Joseph Kardinal Ratzinger: Aus meinem Leben
Hehe, nachdem ich hier irgendwo geschrieben hatte, daß ich noch nichts von ihm gelesen habe, dachte ich mir: Das läßt sich ja ändern, und habe bei meinem nächsten Büchereibesuch zugegriffen. Leider war dieses Buch das einzige, das gerade da war; eigentlich hätte mich seine Autobiographie nicht sonderlich interessiert. Da es aber nur ein sehr dünnes Büchlein ist, habe ich es mal mitgenommen, und dann gestern Abend durchgelesen.
Das ist schonmal etwas positives an diesem Buch, denn im Gegensatz zu vielen anderen Autobiographien ergeht Ratzinger sich nicht in unendlichen Kleinigkeiten, sondern schreibt kurz und knapp das auf, was ihm am wichtigsten erscheint. Natürlich fehlt es einer Autobiographie immer an Abstand, aber im großen und ganzen ist diese doch sehr nüchtern und sachlich gehalten.
Was ich interessant fand, war, wie Ratzinger selbst sein Wandlung vom Modernisten zum Konservativen sieht und beschreibt (auch wenn er sie selbst größtenteils - nicht vollständig - als Wandlung der Umwelt sieht), denn anfangs galt er tatsächlich als Modernist und wäre deswegen sogar um ein Haar durch die Habilitation gefallen. Ebenfalls interessant war, daß er zu seiner Zeit als Professor in Tübingen mit Klaus Küng befreundet war, leider geht er nicht darauf ein, wie sich dieses Verhältnis entwickelt hat. Was mir in diesem Zusammenhang aufgeffiel, ist, daß Ratzinger, wenn er auf die Gründe der heutigen Kirchen- und Glaubenskrise eingeht (was nur sehr knapp geschieht), stets Formulierungen wie "ich bin der festen Überzeugung, daß", "deswegen denke ich, daß" usw., benutzt. Von Küng kenne ich eigentlich nur "Die Kirche ist" und "Die Kirche muß".
Nunja, sicher kein Buch, was man gelesen haben muß. Aber es gelesen zu haben, habe ich auch nicht bereut.