Dein letzteres war das bisher denke ich vernünftigste Posting was ich je von Dir gelesen habe, Ddraig! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> (PFUI! Schon wieder ein Lob aus der Feder eines seiner Kritiker - jetz´ wird Ddraiggy bald so größenwahnsinnig wie die USA-Führung! Wir müssen da mal wieder den Daumen draufhalten, elgi! Wir dürfen uns einfach nicht mehr so von Emotionen hinreißen lassen! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/badsmile2.gif" alt="" /> )
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Nun, Du schreibst es selber, Engineer - da steckt bereits der Fehler im System! [i]Madonna ordnet also ihre "freedom of expression" dem Druck der patriotismustrunkenen Öffentlichkeit unter. Nun mag man einwenden, sie muß ja nicht. Theoretisch, wenn man nur das Geld betrachtet, sicher nicht. Aber da gibt es ja auch noch den Ruf, der zu verlieren wäre (und der hängt am Ende doch auch wieder mit dem Gelde zusammen - eine Madonna die plötzlich weniger erfolgreiche Platten macht!? Undenkbar! Uninteressant.). Der Druck kommt allerdings von außen - und wenn sich schon so jemand wie sie dem beugt, die sonst eigentlich noch nie irgendwelche Kontroversen gescheut hat, auch nicht gegen öffentliche Mehrheitsmeinungen, dann muß man sich eigentlich so langsam in dieser Hinsicht Gedanken machen.
Um es nochmal ganz deutlich, aber sachlich zu sagen: Es gibt momentan nichts antiamerikanischeres als die gegenwärtige US-Administration samt anhängiger Berater, Publizisten und Think Tanks!!! (Ausnahme: Die Geisel und der Kidnapper des Islams - Osama Bin Laden. Und auch er ist immer noch weniger gefährlich für selbiges als die Kräfte von inside USA!)
Und was nochmal die meisten kritischen Stimmen hier angeht (bei Ddraig bin ich mir nicht sicher, der Rest möge mich bei Bedarf korrigieren <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> ) und evtl. auch die Mehrheit der gegenwärtigen sog. `Friedensbewegung´, sowie um mal mit dem ewigen, schon zum hohlen, plakativen Kampfbegriff verkommenen Vorwurf des `Antiamerikanismus´ aufzuräumen:
Es dürfte sich vielmehr so verhalten, daß die meisten von uns sehr pro-amerikanisch geprägt sind und, so wie es z.B. bei Barna deutlicher wird, eigentlich wenig gewillt sind, ihr bis dato überwiegend positives Amerika-Bild aufzugeben! Wir mögen und bewundern das Amerika so wie wir es zunächst kennengelernt haben, sind uns - besonders in Deutschland - absolut bewußt, welch positiven Einfluß dieses Amerika in der Zeit der beiden Weltkriege auf Europa gehabt hat, welche `zweite Chance´ es uns ermöglicht hat, wie seine Werte von Demokratie und `unalienable rights´ sie uns bisher zu unserem eigenen und dem Vorteil unserer früheren Feinde und nun befreundeten Nachbarn gereicht haben, dadurch daß wir uns entschlossen haben, sie für uns zu übernehmen. Außerdem, trotz ihrer Auswüchse, die auch schon früher sichtbar waren, sind wir fasziniert von dem Land und der Kultur (doch Ddraiggy, gibt´s dort auch! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> ).
Diesem Amerika galt auch die sog. `uneingeschränkte Solidarität´, zumindest soweit es die Bevölkerungen in Europa anbelangte!
Wenn nun aber, wie in den beiden gelinkten Artikeln anschaulich und detailiert beschrieben, sich das heutige Amerika von diesen gemeinsamen Werten abwendet, sie z.T. sogar richtiggehend mit Füßen tritt, uns, die weiterhin daran glauben, brüskiert. Dann sind wir geschockt. Fühlen wir uns verraten. Keimt unser Widerstand gegen das plötzliche und ungewollte Umwerfen des bisherigen `Koordinatensystems´. Und durch das einseitige, eigenmächtige und scheinbar unbeeinflußbare Zerreißen jener Gewebe, die sich in den Jahrzehnten seit den Weltkriegen gebildet hatten und die die gemeinsamen Werte auch verbindlich auf die internationale Ebene heben sollten (UNO, NATO, Völkerrecht, diverseste Abkommen und Verträge, freundschaftliche und Wirtschaftsbeziehungen, seit neuestem auch der Internationale Gerichtshof) und in der wir unsere Sicherheit gewährleistet und gefördert sahen, fühlen wir uns auch (unterbewußt) existenziell bedroht. Und auch den Menschen in anderen Länder über den Globus, ob sie nun diese Werte übernommen haben, oder sich noch danach sehnen (nur auf ihre jeweilige Kultur modifiziert!), scheint es da ganz ähnlich zu gehen. Jedenfalls interpretiere ich so die, teils nur intuiven und nicht in der Form artikulierten Motive hinter den aktuellen, weltweiten Protesten gegen die USA und ihre Politik.
Und zwecks der Saga der mangelnden Dankbarkeit der USA, speziell vom `Alten Europa´: Das sind wir durchaus - doch wenn das gegenwärtige Amerika so diametral demjenigen das wir kannten, das sich fest auf den genannten Werten gründet, und dem wir sicher dankbar sind, von dem wir ebenfalls glauben, daß es sich noch irgendwo hinter dem abschreckenden Gesicht verbirgt, mit dem es sich heute der Welt präsentiert, entgegensteht. Dann kann unsere Loyalität nur ebendiesen Werten gelten und nicht der verfehlten, momentanen Erscheinungsform.
Und ernsthaft: Hätten die ersten Amerikaner sich nicht ebenso entschieden, wären sie dann nicht heute noch "a bunch of colonies belonging to some empire"? Und würden im Vergleich nicht die Franzosen ebenso immer noch vor der Bastille um Brot betteln?
Blinder, unreflektierter Partiotismus, gepaart mit einer irrationalen Angst und diejenigen, nach Macht strebenden, die das ausnutzen, bringen zur Zeit das empfindliche, Rationalität voraussetzende und dann aber wirksame System der `checks and balances´ aus dem Lot. Sich dem anzuschliessen, hieße die Lehre, die uns die Geschichte aufgegeben hat, nämlich nie wieder solchen nationalen Überschwängen oder Ideologien von `Dominanz´ oder `Auserwähltheit´ zu folgen, zu negieren - und damit wohl unsere zweite Existenz zu verwirken. [b]Das ist unmöglich!
Stattdessen ist uns eher daran gelegen, daß sich das Land, das uns einst rettendes Vorbild war, nicht selbst vernichtet - vielleicht aus Dankbarkeit?! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> - weswegen wir, so paradox es auf den ersten Blick erscheinen könnte, ihm nun entgegenwirken müssen.