen. Als Tryn starb, sprang sie von dem Mast, den Griff des Schwertes fest umklammernd
stürzte sie auf den Kopf des Drachen zu. Kurz bevor die Klinge traf teilte sich diese und bildete einen Haken.
Gultom sah gerade noch wie die Magierin starb und wie sich eine andere Frau mit einem Schwert kopfüber von einem Mast stürzte.
Er teilte sich, eine Fähigkeit die seine Rasse besaß. Zwischen seinen beiden Körperhälften zuckten bläuliche Blitze hin und her. Er war in der Lage seine beiden Hälften bis 15 Meter voneinander zu trennen. So getrennt schwebte er auf den Drachen zu.
![[Linked Image]](http://www.diablo-legacy-clan.de/user_01/Aris/dr1.jpg)
Tief bohrten sich die Klingen in den Kopf. Wild schrie der Drache auf und ließ ab von Tryn. Er versuchte Noralin abzuschütteln aber seine Kräfte schwanden. Sie hatte ein paar seiner Nervenbahnen getroffen und durchschnitten. Sein Herz verlangsamte den Schlag, sein Körper entglitt seiner Kontrolle. Langsam sank der Drachen zu Boden. Noralin rollte sich von ihm herunter und sprang zurück zur Bordwand.
Gultom hatte den Drachen erreicht und ließ aus seinen Fingern eine schwarze Wolke hervorschießen. Diese Wolke sorgte dafür dass er die Seele des Drachen in sich aufnehmen konnte. Er spürte die Energie des Drachen, aber er fühlte noch etwas anderes. Dieser Drache stand unter der Kontrolle eines anderen mächtigen Gegners, für einen kurzen Moment konnte er einen blutdurchtränkten Opferaltar sehen, dann wechselte das Bild und er sah ein dunkles Amulett aufblitzen .
3. Kapitel : Verwandlung
Andor erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit. Noch immer spürte er den metallischen Geschmack auf seiner Zunge. „Wo kam dieser Drache her und wieso hat das Schiff nicht auf ihn reagiert?“
Arcadius räusperte sich. „Die Magie die den Drachen begleitete war uns bisher unbekannt. Wir konnten sein Eindringen und unsere Verluste nicht verhindern.“
„Wie hoch sind unsere Verluste?“
„Die Hälfte meiner Mannschaft ist tot.“
„Ich werde mit Tryn sprechen, wir müssen diesen Magier finden, vielleicht kann er uns alles erklären.“
„Ich fürchte das wird nicht mehr möglich sein.“
Andor schaute entsetzt zu Arcadius auf. Eine dunkle Vorahnung überkam ihn.
„Tryn starb, der Drache hat sie erwischt als sie dich retten wollte. Der Magier hat uns gefunden, er ist bei ihr.“
Arcadius trat zur Seite und gab den Blick frei auf Tryn’s Leichnam.
Gultom kniete neben ihr. Seine Hände lagen auf ihrem Körper, ein bläulicher Schimmer hüllte beide ein.
„Oh nein.“ Andor stürmte auf den Magier zu. „Ich lasse nicht zu, dass du ihre Seele nimmst.“
„Ich will ihre Seele nicht, du musst mir vertrauen. Ihr Geist wurde von ihrem Körper getrennt, er schwebt jetzt unruhig zwischen den Welten. Ich kann ihr helfen.“
„Wieso sollten wir dich überhaupt finden? Du bist uns eine Erklärung schuldig.“
„Dass muss noch warten. Nehmt dieses Amulett, zusammen mit dem Buch wird es euch zu meinem Haus bringen. Für den Moment ist die Gefahr gebannt und ihr solltet sicher bei mir ankommen.“
Gultom und Tryn lösten sich auf.
Andor wandte sich wieder um.
„Mir gefällt das nicht Arcadius.“ Er hob das Amulett und das Buch auf.
„Ich frag mich wie das funktionieren soll.“ Flüchtig begann er die Seiten durchzublättern.
Die Buchstaben verschwammen und wichen lesbaren Zeichen.
