BRICK (2-DVD-Steelbook-Edition):

Den Film selbst habe ich bereits vor knapp einem Jahr im "Kino"-Topic rezensiert, daher werde ich mich an dieser Stelle auf eine sehr kurze Zusammenfassung beschränken:
"Brick" ist eine brillante, sehr gut gespielte Film-noir-Hommage - die an einer High-School spielt. 10 Punkte!

Dafür will ich ausnahmsweise mal die verschiedenen Sprach- und Untertitel-Versionen genauer beleuchten, denn es ist gar nicht so einfach, die richtige für optimalen Filmgenuß zu finden.
1. Natürlich gibt es die Möglichkeit, "Brick" in der englischen Originalversion anzusehen. Doch davon würde ich eher abraten, denn aufgrund der extremen Slang-Verwendung und der gelegentlich atemberaubenden Sprechgeschwindigkeit der Charaktere dürften selbst Personen mit sehr guten Englisch-Kenntnissen gewisse Verständnisprobleme bekommen.
Als ich den Film im Kino (als OmU) sah, dachte ich, es würde sich einfach um einen bestimmten Slang handeln. Wie man auf der Bonus-DVD erfährt, handelt es sich jedoch um eine Mischung aus Ausdrücken der klassischen Detektivgeschichten eines Dashiell Hammett ("Die Spur des Falken"), der 50er Jahre, der 80er Jahre, der heutigen Zeit und von Regisseur und Drehbuch-Autor Rian Johnson selbst erfundenen Begriffen. Vermutlich verstehen also selbst "native speakers" nicht alles ...
2. Originalversion mit englischen Untertiteln: Hilft ein bißchen, aber leider nicht viel. Denn englische Untertitel ändern natürlich nichts am Slang und aufgrund der erwähnten Sprechgeschwindigkeit kann man an einigen Stellen froh sein, wenn man wenigstens die Hälfte lesen kann, ehe die nächste Einblendung kommt ...
3. Originalversion mit deutschen Untertiteln: So habe ich den Film im Kino gesehen und fand, daß es recht gut funktionierte. Das Problem mit der Geschwindigkeit besteht natürlich immer noch, aber dafür hat man wenigstens keine Verständnisprobleme mehr. Dummerweise kommen die deutschen Untertitel zumindest auf meiner DVD leider konstant mit etwa einsekündiger Verspätung - für diejenigen, die sich komplett auf die Untertitel konzentrieren, ist das nicht weiter schlimm; wer sie jedoch nur als Verständnishilfe nutzen will, eigentlich aber auf das gesprochene Englisch hört, für den wird diese Verzögerung sehr schnell sehr nervig. Die Untertitel sind eben immer einen Satz hinten dran.
Aber auch denjenigen, die sich komplett auf die Untertitel konzentrieren wollen, kann ich sie nur bedingt empfehlen. Die Übersetzung ist zwar sinngemäß richtig, allerdings wird dabei viel vereinfacht und - vor allem (eher harmlose) sexuelle Anspielungen - stark verharmlost bzw. völlig ignoriert.
Ebenso ignoriert wird erwartungsgemäß der Slang. Da dieser jedoch die Funktion erfüllt, die gesamte Handlung auf eine andere Ebene zu heben und anzuzeigen, daß es sich weder um einen realistischen noch um einen völlig ernsthaften High-School-Film handelt, geht in den Untertiteln sehr viel - meiner Meinung nach zu viel - verloren. Aber natürlich läßt sich das auch nur schwer vermeiden.
4. Die letzte Möglichkeit (ich ignoriere mal die Möglichkeit der deutschen Sprach-Version mit deutschen Untertiteln <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />): Die deutsche Sprachfassung. Hier gibt es die gleichen Probleme bei Übersetzung und Sprachstil wie bei den deutschen Untertiteln - dazu kommt, daß die deutschen Sprecher (vor allem der von Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt) es höchstens ansatzweise verstehen, die übertriebenen, überstilisierten Manierismen und typischen Film-noir-Sprechweisen ihrer Figuren rüberzubringen.

