Lu, ganz Glasdrache, zittert am ganzen Körper und nähme gerne wieder den gerade noch verhöhnten Platz auf einer sicheren Schulter wieder ein. Er hört, wie seine Gefährten ihre Waffen ziehen.
Der kleine Drache beobachtet die Gegner im sanften Licht der Blätter genauer. Häßliche Wichte! Aber bei seiner Größe könnte er sie maximal in die Hand beißen, jedoch nicht ernsthaft verletzen.
Langsam zieht Lu sich hinter seine Gefährten zurück. Sie waren doch gerade an einem umgestürzten Baum, der von diesen ekligen Schlangenlianen überwuchert wurde, vorbeigekommen. Daraus könnte er ein Lasso knüpfen, dann hat er wenigstens eine kleine Waffe. Vor ihm beginnt der Kampf.
Lu wickelt in Windeseile mehrere Lianenstücke ab und knotet sie so aneinander, dass ein kleines, klebriges Seil entsteht, das er stetig verlängert. Gut, dass er bei Bodasens Acceleratus gerade gut aufgepasst hat, welche Kraftlinien schwangen. Er klappt auf Anhieb und Lu werkelt rasend schnell.
Einer der Gegner hat ihn bemerkt (leider hat er vor lauter Konzentration seine Angst vergessen) und stürzt sich aus dem Hauptkampfgetümmel auf das augenscheinlich leichteste Opfer, die Waffe gesenkt, ein boshaftes Grinsen in den Zügen. Er schlendert fast auf Lu zu. Eindeutig will er mit Lu spielen, bevor er ihn tötet.
"Feigling! Miststück!", denkt Lu. Er will sein Seil retten und fliegt schräg am nur noch wenige Schritte entfernten Angreifer vorbei in Richtung seiner Gefährten. Dummerweise verklemmt sich das eine Ende des Seils an den Ästen des eben noch so hilfreichen Baumstamms.
Lu, der sich schon knapp entwischt glaubte, wird mit Schwung aus seiner Flugbahn gerissen. Das Seil rutscht ihm durch die Hände und es gelingt ihm gerade eben noch, das freie Ende zu erwischen.
"Reiß doch endlich, du blödes Seil!", flucht er und versucht hinter dem Angreifer wegfliegen. Seine Worte werden nicht erhört, dafür wickelt er sich wie das Gewicht eines Wurfhammers in immer schnelleren Kreisen um den verblüfften Angreifer, bis er dumpf mit ihm zusammenknallt. Dem Blutjäger macht der Aufprall wenig aus, seine Arme sind jedoch mit der klebrigen Liane an den Körper gebunden. Wütend wehrt er sich mit Kniestößen und zerrt an den Lianen. Lu greift mental mit beiden Pfoten in die Kraftfäden und macht die Liane doppelt so [nocando], zäh und ein wenig kürzer. Gleichzeitig verwandelt sich die Rüstung eines anderen Blutjägers in ein dünnes Nachthemd.
"Ja, die Hand schaffe ich wirklich, wo sie doch direkt vor mir hängt", denkt Lu, bevor er herzhaft hineinbeißt. Die Waffe des dunklen Angreifers poltert zu Boden und trifft ihn in den Fuß.
"Und die Kehle!", schreit Lu fast rasend.
Der Blutjäger schreit gepeinigt auf und fällt mit dem in seiner Kehle verbissenen Drachen zu Boden. Lange ringen sie auf dem Boden miteinander, bis die Bewegungen des Blutjägers schwächer werden und schließlich ersterben.