„Arcadius ich kann das Buch lesen, hier schau dir das an. So lange Zeit haben wir vergeblich versucht es zu entziffern. Wie ist das möglich?“
„Für mich sieht das immer noch gleich aus. Symbole, Schriftzeichen die keinen Sinn ergeben. Noralin und ich werden hier aufräumen, such du nach Hinweisen wie man das Amulett benutzt und wie wir das Haus des Magiers finden sollen.“
„Wir bringen schlechte Nachrichten, unser Angriff auf Gultom ist gescheitert. Er hat die Söldner vernichtet.“
„Konntet ihr das Buch in Euren Besitz bringen?“
„Nein, auch euer Drache ist geschlagen worden. Die Zauberin wurde vernichtet, wir standen kurz vor dem Sieg als Gultom auftauchte. Unsere Armee konnte ihn nicht lange genug aufhalten.“
„Ihr Versager.“ Lancryas schnaubte. „Für den Moment gönnen wir ihnen den Sieg. Gultom ist gewarnt, er weiß jetzt mehr über uns als wir wollten, dann war er dass den ich kurz gespürt hatte bei den Altären, hmm vielleicht wird uns dieses Wissen noch nützen. Ich kenne ihn, er wird versuchen uns zu finden. Sorgt dafür dass er unbeschadet mit dem Buch und dem Amulett zu uns kommt, aber lasst es nicht nach einer Falle aussehen. Wenn die beiden Gegenstände erstmal hier sind, können wir das Ritual fortsetzen.“
Tryn schlug langsam die Augen auf, sie konnte sich nicht erinnern was mit ihr passiert war. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Sie blickte um sich. Der Raum erstrahlte in einem seltsamen gedämpften Licht. An den Fenstern wehten dünne goldfarbige Vorhänge im leichten Wind. Die Wände waren mit vielen Symbolen übersät, offenbar zu ihrem Schutz.
„Wo bin ich? Was ist mit mir passiert? Ich fühle mich so merkwürdig. Ein seltsamer Ort, so unwirklich.“ Tryn richtete sich in ihrem Bett auf, „ ich werde mal den Besitzer suchen gehen.“
Andor saß an Deck und las noch immer in dem Buch, seit 3 Stunden versuchte er vergeblich irgendwelche Hinweise zu finden. Entfernt drangen Hammerschläge an sein Ohr. Arcadius war jetzt mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt. Zuvor hatten er und Noralin die Leichen verbrannt und die Asche verstreut. Der zerbrochene Mast war wieder aufgerichtet worden, schwere Eisenringe hielten ihn jetzt zusammen und sorgten so für die Stabilität.
Noralin ging schweigend zu ihm. Noch immer lasteten die vergangenen Ereignisse auf ihnen allen.
„ Du solltest mal ne Pause machen, ich hab uns was zum essen zubereitet.“
„ Ja das wird das Beste sein, vielleicht kann ich dann wieder klarer denken.“
Er klappte das Buch zu und legte es zusammen mit dem Amulett aufs Deck.
Sie wanden sich zum gehen, als sie ein leichtes Zittern unter ihren Füßen spürten. Andor schaute nach unten und sah einen goldenen Schimmer sich übers Deck ausbreiten. Erstaunt drehte er sich um.
„Es klappt, Noralin schau das Buch.“
Immer schneller breitete sich das Leuchten vom Buch ausgehend übers gesamte Schiff aus.
Staunend gingen sie nach vorne.
Arcadius wollte grade den letzten Eisenring anbringen als die unteren auseinander sprangen und krachend auf den Boden fielen.
„Verd…“ ihm stockte die Sprache. Der Mast war wieder zusammengewachsen. Er rieb sich die Augen und sah sich um, das ganze Schiff leuchtete golden.
„ Das nenn ich ein Wunder. Hat der Bücherwurm doch was gefunden. Endlich können wir weiter.“ Er ging zu den anderen hinüber.
Mit einem leichten rucken bewegte sich das Schiff und nahm eine leichte Kurskorrektur vor, offenbar schien es sein Ziel zu kennen.
Sie nahmen ihre Mahlzeit zu sich, das Schiff glitt dem unbekannten Ziel entgegen.
Tryn kam in einer großen Halle an, eine merkwürdige Gestalt saß dort.
„ Ich habe dich erwartet Tryn o’ Gon. Du wirst sicher viele Fragen haben, wir haben noch genügend Zeit um diese zu beantworten.“
„ Wer bist du und wie komme ich hierher? Ich erinnere mich an nichts.“
„ Ich bin Gultom, der Magier. Lass mich dir helfen deine Erinnerung wieder zu finden. Setz dich zu mir und hör mir zu.“
Tryn folgte seiner Aufforderung und nahm neben ihm Platz.
