Alrik übernimmt die Edelsteine von Glance - nicht ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was wäre, wenn diese Edelsteine ihm gehören würden, wobei er doch auf seiner Schatzsuche nie etwas gewann - und wird im nächsten Moment von Rashidas kleiner Ansprache überrascht.

Sie umarmt alle Gruppenmitglieder herzlich - und schon ist sie verschwunden.

"Das ging aber schnell !" denkt Alrik halblaut. In seinen Gedanken blitzt es auf, daß sie sich vielleicht nie mehr wiedersehen werden ...

Aber das ist natürlich Unfug. Der Streuner schüttelt den Kopf, und hat nun wichtigeres zu tun. "Bis eine Stunde vor Sonnenuntergang dann" ruft er Glance zu und nickt dann, ehe er im Stadttor verschwindet.

Die Wachen sind grün-blau gekleidet und haben Rüstungen an. Sie sind nicht gekleidet wie Krieger - jedenfalls nicht wie die Krieger, die Alrik bisher kennenlernen konnte - und scheinen einen Angriff auf ihre Stadt nicht zu fürchten. Er entnimmt dies der Art ihrer Rüstung : eher leicht und nachlässig. Wachen einer kriegsbereiten Stadt waren das nicht.

"Halt ! Wer bist du und was willst du hier ?" ruft ihm eine der Wachen zu. Der Wächter, ein dunkelhaariger, fast schwarzhaariger Mann, etwas größer als der Streuner, nimmt seine Sache sehr ernst. Scheinbar ist hier viel Verkehr zwischen Rechem und Groß-Furtheim.

"Ich bin hier, weil ich Dinge benötige, und andere Dinge verkaufen will, für meinen Lebensunterhalt" erwiedert der Streuner.

"So, so, das wollen viele hier. Woher kommst du ?" fragt der eine Wächter, und mißt Alrik mit einem abschätzigen Blick ab.

"Ich komme aus den Brechern, ich lebe als Jäger dort, und habe dort einige sonderbare Dinge gefunden" ändert Alrik die Wahrheit etwas ab. Der Wächter streicht sich um den schwarzen Bart. "Ja, das könnte sein, unsere Magier hier haben von seltsamen ... Erschütterungen berichtet, was auch immer das heißen mag. Vielleicht kannst du ihnen neue Kunde bringen. Wenn du reinkommst, kannst du schon rechts das große Gildenhaus sehen, das Haus der Magier. Dort kannst du dich an Magister Johram wenden, der ist zur Zeit an Informationen aus den Brechern sehr interessiert. Vielleicht fällt dir dabei sogar ein Geldstück ab, Waldläufer."

Es ist das erste Mal, daß ihn ein Mensch so bezeichnet. Waldläufer. Alrik spürt, daß der Wächter um das Wort gerungen hatte - wahrscheinlich hätte er ihn mit einem abschätzigen "Streuner" bedacht, aber daß er so in den Waldfarben gekleidet war, war wohl sein Glück ...

Er erinnert sich wieder daran, daß er sich eigentlich umziehen wollte, für diese Stadt, aber es nun vergessen hatte.

"Noch eine Frage, Wachhauptmann," fragt Alrik, "wo ist hier der Marktplatz ?" "Wenn du reinkommst, halte dich links, zum Tempel hin, da ist ein Brunnen mit einer Statue oben drauf, das ist der Marktplatz. Nun geh schon, und blockiere hier nicht das Tor !" ruft er ihm zu. Alrik nickt und huscht weiter.

Dier Edelsteine ... das würde schwierig werden. Er mußte erst einmal die Händler hier auskundschaften, und das kostet Zeit.

Der Platz hinter dem Tor öffnet sich zu einem weiten Platz. Kinder spielen da, und Volk lungert herum. Leute wandern zum Tor hinein, und einige wenige wieder hinaus. Ob heute Markttag ist ? fragt sich Alrik.

Rechts ist das Gildenhaus zu sehen, ein imposanter, rechteckiger Bau, aus schwerem, grau-schwarzem Stein erbaut, oben mit einem Holzstockwerk gekrönt. Das Haus besitzt Fenster, sogar farbige, was auf einen gewissen Reichtum hindeutet.

