Entgeistert starrt der Priester auf die Narbe. Daneben nehmen sich die Wunden, die die Metalldornen im R�cken des Fremden hinterlassen haben, winzig und unbedeutend aus.

"Wie... wie konntet Ihr eine solche Verletzung �berleben?" stammelt der heilige Mann.

Als dem Priester sein eigenes unverbl�mtes Starren bewusst wird, sch�ttelt er den Kopf, um den Gedanken an die Verletzung, die einer solchen Narbe vorausgegangen sein muss, zu vertreiben. Die Narbe war alt und jetzt ohne Bedeutung. Der Mann tritt n�her an den Fremden heran. Er schliesst die Augen und sammelt seine Kr�fte. Seine heilende Macht ist gro� - gro� genug, um selbst Tote, deren K�rper noch warm war und die nicht durch Magie oder magische Waffen gefallen waren, zur�ck ins Diesseits zu holen. Und anders als bei der missgl�ckten magischen Identifkation der Metalldornen, die f�r ihn ungewohnt war, war ihm diese Anwendung seiner Macht vertraut. Doch der Fremde vor ihm war etwas Besonderes. W�rde seine Magie bei ihm �berhaupt wirken? Er hatte noch nie davon geh�rt, dass ein Mensch seinesgleichen geheilt hatte.

Der Priester hebt die H�nde �ber die kleinen Wunden und gibt den Strom seiner Macht frei. W�rme geht von seinen H�nden aus, und ein kaum wahrnehmbarer Schimmer. Die k�rperliche Essenz des Fremden ist ungewohnt, und inmitten des Musters erkennt er kleine dunkle Flecken, die sie verunreinigen, genau dort, wo die durch die Metalldornen verursachten Wunden liegen. Der Priester erkennt sofort, dass diese Flecken nicht physischer Natur sind. Es sind Reste dunkler Magie, die sich in dem Fremden eingenistet haben und vermutlich unkontrolliert gewuchert w�ren, wenn sie jener nicht durch seine eigene Magie isoliert und zur�ckgedr�ngt h�tte. Doch solange diese gef�hrlichen Keime in der Lebensenergie des H�nen festsa�en, w�rde er nicht zu seiner alten St�rke zur�ckfinden.

Zum Erstaunen des Priesters gelingt ihm mit Leichtigkeit, wozu der Fremde trotz seiner m�chtigen Magie offenbar nicht in der Lage war. Behutsam entfernt er einen Keim nach dem anderen. Er sp�rt die unheilige Macht der Keime, als er sie endg�ltig vernichtet. Kein Wunder, dass der Fremde sie nicht beseitigen konnte - die dunkle Magie ist zwar der Magie des Priesters entgegengesetzt, doch ist ihre Beschaffenheit im Grunde die selbe. IHM ist sie vertraut, wenn auch verhasst, doch mit den F�higkeiten des Fremden mochte sich ganz sicher keinerlei Gemeinsamkeit haben.

Erleichtert, dass die Heilung sich als unproblematisch erwiesen hat, will der Priester nach der Entfernung des letzten Keims abschliessend noch daf�r sorgen, dass sich die kleinen Wunden schliessen. Doch in diesem Augenblick wird alles anders. Als seine Energien das verletzte Gewebe zusammenf�gen, rast Schmerz hinauf durch seine heilenden H�nde. Der Priester hat von Heilern geh�rt, die Wunden schliessen, indem sie den Schmerz des Verletzten in sich aufnehmen. Die Macht dieser Heiler war praktisch nur durch deren eigene Schmerzempfindlichkeit begrenzt, denn je gef�hrlicher oder gr��er die Wunde war, desto gr��er wurde auch der �bertragene Schmerz. Schon des �fteren hatten solche Heiler mehr Schmerzen in sich aufgenommen, als sie h�tten ertragen k�nnen, und hatten anschliessend das Bewusstsein, in schlimmen F�llen sogar den Verstand verloren. Doch er selbst heilte auf andere Art - er nahm nichts auf, sondern �bertrug. Was geschah hier?

Der pulsierende Schmerz, der nun durch seinen K�rper jagt, ist ihm neu, und es f�llt ihm zunehmend schwerer, seine heilende Energie auf die eigentlich unbedeutenden Wunden zu �bertragen, obwohl diese sich langsam schliessen. Als er versucht, den Zauber zu l�sen, stellt er entsetzt fest, dass er dazu nicht in der Laqe ist. Und der Schmerz nimmt immer weiter zu... Fl�ssiges Metall scheint durch seine Adern zu fliessen, und jede Nervenfaser wird von einem silbernen Gluthauch gepeinigt. Er merkt nicht, dass er sich schon l�ngst in Qualen windet und den unvorstellbaren Schmerz lautstark hinausbr�llt. Er merkt auch nicht, dass der �berraschte Fremde verzweifelt versucht, ihn abzusch�tteln und so den Kontakt zu unterbrechen. Das Bewusstsein schwindet ihm, es wird dunkel um ihn herum, doch trotzdem l�sst der Schmerz nicht nach, ja nimmt sogar weiter zu.

Dann pl�tzlich ist es vorbei. Langsam kommt der Priester wieder zu sich. Der Schmerz ist vergangen, und nichts als eine Erinnerung an ihn ist zur�ckgeblieben.

Er liegt auf dem Boden des Gew�lbes, umringt von seinen Rittern, denen es schliesslich unter Aufbietung ihrer gemeinsamen Kr�fte gelungen war, ihn von dem Fremden wegzurei�en. Der Fremde, noch immer mit entbl��tem Oberk�rper, blickt ihn mit einem Ausdruck von �berraschung an.