DIE SCHATTENMACHT - THE STATE WITHIN:

Diese erfolgreiche britische Mini-Serie (die heute Nacht übrigens einige Golden Globes gewinnen könnte) wurde bereits vor einigen Monaten bei RTL2 ausgestrahlt - allerdings in einer um sage und schreibe 50 Minuten (!) gekürzten Version, weshalb ich damals entschied, lieber gleich auf die zum Glück ungeschnittene deutsche DVD zu warten. Die ich nun fast am Stück gesehen habe.

Denn es handelt sich um eine sehr gelungene Mini-Serie! Vielerorts wurde "The State Within" als britische Version von "24" beschrieben und in vielerlei Hinsicht trifft das auch zu - weshalb ich euch eine selbst rudimentäre Inhaltsbeschreibung aufgrund maximaler Spoilergefahr ersparen will. Daher nur ein paar Schlagworte: Es geht unter anderem (natürlich) um den Kampf gegen den Terror, um eine politische Verschwörung und um die Todesstrafe.

Im Grunde genommen kann man leicht sagen, für wen "The State Within" geeignet ist: Wer die 5. Staffel von "24" mochte, der kann auch hier bedenkenlos zugreifen!
Vielen (auch mir) gilt diese 5. Staffel ja als die bislang beste der Serie, allerdings gibt es auch etliche Stimmen, die sie komplett ablehnen - vor allem, weil sie die Verschwörungs-Handlung für unrealistisch und unglaubwürdig halten.
Nunja, ich halte das in der heutigen Weltlage ja für eine geradezu bezaubernd naive Sichtweise, aber die absolute Wahrheit über die Korruptheit von ganzen Staaten kennen nunmal nur Eingeweihte (und Ddraiggy selbstverständlich! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />).

Jedenfalls kann man "The State Within" von der Struktur her durchaus mit jener 5. Staffel von "24" vergleichen. Aber keine Angst, es handelt sich keineswegs um einen uninspirierten Klon! Das Ausmaß der Verschwörung ist (typisch britische Zurückhaltung?) vielleicht etwas geringer, das Maß an krimineller Energie dafür wohl sogar noch höher (also doch keine typisch britische Zurückhaltung ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />)

Auch sonst gibt es Unterschiede: Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, ist "The State Within" so ein bißchen der intellektuelle Bruder von "24". Das liegt schon im Setting begründet, denn Hauptfigur ist der von Jason Isaacs hervorragend verkörperte britische Botschafter in den USA. Es gibt also weniger Action und technische Spielereien (was sich übrigens auch darauf bezieht, daß es beispielsweise keine Split-Screens o.ä. gibt), dafür deutlich mehr Dialoge und Handlungsebenen. Nun sind die ja auch bei "24" nicht gerade rar gesät - "The State Within" geht aber noch ein ganzes Stück weiter. Wer diese Mini-Serie nach dem ersten Anschauen komplett begriffen hat, der verdient großen Respekt (selbst etliche Darsteller verraten im Making-Of, daß sie immer noch nicht alles durchschaut haben ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />).

Ob angesichts der zahlreichen Storywendungen und der Vielzahl an komplexen Charakteren wirklich alle Geschehnisse realistisch und logisch sind, kann ich leider erst abschließend beantworten, wenn ich die ganzen sechs Stunden noch einmal angeschaut habe. Wenn überhaupt. Aber selbst, falls nicht: Während des Anschauens fällt so etwas kaum auf. Dafür fehlt einem schon die Zeit zum Nachdenken, denn das Tempo ist ähnlich rasant gehalten wie bei "24" - vielleicht sogar noch einen Tick rasanter, immerhin dauert eine volle "24"-Staffel ja mehr als doppelt so lange und behandelt darin auch nicht viel mehr Handlungsstränge als das britische Pendant ...

Die (relativ wenigen) Spezialeffekte sind überzeugend eingesetzt und auch die Darsteller sind passend besetzt. Wobei anzumerken bleibt, daß außer Isaacs nur weitgehend unbekannte britische und kanadische (wo gedreht wurde) Schauspieler dabei sind. Das ist einerseits eine nette Abwechslung zu vielen Hollywood-Produktionen, wo man oft schon anhand der Besetzung ahnt, wer sich am Ende als Bösewicht oder als Guter herausstellt (besonders mißlungenes Beispiel zuletzt: "Rush Hour 3" ...).
Andererseits hatte ich aber zunächst durchaus meine Schwierigkeiten, die ganzen mir unbekannten Anzugträger auseinanderzuhalten.
In der ersten der (in der deutschen DVD) sieben 50-minütigen Folgen sollte man also besonders aufmerksam sein, danach war es zumindest für mich kein Problem mehr. Schließlich sind die Charaktere scharf genug gezeichnet, daß man sie eigentlich schon anhand der Dialoge und Verhaltensweisen unterscheiden kann. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Alles in allem: Eine tolle, hochspannende und politisch brisante britische Antwort auf "24", die mit ihrer Vielzahl an Storylines und Charakteren sowie einer komplexen, wendungsreichen Haupthandlung (mit starken Anspielungen auf die aktuelle Weltlage) Aufmerksamkeit und Intelligenz des Zuschauers stark fordert - mitunter vielleicht sogar einen Tick zu sehr. Vorerst gebe ich gutgelaunte 8,5 Punkte.
Und sollte ich beim erneuten Sehen registrieren, daß tatsächlich alles logisch und sinnvoll aufgebaut ist, kann es durchaus noch eine Steigerung geben!

Bonusmaterial:
Einziger Bonus (neben den obligatorischen Trailern) ist ein knapp 30-minütiges, eher mittelmäßiges Making-Of. Abzüge gibt es für die leider fehlende Untertitelung der Mini-Reihe (beim Making-Of hat es komischerweise zu Untertiteln gereicht ...). 4 Punkte.

Last edited by Ralf; 13/01/08 04:27 PM.