Fenia erhebt sich würdevoll, als die ersten Gäste den Saal betreten. Mit ernsthafter Miene hört sie die Begrüßungen an. Innerlich zittert sie vor Aufregung und Sehnsucht. Die wahre Göttin ist erschienen; ihr Dienst hat ein Ende! "Nein!", scheltet sie sich innerlich selbst. "Zeige Würde und Anstand, wie es deiner Position entspricht." Dann verneigt sie sich leicht vor den Gefährten und antwortet:

"Wilkommen, Ihr Kinder der Prophezeiung. Großes hat sich heute ereignet. Seit ewigen Zeiten habe ich hier keine Gäste mehr begrüßen dürfen. Setzt Euch, speist und trinkt und genießt die Sicherheit dieses Ortes. Dieser Wandteppich zeigt einen Grundriss des Tempels mit allen zugänglichen Räumen und Hallen. Im Westflügel dort sind Lager für euch bereitet. Ihr werdet erkennen, wem welches zugedacht ist."

Dann geht sie mit schwebenden Schritten zum Eingang, wo ein rötliches Schimmern immer noch die Gegenwart von AneAshin überstrahlt. Sie wirft sich vor ihr zu Boden und flüstert:

"Du bist zurückgekehrt, Edelste unter den Edlen. Siehe, ich habe dein Andenken bewahrt. Diese Helden haben den Tempel geöffnet und werden dir treu dienen, nun, da du zurück unter uns bist. Die Prophezeiung hat sich erfüllt."
"Eigenartig erfüllt", denkt sie. " Ich hatte immer gedacht, der zweite Teil, egal ... Zweifel stehen mir nicht zu."

Mit einem lauten Seufzer sinkt sie zusammen. Eine weiße Katze verlässt den Tempel. An der Pforte durchsetzen plötzlich graue Haare ihr Fell, die Bewegungen werden schwerfällig, die ehemals hellwachen Augen trüben sich.
Nach wenigen Sekunden ist sie in der Dunkelheit verschwunden. Nur ein Häufchen feine Asche bleibt zurück.

Ein helles, geradezu schmerzhaftes Maunzen durchzieht den Tempel, als alle übrigen Katzen ihrer dahinscheidenden Gefährtin einen Abschiedsgruß hinterher rufen. Dann herrscht einen Moment tiefe Stille.

Es ist zu spät, den Irrtum zu beheben.