Jade Empire ist in vielerlei Hinsicht eine Weiterentwicklung von KotOR. Allerdings wollte Bioware durch bestimmte Vereinfachungen bewusst auch Actionspieler fürs Rollenspielgenre gewinnen, weswegen etwa das Inventar weitgehend gestrichen wurde - es gibt keine Rüstungen, Schuhe, Helme oder Klamotten; geblieben ist ein Amulett, das man individuell mit magischen Steinen bestücken kann (vom Prinzip her ähnlich wie das Lichtschwert in KotOR). Aufgegangen ist diese Rechnung nicht unbedingt: Für die Xbox-Actionspieler waren die Kämpfe zu leicht und das Spiel viel zu dialoglastig - was für viele Rollenspieler eher ein Pluspunkt ist.

Anfangs wählt man einen Charakter aus 6 Modellen (7 in der Special Edition und der PC-Version), und dessen Aussehen verändert sich nicht mehr. Gekämpft wird waffenlos, mit Waffen oder mit Magie; für jede dieser drei Kampfformen kann man mehrere Kampfstile erlernen. Bioware hatte sich vorgestellt, dass das nach dem Prinzip "Stein, Schere, Papier" funktioniert und zu taktischen Kämpfen führt, in denen man aktiv bleiben muss, unter anderem, weil manche Gegner gegen bestimmte Angriffsformen immun sind. Tatsächlich waren die Kampfstile in der Xbox-Version jedoch unausgewogen - und einer der größten Kritikpunkte. Der Kampf soll aber für die PC-Version überarbeitet worden sein (genau wie die Grafik). Und es gibt verschiedene Schwierigkeitseinstellungen für Kämpfe. Außerdem kann man mit der Fokusfunktion das restliche Kampfgeschehen verlangsamen.

Der Charakter hat nur drei Attribute (Körper, Seele, Geist), die Charakterentwicklung wird daher weniger an der Punkteverteilung festgemacht als an den erlernten Stilen und den Entscheidungen in den umfangreichen Dialogen. Man kann sich noch ausgiebiger als in KotOR mit den übrigen Gruppenmitgliedern unterhalten, mit mehreren von ihnen anbandeln und sie in die eigene Richtung (Gut oder Böse) ziehen. Gut und Böse ist dabei nicht ganz so scharf definiert wie in KotOR - beim "Weg der Offenen Hand" hilft man eher den Schwachen, während man beim "Weg der Geschlossenen Faust" vertritt, dass sich wie in der Natur der Stärkste durchsetzen soll - aber im Grunde bleibt es recht offensichtlich, dass man "gut" oder "böse" spielen kann.

Wie bei KotOR sucht man sich aus, von wem man sich begleiten lässt, während die restlichen Gruppenmitglieder warten, und es gibt auch ein (eher nostalgisch anmutendes) integriertes Minispiel. Die Geschichte ist in Kapitel unterteilt und ziemlich linear, aber mir hat sie deutlich besser gefallen als die von KotOR oder NWN. Dadurch, dass Jade Empire in einer eigenen (nicht von irgendwo lizenzierten) Welt spielt, sind die ganzen mythologischen und historischen Zusammenhänge neu und vielleicht sogar spannender zu entdecken als in einer vertrauten Welt. Jedenfalls hat Bioware der Welt viel Tiefe verliehen, und die Geschichte kann auf verschiedene Weise zu Ende geführt werden.

Meiner Meinung nach sind die längeren Rezensionen hier recht treffend. Weitere Rezensionen, auch ganz aufschlussreich, und Rezensionen zur PC-Version.