The Fall: Last Days of Gaia

Vorab ein kurzer Blick auf die Entwicklung des Spiels seit Release.

Version 1.0:
- praktisch nicht ohne Fehlermeldungen zu installieren
- nur mit Tipps aus dem Herstellerforum startfähig zu machen
- eine saubere Deinstallation ist nicht möglich
- die Spielperformance ist selbst auf Computern, die die empfohlenen Systemvoraussetzungen deutlich übertreffen, unzumutbar schlecht
- zahllose, schwere Bugs
- noch am Release-Tag ein 30 MB Patch (auf 1.1), der überhaupt keine Abhilfe schafft usw.

An dieser Stelle: Mein volles Verständnis für die vielen Käufer, die das Spiel nach stundenlangem Frust umgetauscht haben!!!

Version 1.5:
- die erste wirklich spielbare Version (akzeptable Performance, verbesserte Stabilität, stark verringerte Bug-Dichte)

So, nun zum eigentlichen Spiel.
The Fall ist ein teamorientiertes Endzeit-3D-RPG. Es spielt nach einer globalen Katastrophe, die die Welt in eine Wüste verwandelt hat. Staaten haben aufgehört zu existieren; es regiert das Gesetz des Stärkeren. Dem Spieler fällt nun die Aufgabe zu, als Söldner beim Aufbau einer neuen Ordnung zu helfen, marodierende Banden zu bekämpfen und das Schicksal seiner Familie aufzuklären. Das Szenario erinnert dabei an Filme wie Mad Max oder Spiele a la Fallout.
Im Laufe der Story besucht man ca. 20 Maps, die teilweise sehr groß und durchgehend liebevoll gestaltet sind. Die Karten erschließen sich dabei schrittweise, über entsprechende Quests und lassen sich danach beliebig bereisen. Die relativ lineare, aber gute Hauptstory wird erfolgreich durch zahlreiche, klassische bis originelle Nebenquests aufgelockert. Gelegentliche humoristische Einschläge sind wohl dosiert und zerstören damit nicht die Atmosphäre.
Bis auf einige Aussetzer ist die Vertonung der Dialoge gut gelungen und die Grafik bei hoher Auflösung ganz ansehnlich (die empfohlene Konfiguration P4 1,8 Ghz, Grafikkarte mit 64MB ist dabei eindeutig zu niedrig angesetzt).
In Verbindung mit Tag- und Nachtwechseln, unterschiedlichen Tagesabläufen für NPCs und einer sehr großen Auswahl an Waffen und anderen (teilweise) nutzbaren Gegenständen präsentiert sich dem Spieler eine detaillierte, lebendige und stimmungsvolle Welt. Auch das Charaktersystem ist recht detailliert ausgearbeitet und eröffnet ein breites Spektrum an Entwicklungsmöglichkeiten: mit sechs Attributen (Stärke, Geschick, Konstitution, Beweglichkeit, Intelligenz, Charisma), 15 Fertigkeiten (diverse Kampffertigkeiten, Medizin, Technik, Schlösser öffnen, Redegewandtheit etc.) und bis zu drei wählbaren Talenten pro Fertigkeit (in Abhängigkeit vom Fertigkeitsniveau) werden reichlich Optionen geboten die Teammitglieder zu spezialisieren; leider bleiben diese, ohne eigene Quests und mit nur relativ schwachen Biographien ausgestattet, ziemlich farblos (auch die sporadisch geäußerte Kommentare bringen da nicht besonders viel).
Gute Ansätze findet man auch bei den Interaktionsmöglichkeiten mit der Umwelt – es kann Wild gejagt, Fleisch gebraten, nach Wasser gegraben werden, Waffen und Rüstungen lassen sich modifizieren und manche Gegenstände neu kombinieren.
Neben den Stärken im Bereich Story, Quests, Charaktersystem, Weltdesign und der großen Itemvielfalt wird der Spielspaß aber noch durch einige Schwächen geschmälert: einige Bugs sind noch zu eliminieren, die Kämpfe lassen fast jede taktische Herausforderung vermissen, viele Fertigkeiten sind bisher kaum spielwirksam, einige Features (z.B. die Nutzung von Fahrzeugen) sind nur ansatzweise implementiert, das Handling ist stark gewöhnungsbedürftig, da man ständig die Kamera nachjustieren muss und die Spielzeit ist für ein Rollenspiel eher kurz geraten (30-40 Stunden) - hier wird noch einmal deutlich, dass das Spiel anscheinend nicht ganz fertig entwickelt wurde (die vielen, massiven Fehler bei Release sprechen ebenso dafür).

Resümee: Bei dem aktuellen Entwicklungsstand (1.5) ist das Spiel eher etwas für geduldige RPGler, denen das Endzeitszenario prinzipiell zusagt. Aufgrund der vorhandenen Stärken, vieler guter Ansätze und dem großen Engagement der Hersteller besteht eine realistische Chance, dass das Spiel in naher Zukunft noch weiter ausreift und damit dann uneingeschränkt empfehlenswert wird (vorsichtige Prognose: Version 1.7 oder 1.8).


Sterben geht immer - mal schauen was vorher geht