Natürlich hat "The Witcher" (ich kürz das künftig mit TW ab) - wie jedes Computerspiel - auch Schattenseiten.

Zuallererst: Wer TW spielt, sollte sich immer mal wieder klar machen, dass Geduld eine Tugend ist. Denn die braucht man manchmal. Grund: Ladezeiten. Nicht, dass die Ladezeiten besonders lang wären. Die halten sich (bisher) überwiegend in Grenzen. Aber es wird dummerweise ziemlich oft nachgeladen. Bei jeder einfachen Fischerhütte, die man betritt, wird die "neue Region" geladen, was zwar nur wenige Sekunden dauert, aber trotzdem den Spielfluss hemmt. Längert dauert es dann schon, wenn man aus der Hütte wieder heraustritt, denn das Laden der äußeren Region nimmt schon etwas mehr Zeit in Anspruch - ebenfalls nicht allzuviel, aber wenn man hintereinander in mehrere Hütten und wieder hinaus geht, besteht ca. ein Drittel bis die Hälfte der Spielzeit darin, einen zugegeben schön gezeichneten Ladebildschirm anzustarren. Auf Dauer ist das etwas... hemmend. Aber da Geduld eine Tugend ist und ein jeder von uns tugendhaft sein möchte... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> erdulden wir das selbstverständlich ohne zu murren.

Zu den Ladezeiten kommt noch das Autospeichern - nach welchem Schema das durchgeführt wird, konnte ich bisher noch nicht erkennen. Aber auch das erfordert etwas Zeit.

2. Leider sind viele der Gestalten auf den Straßen kurzerhand verdoppelt bzw. - treffender ausgedrückt - vervielfacht. Gestern viel mir auf, dass sich eine Gruppe von drei absolut identisch aussehenden Dorfbewohnern beim Regen eng unter ein Vordach untergestellt hatten (und auf das Sauwetter schimpften). Der Fakt ansich, wie die NPCs ihre Umwelt wahrnehmen ("Verdammt, schon wieder Regen! Was für ein Wolkenguss!") ist natürlich löblich und trägt erheblich zur Stimmung bei. Die Zusammenballung von Zwillingen, Drillingen, Vierlingen und Etceteralingen ist eher abträglich für die Atmosphäre und wirkt ein wenig... lächerlich.

3. Dialoge haben mitunter eine recht eigenwillige Gesprächsführung, so als würden bestimmte SÄtze nicht hundertprozentig hineinpassen. Das wirkt holprig und verwirrend. Wenn ider Hexer mitten in einem Gespräch nach Beendigung einer Dialogsequenz fragend und erstaunt mit seinem namen angesprochen wird, als wollte sich der gegenüber vergewissern, dass er das wirklich sei - dann wirkt das etwas merkwürdig. Ein "Geralt?" (Betonung analog zu: "Bist du das? Bist du das wirklich oder bist du nur ein Geist? Bei den Göttern - ich dachte, du bist tot! Bin ich froh, dich hier putzmunter zu sehen! Lass dich anschauen - nun ja, du hast schonmal besser ausgesehen, aber... lass dich umarmen, Junge!" - Ertaunlich, was man in einem einzigen Wort allles ausdrücken kann... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> ) erwartet man in dieser Form eher ganz zu Beginn einer Unterhaltung - nicht irgendwo mittendrin...

Die Dialoge haben noch weitere Schwächen - mitunter werden sie kurzerhand abgebrochen, wenn man eine Dialogoption durch hat. Manchmal macht das Sinn, aber oft passt es gar nicht, da noch eine Reihe weiterer Fragen zu besprechen wären und es keinen offensichtlichen Grund gibt, nach dieser einen option schon ein "Lebt Wohl!" zu sagen. Um die anderen fragen zu besprechen, muss man den Partner erneut ansprechen - mitunter kann es sein, dass man diesen Vorgang für jede einzelne Diaolgzeile wiederholen muss, wofür ich wenig Verständnis habe und was auch keinen Sinn macht. Ich bezweifel, dass das von den Entwicklern so gewollt ist - Möglicherweise wurde lediglich vergessen, nach Beendigung einer Option ein "zurück zur Auswahl"-Flag zu setzen.

4. Es scheint kein Eigentumssystem zu geben. Der Hexer kann alles, was irgendwo herumliegt, in seine Taschen stecken, ohne das das jemanden empört. Selbst, wenn es sich um Gegenstände in den Schränken und Truhen eines Hauses handelt und der Hausbesitzer neben uns steht. Es ist durchaus möglich, einem NPC das belegte brötchen, das er gerade essen wollte, vor der nase wegzuschnappen, ohne dass sich dieser darüber empört. Kommunismus pur - alles gehört allen, es gibt kein persönliches Eigentum mehr... Nicht gerade sehr realistisch, aber immerhin braucht man keine Skrupel haben.

Verschlossene Türen stellen übrigens für den hexer ein unüberwindliches Hindernis dar - Schlösser und Riegel sind etwas, mit dem er sich absolut nicht auskennt.

Alles in allem, trotz der hier benannten Schwächen (ich bin sicher, dass da noch das ein oder andere dazukommt - aber möglicherweise wird auch die ein oder andere Schwäche mit einem patch behoben) macht das Spiel nachwievor Spass, und ich sehe bisher keinen Grund, meine gestrige positive erste Einschätzung zu revidieren.