Das Problem dabei ist, daß man Stürze bei Profi-Radrennen - zumindest bei der Tour de France - nicht mit Vorfällen in der Formel1 vergleichen kann. Es ist nicht meine Idee gewesen, daß es sich nach Meinung der Fahrer nicht gehört, wenn man gerade dann attackiert, wenn der Gegner eine Pinkelpause einlegt oder einen minder schweren Sturz aufs Parkett zaubert - aber dies scheint wohl ungeschriebenes Gesetz zu sein. Warum also sollte Ullrich den Sturz seines stärksten Gegners ausnutzen, wenn er doch erstens ganz genau weiß, daß er gegen den Status Quo handeln würde, und weil man ihn zweitens immer damit konfrontieren würde, daß er ja gar nicht richtig gewonnen sondern nur von Armstrongs Sturz profitiert hätte? Insofern verstehe ich die Kritik daran nicht, daß er gewartet hat. Und da kann ich sehr wohl von gestörter Wahrnehmung reden und dies mitnichten beleidigend meinen - schließlich ist es sehr leicht wahrzunehmen, daß man beim Radsport anscheinend bei solchen Stürzen wartet, bis der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt worden ist, während sich in der Formel1 etwa jeder um seinen eigenen Dreck kümmert, von der Gefahr einer Verzögerung dort ganz zu schweigen (man erinnere sich nur an DC's frühzeitiges Abbremsen und Schumichels darauffolgenden Dreireifenritt in die Box).

Ob das nun berechenbar ist oder nicht, ist mir eigentlich scheißegal.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"