Nun ja, Magister Johram. Alrik beschleunigt seine Schritte, als er hinter sich das Muhen einer Kuh hört. Er dreht sich um, und sieht eine gemütliche Kuh hinter sich vorwärtsdrängen, in die Stadt hinein. Alrik ändert seine Richtung. Zum Gildenhaus hin.

Die schwere, dunkle, dumpfe, hölzerne Türe, fast ein Portal, ist geschlossen, aber ein Wächter steht davor. Diser sieht untypisch für einen Magier aus : So hat zum Beispiel sein Magiestab ein mit einer Schneide verziertes Ende - sehr scharf und sehr gefährlich. Ein Kampfmagier also ?

Der braun-grün gekleidete Streuner mit seinem mantelähnlichen Überwurf und der zurückgeklappten Kapuze tritt an diesen Wächter heran. "He, da, ich suche einen Magister Johram, der soll angeblich zur Zeit ganz wild auf Geschichten über die Brecher sein !" spricht ihn Alrik an, den ungehobelten Landstreicher markierend.

Der Wacht-Magier schaut ihn mit unbeweglichem Blick von Kopf bis Fuß an, bis er sagt, "Erster Stock, zweite Tür rechts." Dann dreht er sich um, und klopft mit dem runden Knauf seines Stabes zwei Mal auf die Türe, wobei ein melodisches Geräusch erklingt, als schlage jemand einen Gong aus Holz an.

Von drinnen wird die Türe geöffnet, und eine schwarzgekleidete, kuttenverhüllte Gestalt öffnet. Alrik tritt ein. "Wohin des Weges, Unbekannter ?" wird er gefragt. "Zu Magister Johram" antwortet Alrik. Der dunkle Geselle streckt den Arm aus in einer Geste, die zeigt, daß der Gang nun frei ist. "Seiet aber gewarnet, daß die Magisteren nicht gestöret wollen seien !" warnt er ihn noch.

Alrik macht sich auf den Weg. Es ist sehr dunkel hier, fast düster. Nur vom Ende des Ganges leuchten lustige bunte Farben von verschiedenfarbigen Fenstern herein. In der Mitte des Ganges beginnt die hölzerne Treppe nach oben. Die Stufen quietschen, als Alrik nach oben geht.

"Zweite Türe, rechts" ruft sich Alrik ins Gedächtnis zurück. Er klopft an. Alles ist hier aus Holz, wie er feststellt. Nur das Erdgeschoß ist vollständig aus Stein erbaut.

"Herein" ruft eine tiefe Stimme. Der Streuner tritt ein.

Am Ende des holzgetäfelten Zimmers sitzt ein weißbärtiger Mann, mit weißem, Haar und einer grauen Kutte gekleidet, an einem hölzernen Schreibtisch. Er sieht freundlich aus, und die Falten in seinem Gesicht verraten, daß er viel und gerne lacht.
Neben ihm befinden sich Regale mit Büchern, Folianten und Plänen, daneben mehrere glänzende, glitzernde Steine. Er scheint gerade an einem Brief oder einer Abhandlung geschrieben zu haben. Die Tinte auf dem Blatt Papier ist noch feucht.

"Hallo, und guten Tag," beginnt Alrik ... "Hallo, mein Name ist Magister Johram, und wollen Sie sich nicht zuerst vorstellen ?" fragt der Gastgeber freundlich. "Nun, ... ich heiße Alrik Fassbauer, und bin ... ein ... Waldläufer. Ich habe gehört, daß sie Informationen und Geschichten zu den Brechern suchen." "Ja, das tue ich." erwiedert der Gastgeber. "Nun, ... ich komme von da."

Der Gastgeber, Magister Johram, lehnt sich zurück, und faltet die Hände über dem Schreibtisch, an dem er sitzt. "Ich höre." erwiedert er.

"Ich komme aus den Brechern, und habe dort ein Erdbeben bemerkt. Es ist eine Bergflanke herabgestürzt, in der etwas eingebaut war ... ein Tempel vielleicht. In der Nähe lagen zwei Leichen von Jägern, und sie trugen einige Sachen bei sich, waren aber von irgendetwas überrascht worden. Ich habe mir von ihnen genommen, was ich brauchte, weil ich selber in Schwierigkeiten war, und habe dies hier bei ihnen gefunden." Damit kramt Alrik in seinen unergründlichen Taschen und holt einen Ring und ein Amulett hervor. "Diese Dinge sehen aus wie Abzeichen oder Erinnerungsstücke, und ich dachte, Sie könnten vielleicht etwas damit, das eventuell Hinterbliebenen übergeben." Der Magister nimmt die Stücke entgegen, begutachtet sie, und legt sie dann vor sich auf den Schreibtisch.