„ Du warst in einer Bibliothek. Ein Buch gab dir den Auftrag, mich zu finden und es mir zu übergeben. Derselbe Geist hatte auch mit mir gesprochen, ich war über eure Ankunft informiert, da hatte ich noch keine Vorstellung wie groß die Gefahr wirklich sein würde. Dann bist du mit ein paar Freunden aufgebrochen. Unterwegs wurdet ihr von einem schwarzen Drachen überfallen. Du hast ihn mit deiner ganzen Magie bekämpft.“
„ Dann haben wir den Drachen vernichtet, wo sind die anderen?“
„ Deine Freunde sind auf dem Weg hierher. Ich bin ihnen vorausgeeilt und habe dich mitgenommen um dir zur helfen.“
„ Ich versteh nicht.“
Gultom räuspert sich. „ Du bist gestorben, deine Seele wanderte unruhig umher. Der Drache hätte sie gefressen wenn wir ihn nicht vernichtet hätten. Ich habe ein Ritual gewirkt, nun bist du ein freier Geist, mehr konnte ich nicht für dich tun. Du nimmst die Realitäten deiner Geisterwelt und unserer Welt war und bewegst dich gleichzeitig in ihnen.“
Tryn schloss die Augen, deutlich sah sie nun die Bilder vor sich, ihre Erinnerungen kehrten zurück.
„ Du warst mal eine Zauberin. Nun musst du deine Fähigkeiten neu erlernen. Meine Bibliothek steht dir zur Verfügung. Innerhalb dieses Hauses bist du sicher vor Gefahren. Wenn du Zauber ausprobieren möchtest, gehe bitte in den anderen Raum und bleibe innerhalb des Kreises auf dem Boden. Der Kreis wird dich vor den gefährlichsten Zaubern schützen, die dir schaden können wenn du sie nicht beherrscht. Auch wenn du jetzt ein Geist bist, bist du nicht unsterblich, es gibt viele die auf dich lauern. Du musst lernen dich zu behaupten in deiner Geisterwelt. Geh jetzt und schau dich in der Bibliothek um wenn du möchtest, ich muss noch ein paar Vorbereitungen treffen.“
Langsam glitt das Schiff vor dem großen Haus des Magiers zu Boden. 7 Stunden hatte die Reise gedauert. Überall auf dem Boden lagen verkohlte Leichen. Offenbar hatte hier erst kürzlich ein großer Kampf stattgefunden. Sie stiegen von Bord und gingen auf das Haus zu. Ein großes Auge erschien vor ihnen. Es schien jeden einzelnen zu Mustern, dann verschwand es wieder. Eine große Tür öffnete sich.
„Ich denke wir sollen hereintreten.“
4. Kapitel: Ritual
Die restlichen Mitglieder der Expedition verließen das Schiff und gingen durch das große Tor. In der Halle wurden sie schon von Gultom erwartet.
„Ich heiße Euch willkommen in meinem Haus. Ich werde Euch alle Fragen beantworten aber wir haben nicht mehr viel Zeit.“
„Was hast du mit Tryn gemacht?“ Andor war unruhig, er hatte sie bisher noch nicht entdeckt und vermutete sie in einem der anderen verschlossenen Zimmer. „Ich möchte sie erst sehen.“
„Folge mir Andor, du brauchst dir keine sorgen machen.“ Gultom ließ ein leichtes Lächeln erkennen.
Sie traten in den Nebenraum. Tryn saß in einem leuchtenden Kreis auf dem Boden. Sie schien in ein Buch vertieft zu sein.
Andor stürmte auf Tryn zu, als er sie umarmen wollte fiel er durch sie auf den Boden. Verwirrt schaute er abwechselnd zu Tryn und Gultom.
„Hallo Andor. Ich bin jetzt ein Geist, du kannst mich in eurer Welt nur sehen. Gultom hat mir schon erklärt was passiert ist.“
„Mehr konnte ich nicht tun für Tryn, der Drache hatte ihr zu großen Schaden zugefügt. Sie hat viele ihrer Fähigkeiten verloren. Die Geisterwelt hat ihre eigenen Regeln. Um sich dort zu behaupten muß Tryn noch eine Menge lernen, solange ist sie hier bei mir sicher.“
Noralin trat vor. „ Das scheint mir bei den vielen Leichen da draußen vor deiner Tür aber nicht der Fall zu sein.“
„Ich hatte noch keine Zeit die Leichen zu vernichten, wie ich schon sagte haben sich die Ereignisse überschlagen, ich bin froh dass wir das Buch noch haben.“
„Weshalb sollten wir das Buch überhaupt zu dir bringen, hättest du nicht selber kommen können. Mir scheint als bräuchtest du unsere Hilfe nicht.“ Andor hatte das unbestimmte Gefühl das ihr Auftrag noch nicht abgeschlossen war. Sie hatten einen hohen Preis bezahlen müssen nur um das Buch abzuliefern.
„In der Tat brauche ich eure Hilfe, setzt euch hin und hört mir zu.
