Elgi: Kiya hat es sehr schön gesagt: Die Bindung ist (einer der) entscheidenden Faktoren in der Haustierhaltung!

Jedoch habe ich oft die Erfahrung machen müssen, dass Leute, die im Prinzip keinerlei Bindung zu Tieren haben und die Tiere aus ihrem Leben ausgrenzen (Achtung! Damit ist nicht gemeint, dass sie Tiere verachten oder nicht respektieren!) *ihre* menschlichen Maßstäbe anlegen und unmöglich die Beweggründe begreifen können, die einen Haustierhalter dazu bringen, ein Tier als Gefährten zu haben. Insofern habe ich jetzt verstanden, dass Du es einfach nicht besser weisst - daher vermutlich Dein absolut unpassender Vergleich mit der Skalverei.
Dein Argument, das Tier könnte sich ja nicht aussuchen, von wem es als Gefährte gewählt wird, könnte ebenfalls kaum schlechter gewählt sein - denn demnach wäre jede Familie nichts weiter als pure Sklaverei!
Kann ein Kind sich vielleicht seine Eltern aussuchen? Oder seine Geschwister oder andere Verwandte? Hat jemals jemand das Kind gefragt, ob es nicht vielleicht lieber ganz andere Eltern hätte? Und ist die Zeugung eines Kindes etwa der Beginn einer Skalvenhaltung? Komm jetzt bite nicht mit Dingen wie "genetische Bindung" - ich weiß sehr wohl, dass der Vergleich hinkt.

Nein, Elgi, ich glaube wirklich, Du solltest Dich noch mal genauer informieren, *was* Skalvenhaltung wirklich ist.

Ein guter Tierhalter gibt dem Tier das, was es *braucht* - mit anderen Worten, er lässt es *Tier* sein! Was Du als Vermenschlichung bezeichnest, ist eher das Anlegen menschlicher Maßstäbe der Kritiker wie Dir, die nicht verstehen, was ein Tier wirklich ausmacht - ganz einfach, weil ihnen offenbar die Bindung zum Tier und das Verständnis für das Tier fehlt und sie über etwas urteilen, wovon sie im Grunde genommen nichts verstehen. Vielleicht irre ich mich, aber in jedem Deiner *geschriebenen* Worte bringst Du genau das zum Ausdruck. Oh, Du bist da keinesfalls allein - leider gibt es zahlreiche, viel zu viele Haustierhalter, die ihr Tier zu einem Menschen *machen* wollen. Und damit die Bindung zum Tier nachhaltig zerstören.
Hunde z.B. (mit denen fühle ich mich einfach am vertrautesten) sind Rudeltiere (weshalb es sich empfiehlt, zwei davon zu halten). Ein Rudel ist eine Hierarchie, die strenger kaum sein könnte, quasi der Idealfall einer Pyramide. Ein Hund verlangt nach einer solchen Pyramide - um sich als Hund zu fühlen. Er wird entweder selbst die Spitze anstreben (nicht gut, da solche Hunde für ihren "Besitzer" und ihre Umwelt ausgesprochen problematisch werden können) oder er wird sich unterordnen. Alles andere macht den Hund *unglücklich* und *unzufrieden* - vor allem, wenn der Halter in seinen Augen Schwäche zeigt (z.B. den Hund mit ins Bett nimmt etc.) und daher der "Hund aus seiner Sicht das Rudel übernimmt", dann vom Halter jedoch aus Unverständnis der Sachlage zurückgewiesen und auf Grund besserer Möglichkeiten (und oft auch körperlicher Überlegenheit) brutal unterdrückt wird. Inkonsequenz und wankelmütiges Verhalten wid ein Hund niemals verstehen können, und er wird sich demzufolge weder als Hund fühlen (weil es ihm schlichtweg "verboten" wird), noch wird er glücklich sein oder eine Bindung aufbauen können. Solche Hunde landen dann oft im Tierheim (wo sie es vermutlich besser haben) oder - ungleich schlimmer - werden ausgesetzt. An diesem Punkt gebe ich Dir recht: Menschen, die sich nicht mit den Notwendigkeiten der Haustierhaltung auseinandersetzen, die ein Haustier als "bewegliches Kuschelobjekt" oder als "Statussymbol" sehen, haben durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit Skalvenhaltern (und leider gibt es gegen solche keine Handhaben).

