Der Bergkönig mustert den Dunkelelfen. "Die hier lebenden Schattenelfen haben sich ihre ursprüngliche, bösartige Art erhalten!" sagt er. "Sie unterliegen nicht den Einflüssen von Traditionen, und ihre Gemeinheit ist rein und frei von allen verfälschenden Nuancen. Vergesst nicht, dass dies hier eine Enklave der alten Zeit ist! Die hier lebenden Rassen haben sich ihre alte Macht erhalten. Ein Schattenelf aus unserer inneren Welt ist um vieles mächtiger als sein Vetter - sein Nachkomme - aus dem Außen! Diese unsere Enkalve ist der Mittelpunkt der Zeit, die Nabe des Seins. Egal was es ist - hier kommt es in seiner reinsten und unverfälschten Form vor. In der äußeren Welt, aus der ihr kommt, vergeht alles, alles altert und wird im Laufe der Äonen schwächer. Die Magie, die von uns nach außen sickert, wird schnell verbraucht. Deswegen ist sie in eurer Welt um vieles schwächer, während sie hier einen gleichmäßigen Pegel einnimmt - oder besser einnahm. Ihr Außenweltler altert. Eure Gesellschaftsformen beruhen auf sich unentwegt änderenden Moralvorstellungen, und eure Körper passen sich der alternden Welt an. Die Magie in eurem Blut hat nicht mehr die selbe Kraft wie die eurer Urahnen. Sogar Elemente zerfallen. Die innere Welt jedoch ist frei von diesen Prozessen. Unsere Enklave ist uralt, älter als eure Welt, und doch ist sie so jung wie am ersten Tag."
Der König seufzt. "Die Zeit hat über diese Welt keine, oder doch nur sehr eingeschränkte Macht, denn alles, was hier ist, erneuert sich ununterbrochen. Grund dafür ist eine Quelle, die in einem Tempel tief im Inneren der Berge liegt - ein Tempel, dessen Alter sogar über das dieser Enklave hinausgeht! Er ist für alle hier lebenden Rassen eine Art Heiligtum, und wir gehen davon aus, dass er den Beginn der Existenz darstellt. Mittelpunkt des Tempels ist ein Teich. Ihr werdet es ahnen - diese Teich enthält kein gewöhnliches Wasser. Genaugenommen enthält er überhaupt kein Wasser. Pure Magie dringt aus ihm hervor und erhält diese Enklave jung. Er ist grundlos, und vermutlich nicht von dieser Welt. Möglicherweise führt er in einen - Nichtraum. Fakt scheint zu sein, dass dieser Teich das erste war, was es überhaupt in der Welt gab, und dass die Welt durch diesen Teich überhaupt erst entstanden ist." Der König, der nun sehr niedergeschlagen wirkt, schweigt einen Moment. "Jede der hier lebenden Rassen hatte einst Zugang zu dem Tempel, wenn auch nie ein lebendes Wesen dort war. Die meisten Zugänge sind mittlerweile unpassierbar - gewollt oder ungewollt. Die Feen beispielsweise haben den Zugang in eine eigene Dimension gelegt, die abgeschottet von unserer Enklave ist. Ein Labyrinth aus Gängen, in dem die Zeit ungewöhnlich schnell verläuft. Selbst ein so langlebiges Wesen wie ein Elf oder ein Drache würde zu Staub zerfallen, bevor es den Ausgang erreicht... Unserer Zugang war nur einer ausgewählten Schar von Zwergen bekannt und geriet durch einen sehr bedauerlichen Unfall in Vergessenheit. Er war gut versteckt, und selbst wir Zwerge sind nicht in der Lage, unsere verborgenen Türen zu finden, wenn wir nicht wissen, wo wir suchen sollen. So ist der einzige, mir bekannte Zugang durch das Reich der Schattenelfen zu erreichen. Die Schattenelfen wollten vor langer Zeit die Magie der Quelle für ihre finsteren Absichten missbrauchen und drangen tief in das Heiligtum vor. Wir wissen nicht, was geschah, aber die Schattenelfen ließen den Eingang von unseren Baumeistern mit einer Vielzahl ausgeklügelter Verteidigungsanlagen bestücken, die selbst nach unseren Maßstäben uneinnehmbar sind. Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht noch der Hinweis, dass die Anlagen gegen das Innere des Tempels gerichtet sind. Sie sind nicht geschaffen, um jemanden davon abzuhalten, den Tempel zu betreten, sondern um etwas aus dem Tempel abzuwehren..."
"Majestät, das alles ist sehr interessant!" nutzt Buad die kurze Pause, die der Bergkönig einlegt. "Nur verstehe ich nicht, warum Ihr uns das alles erzählt! Wir hatten nicht vor, diese Quelle aufzusuchen, genaugenommen bezweifel ich, dass irgendwer von uns von ihrer Existenz wusste. Wir wollten nur heimkehren, in die - wie Ihr sie nennt - Außenwelt. Und wir hofften, dass Ihr uns hierbei helfen könntet..."
Der König nickt bedächtig. "Etwas ist geschehen." fährt er dann fort. "Unsere Welt... verändert sich. Der Strom der Magie ist verknotet - und über kurz oder lang wird diese Welt daran zugrundegehen! Und wenn wir aufhören zu existieren, wird sich auch eure Welt verändern - die Magie wird schwächer werden und schließlich ganz versiegen. Und eure Rolle in dieser Angelegenheit steht noch nicht fest!"