Lancryas, ein mächtiger Magier versucht durch ein Ritual zu einer größeren Macht zu gelangen. Er braucht das Buch um die letzte Beschwörungsstufe zu vollenden. Wenn ihm das gelingen sollte könnte er eine Armee von Dämonen beschwören und befehligen, gegen die selbst die besten Magier machtlos wären. Ihr habt seinen Drachen gesehen, schrecklichere Kreaturen würden dann die Welt bevölkern.“
„Aber ich habe ihn erwischt.“ warf Noralin ein. “Mein Schwert hat ihn im Nacken getroffen.“
„Du hattest Glück, nicht immer steht dir ein Baum zur Verfügung von dem du dich runterstürzen kannst. Wir Halbwesen sind die einzigen die in der Lage sind uns gegen diese Gefahr zustellen. Durch den Bruch der Welt hat sich unser Organismus verändert. Ihr habt gesehen wie ich mich geteilt habe, wie die Blitze zwischen meinen Körperhälften hin- und herzuckten. Diese Blitze stellen eine Verbindung zu einer anderen Ebene her, unsere dunkle Körperhälfte ist wie ein Blick in diese Ebene.
Schon öfter ist es Kreaturen gelungen von dieser Ebene zu entkommen. Wir bekämpfen sie, aber seit Lancryas sich von uns abgewandt hat ist es fast unmöglich geworden. Er hat viele Mitglieder unseres Zirkels auf seine Seite gezogen, diejenigen die ihm nicht folgen wollten wurden vernichtet, ich bin einer der letzten Überlebenden. Die Leichen die ihr draußen seht waren sein letzter Angriff auf mich.
Ich spüre wie er immer stärker wird.“
„Ich verstehe nicht wie wir dir dann helfen sollen. Du sagst ja selbst das ihr die einzigen seid die sich den Kreaturen entgegen stellen können. Noralin ist eine Schmiedin und Schwertmeisterin, Arcadius ist ein Hafenmeister der sich auf das bauen von Schiffen versteht, ich selbst bin ein Archivar und kenne mich mehr mit alten Schriften aus.“
„Das stimmt auch, aber du hast von dem Blut des Drachen gekostet, du kannst die andere Ebene spüren und du kannst die Schriften jetzt lesen. Sollte mir also etwas zustoßen musst du das Ritual verhindern, das Buch wird dir im richtigen Moment sagen was zu tun ist.“
„Wenn dir etwas passieren sollte, dann sind wir alle verloren. Du kannst mächtige Magie wirken, wenn du damit also an Lancryas scheitern solltest, sehe ich keinen Weg wie wir dir dann noch helfen können.“
“Vertraue auf das Buch Andor, es wird dich leiten.“
„Was ist mit Noralin, Tryn und Arcadius?“
„Sie können hier bleiben und auf unsere Rückkehr warten oder mit Ausnahme von Tryn begleiten sie uns. Diese Entscheidung sei ihnen freigestellt.“
„Warum darf Tryn nicht mit? Ich dachte sie sei ein freier Geist, kann sie da nicht ihre eigenen Entscheidungen treffen?“
“Tryn ist noch zu schwach dafür, sie muss erst lernen sich zu behaupten und zu überleben.“
Andor nickte zustimmend, irgendwie hatte er mit dieser Antwort gerechnet. Er dreht sich zu Noralin und Arcadius um. „Ihr habt gehört was Gultom gesagt hat.“
“Ich werde dich begleiten, schließlich war es mein Schwert was den Hals des Drachen durchbohrt hat.“
„Wenn ihr noch ein Schiff benötigt komme ich gerne mit, andernfalls bleibe ich hier und nehme ein paar Ausbesserungsarbeiten vor.“
“Dein Schiff würde zuviel Aufmerksamkeit auf uns lenken, du und deine Besatzung können in meinem Haus bleiben bis wir zurückkehren.“
„Dann werde ich mich um mein Schiff kümmern.“
“Andor wir müssen aufbrechen.“
“Ich will mich nur noch von Tryn verabschieden.“
„Gut wir werden draußen auf dich warten.“
Andor verschwand schnellen Schrittes zur Bibliothek. Er hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend das er sich nicht erklären konnte. Irgendwas stimmte hier nicht, die Erzählungen von Gultom waren nur Bruchstückhaft gewesen und warum ihre Hilfe benötigt wurde lag immer noch im Dunkeln. Noralin musste auch was gespürt haben, in ihren Augen lag etwas wachsameres als zuvor auf dem Schiff.
Mit diesen Zweifeln betrat er die Bibliothek, Tryn saß wieder in ihrem Kreis, um sie herum schwebten eine Vielzahl kleiner feuriger Kugeln, die miteinander verschmolzen und sich wieder teilten.
