STILL LIFE:
Ein Adventure, in dem man gleich zwei Serienmörder jagt. Einmal in der Gegenwart als FBI-Agentin Victoria McPherson in Chicago, parallel aber auch um 1930 als deren Großvater Gus in Prag (wird in die Handlung integriert, indem Victoria das Tagebuch ihres Großvaters findet und liest). Beide Fälle weisen erstaunliche Parallelen auf und die Mörder gehen äußerst brutal um.
Das beste an "Still Life" ist die Atmosphäre. Denn die ist wunderbar gruselig (auch dank der gelungenen Grafik) und zugleich realistisch, was die Polizeiarbeit angeht. Dabei wirkt das Spiel teilweise fast wie ein interaktiver Film, was IMHO vor allem daran liegt, daß man bei den zahlreichen Gesprächen nicht zwischen verschiedenen Dialogoptionen unterscheiden kann, sondern alles mehr oder weniger automatisch abläuft. Das mag manchen stören, mir war es eigentlich egal. Solange die Story gut ist ... und das ist sie definitiv! Vor allem in der ersten Hälfte konnte ich kaum aufhören, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.
Leider ist das Spiel recht kurz und vermutlich aus diesem Grund häufen sich in der zweiten Hälfte diverse Geschicklichkeitsspielchen, die die Handlung in die Länge ziehen sollen und mir irgendwann tierisch auf die Nerven gingen ... Typische Adventure-Kombinationsrätsel o.ä. sind hingegen selten.
Die Synchronisation ist zugleich eine Stärke und eine Schwäche von "Still Life". Während die meisten Sprecher sehr professionell klingen und passend besetzt wurden, gibt es leider auch einige unrühmliche Ausnahmen, die entweder amateurhaft klingen oder einfach zu ihren Rollen passen (speziell Victorias Vater, der offensichtlich von jemandem synchronisiert wurde, der krampfhaft versucht, älter zu klingen, als er ist ...).
Leider ist auch das Ende des Spiels mit einer Art Cliffhanger etwas unbefriedigend (ganzen Abspann anschauen!). Soll wohl darauf hindeuten, daß eine Fortsetzung in Planung befindlich ist. Hoffentlich verkauft sich das Spiel gut genug, damit die tatsächlich realisiert wird, denn trotz aller Schwächen ist "Still Life" eines der fesselndsten Adventures der letzten Zeit und gefiel mir auch wesentlich besser als z.B. das hochgelobte und spieltechnisch sicher gelungere "Runaway" (dessen Story mich irgendwie nicht sonderlich berühren konnte).
Insgesamt bekommt "Still Life" von mir die Schulnote 2. Story und Atmosphäre hervorragend, der Rest eher durchschnittlich.