Alrik macht eine Pause. Nun würde sich entscheiden, wieviel der Magister über die Brecher selbst wußte.

"Nun," beginnt dieser, "wir haben selber Erschütterungen gespürt und gemessen," beginnt er gedehnt, "aber eher magischer Natur. Das, was Sie hier mir sagen, ist in Teilen neu für uns." Damit beginnt er, sich über den Bart zu streichen. "Sagen Sie, wissen Sie, wie dieser Tempel aussah ?"

Alrik ist sich unsicher, wieviel er preisgeben soll. Er entschließt sich, das erst einmal zu vertagen. "Hören Sie, ich bin gerade erst in diese Stadt gekommen, weil ich in den Brechern ursprünglich einen Schatz suchte" - womit der gute Magister sich wahrscheinlich denken kann, daß es zumindest einmal eine Karte gab oder sie in Teilen noch gibt - was für die Bedeutung des Gebäudes (was immer es mal war, ob Tempel oder nicht), sprechen würde, denkt Alrik - "und ich brauche zu allererst Geld für meinen Lebensunterhalt. Sagt, könnt Ihr mir zwei Edelsteine abkaufen, die ich in den Brechern fand?"

Wieder streicht sich Magister Johram durch den Bart. "Ja, das kann ich" sagt er nachdenklich, "kann ich sie mal sehen ?"

Zögerlich und widerstrebend holt Alrik die Edelsteine heraus und zeigt sie dem Magister. "Sagt, wie weit kann ich euch trauen, was glaubt ihr ?" fragt er unverholen. "Diese Edelsteine sind wertvoll, und ich werde sie nicht unter Wert verkaufen."

Überrascht hebt der Magister die buschigen Augenbrauen. "Nun - ich bin ein ehrlicher Mann. Auch, wenn das einige der magiefeindlicheren Priester dort unten vielleicht nicht glauben wollen. Darf ich die Edelsteine mal näher ansehen ?" fragt er, ohne zu drängen.

Alrik übergibt ihm die Edelsteine, im Geiste seine Wurfmesser durchzählend. Er ist sich aber nicht sicher, ob er gegenüber einen Magier überhaupt eine Chance hätte. Was, wenn dieser Magier sie einfach behielt ? Würde man ihm im Falle eines solchenh Diebstahls trauen, oder eher dem Magister ?

Magister Johram dagegen dreht die Steine zwischen Zeigefinger und Daumen. Er scheint beeindruckt. "Diese Edelsteine sind von reinstem Wert. Sehr gut." Er betrachtet sie noch ein Weilchen, dann schließt er ab, und übergibt sie wieder Alrik. "Ich biete 200 für jeden. In Gold. Sie sind sehr rein, außergewöhnlich rein, und passen hervorragend in meine Sammlung."

Als sich Alrik unschlüssig zeigt, setzt der Magister hinzu: "Seht, ich bin Geomant. Das heißt, ich studiere die Magie in Beziehung zu Steinen und Gesteinen, besonders aber zu Edelsteinen. Eure Ankunft ist für mich von sehr großem Glück, denn ich wollte gerade einen Brief schreiben, um nach solchen Edelsteinen zu schicken. Und das wäre für mich sehr teuer geworden, weil ich eine Expedition ausschicken müßte. Diese Edelsteine, die Ihr mir brachtet, sind sehr rar, und es ist nicht bekannt, wie sie den Weg in unsere Märkte finden." Damit nimmt er das auf seinem Schreibtisxch liegende Papier und zerreißt es vor seinen Augen. Die Schnipsel läßt er dort liegen. "Ihr könnt sie euch nehmen und wieder zusammensetzen, wenn Ihr mir nicht glaubt."

"Ich bin für 500." entgegnet Alrik.

"Hm, ich biete euch 300." hält der Magister entgegen.

"450" antwortet Alrik.

"350" erwiedert der Magier.

