Der Prälat stand immer noch am Fenster, es gab kein Anzeichen ob er sich bewegt hatte oder nicht. Erst als die große Tür sich bewegte, kam leben in ihn. Ferrwar trat ein, ruhig, und würdevoll wie immer.
„Seid gegrüßt, mein lieber. Kommt nur herein, wir haben viel zu besprechen.“
Ferrwar war erstaunt, eigentlich war dies die ganz normale Audienz die jeden Tag stattfand. „Was habe ich nicht mitbekommen?“ Fragte er sich in Gedanken.
Aber Anthrer lies ihm keine Zeit seine Gedanken zu ordnen, „kommt zu mir, schaut euch die Stadt an. Die ich mit Hilfe eures Rates regiere“. Mit einem Wink bedeutete er einem Diener das vorbereitete Mahl zu Servieren.
Für Ferrwar war es nichts ungewöhnliches, das der Regent den Blick aus dem Fenster genoss. Und so schließt er sich dem Prälaten an. Da Anthrer noch nicht zu sprechen bereit ist, schweigt er aus Höflichkeit ebenfalls.
Dann als alles gerichtet ist unterbrach der Prälat das schweigen „kommt, setzt euch doch, leistet mir Gesellschaft“, und auch das war, zwar nicht alltäglich, immer noch nichts ungewöhnliches.
Wie immer bei solchen Anlässen tat sich der Prälat als erster auf, gegen jede Gastfreundschaft musste er immer seine Macht zeigen. Aber Ferrwar sind solche Spielchen egal. „Soll Er doch ruhig meinen Vorkoster spielen“ dachte Ferrwar des öfteren amüsiert.
Dann, plötzlich und unvermittelt „Wie geht es eigentlich eurem Ziehsohn. Es ist mir zu Ohren gekommen das Stone heute nicht beim Appell anwesend war. Niemand hat ihn entschuldigt, das ist sehr ungewöhnlich für euren so Pflichtbewussten Sohn.“
Auch Ferrwar nimmt sich jetzt zu Essen und antwortet beiläufig „Ich habe Stone mit einer Besorgung beauftragt, und vergaß es bei Seinem Hauptmann zu melden. Nichts wichtiges, aber seid für Eure Sorge bedankt.“ Nach dieser Antwort wendet sich Ferrwar dem Essen zu als wäre alles in bester Ordnung.
Anthrer nickt bedächtig, und schluckt den bissen den Er gerade noch kaute „ja dann ist es gut. Ich werde den Hauptmann verständigen. Wann kommt Stone denn wieder?“
Jetzt ist Ferrwar überrascht, bleibt aber ruhig. Dieses Interesse ist auf keinen Fall normal. Um das ganze abzuschließen ohne sich Festnageln zu lassen sagt er „Ich habe Stone auf eine Erkundung in die Brecher geschickt. Es geht um eine alte Überlieferung die Stone überprüfen soll.“ Da er nicht weis ob Stone am Tor noch mit jemandem geredet hat, und da er Stone ja gesagt hatte das alles ein Offizieller Auftrag des Prälaten ist und ihn nicht zum Schweigen veranlassen konnte, will sich Ferrwar weitestgehend an die Wahrheit halten.
Der Prälat reibt sich den Nacken, „vermutlich die Stechfliegen“, denkt sich Ferrwar. Ihn selbst hatte gerade vor ein paar Minuten eine gestochen. Aber da er sich vor seinem Herrscher nicht kratzen wollte, musste Ferrwar das jucken ertragen, das auch langsam nachließ.
„Es wird langsam besser nicht wahr?“ erkundigt sich Anthrer. Ferrwar der nicht daran glaubt das der Prälat Gedanken lesen kann, ist reichlich verwirrt. „Was, meint Ihr?“ setzt Er an, aber Ferrwar bekommt die Worte nicht heraus. Der Prälat der genau weis was Ferrwar sagen wollte antwortet trotzdem „Na, das jucken im Nacken. Ihr habt euch nicht gekratzt deshalb habe ich euch gezeigt das das schon in Ordnung ist. Obwohl mich ja nichts gestochen hat.“
Ferrwar versteht nichts, vollkommen erstaunt sieht er Anthrer an und sackt in sich zusammen.
Schnell gibt Anthrer seinem Handlanger ein Zeichen, der auch sofort aus seinem Geheimversteck in der Wand herauskommt. In der Hand noch immer das kleine Blasrohr.
„Los, bewegt euch wir haben nicht viel Zeit“ herrscht der Prälat seinen Komplizen an. Ohne zu zögern hohlen Sie einen stabilen Stuhl und fesseln Ferrwar so daran das er sich nicht mehr rühren kann. Um zu verhindern das Ferrwar sich irgendwelcher Zauber bedient, bricht Anthrer selbst ihm alle Finger und bindet sie zusätzlich an die Lehnen.
Dralfens, sein Gehilfe steckt Ferrwars Kopf in eine spezielle Vorrichtung. Sie erlaubt zu sprechen, kann aber Mithilfe eines Hebels den Mund vollständig mir einem Knebel verschließen. Auch die Augen werden verbunden.
„So, jetzt können wir warten bis er sich wieder rührt“ ohne jede hast wendet sich Anthrer wieder seinem Mahl zu und ist weiter.
