Zeitlupenhaft hebt der bärtige, ganz in geschmeidiges Leder gekleidete Mann den Bogen. Ein grauer Streifen am Horizont kündigt den beginnenden Morgen an, doch hier im tiefen Dickicht des Waldes herrscht noch undurchdringliche Finsternis. Doch dank seiner angeborenen Dunkelsichtfähigkeiten war es dem Mann ein leichtes, den nicht weit entfernt stehenden prächtigen Hirsch anhand des warmen Rottones auszumachen. Endlich hatte er das Tier erneut stellen können. Eigenartige Lichtreflexe und ein mehr spür- denn hörbares Grollen hatten das Tier das letzte Mal aufgeschreckt, kurz bevor er in eine günstige Schussposition gekommen war. Verständnislos hatte der Bergbewohner kurz die entfernten Lichtreflexe beobachtet und war dann der Spur des Hirsches gefolgt.

Der gut geölte Jagdbogen gibt kein Geräusch von sich, als er behutsam gespannt wird. Sorgfältig zielt der Jäger, sich die Zeit für einen sicheren Schuss nehmend. Der Pfeil mit der schlanken Spitze wird treffen, und das Tier wird auf der Stelle tot sein. Ein wirklich prächtiges Exemplar, und neben dem wertvollen Fleisch großer Ruhm für den Jäger. Vor allem jedoch das Wohlwollen und die Anerkennung der jungen Frauen.

Doch plötzlich zuckt das Tier zusammen, und noch bevor der Pfeil von der Sehne geschnellt ist setzt das Tier in großen Sprüngen durch das Unterholz davon.
In der rauen Welt der Brecher hat man keine großen Überlebenschancen, wenn man seiner Umgebung nicht unentwegt Aufmerksamkeit schenkt und über schnelle Reflexe verfügt. Selbst hier im Langen Tal gibt es keine Sicherheit vor den mannigfaltigen Gefahren, die die Bergwelt bereithält. Etwas hat das Tier aufgescheucht, und es ist nicht der Bergbewohner gewesen. Obwohl er keine unmjittelbare Bedrohung verspürt, weicht der Mann daher mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze zur Seite aus. Er hört ein leises Rascheln im Dickicht, Äste knacken. Ein weiterer Jäger, ein Raubtier auf der Suche nach Beute? Um diese Zeit, am frühen Morgen? Gehetzt schaut sich der Bergbewohner um, doch seine Infravision kann kein anderes Lebewesen in der Umgebung ausmachen. Wieder das Knacken eines trockenen Astes, ganz nahe diesmal! Doch nirgends ist das charakteristische rote Glimmen zu sehen, mit dem sich die Lebenswärme eines Tieres oder eines anderen Humanoiden präsentieren würde. Es ist noch immer zu dunkel, um mit dem normalen Augenlicht mehr als schwache Schemen zu unterscheiden. Ragt nicht eine Gestalt unmittelbar vor ihm auf? Der Mann gerät in Panik, will ausweichen und fliehen. Doch noch während er sich zur Seite wendet durchfährt ihn ein brennender Schmerz, peinigt seinen Körper und lässt rote Farbringe vor seinen Augen explodieren. Dann senkt sich undurchdringliche Dunkelheit vor seine Augen, und mitten in der Dunkelheit hört auch diese auf zu existieren...