Als Rashida wieder zu sich kommt, steht sie noch immer vor dem Brunnen, der den Raum mit seinem sanften Leuchten erfüllt. Sie blickt an sich herunter, fast erwartend, ihren Körper in das leichte Gewand gekleidet zu finden. Doch sie trägt ihre Rüstung, und ihre Schuhe stecken in den bequemen Stiefeln, an denen die Strapazen der letzten Tage nicht spurlos vorbeigegangen waren. In ihrer Nähe sieht sie Bigclaw, die erstaunt den Mund halb geöffnet hat und sie aus großen, verwirrten Augen anschaut. Die Elfin scheint in eine seltsame Aura getaucht, doch das mag nur eine Täuschung sein, hervorgerufen durch die unnatürliche Beleuchtung durch den Brunnen.

Alles ist so, wie es war, oder wie es sein sollte, und doch... tief in ihrem Inneren kann sie ein Nachleuchten des wundervollen Lichtes Undars spüren, und gleich einem Segen des Mondgottes erfüllt es sie mit Vertrauen und Zuversicht. Sie spürt, dass dieses Licht wie eine Kerze für immer in ihrer Seele leuchten wird, egal, wie finster die Orte sein mögen, die noch auf ihrem Weg auf sie warten. Es mag nur ein kleiner Funke sein, doch ein einziger Funke reicht manchmal aus, um ein großes Licht zu entfachen und die Finsternis zu vertreiben...

Unwillkürlich muss Rashida lächeln. Womöglich wollte Undar sie gar nicht strafen, als er ihr das Ritualrecht entzog. Vielleicht wollte er sie nur auf den richtigen Weg bringen, ihr zeigen, dass es nicht auf Rituale ankam, sondern einzig und allein auf Taten. Dass sie ihm nicht diente, indem sie ihm huldigte, sondern indem sie sein Licht hinein in die Dunkelheit trug! Und das wiederum würde bedeuten, dass viele seiner Priester mit ihrem Dienst an Undar einen falschen Ansatz verfolgten und nicht dem Mondgott, sondern nur ihrem Dogma dienten. Wie würde wohl jener Priester auf solche ketzerischen Gedanken reagieren?

Unsanft wird die heilige Streiterin durch ein monströses Brüllen aus ihrer Meditation gerissen, das aus der Ferne an ihr Ohr dringt und die heilige Ruhe des Tempels mit seinen Missklängen entweiht.