Ungläubig starrt der Priester auf die Stelle, wo soeben noch der Dämon gestanden hatte. Eine so mächtige Kreatur - und er war einfach geflohen?
Die Erschütterungen im Tempel reißen ihn fast von den Beinen, er taumelt und ist für Augenblicke abgelenkt. Als er wieder festeren Stand hat, spürt auch er die Veränderungen, die vor sich gegangen sind.
Deshalb also die Flucht! Die Abenteurer hatten es also tatsächlich geschafft! Mit dem erneuten Verschliessen des Siegels wurde der Dämon seiner Kraft beraubt, und die Schatten vor dem Tempel würden wieder an Kraft verlieren. Sie hatten gewonnen...
Eine Welle aus mentaler Macht rollt durch das uralte Gemäuer, lautlos und doch ohrenbetäubend. Der heilige Mann schnappt unwillkürlich nach Luft, und unter dem Ansturm der Energie taumelt er erneut. Was war das? Ein letzter Schlag des Dämons? - Nein, er konnte keine bösartige Aura erkennen. Dies musste etwas anderes sein...
Der Priester, noch immer um Luft ringend, bemerkt nicht das einsetzende Knirschen in den Mauern. Erst als ihn einer seiner Ritter unsanft am Arm ergreift und herumreißt, hört er das Getöse, das sich um ihn herum aufgetan hat.
"Der Tempel stürzt ein!" brüllt der Ritter, das Gesicht dicht am Ohr des Priesters, um den Lärm zu übertönen. "Wir müssen schleunigst hier raus!"
Tatsächlich rieselt Staub von der Decke, und aus einem der Gänge sind die Geräusche berstender Wände und niederstürzender, tonnenschwerer Steinblöcke zu vernehmen. Bestürzt betrachtet der Priester einen schmalen Riss zwischen seinen Füßen, der schnell in die Länge wächst. Was geschah hier? Das sollte nicht passieren! Das hier war falsch...
Angesichts der Regungslosigkeit und der offensichtlichen Verwirrung seines Anführers zögert der Ritter nicht lange und zieht den sich nicht widersetzenden Mann in dem einsetzenden Chaos mit sich in Richtung der abwärts führenden Treppe, wo bereits die anderen Ritter hinunterstürmen. Schon nach wenigen Augenblicken scheint der Priester wieder Herr seiner Sinne zu sein und läuft aus eigenem Willen.
Der Ritter prallt bei der Flucht gegen den Fremden, dessen Blick unstet und suchend in dem langsam zusammenbrechenden Raum umherwandert.
"Zögert nicht lange!" schreit er dem mysteriösen Hünen zu und weicht einem faustgroßen Gesteinsbrocken aus, der von der Decke herabsaust, nur um kurz darauf in einen aufstiebenden Schauer winziger Mauersplitter getaucht zu werden. "Flieht! Die Treppe hinunter!"