Durch die ewige Dunkelheit der Stollen bewegt sich der kleine Stoßstupp langsam in Richtung der unteren Gewölbe, immer wieder nach allen Seiten sichernd, und kommt daher eher langsam voran. Gelegentlich huschen kleine Reptilien zu ihren Füßen aufgeschreckt davon, aber sonst ist kaum ein Laut zu vernehmen. Vier der Dunkelelfen sind perfekt an ihre Umgebung angepaßt und schleichen mit den geübten sicheren Bewegungen eines Assassinen durch die Gänge, während der fünfte in Roben gekleidete Mann scheinbar unbekümmert und, wenn auch ebenfalls kaum Geräusche verursachend, eher gedankenverloren hinterherschlurft. Schließlich erreicht die Gruppe einen breiteren Gang, der leicht aufwärts führt, und sich zu einer muffigen Gruft erweitert. Die große Kammer ist kunstvoll aus dem Stein gehauen, üppig mit zwergischen Reliefs verziert und mit vielen Statuen und Sarkophagen gefüllt.
Während all das einen zeitlosen uralten Eindruck hinterläßt, gibt es auch frische Spuren von Zwergenarbeit. Die Dunkelelfen passieren sorgsam angelegte zwergische Verteidigungsanlagen mit Schießscharten und bulligen Fallensystemen mit den Zeichen eines kürzlichen blutigen Kampfes. Auf ein geheimes Zeichen hin schließen sich zwei weitere Dunkelelfen der Gruppe an, welche hier im Versteck gelegen hatten. Während der Hauptmann den Männern einen kurzen, ereignislosen Rapport abnimmt, läßt sich der Warlock von Prinz Alveriel einige Fragen beantworten.
Der Prinz schüttelt gerade den Kopf und zeigt auf einige ausgeklügelte Bollwerkstufen: "Ihr habt recht, ohne eine kleine Armee wären wir da nie durchgekommen. Aber das mußten wir auch gar nicht. Diese Festunganlagen sind wohl erst kürzlich für den Zweck angelegt worden, alles aus der Tiefe kommende fernzuhalten, ihr seht, daß sie im Verhältnis zu den anderen Zwergenbauten eher flüchtig gehauen sind. Das kleine Pack hat aber etliche parallele Tunnel gegraben. Sie haben hier alles systematisch unterhöhlt und ich vermute, daß sie etwas gesucht haben. Vielleicht die Heiligtümer, von denen der eine hargluk sprach. Wer weiß. Wir brauchten uns nur diese Tunnel zunutze zu machen, um sie zu beobachten. Dann habe ich vier Gruppen unserer Velg'larn ausgeschickt, um alle Posten auszuschalten. Drei hatten Erfolg. Diese hier nicht. Wir kamen zwar von hinten, so daß ihre Verteidigungsstellung unnütz wurde, aber einer unserer Leute wurde von einer Falle zerschmettert. So waren die kleinen Biester vorgewarnt und haben sich heftig gewehrt. Es kam zu einem Kampf, bei dem die vier Zwerge hier drei von Vigors Männern töten konnten, bevor sie überwältigt wurden. Ein hoher Preis. Wenigstens waren die anderen Posten längst tot, bevor sie diesen Alarm hätten weitergeben können. Obwohl vermutlich kaum noch jemand da ist, der den Alarm hören würde.
Ich dachte, damit wäre die Situation unter Kontrolle, aber scheinbar gibt es hier immer noch Trolle. Da ich nicht noch mehr unliebsame Überraschungen will, seid ihr jetzt hier."
Der Prinz blickt den Warlock herausfordernd an. Dieser starrt einen Augenblick mit undurchdringlicher Miene zurück und nickt dann bedächtig. Der Prinz fährt fort: "Ich hoffe, daß uns die Ilharess noch mehr Truppen schickt, wenn wir den Platz eingenommen haben. Bis dahin aber müssen wir mit dem auskommen, was wir haben. Gehen wir!"
Die anderen Drow sind längst bereit, als der Prinz nun das Zeichen zum Aufbruch gibt, und sichern den Weg durch die Burgkatakomben.
Sehr viel später erst erreicht die inzwischen auf elf Köpfe angewachsene Gruppe die oberste Verteidigungsstellung der Zwerge in einem der tieferen Kellergewölbe. Grobgehauene, feuchte Steinquader bestimmen das Bild. Die Fackeln der Zwerge an den Wänden brennen hier nach wie vor, nun jedoch zur Tarnung für die drei Dunkelelfen, die in der provisorischen Zwergenstellung auf der Lauer liegen. Wieder läßt sich Hauptmann Vigor einen geflüsterten Bericht geben, während der Rest der Gruppe weiter unten in den Schatten versteckt bleibt. Mit dem Ergebnis unzufrieden, winkt er mit einer schnellen Geste den Prinzen heran, der sich ebenfalls in Hintergrund gehalten hatte. Seine Augen strahlen Unruhe aus, als Vigor die neuen Erkenntnisse weitergibt: "Prinz, es sind nacheinander zwei Posten aufgetaucht, seit meine Leute den Posten übernommen haben. Das ist erst zwei Stunden her. Sie haben sich offenbar trotz der Betäubung erheblich gewehrt, und einer hat zu fliehen versucht. Sie liegen da drüben. Beide sind zwar tot, aber auch Venjariel Do`Bernijon hat es erwischt."
Alveriel flucht lautlos:"Verdammt, noch ein Mann weniger. Zwei Stunden, sagt ihr? Sie werden vermißt werden. Wenn sie jetzt Verstärkung von der Oberfläche holen, sind wir zu wenige. Verflucht, wenn wir nur wüßten, wieviele noch da oben sind? Vorschläge? Magus?"
Der Warlock zuckt mit den Schultern: "Diese Art von Zaubern ist nicht mein Spezialgebiet, ich fürchte, ich muß passen. Ich wurde für den Kampf ausgebildet."
Prinz Alveriel flucht erneut, als sich Vigor räuspert. Der Hauptmann streicht mit dem Finger übers Kinn und denkt laut:"Ich würde zwei Erkundungsteams zu je zwei Mann nach oben schicken, und auf ihren Bericht warten. Wir könnten uns hier solange verschanzen..."
Der Prinz unterbricht Vigor barsch:"Wir sind nicht soweit gekommen, um jetzt klein beizugeben. Wir müssen schnell handeln, die Posten werden sicher bald vermisst. Wir schicken die Späher, aber wir folgen ihnen auf dem Fuß, immer bereit für einen raschen Rückzug. Verschanzen ist nicht nach Art der Drow. Los gehts!"