Zwischen den B�umen verborgen beobachtet der Priester die Kriegerin. Lautlos tritt er aus den Schatten auf die Lichtung heraus. Er gibt mit der linken Hand kurze Zeichen, und mit einem kaum wahrnehmbaren metallischen Kratzen verlassen auch seine Ritter den Schatten der B�ume, wo sie unsichtbar f�r die meisten Augen gewartet hatten. Im silbernen Mondlicht ist zu erkennen, dass sie alle Spuren eines Kampfes tragen, obwohl niemand von ihnen verletzt zu sein scheint. Tats�chlich waren auch sie einer kleinen Gruppe von Blutj�gern begegnet, die jedoch dem Ansturm der erfahrenen Ritter schnell zum Opfer gefallen war.
Der Priester verharrt vor der abgelegten R�stung und dem Schwert der Kriegerin.
Beinahe lautlos tritt einer der Ritter an ihn heran - eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass der K�mpfer zwar nur eine leichte R�stung tr�gt, die aber immerhin aus zahlreichen Metallsegmenten und Kettenringen besteht.
"Wir k�nnten sie problemlos gefangen nehmen, wenn sie den Teich verl�sst!" fl�stert der Ritter dem Priester kaum h�rbar zu.
Der Priester schaut nachdenklich zu der im Mondlicht badenden Kriegerin hin�ber und sch�ttelt dann ablehnend den Kopf.
"Sie ehrt Undar in einem Ritual. Es wird dem Mondgott nicht gefallen, dass sich seine Streiterin durch ein Ritual in solche Gefahr begibt. Es wimmelt in den W�ldern von widerlichen Kreaturen, und nur die G�tter wissen, was sie aus ihren finsteren Schlupfwinkeln hervorgetrieben haben mag. Es gibt Zeiten f�r Rituale und Zeiten, wo man Undar auf anderem Wege ehren kann. Der Mondgott w�rde kein Ritual guthei�en, wenn dadurch einer seiner Anh�nger in Gefahr geraten w�rde."
Der Priester schweigt einen Moment und beobachtet weiterhin die Kriegerin, die in Trance gefallen zu sein scheint. Dann wendet er sich wieder dem Ritter zu:
"Geh mit deinen M�nnern zwischen die B�ume und halte alle Kreaturen fern, die ihr gef�hrlich werden k�nnten. Vielleicht hat Undar selbst uns hierhergeschickt, um seine Streiterin vor ihrem eigenen heiligen Eifer zu sch�tzen. Doch irgendwann wird niemand da sein, der sie besch�tzt - ich hoffe, Undar offenbart sich ihr und h�lt sie k�nftig von solchen Dummheiten ab. - Seid wachsam, und wenn m�glich auch leise!"
Der Ritter nickt und zieht sich dann mit seinen Gef�hrten wieder langsam zwischen die B�ume in den Schatten zur�ck.
Der Priester verharrt noch einen Moment unbeweglich vor dem Kleiderhaufen der Kriegerin. Dann b�ckt er sich und ergreift das Schwert, es pr�fend in der Hand wiegend. Die seltsame Rune im Knauf des Schwertes, die den Abenteurern in dem unheimlichen Gew�lbe bereits soviel Hilfe geleistet hatte, erstrahlt in schwachem, sanften Licht. Der �rmel des Priestergewandes rutscht in die H�he, als sei er von einer unbekannten Kraft emporgezogen worden, und im gleichen milden Licht ergl�ht das t�towierte Symbol des flammenden Vollmondes auf dem Handgelenk des Priesters. Fast scheint es, als w�rden die beiden Symbole miteinander kommunizieren.
Der Priester l�chelt, und das Gl�hen der beiden Zeichen l�sst nach und erstirbt schliesslich ganz. Mit einer schnellen Bewegung f�hrt der Priester die scharfe Schneide des Schwertes �ber seinen Unterarm und benetzt die reine Klinge mit seinem hervorquellenden Blut. Dann rammt er die Klinge aufrecht in das Erdreich, wohl wissend, dass damit der Kriegerin die Anwesenheit eines Fremden w�hrend ihres Rituals offenbart werden w�rde.
Anschliessend wirft der Priester einen letzten Blick auf die noch immer in Trance versunkene Kriegerin, bevor auch er sich in den Schatten der B�ume zur�ckzieht, um die unvorsichtige und wehrlose Streiterin Undars vor den umherstreunenden Blutj�gern zu bewahren.
An der aufragenden, im Mondlicht schimmernden Klinge laufen langsam einige Blutstropfen hinab und hinterlassen auf dem hellen Stahl eine dunkle, gut sichtbare Spur...