Peter Lancester: Das blaue Portal (Die Chroniken der Anderwelten 1)

Peter Lancester heißt eigentlich Peter Dobrovka, und ist der, der damals Schiene&Straße programmiert hat, und seit dessen verfrühter Veröffentlichung gegen Ubisoft prozessiert. Das nur am Rande, aber wieso sich jemand der eine eindeutig deutsche Fantasy schreibt, ein englisches Pseudonym zulegt, ist mir unverständlich. Da ich lieber Origingale lese, bin ich hin und wieder ganz froh auch mal ein deutsches Buch zu lesen, wieso also so tun, als sei es eine Übersetzung, die ja meistens nicht viel taugen?

Zum Inhalt: In einer Burg in Hessen, die noch von der Origiginalfamilie von Grauenfels bewohnt wird, tauchen im Keller eines Tages kleine, sprechende Pferde auf. Hört sich im ersten Moment ziemlich nach Kinderbuch an, ist es aber nicht. Relativ schnell wird klar, daß sich unter einer bisher verborgenen, verdammt tiefen Treppe im Keller ein Portal in eine andere Welt befindet, in der die sprechenden Pferde von Menschen als Sklaven gehalten werden.
Parallel dazu beginnt eine andere Handlung, die im Mittelalter spielt, als die Existenz jenes Portals zum letzten Mal bekannt war. Anfangs ist die Sache mit der Parallelhandlung ziemlich gelungen, weil sie oftmals die Hintergründe erläutert, oder einem auch mal erlaubt, Schlüsse auf die Geschehnisse in der Gegenwart im Vorhinein zu ziehen. Später verfällt der Autor jedoch der unsäglichen Schauplatz-wechsle-dich Seuche, der schon mancher Fantasyautor zum Opfer fiel, und springt teilweise halbseitenweise zwischen Gegenwart und Mittelalter hin und her, was den Lesefluß erschwert und das Versinken in eine andere Welt gekonnt verhindert.
Schneller als man denkt, und bevor etwas wirklich Wichtiges passiert, ist das Buch dann auch schon wieder zu Ende, im Grunde genommen ist es wohl (als Band 1 von 5) nicht viel mehr als eine Einleitung. Das halte ich aber nicht für negativ, mir jedenfalls ist es lieber, die Protagonisten handeln logisch und vorsichtig, als daß ein Autor dem Vorantreiben der Handlung die Glaubwürdigkeit seiner Welt opfert.
Sprachlich habe ich absolut nichts auszusetzen, die Leistung ist nicht wirklich herausragend, aber besser als 90% dessen, was einem im Fantasybereich als Übersetzung aus dem Englischen von deutschen Verlagen zugemutet wird. Die andere Zumutung die einem hier glücklicherweise erspart bleibt, ist die der neuen Rechtschreibung.
Erfreut haben mich die kurzen mittelhochdeutschen Einlagen, und daß der Autor seine Hausaufgaben zumindest bei den äußeren historischen Fakten der Mittelalterabschnitte gemacht hat, auch wenn er einige Klischees nur allzu bereitwillig bedient. Wo die erläuternden Fußnoten bei mittelhochdeutschen oder lateinischen Sätzen durchaus noch angebracht sein mögen, fand ich sie bei einigen Fremdwörtern eher befremdlich.

Alles in allem durchaus lesenswert, ein engültiges Urteil steht jedoch aus, bis ich den Rest gelesen habe, was ich wohl tun werde.


"In jedem Winkel der Welt verborgen ein Paradies"