„ Nutze das Buch Andor. Ich weiß dass du dich unsicher fühlst aber ich kann dir zu diesem Zeitpunkt nicht behilflich sein. Die Magie um dieses Haus ist sehr stark und hindert mich am verlassen. Ich werde nach Hinweisen suchen um diese Barrieren zu durchdringen. In der Bibliothek muss Gultom Schriften darüber archiviert haben, er sammelt fanatisch jedes Grimoir, jede noch so kleine Aufzeichnung über Formeln, Beschwörungen. Hier sind unermessliche magische Schätze verborgen. Du musst jetzt gehen.“ Andor wandte sich um, er wollte die anderen nicht länger warten lassen.
Tryn machte einige Handbewegungen, die Kugeln verschwanden. Ihre Finger schrieben leuchtende Symbole in die Luft, der Boden begann leicht zu erschüttern. Eine kleine Rauchsäule stieg vom Boden auf und verdichtete sich zu einer Gestalt. Sie beschwor einen Helfer herauf. Der Geist sollte sie unterstützen bei der Suche nach Hinweisen über diese Barriere. Mit entsprechenden Befehlen ausgestattet verschwand der Geist wieder, er würde die Inhalte der magischen Bücher wesentlich schneller erfassen und könnte ihr dann die entsprechenden Bücher bringen.
Die Zauberin verließ den Schutzkreis um selber mitzusuchen, da sie nicht am üben war konnte ihr ja auch nichts passieren.
In der kurzen Zeit als Geist hatte sie die geheimnisvollen Schriftzeichen zu lesen gelernt, eher ziellos schweiften ihre Blicke über die Regalwand, ihre Finger glitten über die Bücherrücken, mit einem kurzem Blick las sie den Titel des Buches. Aber keines der bisherigen Bücher erregte ihre Aufmerksamkeit.
Seit dem Aufbruch waren mehrere Stunden vergangen ohne dass sich etwas ereignet hätte, die meiste Zeit liefen sie schweigend nebeneinander her. Gultom hatte ihnen noch mal die Taktik erklärt, Noralin und Andor sollten sich um die Helfer des Magiers kümmern, während er sich selbst mit dem Magier befassen würde. Sie stapften weiter durch die schneebedeckten Ebenen, Gultom hatte ihnen vor dem Aufbruch noch dicke Felle gegeben, das schützte sie jetzt vor dem auskühlen.
Neben Andor schlug ein Pfeil ein. Die ganze Zeit hatte sich der Feind versteckt gehalten und brach jetzt lautstark hervor, sie schienen von überall herzukommen. Wie gelähmt starrte er für einen Moment den Pfeil an, bevor er sein Schwert zog und sich in den Kampf stürzte.
Noralin hatte keine Minute länger gewartet, mit ihrem gezogenen Schwert hatte sie sich schon den Anstürmenden Horden entgegengeworfen. Einem Wirbelwind gleich rotierte sie zwischen ihnen hindurch, mit tödlicher Präzision traf ihre Klinge ihre Opfer, um sie herum häuften sich die durchtrennten Körper niederer Dämonensklaven.
Gultom ging zu Boden, griff sich ein handvoll Schnee, dann sprach er eine kurze Formel und schleuderte den Schnee seinen Feinden entgegen. In der Luft bildeten sich daraus messerscharfe Eisklingen, die durch die Gedanken des Magiers gesteuert, auf die Bogenschützen zuflogen. Sie verwandelten ihre Ziele in Eissäulen und ließen sie hellklirrend zersplittern. Er sprach
jetzt weitere Formeln und stimmte einen Gesang an, um ihn herum wirbelte der Schnee auf und verdichtete sich, Andor glaubte darin Gestalten erkennen zu können.
Aus dem aufgewirbelten Schnee traten riesige Eiskrieger hervor, mächtig anzusehen in ihrer Erscheinung, zielgerichtet gingen sie gegen die Reihen der Angreifer vor. Das Gleichgewicht hatte sich jetzt zu ihren Gunsten verlagert und nach kurzer Zeit war der Kampf entschieden. Überall bedeckten Leichen den Boden, sie selbst hatten nur Kratzer abbekommen, teilweise waren die Felle zerrissen und hingen in Fetzen herunter.
Gultom schien ziemlich erschöpft zu sein, offenbar hatte ihn das sehr viel Kraft gekostet. Er saß zusammengekauert am Boden, Andor wollte ihm grade aufhelfen als er einen sich ausbreitenden Schatten bemerkte. Wie er es schon an Board des Schiffes bei dem Drachen gesehen hatte, begann auch dieser Schatten auf die Toten zuzukriechen und ihre Seelen zu verschlingen. Der Zauberer gewann daraus neue Energien und mit jeder verschlungenen Seele erholte er sich zusehends.
