Terry Goodkind: Das Schwert der Wahrheit 7-12
Ich glaube, ich habe mich schonmal über Goodkinds Werk ausgelassen, das muß aber wohl noch im alten Forum gewesen sein. In der deutschen Übersetzung, die ich büchereibedingt gelesen habe, ist jeweils ein Buch in zwei gesplittet worden, weswegen die Bände 1/2, 3/4, usw. jeweils als Einheit zu betrachten sind, und nicht separat gelesen werden können. Andererseits ist alles andere, als bei Band 1 anzufangen, sowieso sinnlos. Die Bände 1-8 hatte ich schon damals gelesen, 7 und 8 jetzt nur nochmal, um wieder reinzukommen.
Auch wenn ich mich jetzt wiederhole, ich denke, ich muß doch nochmal sagen, daß 1/2 und in geringerem Maße 3/4 zum besten gehört, was ich in diesem Bereich gelesen habe (ist zugegebenermaßen nicht sonderlich viel). Danach flacht die Reihe zusehends ab, und Besserung scheint nicht in Sicht.
Während 7/8 ungefähr auf dem Niveau der direkten Vorgänger verbleibt, und deswegen durchaus lesenwert ist, ist mit 9/10 ein neuer Tiefpunkt erreicht. Terry Goodkind scheint das Los anderer Fantasyautoren zu teilen, die ihre Reihe auf Teufel komm raus in die Länge strecken müssen, und so ergeht auch er sich hier in endlosen Beschreibungen belanglosen Hoflebens, das der Leser nur mit Mühe und der Hoffnung auf bessere Zeiten überbrücken kann. Diese Beschreibungen sind Teil einer stinklangweiligen Nebenhandlung, der fast das halbe Buch eingeräumt wird, und von welcher der Leser annimmt, sie habe einen Sinn, die dann aber sang- und klanglos im Sande verläuft. Hinzu kommt, daß Goodkinds Stärke aus alten Tagen, glaubwürdige Charaktere, in den Hintergrund tritt, einzig die bereits vorhandenen bleiben in ihrer Darstellung glaubhaft, während viele andere handeln, wie es gerade vonnöten ist, um die Handlung in die gewünschte Richtung zu treiben. Z.B. kommt es hier zu einer Volksabstimmung, in der sich das ganze Land zwischen der Imperialen Ordung und Richard zu entscheiden hat. Während natürlich alle das beste versprechen, und ausmalen, wie grausam der Feind ist, entscheidet sich das Volk mit neun von zehn Stimmen für die brutale Ordnung, einzig weil Goodkind der Meinung ist, daß die dummen Menschen grundsätzlich lieber Lügen glauben. Daß er Richard vorher 6 (bzw. 3) Bücher lang als jemanden aufbaut, zu dem die Menschen vertrauen schaffen, ist plötzlich belanglos.
Die Bände 11/12 können den schlechten Eindruck des Vorgängers zumindest teilweise relativieren. Zumindest kommt die Handlung etwas voran, und man erfährt ein paar Hintergründe. Problem bleibt auch hier, daß die Imperiale Ordnung nicht wirklich ein interessanter Feind ist, im Gegensatz zum D'Haranischen Reich aus Band 1, sondern nur der Schwarzweißmalerei dient. Und hier kommt das große Problem dieses Buches zum Vorschein. Goodkind wird zum Prediger seiner extremen politischen Ansichten. Während ich es durchaus erfrischend finde, wenn die Helden eines Buches sich nicht in Heile-Welt-Gutmenschentum ergehen ("Gnade gegenüber den Schuldigen ist Verrat an den Unschuldigen"), so ist es einfach nur nervtötend, in einem Fantasybuch anhand von Eisenverhüttung kapitelweise Lektionen in freier Marktwirtschaft doziert zu bekommen. Arbeitslose sind Taugenichtse, Schwäche ist Verrat, und nur ein freier Markt bringt allen hart Arbeitenden Wohlstand; und spätestens nach der dritten Wiederholung hat es auch jeder kapiert. Von den Lektionen über "entartete Kunst", denn das ist letzlich die Denke Goodkinds, mal ganz abgesehen.
Den Rezensionen bei Amazon zufolge, wird es in den zwei (vier) weiteren Büchern eher schlimmer als besser.
Irgendwie kommt Goodkind mir vor, wie ein Schriftsteller, der seine Inspiration verloren hat, und im Ausdenken nicht gut ist.
Wie gesagt, Band 1-4 kann ich jedem empfehlen (und ganz wichtig: vorher keine Rezensionen lesen, insbesondere über spätere Bände, diese enthalten meist arge Spoiler, was ich vermieden habe), 5-8 kann man lesen, muß man aber nicht, und 9-12 liest man wohl nur, wenn man unbedingt wissen will wie es weitergeht.
Noch ein paar Worte zur deutschen Übersetzung:
Erstmal ein großes Lob an den Verlag (bzw. die Verlage), da sie die Übersetzung durchgehend demselben Mann anvertraut haben, was heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Caspar Holz schien mir noch in den ersten Bänden der ideale Mann zu sein (und ich bin wirklich nicht leicht zufriedenzustellen), besonders sein Gespür für die Übersetzung feststehender Ausdrücke gefiel mir. Komischerweise hat gerade das ihn anscheinend verlassen, wo noch sogar der Titel des ersten Buches "Das erste Gesetz der Magie" (in meinen Augen sogar besser als das Original "Wizard's First Rule"), wird in Band 6 (11) daraus auf einmal das "sechste Gebot des Zauberers". Truppenverbände wechseln nach zwei Seiten plötzlich ihren Namen, und eine Prophezeiung wechselt innerhalb eines Buches nicht weniger als vier mal ihren Wortlaut. Solche Fehler sind mir absolut unverständlich, ist es denn so das Problem, zurückzublättern?
10 und 11 waren übrigens in neuer Rechtschreibung <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" /> und im Gegensatz zu den gelungenen Einbänden der anderen Bücher mit einem schrecklich kitschigen Titelbild versehen, obwohl es die gleiche Ausgabe ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />