Neugierig, aber vorsichtig, geht Alrik weiter den Gang entlang. Die Funktion des Ganges ist ihm immer noch nicht klar. Keine Ablagerungen sind auf dem Boden zu sehen - noch nicht mal übermässig viel Staub. Nur ein leichter, gleichmässiger Luftzug in den Gang hinein ist zu spüren.

Nach etwa dreissig Schritten bleibt er stehen, weil der Gang sich teilt. Im Licht seiner beiden Gefährten kann er erkennen, dass sich der Gang in beide Richtungen krümmt - der rechte Gang links herum, und der Linke rechts herum. Dadurch reicht das Licht von Glance und Bodasen nicht sehr weit.

"Was nun?" fragt Alrik, "links oder rechts?"

Glance, der ebenfalls in die beiden Gänge blickt, zuckt mit den Achseln. "Scheint egal zu sein, aber auf jeden Fall sollten wir zusammenbleiben!"

Alrik sieht sich unschlüssig um - auch sein Instinkt gibt ihm keinerlei Eingebung. Gedankenverloren sagt er, "Ist euch eigentlich aufgefallen, dass es hier anscheinend gar keine Ratten gibt? Ansonsten gibt es kaum einen Keller in der Welt in dem es nicht zumindest Spuren von Ratten gibt - aber hier ist nichts davon".

"In einem Tempel voller Katzenwesen?" antwortet Glance, "Also so überraschend ist das auch nicht!" Plötzlich wird im bewußt, dass die Luftströmung nach oben zieht. Er richtet seinen Blick an die Decke - er muss sein Licht etwas senken, damit es ihn nicht mehr blendet - und sieht an der Decke beider Gänge in regelmässigen Abständen kleine Löcher. Sie sind viel zu klein um einen Durchschlupf zu bieten, aber die Luft strömt eindeutig dort hinauf - also ist dahinter bestimmt ein Hohlraum. Aber zu erkennen ist nichts, also ist darin zumindest keine Lichtquelle. Er macht die Anderen darauf aufmerksam.

"Ich glaube ich weiß wo wir sind!" ruft Alrik plötzlich. "Das ist ein Lüftungskanal - die Luft wird von hinten angesaugt, und strömt nach oben - dort würden wir bestimmt eine Art Kamin finden, aus dem die verbrauchte Luft wieder entweicht".

Glance überlegt. In der Tat, jetzt, wo Alrik darauf hinweist, fällt ihm auch auf, dass die Luft in dem Gang ziemlich frisch ist und gar nicht muffig und abgestanden riecht, wie man es sonst erwarten könnte in einem unterirdischen Gang. "Ihr könntet Recht haben", stimmt er zu. "Dann schauen wir mal, ob es hier einen Ausgang gibt. Alrik, Ihr geht am besten voraus und achtet auf den Weg, ich konzentriere mich auf die Decke, und Ihr Bodasen, habt ein Augenmerk auf die Wände".

Alrik nickt, und wendet sich dem linken Gang zu.



In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)