Jedoch ging es hier um Haustierhaltung allgemein, und allein die erschreckend hohe Anzahl der Negativbeispiele ist kein Vorwand dafür, diese grundsätzlich abzuschaffen.
Doch weiter mit den Hunden. Bei meinen beiden Hunden achte ich darauf, der Rudelführer zu bleiben. Mit Konsequenz, aber ohne Härte, viel Beschäftigung, mit Zuwendung und Liebe. Ich habe schon erfahren müssen, dass mir bei der "Ausbildung" der Hunde von Nichthaustierhaltern vorgeworfen wurde, ich würde ihren Willen brechen (vermutlich halten sie Hundehaltung für eine Art Sklaverei). Hallo? Meine Hunde sollen etwas lernen, und man kann spüren, dass sie es gerne tun und freudig an die Sache herangehen - manche Eltern wären froh, wenn ihre Kinder nur halb so gerne zur Schule gehen würden! Aber würde ernsthaft jemand auf den Gedanken kommen, man würde den Willen der Kinder dadurch brechen, dass man sie unterrichtet?

Nun gut, weiter im Text. Um die Position des Rudelführers muss man unentwegt "kämpfen" - man darf sich weder Inkonsequenz erlauben, noch darf man Schwäche zeigen. Dazu gehört z.B. auch, dass ich grundsätzlich als Erster esse - die Hunde bekommen ihr Essen *nach* mir, und an *ihrem* Ort. Aus menschlicher Sicht sieht das ganz nach Unterdrückung (nach "Skalverei") aus - für jemanden, der nichts davon versteht: "Du isst, und der Hund muss hungern!" Aus Sicht des Hundes dagegen ist die Welt so in Ordnung, er fühlt sich so behandelt, wie es in seinen Instinkten vorgesehen ist, er kennt seinen Platz in *seiner* Gesellschaft - er fühlt sich als Hund, und er empfindet seine Gemeinschaft als funktionierendes Rudel. Sprich: er ist *zu Hause*!
Dann seine Rechte. Glaubst Du, es ist Skalverei, wenn man bei dem schlimmsten Sauwetter das Haus verlässt, um den Hunden ihr Recht auf Auslauf zu gewähren? Es gibt vermutlich schönere Dinge, als im beißenden Wind zu stehen, das Gesicht den häßlichen kleinen Eiskristallen ausgesetzt. Und doch tut man es freiwillig - obwohl es auch eine Pflicht ist (und wird durch die Begeisterung seiner tierischen Gefährten vollauf entschädigt. Da schmerzen die Eiskristalle nur noch halb so stark...). Hast Du irgendeine blasse Vorstellung davon, wie stark man sich im Urlaub einschränken muss und wie zahlreich die Kompromisse sind, wenn man zwei Hunde dabei hat? Auf wie viele erstrebenswerte Dinge man verzichten "muss", den Tieren zuliebe? Vermutlich nicht - sonst hättest Du den Unsinn mit der Skalverei vermutlich nicht geschrieben. Denn wie Kiya schon anzudeuten schien - es ist alles andere als klar, wer wessen Skalve ist. Wer seinen Pflichten als Tierhalter nachkommt, der versklavt sich selber. Der beschneidet sich vorn und hinten und oben und unten, der legt sich mentale Fesseln an. Eben *weil* das Halten eines Tieres nicht nur im Nehmen, sondern mindestens ebensoviel im *Geben* besteht. Und das alles ganz freiwiliig. Wenn Du das unter Sklaverei verstehst, *dann* stimme ich Dir zu: Das Tier versklavt den Menschen, und dieser ist dabei glücklich. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Aber ich fürchte, Du wirst die Bindung eines Haustierhalters zu seinem Gefährten nicht verstehen können. Ich kann Deine Meinung tolerieren (sonst müsste ich auf der Stelle über Dich herfallen <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />), doch ich kann sie *nicht* akzeptieren - weil sie mMn auf Unwissen und Unverständnis basiert. Mit anderen Worten: ich glaube, dass Du Dir eine Meinung über etwas gebildet hast, wovon Du *keine* Ahnung hast. Und das bin ich von Dir bisher nicht gewohnt gewesen...


Ddraig: na, SO witzig war die Diskussion damals nicht. Sie entstand vielleicht aus einem SPass heraus (wie das hier ja meistens der Fall ist), aber sie war eine zeitlang durchaus ernsthaft - wenn auch nicht so grundsätzlich wie diese hier.