Eine kleine Doppel-Rezension:
ELECTION:
In einer der Hongkonger Triaden steht die Wahl des neuen Anführers bevor. Es gibt zwei Kandidaten: Den eher besonnenen, aber ausgesprochen machtbewußten Lok (Simon Yam, "Bullet in the Head", "Fulltime Killer", "SPL", "Tomb Raider 2") und den aufbrausenden, aber sehr geschäftstüchtigen Big D (Tony Leung Ka Fai, "A Better Tomorrow III", "Der Liebhaber", "Prison on Fire", "Der Mythos"). Als die Wahl auf Lok fällt, versucht Big D, vor diesem in den Besitz des uralten Drachenkopfzepters zu gelangen, dem Zeichen der Macht des Triaden-Anführers ...
"Election" hat viel Potential, das es jedoch nur teilweise ausschöpfen kann. Ein Problem sind die zahlreichen Charaktere, die großteils und auch aufgrund der relativen Kürze des Filmes (gut 90 Minuten) nie richtig Profil zeigen oder sich entwickeln können. Die an sich simple Handlung ist sehr wendungsreich, dadurch und aufgrund der unausgereiften Charaktere ist ihr aber ziemlich schwer zu folgen.
Positiv sticht neben der coolen Musik von Lo Tayu vor allem die äußerst stilsichere Inszenierung von Action-Veteran Johnnie To hervor. Die Gewaltszenen sind nicht allzu zahlreich, dafür aber umso effektiver. Die gute Darstellerriege ist weitgehend unterfordert, aber immerhin können die beiden Hauptdarsteller glänzen. Besonders Simon Yam bietet eine durchaus imposante "Wolf im Schafspelz"-Darbietung.
Insgesamt ist "Election" ein gelungener, aber seine Möglichkeiten bei weitem nicht ausreizender Beitrag zum klassischen Gangsterfilm aus Hongkong. 7 Punkte.
Bonusmaterial: Neben den obligatorischen Trailern und TV-Spots sowie kurzen Text-Biografien zu Regisseur und Hauptdarstellern gibt es nur noch ein Making-Of. Das ist mit gut sieben Minuten sehr kurz, dafür aber erstaunlich informativ ausgefallen. Einen kleinen Bonus gibt es zudem für den schönen Metallschuber, in den die eigentliche DVD-Hülle eingebettet ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
4 Punkte.
ELECTION 2:
Zwei Jahre später steht die nächste Wahl zum Triaden-Anführer an. Im ersten Teil hatte Lok seinen fünf engsten Helfern versprochen, daß einer von ihnen neuer Anführer werden würde, außerdem wird traditionell kein Anführer wiedergewählt. Doch Lok denkt gar nicht daran, seinen Posten zu räumen und da er die Triade in seiner Amtszeit zu einer großen wirtschaftlichen Blüte geführt hat, könnte ihm die Wiederwahl durchaus gelingen. Sein Hauptkonkurrent ist der junge Jimmy (Louis Koo), der eigentlich nur seinen Geschäften nachgehen will - dummerweise macht ihm jedoch die Polizei auf dem chinesischen Festland klar, daß sie ihn nur als Triadenboß unbehelligt seinen Geschäften nachgehen lassen. Also tritt er gegen Lok an ...
"Election 2" profitiert davon, daß er eine direkte Fortsetzung ist, deren meiste Charaktere bereits im ersten Teil eingeführt wurden. So kann Regisseur To hier gleich in die Vollen gehen und das tut er auch! Die Handlung ist deutlich raffinierter, perfider und auch brutaler als im Vorgänger. Parallelen zum Mafia-Klassiker "Der Pate" sind gerade in der Figur des Jimmy (dessen Entwicklung stark an Al Pacinos Michael Corleone im ersten "Pate" erinnert) offensichtlich und sie funktionieren auch wunderbar.
Beide "Election"-Filme gehören nicht dem "heroic bloodshed"-Untergenre an, auf spektakuläre Schießereien o.ä. wartet man hier also weitgehend vergebens. Dafür scheut Johnnie To mehr noch als im ersten Teil nicht davor zurück, den Zuschauer durch (häufig nur angedeutete) Gewalt zu schocken und die Welt der Triaden zu entglorifizeren - ohne dabei dem Unterhaltungswert des Films zu schaden.
"Election 2" ist somit ein deutlicher Fortschritt gegenüber "Election", der vor allem mit seiner intelligenten Handlung und interessanten Charakteren punktet. 8,5 Punkte.
Bonusmaterial: Erneut Trailer, Text-Biografien und ein kurzes Making-Of, dazu kommt diesmal ein gut 10-minütiges Interview mit Louis Koo und Johnnie To. Das ist durchaus interessant, allerdings merkt man To deutlich an, daß er sich im ständigen Bewußtsein äußert, es sich nicht mit der chinesischen Regierung verscherzen zu dürfen (die zuletzt wieder einige unliebige Regisseur mit Arbeitsverbot belegt hat) ... Leider gibt es diesmal nur eine normale DVD-Hülle ohne Metallschuber. Unverständlich, zumal beide Teile von e-m-s veröffentlicht wurden. Da sollte ein einheitliches Erscheinungsbild doch eigentlich machbar sein, oder nicht?
Aufgrund dieses Mangels (der das zusätzliche Interview in etwa ausgleicht) wiederum 4 Punkte.