Ich verstehe nicht ganz. Soll das eine Art Parodie auf Gottfried Kellers "Spiegel, das Kätzchen" sein?
Das Original hatte ich mal gelesen und das war recht amüsant.
Walter Moers "übersetzt" berühmte Romane (meistens von Hildegunst von Mythenmetz, einem Lindwurm und großen Dichter) gewöhnlich aus dem Zamonischen ins Deutsche wie er es angibt. Im Nachwort gibt Mythenmetz zu dass Der Schrecksenmeister eine Neudichtung des Klassikers "Echo, das Krätzchen" von Gofid Letterkerl (Anagramm für Gottfried Keller.)
So kann man einige Parallelen, nicht nur in der Geschichte auch bei den Namen, feststellen:Aus Seldwyla wird Sledwaya, und aus dem Hexenmeister Pineiß der Schrecksenmeister Eißpin - ein Name, der gut zu dieser Person passt, da man an 'Eispickel' oder, wenn man 'pin' als englischen Begriff fasst, an eine Nadel, an einen feinen Eiszapfen denkt, was sich mit der Kälte und Grausamkeit des Alchimisten in Verbindung bringen lässt.
Aus Spiegel dem Kätzchen wird Echo das Krätzchen. Hieß Spiegel noch so, weil die Besitzerin meinte, in seinem Verhalten ihre Gefühle widergespiegelt zu sehen, spielt Moers auf die besondere Eigenschaft des Krätzchens an, im Gegensatz zu den Katzen sprechen zu können. Die Besitzerin war verwundert, dass Echo ihr wie ein Mensch antwortete, deshalb gab sie der Kratze ihren Namen.
Somit wäre es eine sehr geschickt getarnte Parodie.
Hier habe ich noch ein "Streitgespräch" zwischen Mythenmetz und Moers über seine Übersetzung des Schrecksenmeisters:
Kommen wir doch lieber gleich zu den konkreten Vorwürfen. Sie, Herr von Mythenmetz, werfen dem Übersetzer Walter Moers vor, dass er Ihr Buch „Der Schrecksenmeister“ stark gekürzt hat.
Mythenmetz: Um siebenhundert Seiten!
Moers: Das war eine Notwendigkeit.
Mythenmetz: Das war eine Unverschämtheit. Ein barbarischer Akt.
Moers: Herr Mythenmetz, Sie sollten anerkennen, wie loyal ich Ihrem Werk bisher zugearbeitet habe. In „Ensel und Krete“ ließ ich sämtliche mythenmetzschen Abschweifungen ungekürzt, und ich stehe dazu. Dieser Kunstgriff ist ein fester Bestandteil des Werkes, ohne den es nicht denkbar wäre. Aber beim „Schrecksenmeister“ handelt es sich um eine komplett andere Sache.
Könnten Sie uns ein Beispiel geben, wie Sie das meinen?
Mythenmetz: Das würde mich auch interessieren! Mit welcher Begründung Sie welches Gliedmaß meines Kindes amputiert haben!
Moers: Nehmen wir gleich den Anfang. Der lautet so: „Stellt euch den krankesten Ort von ganz Zamonien vor! Eine kleine Stadt mit krummen Straßen und schiefen Häusern, über der ein schauriges schwarzes Schloss auf einem dunklen Felsen thronte. In der es die seltensten Bakterien und kuriosesten Krankheiten gab: Hirnhusten und Lebermigräne, Magenmumps und Darmschnupfen, Ohrenbrausen und Nierenverzagen.“ In Herrn Mythenmetz' Originalfassung kommt hier, nach gerade mal drei Sätzen, bereits die erste Abschweifung. Sie fängt so an: „Apropos Nierenverzagen! Ich habe nach dem Essen da immer so einen seltsamen, na ja, Schmerz würde ich es nicht nennen, mehr so eine Art Drücken oder Ziehen in der Nierengegend, einhergehend mit saurem Aufstoßen, und da frage ich mich ...“ Und dann folgt eine sich über mehrere Seiten hinziehende Beschreibung der Begleitsymptome und eine beinahe genüssliche Schilderung von Flatulenzen, bis das Ganze in einer akribischen Darstellung des Stuhlgangs gipfelt. Auch dafür gibt es in unserer Sprache ein schönes Wort: Es heißt Hypochondrie.
Sind alle mythenmetzschen Abschweifungen im „Schrecksenmeister“ hypochondrischer Herkunft?
Moers: Nein. Neben ein paar Abschweifungen alltäglicher Natur - über das Wetter, schlechte Kritiken oder unzureichende Vorschüsse - würde ich die übrigen generell unterscheiden in hypochondrische und kulinarische Abschweifungen.
Mythenmetz: Beim „Schrecksenmeister“ handelt es sich um ein kulinarisches Märchen! Eine traditionelle Gattung der zamonischen Literatur! Da werden doch wohl ein paar Bemerkungen zum Thema Esskultur erlaubt sein.
Moers: Die ja auch reichlich erhalten geblieben sind. Aber man sollte sich entscheiden, ob man ein kulinarisches Märchen oder ein Kochbuch für Lindwürmer schreiben will. Ihre Essgewohnheiten in Ehren, aber für einen Nichtlindwurm sind die Rezepte schon äußerst gewöhnungsbedürftig. Wenn ich zum Beispiel ein vierzehnseitiges Rezept lesen muss, das mit den Worten beginnt: „Nageln Sie einen lebendigen Oktopus auf ein Holzbrett“, dann vergeht mir nicht nur der Appetit aufs Essen, sondern auch auf die Lektüre.
Mythenmetz: Daran kann ich mich nicht erinnern.
[...]
Das ganze gibts unter:
Mythenmetz vs Moers Abschließend noch ein Kommentar Mythenmetz zu seinen Kritikern:
"Und noch etwas, denn ich kann sie schon hören, die Kritiker, die mir angesichts meiner kühnen Bearbeitung Leichenfledderei und geistigen Diebstahl vorwerfen werden. Dazu nur so viel: Das Werk Gofid Letterkerls ist rechtefrei! Und: Wie kann man etwas stehlen, das allen gehört?
Verklagt mich doch!"