„ Wir muessen demnächst wachsamer sein, der nächste Hinterhalt kann nicht so glimpflich für uns ausgehen.“
Andor hatte seine Bedenken gegenüber dem Magier abgeschüttelt, wenn er ihnen was hätte antun wollen, war die Gelegenheit jetzt vorbei. Ohne die Unterstützung des Magiers wären sie verloren gewesen. Sie durchsuchten die Überreste nach brauchbaren Gegenständen und ließen den Schauplatz des Kampfes hinter sich.
Blaue Blitze zuckten durch die Bibliothek, der Geist war auf ein versiegeltes Buch gestoßen und hatte die Falle ausgelöst.
Der freigesetzten Kraft vermochte er nichts entgegenzusetzen, die Blitze zerfetzen ihn und hinterließen nur einen kleinen Aschehaufen. Tryn konnte noch rechtzeitig einen Abwehrzauber sprechen, um sie herum bildete sich eine durchsichtige Hülle, die sämtliche auf sie gerichtete Energien absorbieren konnte. So eingehüllt ging sie langsam auf das Buch zu. Vorsichtig nahm sie es in Augenschein, sie konnte von außen keine Drähte oder andere Mechanismen entdecken die diese Falle ausgelöst hatten, demzufolge musste es eine magische Falle sein. Ihre Wahrnehmung wechselte in die Geisterebene. Erneut untersuchte sie das Buch und entdeckte eine Vielzahl kleiner Runenfallen, geschickt eingearbeitet in den Titel des Buches. Von außen betrachtet sahen sie wie normale Schriftzeichen aus. Auf dieser Ebene jedoch pulsierten die miteinander verbundenen Runen wachsam vor sich hin, bereit Tod und Verderben über den zu bringen der versuchte das Buch zu lesen. Sie musste einen Weg finden diese Runen zu entschärfen, ihr Gefühl sagte ihr das sie in diesem Buch viele Antworten finden würde, warum sollte es sonst so stark gesichert sein. Langsam erkannte sie die Struktur mit der die Runen verwoben waren, jede konnte für sich alleine eine verheerende Kraft auslösen oder ein Kettenreaktion in Gang setzen, so ließen sich die Runen nicht entschärfen. Es musste einen anderen, einen einfacheren Weg geben. Die Runen begannen zu verschwimmen während sie auf sie starrte und darüber nachdachte wie sie weiter Vorgehen sollte. Mehr in Gedanken mit sich selbst beschäftigt, las sie den Titel des Buches halblaut vor sich her ohne die Runenfallen mit zu berücksichtigen. Ein goldenes Leuchten überstreifte das Buch, die Runenfallen waren verschwunden. Sie wechselte wieder auf die normale Ebene, zog das Buch ganz vorsichtig heraus und begann es zu lesen.
Ja das war es wonach sie gesucht hatte, jedes einzelne Detail hatte Gultom hier verzeichnet, jeder Raum des Hauses mit seinen Runen, Schutzvorrichtungen und Fallen war beschrieben worden. Sie fand auch Sprüche um die Mechanismen der Fallen auszuschalten aber sie stellte fest dass ihr ein wichtiger Gegenstand dazu fehlte. Sie brauchte einen magischen Focus der die Energien der dunklen Ebene bündelte und sie wusste wo sie diesen Focus finden konnte, Gultom trug ihn immer bei sich um den Hals, damit schwanden auch ihre Hoffnungen wieder, hier zu entkommen.
Während sie noch über ihre Situation nachdachte spürte sie plötzlich eine vertraute Präsenz in ihrer Nähe, ohne dass sie hinsah, wusste sie sofort um wen es sich handelte.
Die Nacht brach an, vor ihnen breitete sich ein großes Tal aus. Tief im Talkessel konnten sie einen von Fackeln beleuchteten Altar erkennen um den sich ein paar Gestalten versammelt hatten. Auf dem Weg hierher waren sie noch auf kleinere Gruppen gestoßen die sie angegriffen hatten, die es jedoch nicht vermocht hatten sie zu stoppen. In dem diffusen Licht zeichnete sich eine Gestalt in einem prachtvollen Zeremoniengewand ab, das musste Lancryas sein, keine andere der Gestalten wirkte so erhaben und strahlte so eine Macht aus.
