SZ: [b]Abgefälscht und Ausgeschieden[/b]

... Fünf Offensive in der Startelf

Als am Ende nur ein zäher Arbeitssieg heraussprang, wurde der gleich
selbstvertrauenstiftend umgedeutet; ein später Sieg sei erst recht gut
für die Psyche, verlautete nun aus dem Lager der Bayern-Strategen,
und man durfte gespannt sein, was für ein FC Bayern da auflaufen
würde im Olympiastadion. War alles nur Pose oder war es echt?

Zunächst stand das Selbstvertrauen auf einem Stück Papier. Zumindest
der Aufstellungsbogen sollte vermitteln, dass der FC Bayern zu allem
entschlossen war. Fünf Offensive hatte Magath gegen die Konterspieler
aus London nominiert, man durfte das durchaus als Reaktion aufs
missglückte Hinspiel werten. Da hatte der Trainer seinen Mannschaft
eher demütig besetzt, mit zwei Sechsern und nur einer Spitze; diesmal
war allein der wieder spielberechtigte Martin Demichelis mit den
Aufräumarbeiten vor der Abwehr betraut.

Selten hat sich die Intention so deutlich am Personal ablesen lassen:
Die Außenspieler Schweinsteiger und Zé Roberto sollten über die Flügel
das vorbereiten, was drinnen die wieder gesundeten Makaay und
Pizarro verwerten sollten. Eine riskante Taktik, zumal Magath den
defensiv veranlagten Owen Hargreaves gleich ganz auf die Tribüne
verfrachtet hatte – aber die Bayern hatten sich durchs verkorkste
Hinspiel selbst zum Risiko gezwungen.

Noch nie in dieser Saison hatte der FC Chelsea mit zwei Toren
Unterschied verloren, in keinem Wettbewerb, aber zumindest anfangs
sah es so aus, als drohte den Londonern im Olympiastadion vielleicht
doch eine neue Erfahrung. Zwar dauerte es nur eine Minute und 36
Sekunden, bis sich Didier Drogba erstmals hinter der bayerischen
Abwehr davonstahl, aber die Bayern hatten ja beschlossen,
selbstbewusst zu sein und hielten kess dagegen.

Tatsächlich gelang es Schweinsteiger und Zé
Roberto immer wieder, Londons Asse
auszudribbeln, und immerhin durfte nach vier
Minuten als bewiesen gelten, dass auch Chelsea
Abwehrfehler im Repertoire hat. Nach einem Patzer
von Carvalho kam Ballack zur ersten Chance, nur
eine Minute später scheiterte Pizarro an Torhüter
Peter Cech.
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