Stirnrunzelnd und seine Überraschung verbergend, betrachtet der Reisende den heiligen Mann. War dieser tatsächlich in der Lage zu erkennen, wer vor ihm stand ? Oder sprach er bloß seine Vermutungen aus ? Vielleicht hielt er ihn fälschlicherweise aber auch für.... Im Grunde war es für den Moment egal. Wichtig war jetzt nur, das der Mann und seine Begleiter ihm Glauben schenkten. So fixiert sein Blick ruhig und ernst die Augen des Priesters:
"Ihr glaubt zu wissen wer ich bin, Priester Undars. Dann werdet Ihr auch wissen, das ich die Wahrheit spreche: Keiner von jenen, die sich in diesem Tempel befinden, ist hier gewaltsam eingedrungen. Sie wurden eingelassen. Eingelassen von Jener, der dieser Tempel nach seiner Reinigung einst geweiht wurde. Mir ist die Bedeutung des Siegels in diesem Tempel durchaus bekannt. Doch sind wir nicht hier um den dunklen Mächten die Tore zu öffnen, sondern um die wankenden Pforten zu stärken - auf das sie nicht fallen."
Nacheinander mustert der Reisende dann die Eskorte des heiligen Mannes:
"Mir ist auch bekannt, welcher Streit zwischen euch und dem Magier Bodasen besteht. Zweifellos ist er der 'Dämonenbeschwörer', von dem ihr sprecht. Ich kann keinesfalls gutheissen, was er in eurer Heimat seinen eigenen Worten nach getan hat. Eurem Gesetz nach ist er schuldig der Dämonenbeschwörung und des Mordes. Darüber mag ein Urteil gefällt werden - jedoch nicht hier und nicht heute. Denn ich bin mir sicher: SIE hätte ihn nicht eingelassen, wenn er nicht hier sein sollte. Es ist unerheblich, ob mich diese Entscheidung verwundert - ich akzeptiere sie. In diesem Moment ist Bodasen in Begleitung zweier meiner Gefährten. Sollte er uns tatsächlich getäuscht haben und versuchen den dunklen Mächten zu dienen, so vertraue ich darauf das sie ihm Einhalt gebieten werden."
Schliesslich verschränkt er seine Arme in umissverständlicher Geste vor der Brust und wendet sich wieder direkt an den Priester:
"Ihr wisst, was Euch und eure Männer bei Einbruch der Dunkelheit vor diesen Toren erwartet. Ich will Euch Einlaß gewähren, weil ich Euch dieses grausige Ende ersparen möchte. Und weil ich darauf vertraue, das Ihr uns im Kampf gegen die dunklen Mächte unterstützen werdet - nun, da Euch das Schicksal hierher geführt hat. Solltet Ihr uns hingegen durch kleinliche Händel in Gefahr bringen wollen, so werde ich diese Tore wieder schliessen, bevor Ihr auch nur einen Fuß in diesen Tempel gesetzt habt."
Der Reisende war sich keinesfalls sicher, ob ihm das tatsächlich gelingen würde. Er spürte nun sehr deutlich die machtvolle Präsenz, die von dem Priester ausging. Dieser Mann hatte es erfolgreich mit den Schatten der vergangenen Nacht aufgenommen und genoß offenbar die direkte Protektion seines 'Gottes'. Er mochte ein harter, wenn nicht gar ebenbürtiger Gegner sein.
"Sollte Euer Verdacht über Bodasen sich bestätigen, so wird er kaum lange genug leben um seinen Verrat zu bereuen - darauf habt Ihr mein Wort. Doch gebt mir in Undars Namen Euer Wort darauf, das Ihr Eure Fehde mit dem Magier in diesen Mauern zurückstellen werdet - zumindest solange der Bann des Siegels nicht erfolgreich erneuert wurde und Bodasen keine Anstalten macht uns zu schaden. Danach werden wir gemeinsam entscheiden, was mit ihm zu geschehen hat."