Lu weiß nicht, wie lange er inzwischen in dem Netz aus Kraftfäden kauert. Zeit scheint an diesem Ort keine Rolle zu spielen, und eine einzige Sekunde könnte hier ein ganzes Jahr dauern oder ein Jahr nur eine Sekunde.

Die Verzweiflung weicht Resignation, und dann - ändert sich die Wahrnehmung.

Lu ist nicht mehr allein. Neben ihm sitzt ein weiterer Drachen, ein gewaltiges Wesen mit silbern glänzenden Schuppen. Er ist viel größer als die Drachen, die Lu von zu Hause kennt, und er ist viel majestätischer und ehrfurchtsgebietender als alles, was sich Lu überhaupt vorstellen kann!
Lu weiß sofort, dass dies einer der alten Drachen sein muss, die vor Äonen diese Welt bevölkerten. Solche Drachen gibt es jetzt überhaupt nicht mehr.
Der Drachen neben ihm strahlt eine Erhabenheit aus, neben der sich Lu klein und unbedeutend vorkommt, doch zugleich spürt er auch die Milde und die Sanftmut der mächtigen Kreatur, die die langen, messerscharfen Klauen und die martialischen Reißzähne Lügen strafen. Von dieser Kreatur wird keine Gefahr ausgehen, sondern nur Gerechtigkeit, und alle Verzweiflung wird aus Lu schlagartig hinfortgespült, und ein Gefühl der Geborgenheit, des Vertrauens und des unbeschreiblichen Glücks steigt in dem kleinen Jungdrachen auf.

Der Große Drache wendet langsam seinen mächtigen Kopf und schaut aus handtellergroßen, freundlichen Augen auf LuSer hinab.