Aus Verärgerung darüber, daß es bei "S.T.A.L.K.E.R." offenbar keinen Weg gibt, die langen Nächte zu "überspringen" (durch Schlafen beispielsweise oder schlicht durch Zeitraffer), solange meine Spielfigur noch so schwächlich ist, daß sie bei jedem Windhauch sofort tot umfällt, habe ich das Spiel vorübergehend (?) beiseitegelegt und mich einer simpleren Aufgabe gewidmet:

OBSCURE:

Als dieses Spiel vor zwei oder drei Jahren erschien, wurde es öfters als eine Art "Silent Hill light" bezeichnet, was auf mich zugleich verlockend ("Silent Hill") und abschreckend ("light") wirkte. Da es zudem sehr kurz sein sollte, habe ich mich damals gegen den Kauf entschieden - doch als ich "Obscure" nun für nur 5 Euro entdeckt habe, schlug ich natürlich sofort zu. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Und was soll ich sagen? Es ist in der Tat "Silent Hill light" und zwar in vielerlei Hinsicht ...

Als Sportskanone Kenny an der High School spurlos verschwindet, machen sich einige Freunde auf die Suche nach ihm und müssen entdecken, daß an ihrer Schule einige seltsame Dinge vor sich gehen - und daß in den vergangenen Jahrzehnten bereits zahlreiche Schüler verschwanden und nie wieder auftauchten ...

Ähnlich wie in den KOTOR-Spielen hat man bis zu fünf Spielfiguren zur Auswahl, aus denen man am jeweiligen Sammelpunkt zwei aussuchen kann, mit denen man auf Erkundungstour geht. Alle Charaktere haben besondere Eigenschaften. Das Konzept klingt theoretisch interessant, ist in der Praxis jedoch ziemlich überflüssig. Meines Erachtens hat nur eine Spielfigur, Josh, eine wirklich nützliche besondere Eigenschaft: Er sagt nämlich auf Knopfdruck, ob man irgendeinen Gegenstand im Raum übersehen hat.
Bei den anderen Charakteren sieht das leider weniger gut aus: Ashley beherrscht einen besonderen Kampf-Move, der mangels wirklich schwerer Kämpfe bei mir nie zum Einsatz kam. Streberin Shannon kann Tips geben, wenn man nicht weiterkommt - ebenfalls nutzlos, da die Rätsel so simpel sind und der Handlungsverlauf so linear ist, daß zumindest ich nie Hilfe brauchte. Kenny kann rennen, leider ebenfalls überflüssig, da man den nicht wirklich schnellen Monstern auch im normalen Lauftempo entwischen kann. Und Stan kann Schlösser besonders schnell knacken - auch hier macht es aber kaum einen Unterschied, ob das jetzt zwei Sekunden weniger lang dauert oder nicht ...
Somit bin ich letztlich stets mit Josh unterwegs gewesen und habe die Kompagnons ab und zu spaßeshalber durchgewechselt.

Der Spielverlauf selbst erinnert frappierend an "Silent Hill": Man durchstreift im Laufe des Spiels sämtliche Gebäude auf dem Campus (die Karten sehen sogar haargenau aus wie beim Vorbild!), sucht nach Hinweisen, Gegenständen und Waffen, löst ab und zu ein simples Rätsel und killt alle auftauchenden Monster (die solide gestaltet sind und ebenfalls sehr an "Silent Hill" erinnern, ohne jedoch an die Highlights dieser Reihe heranzureichen). Dabei kann man auch Gegenstände kombinieren, jedoch ist auch diese Option leider nur theoretisch interessant, da sich die praktische Anwendung darauf beschränkt, daß man Taschenlampen mit Klebeband an den Waffen befestigt ...

Die Story ist wenig überraschend, aber nett und in gelungenen Zwischensequenzen erzählt, die Musik ist nicht sehr vielfältig, aber gelungen und die recht einfachen Kämpfe (es gibt beim ersten Durchspielen nur zwei Schwierigkeitsgrade, ich hatte mit dem höheren davon trotz beschränkter Speichermöglichkeiten keinerlei Probleme) machen trotz gelegentlicher Kameraaussetzer richtig Laune.

Wie gesagt: Das Spiel funktioniert genau wie die "Silent Hill"-Reihe, ist jedoch in jeder Beziehung eine Klasse schwächer: Die Musik ist nicht so verstörend genial, das Monsterdesign ist nicht ganz so unheimlich und abartig, die Charaktere und die Handlung sind bei weitem nicht so vielschichtig und emotional und die Atmosphäre ist nicht so wunderbar schaurig.

Und trotzdem hat mir "Obscure" etwa fünf Stunden lang richtig Spaß gemacht!
Es ist natürlich absolut kein Highlight, aber doch eine wirklich nette Überbrückung der Wartezeit auf das nächste "Silent Hill"-Spiel. Und für 5 Euro können Freunde milden Gruselns oder von Filmen wie "The Faculty" eigentlich sowieso nicht viel falsch machen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Wenn man das Spiel durch hat, werden übrigens einige neue Waffen und Outfits freigeschaltet sowie ein höherer Schwierigkeitsgrad. Wenn man den auch noch meistert (werde ich vermutlich nie ausprobieren), sollen weitere Extras freigeschaltet werden.

Last edited by Ralf; 29/06/07 01:50 PM.