Langsam hellt sich der Himmel auf durch das Licht der aufgehenden Sonne. Der Rest der Nacht war ohne weitere Ereignisse vergangen. Glance liegt auf seiner Astgabel, seine Sinne nehmen die erwachenden Geräusche des Waldes auf, das Rauschen des Windes in den Blättern, deren leises Säuseln, Tiere, die durch die Stämme huschen, der Schrei eines Adlers.

Der Schrei eines Adlers? Glance fährt hoch. In dieser Gegend? Er biegt einen Zweig, der ihm den Blick nach oben versperrt auf die Seite und sucht den Himmel ab. Weit oben, selbst für seine Augen nur schwer erkennbar, sieht er drei Punkte sich am Himmel abzeichnen. "Das kann doch nicht wahr sein," entfährt es ihm verblüfft.

Mit einem Satz springt er von der Astgabel, vergisst aber in der Hektik den Levitationszauber unterzulegen, sodass er mit einem unsanften, und lauten, Plumps landet, was die ersten seiner Gefährten hochschrecken lässt. Im Aufraffen zieht er sich den linken Handschuh aus und faltet den nach innen gefalteteten doppelten Stulpen aus und zieht sich den Handshuh wieder über. Der Stulpen reicht jetzt über den gesamten Unterarm bis zum Ellenbogen. Glance stellt sich hochaufgereckt auf eine offene Stelle zwischen den Bäumen und wirft seinen Umhang ab. Sein Mithrilsilberkettenhemd leuchtet im Licht der aufgehenden Sonne, den linken Arm streckt er weit von seinem Körper ab. Auf zwei Fingern der Rechten stösst er einen schrillen Pfiff aus, der auch die letzten aus dem Schlaf holt.

Er ignoriert alles, voll konzentriert auf die Punkte am Himmel, die jetzt schnell grösser werden. Schon ist zu erkennen, dass es sich um drei grosse Adler handelt, die im Stuzflug auf Glance zukommen. Die beiden äusseren breiten ihre mächtigen Flügel aus, bremsen ihren Sturz ab und drehen über dem Lagerplatz weite Kreise. Der dritte stürzt weiter auf Glance zu, bremst erst kurz über ihm mit seinen weissen Schwingen ab und landet federleicht auf Glance's Arm. Ein weisser Adler - alle sehen inzwischen mit erstauntem Blick auf Glance.

Dieser kniet sich hin, und stützt seinen Ellenbogen auf's Knie, denn der Vogel lastet jetzt nach der Landung doch schwer auf seinem Arm. "Es ist eine Ehre Euch zu treffen, Lichtgeborene," sagt er zu dem Vogel. Dieser schaut mit seinen scharfblickenden, geröteten Albinoaugen in die Runde. Glance bemerkt die anderen. "Dies ist Sil'Gwaihira - das Licht Gwaihirs, Nachfahrin Gwaihirs des Urahns der Adler des Nordens," stellt er den Vogel vor. Und zu dem Vogel gewandt sagt er nur, "Dies sind meine Gefährten".

Glance und Sil'Gwaihira schauen sich in die Augen, und Glance "hört" die Botschaft, die sie ihm telepathisch übermittelt. Dann senkt sie den Kopf, und von ihrem Hals rutscht eine silberne Phiole an einem Kettchen, die Glance geschickt mit der Rechten auffängt. "Danke, dass ihr Euch selbst bemüht habt, Lichtgeborene," sagt er respektvoll. "Übermittelt meinen Eltern Grüsse und Dank, wenn sich eure Wege kreuzen sollten." Sodann steht er auf und wirft den Vogel mit einem Schwung in die Luft. Sil'Gwaihira entfaltet ihre Schwingen und fliegt, gefolgt von ihren zwei Begleitern, pfeilschnell davon.

Glance legt das Kettchen mit der Phiole um seinen Hals und steckt es unter sein Kettenhemd. Er faltet den Handschuhstulpen wieder um und hebt seinen Umhang wieder auf. Als er sich umwendet sehen ihn alle fragend an. "Eine Nachricht von meinem Vater," sagt er nur.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)