Als sei des Übels noch nicht genug, raschelt es nun ringsumher in den Bäumen. Zwischen den Ästen drängen sich ebenjene Kreaturen, die sich bis vor einem Augenblick noch in blutigem Kampf befunden hatten. Goblins und Zwerge, dicht an dicht, auf Steinwurflänge entfernt. Finster dreinschauend und wütende Gesten zu den Abenteurern machend, stehen sie am Rande der Siedlung, kommen aber nicht näher. Seltsamerweise bekreuzigen sie sich aber auch, eine ganz und gar unverständliche Geste. Offenbar werden sie von einer größeren Macht als der ihren zurückgehalten, denn Goblins sind wahrlich nicht für ihre Taktik oder Zurückhaltung bekannt. Heiseres Gelächter dringt herüber zu der eingekreisten Gruppe der Gefährten. In einer fließenden Bewegung hat der Schattenschwertmeister seine beiden Krummsäbel in den Händen und spuckt verächtlich aus: "Natürlich, Zwerge machen mit Goblins gemeinsame Sache. Wen überrascht das?"
"Verdammt, hüte deine Zunge, Aschegesicht!" knurrt Schädelspalter vernehmlich, welcher mit erhobener Streitaxt längst eine eigene Verteidigungsstellung eingenommen hat: "Das sind Duergar! Dunkelzwerge! Der letzte Abschaum, blutrünstiges Gesindel. Und auch noch in der Übermacht." Der Warlock, dem die Aussichtslosigkeit der Lage auch nicht entgangen ist, räuspert sich: "Das wird so nichts. Baba-Yaga, wir haben dir einen besseren Stein verschafft als du eigentlich verdient hättest. Damit solltest du dich eigentlich zufrieden geben. Immerhin haben wir das Schicksal der Welt gerichtet!"
Die Hexe lacht kreischend auf, laut und gackend. Es schüttelt sie förmlich, während dicke Tränen aus ihren Augen laufen. Der Lachanfall erinnert denn auch mehr an ein unbeherrschtes Geheul, weniger an Gelächter: "Ihr Narren! Ihr habt gar nichts gerichtet, sondern die Gewaltenteilung des Universums zerstört! Ich habe mir meinen Teil genommen, als ihr der Schicksalspinnerin ihre Macht entrissen habt. Aber die Schicksale der Welt laufen nun frei umher, unkontrolliert. Jeder, der es wagt, sie zu beherrschen, kann sich zum Gott aufschwingen. Und genau das werde ich tun.
Ja, freilich, euer Akt des Guten hat des Böse aus dieser Dimension vertrieben. Aber jedes neutrale Wesen hat zwei Seiten. Wie ich, wandelbar. Ich habe den Augenblick genutzt. Ich habe mich zum Herr über die Ordnung hier aufgeschwungen. Mein neuer Machtquell hat mich mit heiliger Energie erfüllt. Denn seht sie, die einstigen Bestien des Chaos..." Mit einer schwungvollen Geste schließt die Hexe alle Kreaturen am Waldesrand ein, die tatsächlich bei näherem Hinsehen in einer perfekten Reihe in den Büschen völlig goblinuntypisch strammstehen. "Geläutert unter meinem Willen! Bereit, Gutes zu tun, und willens, eure chaotischen Seelen zu nehmen. Wenn ihr erst vernichtet seid, werden wir diese Dimension einebnen. Nichts wird dann mehr die Einheit des Geistes stören. Perfekte Ordnung. Perfekte Güte. Mein heiliges Licht wird eine Welt schaffen, in der kein Unrecht und Übel mehr Platz hat. Kein Aufbegehren oder unkontrolliertes Leben, nur noch vollendete Kontrolle! Ihr seid das Ende des Chaos hier und ein neuer Anfang für meine Welt!" Ein unheimliches fanatisches Leuchten glüht in ihren Augen, wie man es nur von Paladinen und Klerikerfürsten her kennt.
Marian schüttelt sich: " Also wenn das nicht wirklich böse ist?" "Ho, mein dunkler Bruder!" beginnt nun sehr zum Entsetzen des Drow der falsche Warlock zu sprechen, mit dem gleichen rotglühenden Fanatismus in den haßerfüllten Augen: "Ich persönlich werde deine Seele reinigen und dir zeigen, wie schmerzhaft die Güte sein kann! Nur in den Fegefeuern der Hölle wirst du Vergebung erlangen!" Beifälliges Gemurmel setzt bei den den Doppelgängern ein. Marian hingegen schluckt schwer. Er zöge es vor, wenn das Fegefeuer noch einige Jahrhunderte auf sich warten ließe. Aber die Situation scheint ziemlich aussichtslos....
Wenn sie so überlegen sind, warum sind sie dann so tot?