Ich habe mir gestern Boiling Point gekauft, eine Mischung aus RPG und FPS. Morrowind trifft Deus Ex.

Ich habe jetzt ca. 10 Stunden gespielt. Zur Story kann ich nicht viel sagen, da ich bisher fast ausschliesslich Nebenquests gemacht habe. Es geht darum, dass die Tochter des Spielers vermisst wird. Also macht er sich auf nach Kolumbien... Äh ich meine Realia, wo sie zuletzt an einem Artikel über die dortigen Drogen-Barone geschrieben hat. Dort angekommen erfährt man von ihrem Verleger, dass sie offenbar noch einem alten Artefakt namens Xenus auf der Spur war, ein altes Indio-Relikt, das in 6 Teile zerbrochen ist. Das erste Teil von Xenus ist zusammen mit dem Autoschlüssel, einem Richtmikro und dem Tagebuch bei Töchterchens Sachen, die uns der Verleger freundlicherweise aushändigt.

Mal sehen, wie sich die Story weiterentwickelt. Klingt zumindest bisher eher nach Detektiv-Geschichte als Rette-Die-Welt-Quatsch.

Es gibt eine grosse Welt (lt. Packung 450 km² gross) in der man sich völlig frei bewegen kann. Damit man nicht soviel umherlatschen muss, wie in Morrowind, gibt es diverse Fahrzeuge, Flugzeuge, Hubschrauber und Boote um schneller voranzukommen.

Es gibt 6 Fraktionen in Boiling Point. Die Regierung, die CIA, die Rebellen, die Mafia, die Banditen und die Indios. Am Anfang sind einem alle Fraktionen neutral eingestellt. Bis auf die Schlangen und Jaguare (die "Cliffracer" von Boiling Point). Wenn man Aufträge für eine Fraktion erledigt, wird sie einem mit der Zeit immer Freundlicher gesinnt. Der Haken dabei ist, dass man damit eine andere Fraktion anpisst. Wenn man z.B. für die Polizei einen LKW mit Drogen in die Luft jagt, kann man davon ausgehen, dass die Drogen-Mafia anschliessend sauer auf einen ist...

Sobald eine Fraktion sauer auf einen ist, gibt's natürlich keine Aufträge mehr von denen (die einzige Möglichkeit an Kohle zu kommen). Das wäre ja noch Harmlos, ich bin seit 10 Stunden dabei ausschliesslich Aufträge für Regierung und CIA durchzuführen. Schlimmer ist, das man von den feindlichen Fraktionen sofort angegriffen wird, sobald sie einen sehen. Es bleibt also nicht aus, dass man mit der Zeit einen Haufen Gegner bekommt...

Das RPG-System ist eher simpel. Die Fähigkeiten steigern sich automatisch, wie bei Dungeon Siege. Wer viel zu Fuss läuft wird stärker und kann mehr im Inventory tragen, wer viel mit der Pistole kämpft, wird darin besser, wer lieber mit der Armbrust schiesst, wird darin besser, etc.

Das Inventory ist Gewichts-Beschränkt. Das Looten der Gegner lohnt aber kaum, da die Händler nur wenig dafür rausrücken. Ausserdem haben die meisten Waffen die man beim Gegner findet sowieso eine Abnutzung von über 50%, was häufige Ladehemmungen bedeutet. Da ist man besser dran, wenn man eine neue Waffe beim Händler kauft und per Modifikationen aufrüstet.

Es gibt natürlich Tag-Nacht Wechsel und Wetter. Wobei sich das Wetter auf Sonnenschein oder Regen beschränkt. Bei Regen muss der Spieler hin und wieder Niesen und das kostet dann 2 HP. Schlafen kann man nur, wenn man müde ist.

Der FPS-Teil "fühlt" sich für mich seltsam an. Ich finde es heftig schwer. Wenn ich mich auf ein offenes Feuergefecht einlasse, bin ich schon so gut wie tot. Das man von den Medikamenten abhängig wird, und sie mit der Zeit ihre Wirkung verlieren, je häufiger man sie benutzt, macht die Sache auch nicht gerade leichter. Ich bin jetzt dazu übergegangen als lautloser Killer zu spielen, damit komme ich besser klar. Also Schallgedämpfte Pistole, Armbrust und Kopfschüsse ohne dass mich jemand sieht sind meine neuen Freunde...

Die KI gehört mit zur schlechtesten, die ich je gesehen habe. Besonders deutlich wird das bei der Autofahr-KI. Da werden Passanten über'n Haufen gefahren, Passanten rennen in Autos. Aber auch die Kampf-KI ist nicht so toll. Immer wieder Gern genommen ist der Selbstmord durch Granaten...

Ebenfalls sehr ärgelich ist, dass Autos einfach so verschwinden wenn man sie eine Weile parkt. Auf der Karte werden sie noch angezeigt (als "Linkes Fahrzeug", ein Hoch auf die Übersetzer, hiess im Original wohl "left vehicle"). Das ist besonders Ärgerlich wenn man noch Kram im Kofferraum liegen hatte.

Ein wenig Witzlos finde ich das Handy. Man hat zwar ein Handy, es wird aber offenbar nur genutzt, um ab und zu Nerv-Anrufe seiner Ex-Frau entgegenzunehmen. Wenn man schon ein Handy einbaut, hätte man es doch wenigstens dazu nutzen können, sich Wege zu sparen, indem man z.B. seinen Auftraggeber einfach anruft, anstatt über die halbe Karte hinfahren zu müssen.

Was ich noch nicht rausgefunden habe, ist wie sich die Alkohol und Drogensucht bemerkbar macht. Ich war zwar schon betrunken, bin aber noch weit davon entfernt Abhängig zu sein.

Alles in allem gefällt es mir recht gut. Es ist sicher kein Top-Titel. Aber die grosse Welt (übrigens ohne Ladezeiten), die Freiheit zu tun was immer ich will und die gute (englische) Sprachausgabe werden sicher dafür sorgen, dass ich noch einige dutzend Stunden in Realia verbringe.