Gultom nickte ihnen zu, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Das ist er, nun kommt der letzte und schwierigste Teil unserer Reise.“
Gultom legte seine Fellbekleidung ab, darunter kam ein Gewand zum Vorschein, welches dem von Lancryas nicht unähnlich war. Erschrocken starrten Andor und Noralin auf Gultom. „ Ihr seid mir in die Falle gegangen, Euer Blut wird sich mit dem auf dem Altar vermischen. Ich weiß dass ihr es die ganze Zeit über spüren konntet und trotzdem habt ihr mich begleitet, ihr Narren. Eure Neugier hat euch in das verderben gestürzt.“
„Also waren all die Toten vor deinem Haus nur eine reine Inszenierung?“
„Ja. Ich musste Euch eine falsche Fährte legen, zugegeben habt ihr mich zu schnell durchschaut, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, euch wird keiner mehr helfen können. Während wir hier stehen wird eure kleine Geisterzauberin grade auf eine Falle treffen die sie vernichten wird. Es war nie meine Absicht ihr zu helfen. Ich musste meinen Plan ändern als sie die Macht des Buches erkannte, glücklicherweise hat sie der Drache getötet.“ Zu Noralin gewandt fuhr er fort, „ hättest du dich nicht auf den Drachen gestürzt und ihm dein Schwert in den Hals gebohrt, wäre ich schon längst im Besitz des Buches gewesen. So machte ich aus der Zauberin einen Geist und ließ sie einen Großteil ihres Wissens vergessen, ihr wurdet zu Marionetten in meinem Spiel. Ich ließ euch in dem glauben für eine gute Sache zu kämpfen.“
„ Was ist mit dem Geist des Buches?“
„ Der war leicht zu manipulieren, was Lancryas erschuf, vernichtete ich, er war von meinen rechtschaffenen Absichten überzeugt, nicht zuletzt bemerkte er auch das Amulett an mir welches mich unterstütze und erst den Kontakt zu ihm ermöglichte. Um den Schein zu wahren kämpfte ich hier gegen die anstürmenden Horden, deshalb ließ ich Euch das Buch zu mir bringen.“
Gultom sprach eine kurze Formel aus, augenblicklich waren beide an den Armen gefesselt. „Ich möchte nicht dass ihr auf dumme Gedanken kommt und nun bewegt Euch vorwärts, Lancryas wartet schon.“
Gefesselt kamen sie unten im Tal an. „ Endlich seid ihr da. Ich hatte nach meinem verlorenen Scheinangriff auf das Schiff schon Zweifel gehabt, auf welcher Seite du stehen würdest, Gultom. Nicht mal meinen Offizieren habe ich davon erzählt, ich ließ sie in dem Glauben des es sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung zwischen uns beiden handelte, das stachelte sie zu großen Leistungen an.“
Herzlichst umarmten sich die beiden Magier. „Lass uns beginnen.“
„Was soll aus den beiden Gefangenen werden?“
„Die können uns nicht mehr gefährlich werden, lasst sie zuschauen, nehmt ihnen aber die Waffen ab und bringt das Buch zu mir, dann bildet den Kreis.“
Die Diener taten wie ihnen geheißen und bildeten um den Altar einen Kreis, zwei von Ihnen Namen Andor und Noralin die Waffen weg und legten sie neben dem Altar auf den Boden. Die Tasche mit dem Buch übergaben sie Lancryas, dann gingen sie zurück und schlossen den Kreis.
Die beiden Magier legten ihre Amulette jeweils auf ein Ende des Altars und stimmten einen Gesang an. Sofort krochen zwischen diesen Amuletten dunkle Schatten hin und her, Blitze zuckten auf. Lancryas griff in die Tasche, holte das Buch heraus, öffnete es und legte es zwischen den Amuletten nieder. Wieder verfiel er in einen Gesang.
„ Wir wurden beide hintergangen. Die Magier haben uns getäuscht, gerade in diesem Augenblick sind sie dabei und vollenden das Ritual. Ich kann mich den Gesängen nicht mehr lange erwehren, die Verbindung zu den Ebenen besteht bereits, nur du kannst mir noch helfen Tryn, dein Blut fließt in meinen Seiten, verbinde dich mit mir. Du kannst dich in beiden Welten manifestieren, stoppe die Magier, meine Kraft wird auf dich übergehen und in dir weiter fließen.“
„Ich kann diese Barrieren nicht überschreiten, Gultom hat das Amulett welches ich dafür benötige.“
„Verbinde dich mit mir, du wirst die Kraft der beiden Amulette spüren und nutzen können, diese Kräfte wirken auch auf mich, nur gemeinsam können wir deren Macht durchbrechen.“
„Was muss ich tun?“
„Wechsel auf die Geisterebene und habe keine Angst, überlasse den Rest einfach mir.“
Tryn wechselte die Ebene und sah sich einer hellen Gestalt gegenüberstehen, sofort wurde sie von den Strahlen erfasst. Ihre Geister verschmolzen. Die Zauberin spürte den anderen Geist in ihr, die Wärme die von ihm ausging, plötzlich wurde sie von Erinnerungen ihrer Vergangenheit durchflutet. „ Sie sind in deinem Blut festgehalten.“
Der Geist sprach mit ihr durch Ihre Gedanken. „ Werde ich dich eigentlich wieder los?“ „ Nein, unsere Geister sind verschmolzen, du hast jetzt mein Wissen und meine Macht, du behältst deine Fähigkeiten. Ich kann nur noch durch die Gedanken mit dir sprechen.“
„ Konzentriere dich jetzt auf das Buch, spüre die Macht der Amulette und nutze dir Kraft um uns herauszubringen.“
Tryn war immer noch auf der Geisterebene, wie ein großes Feuer konnte sie das Buch und die Amulette in weiter ferne leuchten sehen, sie sah auch ihr Gefängnis, die Strukturen. Die Zauberin konzentrierte sich auf diese Strukturen und ließ sie einfach verschwinden. Das Haus hatte keine Barrieren mehr, jetzt konnte sie endlich entkommen. Sie raste auf das Buch zu, keine Minute zu spät wie sie feststellte. Auf der Geisterebene hatten sich um das Buch erste Risse gebildet, die dunklen Ebenen schimmerten hindurch, die ersten Dämonen lauerten schon auf ihre Entlassung in diese Welt.
