Als Bodasen wieder zu sich kommt, findet er sich in dem Raum wieder, in dessen Mitte die Statuen stehen. Vor ihm steht Glance und schaut ihn mit einem etwas verwirrten Gesichtsausdruck an, von Alrik ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Irgendwie sieht der Halbelf ver�ndert aus � diese blitzf�rmige Narbe an der Schl�fe, und dieses stoppelige Gesicht � Bodasen kann sich nicht daran erinnern, dass ihm die Verletzung und der Bartwuchs zuvor schon aufgefallen w�ren.
Verwirrt blickt sich Bodasen um � ja, er ist im Tempel, dieser Raum ist das letzte, an das er sich erinnern kann, bevor er in diese trostlose Ein�de entrissen wurde. Schlagartig wird er sich wieder der letzten Ereignisse bewusst. Seine Magie!
Der Beschw�rer lauscht in sich hinein, forscht nach der ihm innewohnenden Kraft.

Alles ist so, wie es war, oder wie es sein sollte, und doch... Unwillk�rlich schnappt Bodasen nach Luft, als er das Gef�hl hat, sein Selbst zu verlieren. Eine dunkle Kraft steigt in ihm auf, dr�ngt sein Selbst beiseite, und er hat den Eindruck, sich selbst machtlos, klein und dem�tig in eine dunkle Ecke seines K�rpers kauern zu m�ssen und winselnd zu der unbeschreiblichen furchteinfl��enden Macht, die gigantengleich als finsterer Schatten vor ihm aufragt aufzusehen.

Was war das f�r ein hinterh�ltiger Trick?! faucht die Stimme, die Bodasen in der trostlosen Ein�de nicht vernommen hatte, voller Wut.
Tue das nie wieder, sonst...
Die Stimme sagt nicht, was im Falle einer Wiederholung geschehen w�rde, doch die Drohung, die in ihren Worten enthalten ist, hat beinahe etwas K�rperliches und es gibt keinen Zweifel, dass die Strafe entsetzlich sein und nichts als Grauen und unvorstellbaren Schmerz enthalten wird.

Ein Schauder l�uft Bodasen �ber den K�rper, und kalter Angstschwei� tritt ihm auf die Stirn. Doch zugleich erinnert er sich an das Gef�hl der Lebendigkeit, an das Gef�hl seiner eigenen Existenz, dass ihn in der trostlosen Ein�de mit solcher Macht befallen und erw�rmt hatte.

Die Stimme in seinem Inneren musste gemerkt haben, dass sie mit ihrer Wut �ber das Ziel hinausgeschossen war, denn ihre n�chsten Worte sind einschmeichelnd und voller Sanftmut:

Wie soll ich dir helfen, wenn du mich allein l�sst! sagt sie, um Verst�ndnis heischend. Ich will dich doch nur besch�tzten! Doch dazu musst du mir vertrauen, v�llig und bedingungslos!
Unter dem Eindruck der schmeichelnden Worte f�hlt Bodasen, wie er f�rmlich dahinschmilzt, wie er sich der Stimme unterordnen will und das Bed�rfnis hat, sich vor ihr untert�nig in den Staub zu werfen. Ein kurzes, verzweifeltes Aufbegehren in seinem Inneren wischt er bedenkenlos beiseite.
"Ja!" haucht er voller Ergebenheit und nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, "Ja! Ich will!"

Ich bin so gl�cklich, das zu h�ren, denn mir liegt wirklich viel an deinem Wohl! entgegnet die Stimme in s�uselndem Tonfall, und Bodasen ist bereit, ihr jedes Wort bedenkenlos abzukaufen. F�r diese Stimme w�rde er durch das Feuer gehen!
W�hrend du dich sonstwo vergn�gt hast, habe ich auch etwas Wichtiges in Erfahrung bringen k�nnen! Der Priester hat den, den ihr den Reisenden nennt, auf seine Seite bringen k�nnen. Gemeinsam sind sie unterwegs, um dich zu finden! Sie wollen dir die Haut bei lebendigem Leibe abziehen, aus Neid auf deine Macht! Und der Halbelf... Die Stimme spricht das letzte Wort mit Widerwillen und voller Abscheu aus, ...ist auf ihrer Seite! Er hat sich schon deines Stabes bem�chtigt, und er lacht �ber dich! Jetzt hat er es auch noch auf deine Magie abgesehen! Er will sie dir stehlen, er will dir nun nach dem Stab auch noch das letzte nehmen, was du besitzt!

Der Schreck f�hrt dem Magier in alle Glieder. Der Halbelf, nat�rlich! ER war es gewesen, der ihm den Stab mit Gewalt entwendet und diese l�cherliche Hellebarde daraus gemacht hatte! Und er mochte es auch gewesen sein, der ihn mit seiner Hexenmagie in diese trostlose Ein�de entf�hrt hatte! Mit einem gemeinen Trick hatte er versucht, seine Magie zu erhalten!
Bodasen blickt in das stoppelige, durch die Narbe verunstaltete Gesicht des Halbelfen, und pl�tzlich glaubt er den Anflug eines herablassenden, h�mischen L�chelns zu erkennen. Wie konnte er nur so vertrauenseelig gewesen sein! Hass steigt in ihm auf, hei� und machtvoll, und er f�hlt dunkle Magie stark in sich pulsieren. Sie bricht sich Bahn, fegt die letzten Skrupel zur Seite und mit einem m�rderischen Schrei bricht die schwarze Magie aus ihm heraus.
Schwarzes Licht str�mt zwischen seinen Fingern hervor, h�llt den Halbelfen ein, presst sich um dieses h�misch lachende Gesicht, das ihm seinen Stab gestohlen hatte und nun auch nach seiner Magie trachtete! Trunken vor Wut und Macht br�llt Bodasen uralte Silben, Worte schw�rzester Finsternis, um den Halbelfen f�r seine Hinterh�ltigkeit und B�sartigkeit zu strafen, um ihm f�r immer das heimt�ckische Lachen zu verleiden, und Bodasen merkt nicht, dass es nicht seine Stimme ist, die die ungewohnten magischen Worte herausschleudern. Er f�hlt nur den lodernden Zorn in sich, den Zorn auf alles, was elfisch und gut ist, sein Gesicht verzerrt sich zu einer d�monenhaften Fratze, und voller Genugtuung sieht er, wie sich Glance in Kr�mpfen windet, wie der Halbelf, von unvorstellbaren Schmerzen �bermannt, zu Boden sinkt und wie die Hellebarde den grotesk zuckenden Fingern entgleitet...

Ein Lachen bricht aus Bodasen hervor, und seine donnernde Stimme dr�hnt durch den Saal, und doch ist es nicht seine Stimme, sondern die aus seinem Inneren, mit der er den sich vor ihm zusammenkr�mmenden und auf dem Boden windenden, mit weitaufgerissenen, glasigen Augen starrenden und Schaum und Blut vor dem Mund habenden Glance anschreit:
"Ihr seid zu sp�t gekommen, elendes Gew�rm! Diesmal werden wir euch zertreten wie die Schaben, und diesmal wird keine Macht der Welt unserer St�rke Einhalt gebieten k�nnen!"

Und es ist Bodasen, doch zugleich ist er es nicht, der sich nach der Hellebarde b�ckt und das Artefakt an sich nimmt, sich umwendet und mit selbstsicherem Schritt zur�ck in den Gang schreitet und den nach Luft japsenden, handlungsunf�higen Halbelfen am Fu�e der stummen Statuen zur�ckl�sst...