Alrik schüttelt den Kopf, und wendet sich schon zum Gehen, als der Magister ihm zuruft : "Meinetwegen, 400. Aber mehr kann ich wirklich nicht zahlen !"

Alrik grinst breit. So viel hätte er auch geschätzt. "Einverstanden !"antwortet er, und hält seine Hand hin. Der Magister, obwohl ungewohnt, schlägt ein. "400." bekräftigt er.

Dann läutet er ein Glöckchen, und nach ein paar Sekunden erscheint ein Bediensteter des Gildenhauses. "Ihr wünscht ?" fragt ihn ein ungewöhnlich lang gewachsener Gnom.

"Ich wünsche, daß Ihr zwei Mal 400 Rechemer Goldtaler aus meinem Geldfundus abzieht, mir zubringt, und sie unter "Neuerwerbungen" abbucht." antwortet Magister Johram. "Danke, das wäre dann alles." fügt er mit einem Nicken hinzu, als sich der Gnom nicht fortbewegt. Erst dann verschwindet der Bedienstete aus dem Studierzimmer.

Der Magister steht auf, geht zu den hinteren Fenstern, und macht eines auf. "Etwas frische Luft hereinlassen" erklärt er zu Alriks staunendem Blick. "Ja, gut." erwiedert Alrik.

Dann ist der Gnom auch wieder da, und bringt das Gold in einer kleinen, sicheren, steingemeißelten Schatulle. "Gebt meinem Besucher diese Schatulle ebenfalls, und berichtet dem Handwerkermeister unseres Hauses, daß ich eine neue brauche. Danke, Ihr könnt gehen." Damit verschwindet der Gnom wieder.

Alrik nimmt die Schatulle an, öffnet sie, und prüft das Gold (hineinbeißen wirkt immer). Dann zählt er sie durch. Zufrieden händigt er dem Magister sodann die beiden Edelsteine aus. "Gutes Geschäft", fügt er hinzu. "Für beide Seiten", antwortet Magister Johram, in Gedenken daran, daß ihm dieser Kauf eine teure Expedition erspart hat.

"Sagt an, könnt Ihr mir mehr von diesem ... Tempel oder was das war erzählen ?" fragt Johram den Streuner. "Vielleicht, "antwortet Alrik, "das kommt drauf an, wie gut ich mich in dieser Stadt zurecht finde. Zuerst brauche ich ein Zimmer und ein gutes Essen."

"Dann geht zur Herberge 'Unter Dach und Fach', die sich am Marktplatz befindet. Sie ist sehr gut, und das Essen ist gute Hausmacherkost. Ich habe selbst dort eine Zeit lang gewohnt, bevor ich hierhin zog." Damit deutet der Magier auf ein Klappbett, das in einer Ecke steht, aber noch als Solches erkennbar ist. "Elfische Handarbeit. Es gibt nichts Besseres !" fügt er hinzu.

"Nun gut, ich muß gehen. Vielen Dank auch, und vielleicht komme ich nochmal vorbei und erzähle mehr von den Brechern."

"Auf Wiedersehen, Herr Fassbauer, und mögen sich Ihre Wege immer zum Besten wenden !"

Damit verabschiedet der Mgister den waldläufer, der zurück in den dumpfen, hölzernen Gang tritt, dessen Paneele qietschen.

Er geht wieder die Treppe hinunter, und wendet sich zum ausgang hin. Dort steht immer noch dieser dunkle, kuttenverhüllte Geselle, der aber nun nicht ganz so abweisend wirkt, da er gesehen hat, daß Alrik länger geblieben ist, was auf eine gute Unterredung hindeutet. In den Augen dieses Wächters steigt eine Person umso mehr im Ansehen, je länger ihre Unterredung mit einem der hier ansässigen Magister dauert.

Als Alrik auf den freien Platz tritt, holt er erst einmal tief Luft. es tut gut, wieder frei atmen zu können ! Wie es bloß die Magier in ihren Studierzimmern aushielten !?

Mit einem breiten Grinsen strebt er dann wieder dem Stadtausgang zu. Er hat der Gruppe einiges zu berichten !


Außerhalb der Stadtmauern läßt er sich am Waldrand nieder, dort, wo auch Stone und der Drache warten.

Last edited by AlrikFassbauer; 29/11/04 11:02 PM.

When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

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