Bei dem Anblick liefen Tryn kalte Schauer über den Rücken, sie war entschlossen das zu verhindern.
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Plötzlich brach um den Altar die Hölle aus. Andor und Noralin verfolgten das Geschehen immer noch gefesselt am Boden liegend. Ein dunkles Portal hatte sich neben dem Altar geöffnet und offenbarte den Blick auf die dahinter liegenden dunklen Ebenen. Sie sahen die ersten Kreaturen ankommen. Aus dem Buch schoss eine Flammensäule in den Himmel empor, augenblicklich stoppten die Magier ihren Gesang, das durfte nicht sein, irgendetwas schien hier schief zu laufen. Die Flammensäule brach auseinander und senkte sich dem Boden entgegen, sie bildete einen Kreis um den Altar und versenkte augenblicklich alle Diener der Magier in einer hell leuchtenden Flammenwand. Andor und Noralin blieben von den Flammen verschont, lediglich ihre Fesseln lösten sich auf. Ein weiterer atemberaubender Anblick bot sich ihnen. Wo vorher die Flammensäule aus dem Buch geschossen kam, nahmen sie nun ein Flimmern war, das sich verdichtete und größer wurde.
Ein Geist manifestierte sich, dominierend wuchs er immer weiter.
„Nein das kann nicht sein, meine Fallen sollten dich töten, wie konntest du diese umgehen?“
Andor schaute bei den Worten Gultom’s genauer hin und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Die hellblaue Haut, diese elfenhafte Erscheinung, die langen schneeweißen Haare all das war unverkennbar Tryn aber sie sah anders aus. Sie wurde lediglich von einem Flammenschleier umhüllt der ihre Haut an einigen Stellen durchschimmern ließ. Ihre Haare wehten leicht nach hinten.
„Deine Runenfallen konnten mich nicht stoppen Gultom, lediglich meinen beschworenen Helfer hast du damit erwischt.“
„Wie konntest du anderen Barrieren umgehen?“
„Der Geist des Buches und ich sind jetzt eins, das gab mir genug Kraft um mich aus deinem Haus zu befreien. Genug jetzt.“
Unerwartet schossen aus ihren Handflächen Flammensäulen auf die beiden Magier zu. Sofort loderten die Zeremoniengewänder auf. Die Magier verbrannten, unfähig sich noch zu wehren. Kurz spalteten sich Ihre Köpfe, das blaue zucken zwischen den Kopfhälften erlosch.
Vom Buch fuhren blaue Blitze in das Portal und ließen es zusammenbrechen. Tryn hatte es geschafft, den Zugang zu verschließen.
Sie nahm wieder ihre normale Gestalt an. „ Dieser Alptraum ist vorüber. Arcadius wird euch abholen kommen, er befindet sich bereits auf dem Weg hierher.“
„Was passiert mit dir?“
„Dieser Beschwörungsplatz war nicht der einzige Ort, an denen Lancryas und Gultom ihre Rituale durchgeführt haben, es gibt noch viel zu tun für mich, noch mehr Portale müssen verschlossen werden.“
„Aber wie konnten sie die anderen Rituale durchführen ohne das Buch.“
„Das Buch diente nur der Zusammenführung aller einzelnen Portale, hätten es die Magier geschafft wäre jetzt ein großer Riss in der Welt entstanden und würde die Kreaturen der dunklen Ebene in eure Welt entlassen.“
Andor spürte das diese Worte ihre Abschiedsworte waren.
Tryn sah ihn lange an. „Ich könnte Eure Hilfe dabei gebrauchen.“
ENDE