Der Reisende füllt seine Lungen mit der scharfen und eiskalten Luft der Berge. Wie gut es tat, der unterirdischen Enge und Dunkelheit entflohen zu sein. Wie herrlich, die sternengesprenkelte Weite des Nachthimmels über sich zu sehen und die glitzernden Hänge der verschneiten Gipfel. Frei. Frei von aller Last. Er erinnert sich an nichts weiter als das, was er ist. Entflohen einem schweren Schicksal und entflohen dem unzulänglichen Körper, der aus irgendwelchen Gründen in irgendeinem tiefen Berg lag. Und mit jedem Atemzug der klaren Luft gerät auch dieser winzige und schwache Leib in Vergessenheit.

Hier ist seine Heimat und hier konnte seine Reise ein Ende finden. Hier würde er immer willkommen sein. Und frei.....

Doch langsam schleicht sich ein ahnungsvoller Schatten in seinen Verstand und formt sich zu den Bruchstücken leidvoller Erinnerungen. Nein. Er war nicht frei. Noch nicht. Da war immer noch etwas, was getan werden musste. Aber er will sich nicht erinnern. Verzweifelt versucht er, die bedrohlichen Gedanken zu vertreiben. Vergeblich.

Und nun schiebt sich der Schatten auch vor die funkelnden Sterne. Schwarz und unheilvoll jagen die Wolken dahin, Schnee beginnt zu fallen, wirbelnde Flocken die schliesslich in Regen übergehen. Wie eine Ermahnung gegen das Vergessen fallen die Tropfen auf sein Gesicht........

Blinzelnd öffnet der Reisende die Augen. Schwaches, kaltes und magisches Licht umgibt ihn in der dumpfen Enge des Berges. Kein weiter Himmel. Kein Regen. Aber als er sich mit der Hand über das Gesicht wischt, ist sie nass.

Verwirrt richtet er seinen Blick auf den Priester Undars, der nur wenige Schritte neben ihm steht und in Gedanken versunken scheint.