Versetzt sich bisweilen auch mal einer in die Lage dieser Flüchtlinge?
Von den Schergen der Baath-Partei und den Mördern der Fedayin zum Dortbleiben gezwungen, da von dem Feuer der Kombattanten unmittelbar in Todesgefahr gebracht, in diesem Fall die Mütter noch zusätzlich mit der Sorge um ihre Kinder belastet, die Vorräte gehen zur Neige, die Wasserversorgung ist evtl. schon ganz unter den Kämpfen zusammengebrochen und dann noch im Hinterkopf die Verwirrung was die Zukunft bringen soll, weiterhin Saddam oder die imperialistischen Amerikaner (jahrzehntelange Propaganda tut ebenso ihre Wirkung in die eine Richtung, wie die Unterdrückung durch dieselbe Seite es in die andere tut!)
- und da! Die Gelegenheit, in einem unbeobachteten Augenblick mit einem irgendwie organisierten Kleinbus aus dieser scheinbar ausweglosen und desolaten Situation entkommen zu können, die Stadtgrenze hinter sich lassen und bloß weg. Bloß weg! Kein Halten mehr...

Mit solchen Szenarien muß man auch beim Einrichten der Kontrollpunkte, bzw. einer entsprechenden Strategie mit der man diesen Begegnen kann, rechnen.


MMn. stellt sich die Gemengelage, vor der man die jüngsten Zwischenfälle sehen muß, wie folgt dar:
- (vor allem auf Seiten der US-Truppen) ein erklecklicher Anteil an sehr jungen und unerfahrenen Soldaten
- die häufig eigentlich unter ganz anderen Voraussetzungen eingetreten sind - nämlich während Friedenszeiten (besonders bei Minderheiten und denen aus sozial schwächeren Schichten ist die freiwillige Verpflichtung beim Militär ein gefragter Weg zu sozialem Aufstieg, guter Ausbildung und Karriere)
- den Krieg angetreten unter sicherlich einigen Illusionen, nicht zuletzt auch von den Verantwortlichen geschürt ("Irakis mit Blumenbouquetts zum Empfange", durch Embargo geschwächte Truppen Husseins etc.)
- von daher bin ich auch überzeugt, daß es mit einer evtl.en "psychologischen Schulung" nicht so weit her sein dürfte
- die sog. "Freund-Feind-Erkennung" bes. zwischen den unterschiedlichen Nationen der sog. "Koalition" ist nicht gut genug abgestimmt (die Briten sollen sich z.B. mit der als Lehre schon aus `91 gezogenen Aufrüstung der elektronischen Voraussetzungen ihrer Truppenverbände lt. heimischer Presse zuviel Zeit gelassen haben)
- und nicht zuletzt natürlich die wilde Entschlossenheit der "verzweifeltsten Elemente dieses Regimes", die wohl keine Zukunft mehr haben werden (verhaßte Republikanergarden und Fedayin), was sie zu diesen Guerilla-Taktiken treibt

Eingedenk dessen kann man natürlich die Reaktion und die schiere Angst der Soldaten NACHVOLLZIEHEN - als auch das Verhalten der Menschen im Bus!
(Soweit ich gelesen habe - und da gehen die Beschreibungen natürlich auseinander, wie fast immer in Kriegen - kamen die Warnschüsse zu spät, dann ein Schuß in den Motor, und dann das fatale Feuer in den Innenraum. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/disagree.gif" alt="" /> )

Es wäre Aufgabe der militärischen und politischen Führung da eine wirklich durchdachte Handhabe zu finden - jenseits der platten Verschärfung der so. "Rules of Engagement"! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" />


Die Briten scheinen da im übrigen wohl doch besser `gerüstet zu sein´ - wahrscheinlich von ihren jahrzehntelangen Erfahrungen in Nordirland aber auch den Balkanmissionen der vergangenen Dekade:

SZ: Zivilisten und Terror

Nadjaf oder Umm Quasr ist da natürlich schon noch ein gradueller Unterschied.


All das zeigt am Ende aber auch, warum der Krieg tatsächlich nur das absolut letzte Mittel sein kann, die vielzitierte "ultima ratio". Weil er diese nämlich gerade nicht ist - vielmehr stellt er die Verabschiedung der "ratio" dar, wie man am Verhalten aller Kriegsbeteiligten und -betroffenen sehen kann.
Und deshalb, da schließ´ ich mich Moriendor unbedingt an, hätten die eigentlich Verantwortlichen (die jetzt im übrigen gerade so wie wir, in friedlichen Gefilden, bzw. ihrem immer noch relativ sicheren Bunker jugoslawischer Bauart sitzen, aber keinesfalls mehr wie einst noch in der vordersten Reihe ihrer Truppen zu finden sind) sich besser ernsthafter bemüht ihn zu vermeiden! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" />


Ragon


[Mini-Exkurs zum Kosovo:
Da gehen die Bewertungen bisweilen doch auseinander, lieber Moe!
Tatsache ist, daß sich die Allierten auch in dem Falle nicht auf den Selbstverteidigungsgrundsatz berufen konnten. Tatsache ebenso, daß die Provinz Kosovo Teil des damaligen Rest-Jugoslawiens war und damit der Grundsatz der Wahrung der Souveränität wiederum Probleme bereitete.
Letztlich, auch bei einigen Hindernissen bzgl. der UNO-Charta hätte wohl der Sicherheitsrat evtl. die Anwendung von Gewalt beschliessen KÖNNEN, mit Hinweis auf Bedrohung des Friedens und der Sicherheit.
Er wurde aber leider gar nicht damit befaßt - Grund: Eine Veto-Drohung Rußlands, das wohl noch einige signifikante Bindungen zum Regime Milosevics hatte.
Stattdessen maßte sich die NATO in Eigenregie den Beschluß und die Durchführung eines hauptsächlich in der Luft geführten Krieges gegen Milosevic-Serbien - eigentlich ebenso ein Völkerrechtsbruch wie im aktuellen Fall.
Nehmen wir dazu, daß auch in diesem Fall die Bevölkerungen mal wieder mit einem "Tonking-Maneuver" `geködert´ wurden (Stichwort: "Hufeisenplan" und Scharpings heuchlerische Lügenauftritte! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" /> ), daß man wiederum einen `sauberen, humanen Krieg´ versprochen und mit den damals immer noch allseits beliebten `Videobildchen´ vorzugaukeln versucht hatte, während es am Ende dennoch zu solchen Greueln kam, wie der Bombardierung des einen Zuges voller Zivilisten auf der Brücke, die Infrastruktur dennoch maßgeblich zerstört wurde, man sogar in Belgrad die chinesische Botschaft traf und letztlich sich auch hier wieder mit zweifelhaften Verbündeten, der UCK, eingelassen hatte, bleibt auch bei dieser Aktion ein deutlich ekliger Beigeschmack.]