Ohne eine Antwort abzuwarten - es hätte vermutlich sowieso keinen Sinn, denkt er - geht er auf die Brücke zu. Wollte er den Anschluß nicht verlieren, so mußte er so oder so hinüber - egal, was ihn dort erwartete.

Die Hitze, das brüllende Fauchen des Sturmwindes - heißer als alles, was er jemals gekannt hatte - es ist furchtbar. Er fühlt sich elend.

Seine Höhenangst läßt in bereits im ersten Drittel der Brücke auf die Kniee niedersinken - er hat unbeschreibliche Angst. Er kann nicht mehr.

In der Mitte der Brücke, dort, wo der Sturmwind am zerrendsten ist, und die Hitze am verbrennendsten, bleibt er stehen. Er kann nicht mehr.

"Laß dich fallen, in den Sturmwind, ich werde dich dorthin tragen, wo du nichts mehr zu befürchten brauchst wo deine Wege ein Ende haben ... du brauchst dich einfach nur fallen zu lassen." scheint ihn der Sturmwind ins Ohr zu säuseln.
"Laß dich fallen, und deine Wege werden ein Ende haben, umfangen von der Hitze der Erde brauchst du nichts mehr zu befürchten..." scheint ihm die Hitze, die an sein Ohr wabert, zuflüstern zu wollen.

Er kann nicht mehr. Er ist kurz vor dem Zusammenbruch. Er ist am Ende. Seine Kräfte schwinden.

Es war so einfach ... er könnte sich jetzt einfach fallen lassen, und in der Tat war dann alles vorbei für ihn. Die Hitze der Vulkanlava würde unerträglich sein - aber nur für einen kurzen Moment. Dann würde alles vorbei sein.
Vorbei, die Hetze, das Herumgerenne, das Stolpern von Portal zu Portal, von Festung zu Festung, von einer Gruppe von seltsamen Wesen zur nächsten. Es würde zu Ende sein.
Er würde endlich aufatmen können, einen kurzen Moment vor Auftreffen in der Lava, einen kürzen, glückseligen Moment,. bevor die Lava alles verschlingen würde - er wäre dann nicht mehr - und seine Sorgen auch.
Es war so einfach, und der Sturmwind tost, und die Hitze flimmert, und beide flüstern im Wettlauf in seine Ohren.


Er kann nicht mehr. Er ist kurz vor dem Zusammenbruch. Er ist am Ende. Seine Kräfte schwinden.


Er wird wahrgenommen.


Die Göttin achtet jedes Leben, und sei es noch so klein. Selbst Glühwürmchen. Sie sorgt sich um das, was lebt, und besonders um die, die ihr huldigen. Sie fühlt sich verpflichtet.

Sie fühlt sich auch hier verpflichtet.

Die Göttin Tsa sieht, daß ihr dieser eine Mensch immer gut gedient hatte - und er hatte vor Urzeiten eine Prüfung bestanden. Sie vergißt nie. Sie fühlt sich dem Leben verpflichtet.

Sie sieht nun, daß einer auf einer Brücke kniet, wankt, zusammenbricht. Sie fühlt sich verpflichtet, ihm zu helfen. Sie ist da.

Sie hält ihn mit ihren Händen fest, um ihn nicht der Versuchung des Sturmwindes und der Hitze der Lava zum Opfer zu fallen zu lassen. Sie weiß, wie schwach er gerade jetzt ist, und wie sehr er gerade jetzt ihre Hilfe nötig hat. Sie hält ihn darum fest, mit dem festen Willen, ihn nicht diesen beiden Versuchern zu übergeben, zum Fraß vorzuwerfen, ihn zu schützen vor diesen dort, die schon seit Äonen dort gefangen sind. Nur sie kann ihre Motive verstehen.

Sie sendet ihm etwas, um ihm Mut zu machen und ihn zu stärken - sie sendet ihm ein grünes Licht in sein Herz. Sie hält ihn fest, solange, bis es in ihm angekommen ist, dann würde sie sich ihm zeigen und zu ihm sprechen.

Er ist immernoch umtost vom Sturmwind, und vom Wabern / Flimmern dieser Vulkan-Hitze. Sie sind tödlich. Aber ihre Stimmen werden leiser. Er fühlt, wie etwas in sein Herz dringt, daß er schon lange vergessen hatte : Leben, Liebe, Gelassenheit, Friede, Freude - und Eierkuchen nicht zu vergessen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Er schöpft wieder Kraft, er schöpft wieder Mut, diese Höhenangst zu bekämpfen und wieder weiterzugehen.

"Steh auf ! Du kannst jetzt weitergehen !" flüstert eine angenehme, warme, weiche weibliche Stimme in sei Ohr. Er wundert sich nur noch, und ist mehr als erstaunt über die Kraft, die ihn nun endlich dazu befähigt, sich aufzurichten. Wider sei Erwarten schafft er es sogar, aufzustehen !

Die Göttin beschließt, sich ihm für einen kurzen Augenblick zu zeigen.

Sie nimmt eine Form an, eine Art durchsichtige geisterhafte Gestalt einer jungen Frau (sie hätte sich auch jede andere Form geben können), und spricht zu ihm.

"Du mußt hier hinüber ! Du bist ein Schlüssel - genauso, wie alle anderen hier auch ! Gehst du fehl, wird das Schloß nicht funktionieren, und alles war umsonst ! Du mußt hinüber !"

Er hat nun eine Aufgabe. Er hat nun eine Vision. Die geisterhafte Gestalt, die da vor ihm steht , ist "seine" Göttin, die Göttin des Lebens, das spürt er. Warum sie ausgerechnet hierhin gekommen war, weiß er nicht, aber es tut gut, sie hier zu sehen. Alleine das macht ihm schon Mut - nicht vergessen worden zu sein.
Er hat nun eine Vision, er hat nun eine Aufgabe. Er würde ihnen helfen ... nicht, weil er sich als Anhängsel fühlt, sondern ... weil er es so will , weil er sich dazu verpflichtet fühlt.

So stehen sie nun beide da, für eine kurzen Moment, auf dieser Brücke, unter sich der brodelnde Vulkantopf, um sich herum ... nichts, was Rettung verheißt. Es ist unglaublich heiß hier drinnen.

Er wundert sich kurz, wie das wohl für den Rest aussehen mochte, wie er da auf der Brücke steht, und von diesem "Geist" angesprochen wird. Es ist ihm egal. Er macht einen Schritt nach vorne.

Er geht vorwärts, und die Hitze und der Sturmwind machen ihm nichts mehr aus. Sie sind immernoch da, brüllen ihm die Ohren voll und versengen seine Haut, aber er nimmt sie nicht mehr war. Er ist fast wie in Trance.

Auf der anderen Seite muß er sich hinsetzen. Es war viel gewesen, was er in den letzten Minuten erlebt hatte. Viel, um davon noch in Jahren erzählen zu können. In einem Aufblitzen fangen seine Augen noch ein geisterhaften Winken einer Hand ein, bevor die Göttin endgültig verschwindet.

Er sitzt nun zusammengekauert da, und bricht in Tränen aus. Es ist gut, daß nun alles vorbei ist, und es ist gut, daß er sich nun auf der anderen Seite befindet.

Nun können die nächsten gehen.





When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch