Nach einigen, nervenaufreibenden Metern wird der glühende Abgrund wieder von einer Felswand verdeckt, und die Gruppe bewegt sich nun erneut im Inneren des Felsens. Feine Risse und Spalten in der Wand, durch die das Fauchen der aufsteigenden Luft und der rote Schein der Lava dringt, zerstören jedoch die Illusion der Sicherheit - die Felswand, die den Gang von dem Schlot trennt, ist nicht dicker als eine Zwergenhand. Trotzdem atmen die meisten erleichtert auf, denn die unmittelbare Gefahr, duch einen einzigen Fehltritt von dem Luftstrom aus dem Gang in die Tiefe gerissen zu werden, scheint vorerst gebannt. "Nun, das war gar nicht so schwer..." räuspert sich Buad. Als er die besorgte Mine des Zwergenkönigs sieht, wird er unsicher. "Das war es doch, nicht wahr?" fragt er. Der König schüttelt den Kopf. "Die wirklich schlimmen Abschnitte kommen noch!" brummt er und schweigt dann wieder.
Tatsächlich endet nach vielen, teils über Stufen in die Tiefe führenden Metern der Gang inmitten der Wand des Schlotes. Hier unten ist es noch wärmer, und selbst die Kälteaura des Dunkelelfen kann nicht mehr vor den mörderischen Temperaturen des flüssigen Gesteins hinwegtäuschen. Und noch immer trennen gute hundert Höhenmeter die Gruppe vom Grunde des Schlotes. Der fast kreisrunde Schlot ist hier stark durch einen mehrere Meter breiten Riss im Fels ausgebuchtet. Der Tunnel endet in der Wand der Rinne und führt über eine steinerne, ungesicherte Brücke zu der entfernten Wand, wo die dunkle Öffnung der Tunnelfortsetzung gähnt. Die Brücke ist schmal und bietet gerade Platz genug für eine Person. Der Fels, aus dem die Brücke gehauen ist, weist an einigen Stellen feine Risse auf. Tief unten schiebt sich die Lava durch ihr Felsenbett. "Wir müssen dort hinüber!" ruft der Bergkönig. "Es gibt keinen anderen Weg! Aber immerhin steht die Brücke noch!" Zweifelnd blickt Buad auf den bröcklig wirkenden Fels, der den Eindruck erweckt, jeden Augenblick in die kochende Tiefe stürzen zu können. Der Bergkönig, der den skeptischen Blick des Alchimisten bemerkt, zuckt mit den Schultern und sagt: "Wir müssen einzeln rüber. Mehrere von uns trägt sie sicher nicht!" Schädelspalter steht vorne an dem Tunnelausgang und holt einige Male tief Luft. Geistesgegenwärtig drückt ihm Buad eines der Seile der Gruppe in die Hand, was der mürrische Zwerg mit einem kurzen Nicken quittiert. Schädelspalter schlingt sich das Ende des Seils um die Hüften, verknotet es gut und betritt dann die schmale Brücke. Sofort wird er von dem heulenden Luftstrom ergriffen, und die Zurückbleibenden können sehen, wie der starke Zwerg unter dem wütend an ihm zerrenden Orkan schwankt. Breitbeinig und konzentriert setzt Schädelspalter einen Schritt vor den anderen, verfolgt von den interessierten, teilweise auch besorgten Blicken der anderen. Die Wucht des Aufwinds muss enorm sein, denn immer wieder schwankt der Zwerg und kämpft mühsam um sein Gleichgewicht. "Mit deiner Levitation kommst du da auch nicht weiter!" wendet sich Buad an den Warlock. "In diesem Sturm würde es dich herumschleudern wie ein welkes Blatt!" Trotzig verharrt Schädelspalter mitten auf der Brücke, und man spürt förmlich die Anstrengung, mit der er sich gegen den Luftstrom stemmt, der ihn immer wieder seitwärts von der Brücke zu stoßen versucht. Schließlich stößt er einen verärgerten Fluch aus, der von der heißen Luft weggetragen wird, und geht auf die Knie nieder. Das letzte Stück des Weges bewegt sich der Zwerg kriechend. Als er die andere Tunnelöffnung endlich erreicht und sich umwendet, sind seine Augen rot unterlaufen, der Bart ist angesengt und das Gesicht von der Anstrengung und der Hitze schweißnass. Buad ist blass geworden, denn wenn ein Zwerg wie Schädelspalter unter den Blicken von Schattenelfen auf allen vieren kriecht, müssen auf der Brücke entsetzliche Bedingngen herrschen. "Wenigstens ist sie nicht eingestürzt." murmelt er und zieht auf ein Handzeichen Schädelspalters das Seil straff.