TRIANGLE:Jess (Melissa George aus "30 Days of Night", "Alias", "In Treatment" und einer wiederkehrenden Gastrolle in "Grey´s Anatomy") ist eine hart arbeitende alleinerziehende Mutter eines autistischen Sohnes. Da ist der Bootsausflug, den ihr ein wohlhabender Freund vorschlägt, genau die richtige Abwechslung. Zu siebt macht man sich auf den Weg, gerät jedoch unvermittelt in einen Sturm, der aus dem Nichts zu kommen scheint, und die Yacht kentert. Glücklicherweise können sich die Schiffbrüchtigen bereits weniger später auf einen alten, heruntergekommenen Ozeandampfer retten - der komischerweise vollkommen menschenleer zu sein scheint. Nunja, FAST vollkommen menschenleer ...
Eigentlich schätze ich den britischen Regisseur Christopher Smith sehr. Sein Debüt "Creep" mit Franka Potente in der Hauptrolle war ein zwar reichlich unorigineller, aber erfrischend geradliniger und hochspannender Horrorfilm, der fast komplett im Londoner U-Bahn-System spielt. Danach folgte mit der herrlichen Splatter-Komödie "Severance" sogar noch eine deutliche Steigerung und zuletzt erhielt sein Mittelalter-Religions-Thriller "Black Death" mit Sean Bean beim Fantasy Filmfest sehr wohlwollende Kritiken (ich habe ihn dort leider verpaßt). Zwischen "Severance" und "Black Death" drehte Smith "Triangle", seinen bis dahin mit Abstand ambitioniertesten Film.
Zugegeben, die obige Inhaltsangabe klingt nach einem generischen Horrorfilm von der Stange. Ist er auch, aber nur im ersten Drittel, das aber als Mischung aus dem australischen Psycho-Thriller "Todesstille" mit Nicole Kidman und dem amerikanischen Horrorfilm "Ghost Ship" mit Gabriel Byrne aufgrund der atmosphärischen Inszenierung gut funktioniert. Nach diesem Auftaktdrittel setzt jedoch die angesprochene Ambition ein. Smith wollte eben ganz bewußt nicht nur irgendeinen weiteren Horrorfilm drehen, sondern ein klassisches Filmrätsel á la David Lynch oder auch Stanley Kubrick (dessen "The Shining" Smith als Hauptinspirationsquelle für "Triangle" nennt).
Da ich im folgenden zum Zwecke einer genaueren Filmanalyse in Details gehen muß, die zwar von mir vage gehalten werden, aber dennoch jemandem, der den Film noch sehen will, bereits zu viel verraten könnten, gilt für das folgende eine:
SPOILERWARNUNG!!!
Ohne zu viel zu verraten: Dieses Rätsel hat mit diversen Zeitschleifen zu tun. Und genau damit habe ich ein großes Problem. Zwar geht es nicht um klassische Zeitreisen - zu denen ich ja ein in den vergangenen Jahren schon mehrfach erläutertetes sehr zwiespältiges Verhältnis habe -, aber leider führt die "Triangle"-Handlung zu mindestens ebenso großen Paradoxa und sonstigen Logikfehlern.
Zugegebenermaßen hat Smith sich wirklich sehr viel Mühe gemacht, alles "rund" wirken zu lassen und auf möglichst jedes Detail zu achten; und in der Tat will ich gar nicht verneinen, daß "Triangle" ein cleverer Film ist. Das Problem: Er ist leider lange nicht so clever wie er glaubt!
Warum ich mich mit der Storyentwicklung so wenig anfreunden kann, liegt hauptsächlich darin begründet, daß sie zu sehr und zu offensichtlich vorher festgelegten Schienen folgt. Man merkt allzu deutlich, daß die Charaktere nicht (immer) so handeln, wie es normal/vernünftig/logisch wäre, sondern genau so, wie sie es tun müssen, damit die Handlung sich so entwickelt, wie sie es laut Drehbuch tun soll. Am schlimmsten finde ich dabei, daß die Geschichte überhaupt nur aufgrund eines riesigen Deus ex machina funktionieren kann (den man aber zugegebenermaßen wohl erst am Ende erkennen kann), aber auch sonst konnte ich den handwerklich gut gemachten Film ab dem zweiten Drittel einfach nie nur genießen, weil ich ständig darüber nachdenken mußte, was vor allem Hauptfigur Jess anders machen könnte oder sogar müßte. Dazu kommt, daß man als Zuschauer zu oft einen zu großen Wissensvorsprung gegenüber den Filmcharakteren hat, was in manchen Passagen für gepflegte Langeweile sorgt.
SPOILERWARNUNG ENDE!!!
Um das ganze spoilerfrei zusammenzufassen: "Triangle" ist ein Film, den man auf jeden Fall nur genießen kann, wenn man bereit ist, Logik und Glaubwürdigkeit mehr oder weniger stark außer Acht zu lassen. Die Rezensionen (erstaunliche 81% positive Kritiken bei rottentomatoes!) und auch die Kommentare bei der IMDB (wo der Film momentan eine sehr ordentliche Durchschnittsbewertung von 6.9 vorweisen kann) zeigen, daß es sehr wohl möglich ist, dieses Film gewordene Rätsel in vollen Zügen auszukosten und sich anschließend in Theorien über eine sinnige Interpretation des Gesehenen zu ergehen. Ich konnte das hier leider nur ansatzweise (obwohl ich beispielsweise Lynchs "Mulholland Drive" liebe
).
Das Beste am Film war für mich eindeutig Melissa George. Die zierliche Australierin war ja schon immer sexy, aber in diesem Film ist sie dermaßen scharf, daß es garantiert einige Länder gibt, in denen der Film aufgrund ihres Outfits (vor allem den ultraknappen Shorts) keine Jugendfreigabe erhalten wird. Vielleicht sogar überhaupt keine Freigabe.
Schauspielerisch macht sie ihre Sache auch ziemlich ordentlich, aber ganz ehrlich: Hier zählt die Optik. Übrigens hat George selbst das Outfit ausgewählt, wie Regisseur Smith im Bonusmaterial erzählt.
Wegen des guten Auftakts, der sehr guten handwerklichen Qualität des Films und wegen Melissa George reicht es noch zu 5,5 Punkten von mir.
BONUSMATERIAL:
Das Bonusmaterial gefiel mir deutlich besser als der Film selbst. Christopher Smith´ Audiokommentar ist sehr hilfreich, gerade was die Interpretation des Gezeigten betrifft. Aber auch über seine Inspirationsquellen und subtile Anspielungen auf andere Filme (etwa "A Matter of Life and Death") läßt Smith sich ausführlich und unterhaltsam aus. Bei einem Film wie "Triangle" macht ein Regiekommentar definitiv mal tatsächlich Sinn.
Zudem gibt es ein überdurchschnittlich ausführliches Making-Of (gut 40 Minuten) von guter Qualität, eine fünfminütige Featurette über die Spezialeffekte, ein paar Storyboards (die aber viel zu klein angezeigt werden) und drei verzichtbare Deleted Scenes (eine davon als Easter Egg versteckt).
Dank Audiokommentar und Making-Of gibt es für das Bonusmaterial 8 Punkte.
Ich besitze die britische DVD, glaube aber, daß das Bonusmaterial bei der deutschen DVD identisch ist.