Der wohl beste Anti-Kriegsfilm (in dem Sinne, daß er das "Anti" wirklich am besten umsetzt) ist leider ziemlich unbekannt.
Damit meine ich Dalton Trumbos "Johnny zieht in den Krieg", der Anfang der 70er Jahre (also noch während Vietnam) in die Kinos kam und trotz zweier Ehrungen beim Filmfestival in Cannes sowie einer Golden Globe-Nominierung weitgehend unbeachtet blieb.
Extrem-SPOILER!!!!!!
Darin geht es um einen einfachen amerikanischen Soldaten, der am letzten Tag des Ersten Weltkrieges von einem Offizier die Anweisung erhält, eine sich zwischen den Fronten befindliche Leiche zu begraben, weil diese einen strengen Geruch verbreitet ...
Während er den Befehl ausführt, wird er von einer Granate schwer verwundet - und das ist noch eine Untertreibung, denn er verliert beide Beine, beide Arme, beide Augen und die Zunge. Er ist nur noch ein Torso, der von den Militär-Ärzten am Leben erhalten wird, um zu erfahren, wie lange ein Mensch in diesem Zustand überleben kann. Doch der Soldat ist noch bei vollem Bewußtsein und als er nach Jahren endlich einen Weg zur Kommunikation findet (er bewegt die Überreste seines Kopfes im Rhythmus des Morsecodes!), fleht er darum, endlich sterben zu dürfen oder alternativ in einer Art Zirkus als abschreckendes Beispiel gegen den Krieg ausgestellt zu werden.
Natürlich werden ihm vom Militär beide Wünsche nicht erfüllt und er muß weiter langsam dahinsiechen ...
Diese Handlung (fast komplett ohne Kampfszenen) dürfte kein anderer Anti-Kriegsfilm jemals übertreffen können!
Übrigens gelangte "Johnny zieht in den Krieg" Ende der 80er Jahre doch zu etwas mehr Bekanntheit, als Metallica Szenen daraus in ihrem Musik-Video "One" verwendeten.
Noch ein übrigens: Der Originaltitel des Films lautet "Johnny got his gun", was eine direkte Anspielung auf den Werbeslogan "Johnny get your gun" darstellt, mit dem die Army vor allem im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert (ziemlich erfolgreich) versuchte, die Jugend Amerikas als Freiwillige in den Krieg zu locken.
"Johnny got his gun" wird also sehr treffend im Sinne von "Johnny hat seine Waffe bekommen - das hat er jetzt davon!" verwendet ...
Edit: An etwas "normaleren" Werken wären noch "Wege zum Ruhm" (aber in Schwarz-Weiß) mit Kirk Douglas zu nennen, nach Meinung vieler Experten der bessere der beiden Anti-Kriegsfilme von Stanley Kubrick ("Full Metal Jacket"), dazu natürlich Oliver Stones "Platoon", vielleicht auch Terrence Malicks "Der schmale Grat", der aber für deinen "Kumpel" wohl deutlich zu anspruchsvoll und ungewöhnlich sein dürfte, Daedalus ...
Von den etwas älteren wäre auch noch "Ardennen 1944" aus dem Jahr 1956 empfehlenswert, in dem gezeigt wird, wie ein komplett unfähiger, prestigesüchtiger Offizier seine Soldaten sinnlos in den Tod schickt und schließlich die Quittung dafür erhält.
Last edited by Ralf; 04/02/07 11:41 AM.