Alrik spürt, wie die Blicke auf ihm ruhen.
"Ich ... ich habe einfach nur Glück gehabt" beginnt er zögerlich.
"Ich hatte keine Botschaft wie ihr ... nun, meine Botschaft war eher ... materieller Art.
Ich folgte einem Gang ... der sich hinter mir öffnete. Ich fühlte mich bedroht ... die Statuen wirkten auf einmal so ... lebendig ... und bedrohlich.
Ich fand mich in einem Gang wieder, der eigentlich nicht betreten werden sollte. Jedenfalls war das mein Eindruck, als auf Einmal diese mächtige Steinplatte herunterkam, um mich zu zerquetschen.
Aber ich hatte Glück im Unglück : Sie wurde vom Zahn der Zeit aufgehalten, der sich als ein ... ein ... eine Art Keil im Stein manifestiert hatte. Ich hatte also Glück. Es hat mir das Leben gerettet.
Ich suchte einen Ausgang, und fand ihn auch : Ein kreisrunder Raum ... Ach ja, und kurz vorher wäre ich noch beinahe von einer Speerfalle durchbort worden. Eine tückische Falle ! Man sieht nichts, und - schwuppdiwupp ! - ist man durchbort ! Das überlebt man nur mit einem wirklich *kräftigen* Heilzauber - oder göttlicher Hilfe. Oder, indem man klein ist wie ein Gnom. Oder durchlässig wie ein Geist.
Aber lassen wir das.
Ich war also in diesem komischen kreisrunden Raum. Er sah wunderhübsch aus, wie geschaffen für eine Schatzkammer - aber leider - nichts ! Nicht das kleinste Staubkorn ! Der Raum sah so sauber aus, wie von einem großen Tier abgeleckt !
Mit Ausnahme der Münze natürlich, die exackt in der Mitte des Raumes lag. Soweit ich das beurteilen kann.
Eine wahr Glücksmünze ! Ihr hättet sie sehen sollen ! Ein Traum ! Sie schillerte in allen Farben - abgesehen davon, daß sie aus Gold war - und es war klar, daß das DIE Münze schlechthin war ! Glück bis ans Lebensende !
Mein Problem war nur, daß, als ich sie aufhob, der Gang, aus dem ich gekommen war, von einer anderen Steinplatte verschlossen wurde. Ich war also gefangen.
Ich hatte alles Glück der Welt - aber nix zu Essen. Nichts zu Trinken. Keinen Ausgang. Nichts. Nichts außer Steine. Absolut nichts !
Ich wäre also vermutlich verhungert oder verdurstet - oder ihr würdet jetzt noch nach mir suchen.
Ich fand ... aber Ritzen. Feine Ritzen. Einen Ausgang. Durch den ich natürlich nicht durch konnte, denn er war verschlossen.
Und da war ein Spalt ... gerade groß genug für ... für ... eine Münze."
Bei diesem Wort schüttelt sich Alrik innerlich. Zu groß war die Ironie des Schicksals gewesen.
"Ich probierte es natürlich mit einer gewöhnlichen Münze, die ich noch dabei hatte. Der Effekt war gleich Null. Schade.
Ich hatte die Wahl, zwischen Stein bis an mein Lebensende, und dem Verlust meiner Glücksmünze ... mir war klar, intuitiv, daß ich nur mit dieser einen Münze raus könnte ... es war allzu offensichtich ... wenn schon eine normale Münze damit nicht funktionierte ..."
Alrik macht eine Pause und nimmt einen Schluck von seiner Flasche. Sein Gesicht verzieht sich leicht. Dann schüttelt er den Kopf.
"Diesen Kmpf mußte ich mit mir alleine austragen. Glück oder Stein. Das könnt ihr nicht nachvollziehen.
Letztendlich wird es noch viele Gelegenheiten geben, dachte ich mir, Glück zu haben, wenn ich weiterlebe, aber wenn ich da drin sterbe, dann war's das.
Ich stecke also meine Glücksmünze in diesen Spalt ... langsam ... lasse sie vorsichtig rollen ... und das war's dann. Irgendwo höre ich, wie es GONG macht, und sich die Steinplatte zur Seite schiebt ... und einen Gang freigibt, den Gang in die Freiheit. Ich hatte zwar noch gehofft, irgendwie diese Glücksmünze wiederzukriegen, aber *seufz* was solls.
Am Ende des Gangs waren Stufen, und eine Art Luke. Zum Glück war das Handrad nicht völlig eingerostet ... ich konnte also hinaus.
Das war's. Da habe ich ja nochmal Glück gehabt." beendet Alrik seine Erzählung, ohne zu realisieren, was er da gerade gesagt hat.
Über seinen inneren Kampf, und seinen Schreck, daß die Ausgangssteinplatte vielleicht festhängen könnte, sagt er nichts.
Dann nimmt er wieder einen tiefen Schluck aus seiner Flasche, die er in dem Brunnen gefüllt hatte.
Um von sich abzulenken, spricht er Glance an. "Aber, Glance, ihr habt auf einmal so viele Haare im Gesicht, so kenne ich euch gar nicht !" spricht er ihn an, während er sich mit der Hand durchseinen in den letzten Tagen gewachsenen Bart fährt.