Rashida ist fassungslos. Langsam klappt sie ihren Mund wieder zu.

"Erst einmal die Lage prüfen, prüfe die Lage!" ermahnt sie sich innerlich zur Ruhe.

Nein, das Skelett scheint sie nicht anzugreifen. Die Kriegerin hüpft einmal auf und ab, die flammenden Augen folgen jeder ihrer Bewegungen, der untote Krieger bewegt sich aber nicht.

Ausgiebig betrachtet die Streiterin die Umgebung. "Ich bin von hellem Licht umgeben! Boden oder Decke sind nicht zu sehen. Bin ich wirklich hier? Oder ist das nur wieder so ein Traum wie vor einigen Tagen?"

Nach einer kurzen Überlegung beschliesst sie, dass sie wohl irgendeine Falle ausgelöst hat, die ihr nun die Sinne vernebelt und irgendwelche Illusionen vorgaukelt.

Gedankenverloren setzt sie sich hin. Obwohl der Boden nicht zu sehen ist, scheint er immer da zu sein, wo er erwartet wird.

"Gut, widmen wir uns den übrigen offenen Fragen. Was hat das alles zu bedeuten? Ist es ein Ausblick auf die unveränderliche Zukunft oder ein Hinweis auf mein mögliches Schicksal? Über was genau reden die anderen? Wenn ich im Kampf gefallen oder als Bewacher oder verletzt zurückgelassen worden wäre, dann hätte zumindest der Priester mich in seiner Predigt erwähnt."

Bei diesen Worten zuckt ihr ein Bild des realen Priesters durch den Kopf. Sie schiebt es schnell beiseite.

"Später. Doch es ist, als ob es mich nie gegeben hätte! Wurde ich verstossen? Wenn ja, warum?"

Soviel sie auch grübelt, diese Fragen kann sie nicht beantworten.
Verzweifelt presst sie ihre Hände an die Schläfen. Energisch schüttelt die heilige Kriegerin ihren Kopf, die Gedanken wie lästige Fliegen verscheuchend.

"Ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass meine Gefährten mich ausschliessen!" Sie zögert kurz.
"Tja... bis auf den Reisenden." Innerlich hält sie die Luft an.
"Hat Er vielleicht den anderen zugeredet? Streute Er Zweifel mir gegenüber aus?"

Sie fasst sich wieder an ihren Kopf.

"Nein! Geht weg! Ich schenke euch kein Gehör! Ich werde es nicht erlauben, dass ihr mich schlecht über die anderen denken lasst!"

Die Gefühle fechten einen erbitterten Kampf aus.

"Wir sind eine Gruppe. Wir haben ein Ziel, im Moment zumindest. Die anderen können, ja dürfen mich nicht ausschliessen, weil... weil..."

Ihre Stimme erstirbt, als sie überlegt, warum sie für die Gruppe wichtig ist.

"Hmm, Stone ist der beste Kämpfer von uns. Big Claw ist eine Heilerin, Glance ein zauberkundiger Späher, Bodasen und Lu verfügen über mächtige Magie. Selbst Alrik ist wichtig, da er immer einen Weg zu finden vermag! Und... was ist mit mir?"

Lange grübelt sie darüber nach. "Das einzig Besondere, das ich habe, ist mein Glaube. Mein Glaube an einen... Etheran."


Quem dei diligunt, adulescens moritur. Titus M. Plautus