Also: Was soll man machen? Meine Empfehlung: Englische Originalversion mit englischen Untertiteln. Bei Verständnisproblemen vorübergehend zu den deutschen Untertiteln wechseln. Ein wenig kompliziert, aber wohl die einzige Möglichkeit für nicht perfekt Englisch sprechende Menschen, den ganzen Reiz dieses wunderbaren Films zu erleben. Beim wiederholten Sehen wird das ganze logischerweise sowieso zunehmend unproblematisch, da man ja weiß, worum es geht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

So, nach diesem ungewöhnlich langen Ausflug in die Welt der Sprache folgt noch das

Bonusmaterial:
Erfreulicherweise ist auch das Bonusmaterial sehr gelungen und dabei ähnlich innovativ wie der Film selbst. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Es gibt eine gut 45-minütige Dokumentation einer Schülerin der High-School, an der gedreht wurde, die die gesamten Dreharbeiten verfolgen durfte (und zwei Jahre später - also nach Filmstart - noch ein zusätzliches Interview mit dem Regisseur erhielt). Erstaunlicherweise ist diese Doku trotz ihrer optischen Schlichtheit sehr informativ und unterhaltsam geraten, man erhält echten Einblick in den Dreh eines Low-Budget-Films (das Budget betrug gerade mal $450.000!). Gleiches gilt für ein gut halbstündiges Interview mit Regisseur Rian Johnson.
Weiterhin gibt es ein paar übliche Featurettes zu Musik, Kostümdesign und ähnlichem.
Interessant sind auch die acht durchgehend sehenswerten (wenn auch unspektakulären) erweiterten Szenen. Tolle Idee: Johnson erklärt zu jeder dieser Szenen vorher, warum er sie gekürzt hat. Das ist noch nicht so originell, aber während Johnsons Erläuterungen sind zahlreiche teilweise sehr lustige Schnappschüsse vom Set und einige Outtakes zu sehen. So lobe ich mir das! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Kurios (und auch ein wenig fies <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />): In einer der erweiterten Szenen gibt es eine ganz kurze und zudem seitlich von hinten gedrehte Oben-ohne-Szene der sehr hübschen Hauptdarstellerin Nora Zehetner zu sehen - allerdings sind die "naughty bits" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> unkenntlich gemacht worden. Elende Spielverderber! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/tongue.gif" alt="" />
Bei der Premiere beim Sundance Filmfestival war diese Szene übrigens noch enthalten ...
Weiterhin gibt es auf der Bonus-DVD (neben einigen Trailern) noch Casting-Aufnahmen von Zehetner und Noah Segan zu bewundern, ein kurzes Featurette über die Storyboards (mit denen Johnson erfolgreich beweisen wollte, daß man über keinerlei zeichnerisches Talent verfügen muß, um brauchbare Storyboards zeichnen zu können <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />) und natürlich den "Origami Master" - einen dreiminütigen Kurzfilm, den Johnson als Schüler mit Freunden gedreht hat. Und was soll ich sagen: Dieses Werk ist so dermaßen grottenschlecht, daß es schon wieder brüllkomisch ist. Muß man einfach gesehen haben! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/delight.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

Last but not least: Der Audiokommentar. Auch hier kein ganz normaler, sondern ein "Talkshow-Audiokommentar", wie Johnson es nennt. Der Regisseur selbst ist sozusagen der Gastgeber, der durchgehend dabei ist und der Reihe nach einige "Gäste" empfängt (die Darsteller Zehetner und Segan, den Produzenten, die Kostümbildnerin, die Ausstatterin). Zwar wiederholt sich hier einiges, was bereits im übrigen Bonusmaterial gesagt wurde, dennoch ist es insgesamt ein gelungener Audiokommentar. Etwas schade fand ich allerdings, daß dabei nur selten auf konkrete Szenen des Films eingegangen wird.

Insgesamt ein wirklich lobenswertes Bonusmaterial: 9 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Gekauft für 17,99 Euro bei Müller.

Last edited by Ralf; 18/06/07 04:19 PM.