Nun, es läßt sich nicht abstreiten, daß die Inquisition tatsächlich die Einrichtung war, die als erste Züge einer modernen Gerichtsbarkeit hatte - das Verfahren war festgelegt, und die Schuld des Angeklagten mußte erwiesen sein. Das war im Vergleich zu den Willkürprozessen, die im weltlichen Bereich an der Tagsordnung waren, tatsächlich ein Fortschritt. Daß dabei auch Folter eingesetzt wurde, macht die Sache aus christlicher Sicht zwar nicht gerade glaubwürdig, war aber damals leider überall an der Tagesordnung. Selbst die spanische Inquisition, die wirklich schlimm war (aber nicht am weitesten verbreitet, sondern auf Spanien beschränkt) verurteilte nur 2% der Angeklagten zum Tode.
Ich nehme auch an, daß Ratzinger sich auf die Römische Inquisition bezog, deren Archiv (bzw. den kleinen Teil der von Napoleon zurückgegeben wurde) er ja kennt. Und in "Salz der Erde" meint er, ein Großteil der Akten bestünde aus Fällen von Leuten, die irgendein weltliches Verbrechen begangen hatten, und sich dann irgendwas andichteten, was sie vor die Inquisition bringen würde, um so der weltlichen Gerichtsbarkeit zu entgehen - weil die Römische Inquisition im Vergleich als milde bekannt war.
Ein Akt der Diskrimierung, wie er einer Institution welche für sich in Anspruch nimmt von Natur aus einer der Verfechter der Menschenrechte schlechthin zu sein, nicht wirklich gut ansteht.
Daneben nährt es den starken Anschein, als würde sich Religion mal wieder unangebracht in Angelegenheit des Staates einmischen - die aber gelten doch heutzutage als getrennt, oder!?
Abgesehen davon, daß ich das spanische Homoehegesetz aufgrund des uneingeschränkten Adoptionsrechts für wirklich problematisch halte - bist Du wirklich dafür, daß sich die Kirche komplett aus allen staatlichen Angelegenheiten raushält? Hätte sie sich also auch zu Zeiten des 2. Weltkriegs nicht in Sachen wie die Judenverfolgung einmischen dürfen?
Es wäre mir auch neu, daß die Kirche für sich in Anspruch nimmt, die Menschenrechte (zumindest das, was man gemeinhin darunter versteht) zu Verfechten - der Vatikan gehört zu den wenigen Staaten, die die UN-Menschenrechtskonvention nicht unterschrieben haben.