Durch den Druck, der hinter den Spielemachern steht, Geld zu verdienen, bleibt kaum Zeit für eien schöne Story.
Lange Zeit habe ich diese Meinung geteilt, aber mittlerweile komme ich davon ab. Warum? Ganz einfach:
Man kann nicht sagen, daß früher Spiele länger entwickelt wurden, mehr gekostet haben, mehr Leute daran beschäftigt waren. Das Budget für aktuelle Spiele wird immer größer und muß auch immer größer werden, wenn man sich behaupten will. Es gibt wohl so gut wie kein Spiel mehr, das nur von einer oder zwei Personen aus dem Handgelenk geschüttelt wird - ganze Horden von Leuten sind in die Entwicklung, Produktion, Qualitätssicherung und Vertrieb involviert. Auch die technischen Möglichkeiten sind, verglichen mit den 80er Jahren z.B. geradezu phantastisch angewachsen.
All das müßte eigentlich dafür sorgen, daß die Entwickler genug Zeit und Geld haben sollten, ihren Spielen eine tolle Story und allgemein wundervollen Spielspaß zu verpassen. Und ich behaupte mal, daß das heute immer noch in einigen Spielen der Fall ist. Das eigentliche Problem ist, daß zu 5 tollen alten Spielen es zu der gegebenen Zeit ebenfalls 50 weniger gute gab - die bleiben einem aber kaum im Sinn. Jeder kennt und schwärmt von Monkey Island - aber was ist mit den vielen Adventures der 90er, die weniger gut waren. Warum schwärmt niemand von "Plan 9 from Outer Space"? Von "Curse Of Enchantia"? Was ist mit den vielen, vielen Rollenspielen der 80er auf dem C-64 etwa, an die sich niemand mehr erinnert - nicht weil sie schlecht waren, sondern weil sie nicht überragend waren? Was ist mit den Myriaden von immer gleichen Action-Spielen oder Jump'n'Runs? Nostalgie hat den faden Beigeschmack der selektiven Wahrnehmung... man blendet negative Fälle und Erfahrungen für gewöhnlich aus und denkt meist an das Positive. Dementsprechend verwundert es mich nicht, daß wir alle von alten Spielen schwärmen und bei neueren eher kritisch daherkommen.
Ein anderer Aspekt ist die Marktsituation. Der Markt vor 20 Jahren ist in keinster Weise mit dem Markt von heute auch nur im Ansatz zu vergleichen. Heutzutage ist der Computer eine Massenware - wenn man keinen hat, muß man sich schon dumme Sprüche anhören. Früher war man ein Freak, wenn man solch eine Höllenmaschine auf dem Schreibtisch hatte. Dementsprechend war die Klientel, die die Entwickler bedienen mußten, eine grundverschieden andere. Während man vor 20 Jahren Hardcore-Gamer und Freaks mit Spielen beglückt hat und Benutzerfreundlichkeit, Support, Customer Relationship und Post-Production Fremdwörter waren, ist es heute so, daß man den Ottonormalverbraucher als Zielperson hat und auch haben muß. Wenn nur eine Handvoll Leute ein Spiel kaufen, daß richtig geil ist, ist der Entwickler pleite. Wenn auf der anderen Seite Hunderttausende den nächsten Fifa Soccer oder den nächsten The Sims kaufen, dann ist der Entwickler und der Publisher fein raus. Technisch gute Produkte, einsteigerfreundlich, reichlich bekannt, zigfach verkauft. Daß dabei oft die Innovation auf der Strecke bleibt, werfe ich persönlich nicht dem Entwickler vor, sondern den Spielern selbst - weil innovative Spiele nicht immer honoriert werden. Warum ist das Genre der Adventures und auch der RPGs vor einigen Jahren wohl kurz vor dem Exodus gewesen? Weil die Spiele schlagartig schlechter wurden? Oder weil die Mehrheit der Kunden sich einfach nicht mehr dafür interessiert hat? Dann kam aber mit Diablo das Revival der sog. Rollenspiele. Dabei spielt es keine Rolle, daß es sich bei Diablo meiner Meinung nach um den Sündenfall der RPGs handelt... was zählt ist, daß es erfolgreich war und einer Menge anderer Rollenspiele enorm geholfen hat. Hätte es etwa DivDiv gegeben, wenn Diablo nicht so erfolgreich geworden wäre? Ich wage es zu bezweifeln...
Kurz: Ich suche die Schuld nicht mehr bei den Entwicklern, sondern bei den Usern... einfach nicht kaufen, was nicht gut ist.