Robert Harris: Fatherland
Irgendwann mal hatte ich die Verfilmung gesehen, und als ich nun das Buch in der Bücherei gesehen habe, habe ich einfach zugegriffen.
Europa in den 60ern: Deutschland hat den zweiten Weltkrieg mehr oder weniger gewonnen, mit Amerika befindet es sich in einem nuklearen Patt, und im Ural sind seit Jahren Partisanenkämpfe im Gange. Nun will Hitler eine Entspannungpolitik betreiben, und der amerikanische Präsident Kennedy (der Vater von John F.) wird zu einem Staatsbesuch in Deutschland erwartet.
Just in dieser Situation wird in Berlin die Leiche eines ehemals hohen Parteifunktionärs gefunden, und der Kripobeamte Xavier March macht sich auf, die wahren Hintergründe seines Ablebens zu durchleuchten.
Da deutet sich auch schon das erste Problem des Buches an. Wieso heißt ein Deutscher Kripobeamter Xavier March? Vielleicht weil für die amerikanischen Leser die Unterscheidung wichtig ist: Englische Namen = Gute, deutsche = Böse. Oder weil der Autor überhaupt kein Deutsch kann, was sich in etlichen falschen Bezeichnungen und holprigen Straßennamen ausdrückt. Das Buch zumindest einem deutschssprachigen zum Lektorat zu geben war wohl nicht drin.
Trotzdem gelingt es dem Autor aus der vorgegebenen Situation eine einigermaßen glaubwürdige und beklemmende Atmosphäre aufzubauen. Zugute halten muß man ihm auch, daß das Ende, ohne zuviel zu verraten, sehr viel besser ist, als der Schluß des Films. Die Gesamthandlung des Buches ist zwar von weltpolitischer Wichtigkeit, trotzdem bleibt der Roman im Grunde genommen ein klassischer Kriminalroman, was ich persönlich sehr gut fand - beim Erscheinen des Buches gab es wohl einige Kontroverse darüber, ob man ein solches Szenario für einen reinen "Unterhaltungsroman" verwenden dürfe. Das möge ein jeder selbst entscheiden.
Auch dies mit Sicherheit kein muß-Buch, aber wenn man so viel für auf alternativen Geschichtsverläufen basierende Geschichten (egal in welcher Epoche) übrig hat wie ich, dann kann man eigentlich nichts falsch machen.