Nach einiger Zeit bewegt sich Ferrwar, vor schmerzen stöhnend. Automatisch will er einen Heilzauber auf sich sprechen und schreit qualvoll auf als er seine Finger bewegen will. Das heißt er hätte aufgeschrieen, wenn Dralfens nicht im selben Moment den Knebel tief in seinen Rachen gedrückt hätte.
Anthrer wartet ruhig ab, bis Ferrwar wieder aufnahmebereit ist, „Ferrwar, ihr habt Stone weggeschickt um das alte übel aufzuhalten von dem ihr mir berichtet habt. Das kann ich nicht zulassen, ich habe meine eigenen Pläne. Pläne die mir helfen meine macht wieder zu erlangen. Meine wirkliche Macht, nicht dieses armselige Amt.
Ich will jetzt genau von euch wissen wo Ihr Stone hingeschickt habt, wo ist der alte Tempel? Sagt es und ich lasse euch leben.“
Ferrwar, der genau weis das Anthrer ihn nicht am Leben lassen kann, schließlich war er ein Magier und Anthrer nicht, schweigt. Im inneren verflucht Er sich für seine Sorglosigkeit. Er weis da Anthrer ein Mann ohne Gewissen ist, aber er hatte nie gespürt das Anthrers Interesse an der Magie mehr war als reine Neugier eines unbegabten. Im Glauben das es auch den Interessen der Stadt und des Prälaten entsprach dem Übel entgegenzuwirken hatte Er sich schon vor geraumer Zeit an den Prälaten gewand. Was war geschehen, das der Prälat jetzt so reagierte.
Auf ein Zeichen schlägt Dralfens zu, „Redet, oder Ihr werdet das Ritual der Blutweihe an eurem eigenem Laib erleben“
Trotzig schweigt Ferrwar, er kann nicht sehen das Anthrens urplötzlich ein Schwert in Händen hält, spürt aber den Schmerz als die Klinge in seinen Arm fährt. Die Blutweihe, hat angefangen.
Ein widerliches Ritual in dessen Verlauf ein Mensch möglichst lange mit dem Schwert geschlagen wird ohne zu Sterben. Jeder Hüter der in die höheren Ränge aufsteigen will muss es durchführen. Aber es ist auch ein Geheimnis, erst wenn es soweit ist werden die Hüter eingeweiht. Wer nicht zustimmt verschwindet für immer. So werden auch die letzten aussortiert die der Indoktrinierung wiederstanden haben. Ein Opfer gibt es immer, es ist leicht einen unliebsamen Bürger eines Verbrechens anzuklagen. Nur wer die Blutweihe durchlaufen hat ist ein wahrer Hüter.
Trotz der schmerzen schweigt Ferrwar, er kann nicht mehr machen. Aber so ganz unvorbereitet ist er nicht, in diesem Wissen liegt Trost, und Ferrwar ist glücklich das Stone zumindest nicht die Blutweihe erfährt. So lächelt Ferrwar, während sein Körper langsam stirbt.
Als alles vorbei ist, Anthrer hat noch lange nachdem Ferrwar tot war auf seine Leiche eingeschlagen, ist das lächeln endlich verschwunden. Weggeschnitten, von Anthrer.
Ein sehr blasser Dralfens fragt „Mein Gebieter, was soll ich jetzt unternehmen?“
Der Prälat winkt ab, „Lasst hier Saubermachen, dann nehmt euch Fünfzig der wahren Hüter. Geht in die Brecher, und sucht Stone. Er muss sterben. Er hat eine Karte, auf dieser ist ein Tempel eingezeichnet. Findet ihn, dann lasst ihn bewachen und kommt wieder zu mir“
Plötzlich umgibt ein glühen die Reste von Ferrwar, eine art Kugel, schimmernd vor goldenem Licht, bildet sich. Dralfens, ausgebildeter Magier versucht noch einen Spruch zu weben der die Kugel aufhalten soll. Aber Ferrwars Magie ist zu stark, läst sich nicht bannen. Mit ungeheurer Geschwindigkeit rast die Kugel auf das Fenster zu. Zertrümmert dieses und verschwindet.
Anthrer wirkt erschüttert, im Glauben doch noch von der Rache Ferrwars heimgesucht zu werden hatte er mit dem Leben abgeschlossen. „Was war das?“, Will er von Dralfens wissen.
„Ich denke eine Art Nachricht, aber nichts aktuelles. Ferrwar hat keinen Zauber gewirkt als er am Tisch saß. Er war alt, vielleicht hat er mit seinem Tod gerechnet und wollte so noch eine letzte Botschaft senden. Vielleicht ein Abschied an seinen Sohn? Aber nichts von dem was heute geschah, da bin ich sicher“ Dralfens war jetzt noch blasser.
Auch der Prälat wirkte erschöpft, „Gut, wir können ohnehin nichts daran ändern. Es spielt auch keine Rolle, tut was ich euch gesagt habe“ langsam ging der Prälat wieder Richtung Fenster






Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile(Aristoteles)
Aber wenn man das einzelne nicht mehr beachtet, hat das ganze keinen Sinn mehr (Stone)