So klingen wohl moderne Heldengesänge! [Linked Image]


Er schießt sie immer gleich

Das Geheimnis des Standbeins: Niemand verbreitet bei Freistößen so viel Angst
wie der Brasilianer Juninho von Stuttgarts Champions-League-Gegner Lyon.

Von Ronald Reng

[color:"orange"]... David Beckham, der den Ball biegt, Roberto Carlos, der mit dem Ball donnert,
und Ronaldinho, der den Freistoß ständig neu erfindet, gelten als die großen
Spezialisten des stillen Schusses. Doch wie so oft im Fußball findet sich auch beim
Freistoß der wahre Meister jenseits der globalen Medienhelden. Niemand hat den
Freistoß zu solch einer Waffe gemacht wie der 40-malige brasilianische
Nationalspieler Juninho Pernambuco von Olympique Lyon.
...

...[/color] Jeder gegnerische Trainer wiederholt sich vor dem Spiel gegen
Lyon unaufhörlich: keine Fouls zwanzig Meter vor dem Tor, keine Fouls dreißig
Meter, keine Fouls vierzig Meter vor dem Tor - ach, überhaupt keine Fouls!"[color:"orange"], sagt
der Algerier Anthar Yahia vom VfL Bochum, der als Verteidiger bei Bastia und
Nizza jahrelang unter Juninho litt: [/color]"Wenn du ihm durch ein Foul einen Freistoß
schenkst, ist das für ihn wie ein Elfmeter."[color:"orange"]

Bei anderen Mannschaften stehen beim Freistoß drei Spieler um den Ball
herum, um den Torwart über den Schützen im Ungewissen zu lassen. Juninho
hat seinen Mitspielern verboten, vor dem Freistoß in seine Nähe zu treten, ihn
anzusprechen. "Ich male dann im Kopf den Flug des Balles", sagte er der
Zeitung France Football.[/color] Für den normalen Verstand ergibt seine Schusstechnik
keinen Sinn. Er müsste ihm doch wie Beckham mit der Innenseite der
Fußspitze, quasi mit dem großen Zeh, noch einen Stups mitgeben, um dem Ball
den gefürchteten Effet zu verleihen. Juninho aber tritt den Ball geradezu plump
mit dem vollen Innenrist. Und trotzdem steigt der Ball mit starkem Drall
unglaublich steil auf. "Du denkst: Okay, der geht über das Tor", sagt der einst
machtlos in der Abwehrmauer stehende Zeitzeuge Anthar Yahia, "dann flattert er
in der Luft, nach links, rechts, links, rechts. Und völlig abrupt senkt er sich dann
exakt in den Torwinkel."[color:"orange"] Er schießt sie fast immer gleich. Niemand sonst kann
das so.
...

Es war September, Olympique Lyon spielte die erste Champions-League-Partie
der Saison beim FC Barcelona. Bis tief in die zweite Halbzeit hatte Barça keinen
einzigen Freistoß vor dem eigenen Tor zugelassen, eine Rarität; die Furcht vor
Juninho spielte mit.[/color] Dann passierte es. Und Barças Torwart Victor Valdés
antwortete auf Einzigartigkeit mit Einmaligkeit. Er stellte statt der üblichen vier
nur zwei Spieler in seine Abwehrmauer. Bei einem frontalen Freistoß von
Juninho aus 22 Metern! Es sah aus wie Wahnsinn. Es war eine Idee. "Ich
wusste, dass Lyon immer zwei Spieler in die Mauer schmuggelt", sagte Valdés
später, "und bei sechs Leuten vor mir hätte ich nichts mehr gesehen. Bei der
Geschwindigkeit seiner Freistöße ist es aber unerlässlich, den Schuss sofort zu
erkennen. Da verzichte ich lieber auf eine ordentliche Mauer." Juninho lief an -
und der Ball flog, von 80.000 offenen Mündern begleitet, über das Tor; diesmal.[color:"orange"]
...[/color]"

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Ragon, der Magier